veruntreut hatte. Er wurde hauptsächlich deswegen 14. Aug. mit 195 gegen 5 Stimmen zur Deportation nach einem befestigten Platz in
contumaciam verurteilt. Seine feige Flucht und diese Enthüllungen schadeten Boulanger so sehr, daß seine Partei bei den Generalratswahlen
und bei den Wahlen für die Deputiertenkammer (22. Sept.) schwere Niederlagen erlitt. Er selbst wurde zwar in
Montmartre gewählt, aber die Wahl war gesetzlich ungültig und wurde auch im Dezember von der Kammer dafür erklärt. Boulanger begab
sich im Herbst 1889 nach Jersey und von da nach Spanien. Der eine Zeitlang so mächtige Boulangismus (Boulange) schien tot zu
sein.
(spr. burscheh), Paul, franz. Schriftsteller, geb. 1851 zu Amiens, vollendete in Paris seinen in Clermont-Ferrand
begonnenen Studiengang und trat zuerst vor die Öffentlichkeit mit einer Sammlung von Gedichten, »Vie iniquete«, welche dem
Titel gemäß den Stempel weltschmerzlicher Stimmung tragen. Diese bildet auch den Grundton der »Aveux« (1882),
denen »Edel«, eine in leidenschaftlichen Versen erzählte Herzensgeschichte, voranging. Als Dichter, den eine unverkennbare
Neigung für das Phantastische beherrscht, lehnt sich an Baudelaire sowie an die Engländer Shelley, Keats, Tennyson u. a. an.
Von seiner Selbständigkeit als Kritiker zeugen dagegen seine »Essais de psychologie contemporaine«
(1884, fünf Studien über Baudelaire, Renan, Flaubert, Taine und Stendhal),
»Nouveau essais« (1885) und »Étude
et portraits« (1888, 2 Bde.),
welche ihm einen hervorragenden Platz verschafft haben. Seine vielgelesenen, pessimistisch
gestimmten Romane sind: »L'Irréparable« (1884),
»Crime d'amour« (1886),
»André Cornélis« (1887),
»Mensonges« (1888),
»Le
Disciple« (1889),
und ihnen schließt sich noch die Novellensammlung »Pastels«
an. Gesammelt erschienen seine »Poésis« (1885-87, 2 Bde.).
eins der auch litterargeschichtlich wichtigsten Pariser Theater der Renaissanceperiode und des 17. Jahrh.,
tauchte auf der Stelle des alten, den Herzögen von Burgund gehörigen Hôtel de Bourgogne als Theater der
Passionsbrüderschaft 1548 auf. Durch das Verbot Franz' I., die alten Mysterien weiter aufzuführen, sah sich die privilegierte
mittelalterliche theatralische Gesellschaft auf weltliche Dramen angewiesen, vermietete schon vor dem Ende des 16. Jahrh.,
auf eigne Darstellungen verzichtend, ihr Haus an eine Truppe von Berufsschauspielern. Allerdings unternahm sie noch wiederholte
Versuche, ihr altes Privilegium in seinem vollen Umfang wieder, zuerhalten und aufs neue Erlaubnis zur Vorfüh-
rung
der Passions- und legendarischen Spiele zu erlangen. Da sie damit nicht durchdrangen, mußten sich die Passionsbrüder
mit der Erhebung einer Abgabe von den auf ihrem Theater spielenden Schauspielergesellschaften begnügen. Unter der Regierung
Ludwigs XIII. erhielt die im B. spielende Truppe die Erlaubnis, sich Troupe royale des comédiens (Comédiens
de l'elite royale) nennen zu dürfen, und beantragte schon 1615, von den an die Passionsbrüderschaft zu leistenden Vergütungen
befreit zu werden, was jedoch erst sehr viel später (1677) wirklich erfolgte.
Durch Darstellung der neuentstehenden regelmäßigen Tragödien und Komödien bot das Bourgognetheater dein neubegründeten
Maraistheater wie späterhin der von Molière geleiteten Bühne des Petit Bourbon und Palais-Royal die Spitze und suchte seinen
Rang als vornehmste Stätte der Schauspielkunst zu behaupten. Lange Zeit blieb das Theater das besuchteste; trotz Molières unermüdlichen
Anstrengungen gelang es seiner Leitung, immer wieder hervorragende Werke und Kräfte für sich zu gewinnen,
noch nach Molières Tod 1673 traten einige seiner besten Schauspieler zum Bourgognetheater hinüber.
Gleichwohl ging es mit der stolzen Bühne und Truppe von dem Augenblick an abwärts, als sich die Truppen des Marais und Palais-Royal
zu einer Gesellschaft vereinigten, welche im Theater Guénégaud spielte. Ludwig XIV., der längst der Rivalität
der streitenden Bühnen müde war, kam dem Bourgognetheater mit dem Befehl vom zu Hilfe: sich mit der Gesellschaft im Theater Guénégaud
zu einer einzigen französischen Schauspielertruppe, die nunmehr erst den stolzen Namen der Comédie-Françcaise (s. Theâtre-Français,
Bd. 15) annahm, zu verbinden. Das bisherige
Bourgognetheater ward jetzt einer italienischen Gesellschaft überlassen, 1691 geschlossen, 1716 wieder eröffnet, endlich 1783 demoliert.
(spr. bumar), Henri Jean Baptiste, Ingenieur, geb. 1747, diente seit 1768 im französischen Geniekorps, leitete 1792 die
Arbeiten zur Verteidigungseinrichtung von Verdun, wanderte 1793 nach Deutschland aus und schrieb hier einen
»Essai général de fortification er d'attaque et défense des places«
(Berl. 1797-99; 3. Ausg. von Augoyat, Par.
1837; deutsch von Kesmann, Berl. 1800-1801), in welchem er das Bastionärsystem zu verbessern suchte. Er widmete das Werk
dem König von Preußen und wurde infolgedessen 1796 als Major im preußischen Ingenieurkorps angestellt.
Er fiel bei der Verteidigung von Danzig
(spr. buweh-), Inselgruppe im Antarktischen Ozean, unter 54° 16' südl. Br. und 6° 14'
östl. L. v. Gr., zuerst 1739 von dem Franzosen Bouvet und später öfters gesehen, doch nie besucht.
Auf der nördlichsten
Insel Thomson befindet sich ein Vulkankegel.
Eine amerikanische Expedition zur Erforschung dieser und andrer benachbarter Südpolargebiete
wurde 1888 ausgesandt.
2) Auguste, protest. Theolog, geb. zu Genf,
erhielt seine
theologische Bildung in Genf
und Berlin, ging 1853 nach Paris als Gehilfe von Adolphe Monod beim Evangelisationswerk und bekleidete
vorübergehend das Amt eines Pfarrers an der Schweizer Kirche in London. Nach seiner Heimat zurückgekehrt, wurde er 1854 Pfarrer
in Céligny, 1857 in Genf;
daselbst 1861 Professor der
mehr
Apologetik und praktischen Theologie, seit 1865 auch der Dogmatik geworden, legte er 1862 das Pfarramt nieder. Seine wichtigsten
Schriften sind: »Étude sur les conditions du dèvelopement social du Christianisme« (1851);
»Le chrètien, ou L'homme accompli« (1857);
»L'apologétique actuelle« (1866);
»La révélation« (1870);
Époques et caractères
bibliques" (1873);
»L'esprit du Christianisme« (1877);
»La compagnie des pasteurs de Genève« (1878);
»Paroles de foi et de liberté« (1882);
»Le divin d'apres les apôtres« (1882);
»Le protestantisme à Genève« (1884);
»Nouvelles paroles de foi et de liberté« (1885);
»Le pasteur John Bost, esquisse biographique«
(4. Aufl. 1881);
»La conscience moderne et la doctrine du péchè« (1886);