Arbeitszeit in der
Regel kärglichster
Lohn gezahlt wird, so ist strenge Überwachung doppelt geboten. Die Hauptschädlichkeit
bei der Blumenfabrikation besteht in der Verarbeitung
arsen-, kupfer- und blei-, selbst quecksilberhaltiger
Farben, welche
durch die kaiserliche
Verordnung vom (s.
Farbstoffe, Bd. 17) wesentlich eingeschränkt worden ist.
Aber auch manche
Teerfarben, z.B. viele Eosinfarben, gelbe und braune Azokörper, wirken schädlich genug.
Diese
Farben werden zum Teil in Staubform aus die mit Klebstoff überzogenen
Gewebe
[* 2] etc. aufgetragen, und in gleicher
Weise
benutzt man
Bronzefarben von sehr reizender
Beschaffenheit, Bleiglaspulver etc. Die Einfühung staudichter Entstäubeapparate,
gute Vetilation und große Sauberkeit würden die beste Abhilfe schaffen, deren übrigens in diesem
Fall
der
Magen
[* 3] mehr bedarf als die
Lunge.
[* 4] Auch die Arbeitskleidung bedarf der Berücksichtigung, es sind
Kappen und
Hüllen auf dem
Kopf zu tragen, beim Verlassen der Werkstatt ist die
Kleidung zu wechseln und der
Körper gründlich zu waschen.
Bei Blumenarbeiterinnen häufigeEntzündungen und
Geschwüre an den
Händen sind wohl auf die unvermeidlichen
kleinen Verwundungen mit
Draht
[* 5] etc. zurückzuführen, da durch diese oft genug Infektionsstoffe in das
Blut eindringen mögen.
Die schlechte
Beleuchtung
[* 6] in den kleinen Betrieben erzeugt
Kurzsichtigkeit und Herabsetzung der Sehkraft. Schließlich ist
auch die Feuersgefahr zu erwähnen, welche durch die massenhafte Verwendung von
Kollodium entsteht.
Name einer nach dem
Tod I. K.
Bluntschlis 1882 gegründeten
Stiftung, aus deren Zinsenertrag
Preise für die Bearbeitung völkerrechtlicher
Fragen verteilt werden.
[* 13] (blütenbiologische
Statistik). Eine der wichtigsten
Fragen der Blütenbiologie, inwieweit
nämlich die durch den morphologischen
Aufbau einer
Blüte
[* 14] wahrscheinlich gemachte Bestäubungsart derselben durch die thatsächliche
Beobachtung bewiesen werden kann, hat auf Anregung von
Darwin und
Delpino zuerst
HermannMüller in größerm
Umfang zu lösen
versucht, indem er die auf den Blumenarten
Westfalens und
Thüringens sowie der
Alpen
[* 15] von ihm angetroffenen
Insettenspezies numerich feststellte. Wenn auf diese
Weise auch kein absolut vollständiges Verzeichnis der Blumenbestäuber
eines bestimmten Gebiets zu gewinnen ist, so konnte
Müller doch, gestützt auf ein etwa 10,000 Einzelfälle umfassendes
Material,
eine
Reihe von allgemeinen
Sätzen aus seinen
Beobachtungen ableiten, welche die thatsächliche Grundlage der von ihm aufgestellten
Blumentheorie bilden. Es ordnet zu-
nächst
die Blumenarten in eine
Reihe von Anpassungsstufen, nämlich: Windblüten, Pollenblumen,
Blumen mit offenem, mit teilweise
verstecktem und mit völlig geborgenem
Honig, Blumengesellschaften,
Fliegen-,
Schlupfwespen-,
Bienen-,
Hummel- und Falterblumen,
und untersucht nun, ob jede dieser Blumenklassen in der überwiegenden
Mehrzahl der
Fälle auch von solchenInsekten
[* 16] besucht und bestäubt wird, welche nach der
Bildung ihrer Mundteile und ihren sonstigen körperlichen und biologischen
Eigenschaften,
bei
Bienen z. B. auch des Sammelapparats u. dgl.,
der Ausbeutung der betreffenden Blumenkategorie vorzugsweise angepaßt erscheinen; es müssen demnach auf einer Bienenblume
auch thatsächlich die
Bienen, auf einer Falterblume die
Schmetterlinge
[* 17] das Hauptkontingent der Bestäuber
bilden.
Fälle, in welchen ein Besucher die ihm mechanisch aufgezwungene
Übertragung des
Pollens von
Blüte zu
Blüte wegen ungeeigneten
Körperbaues nur unregelmäßig oder überhaupt nicht ausführt, oder in welchen er, wie dies die
Hummeln an manchen
Blüten
thun, auf gewaltsame
Weise durch Einbeißen von Löchern in den Blütendecken sich Zugang zu den versteckten
Honigquellen zu verschaffen sucht (Blumeneinbrüche) oder ganze Blütenteile verzehrt, sind selbstverständlich als besondere
Gruppe zu behandeln. Da in der
Länge des Saugorgans eines Blumenbesuchers und in der Tiefe, in welcher vom Blüteneingang
aus eine
Blume den
Honig birgt, ein ganz bestimmter, direkt meßbarer
Grenzwert in den
Dimensionen beider
gegeben ist, bei dessen Überschreitung entweder dem
Insekt die Ausnutzung der Honigquelle versagt wird, oder für die
Blume
der Bestäubungserfolg des Infektenbesuchs in
Frage kommt, so erscheint es von vornherein auch ohne direkte Zählung der Besuche
wahrscheinlich, daß die langrüsseligen und auch im übrigen Körperbau auf Blumenbesuch eingerichteten
Insekten, wie
Hummeln und
Schwärmer, vorzugsweise die ihrer Rüssellänge entsprechenden und ihnen auch in anderweitigen Spezialeinrichtungen
entgegenkommenden
Blumen mit tiefster Honigbergung aufsuchen werden, während die kurzrüsseligen
Insekten, wie die
Mehrzahl
der
Fliegen,
[* 18]
Grab- und Faltenwespen u. a., besonders auf
Blumen mit flach liegenden
Honigdrüsen am bequemsten und reichlichsten
Nahrung finden dürften.
Die bisweilen ausgesprochene
Ansicht, daß stets gewisse Insektenarten auf bestimmte Blumenarten angewiesen und als Bestäuber
derselben thätig seien, wird durch die thatsächliche
Beobachtung widerlegt; es können vielmehr (wenigstens in der ganz
überwiegenden
Mehrzahl der
Fälle) bestimmte
Insekten- und Blumenarten durch verwandte
Formen selbst aus verschiedenen
Gattungen
und
Familien ersetzt werden, ohne daß der Bestäubungserfolg Einbuße erleidet, so daß demnach von
einer spezifischen, d. h. Art an Art bindenden,
Anpassung keine
Rede sein kann.
Anderseits besuchen selbst hochorganisierte Blumenbesucher, wie die
Hummeln, unter Umständen auch offene Honigblumen, wie
auch umgekehrt kurzrüsselige
Fliegen und
Hymenopteren an
Blumen mit tief geborgenem
Honig in oft nutzloser
Weise thätig sind. Die Auswahl der
Blumen durch die
Insekten sowie die Anlockung letzterer durch jene geschieht zwar im gangen
unter durchgreifender Gesetzmäßigkeit, aber trotzdem, wie bei allen derartigen biologischen Vorgängen, unter vollkommener
Freiheit und Zwanglosigkeit im einzelnen. Dieses
Verhältnis macht die Aufgabe der
Blumen- und Insektenbesuchsstatistik zu
einer ebenso anziehenden wie schwierigen. H.
Müller¶
mehr
hat durch rastlosen Fleiß im Sammeln seiner statistischen Beobachtungen zunächst festzustellen vermocht, daß, je tiefer
eine Blumenklasse den Honig birgt, desto mehr sie auch von langrüsseligen Besuchern ausgebeutet wird, während die offenern
Honigblumen auch vorwiegend von kürzerrüsseligen Insekten aufgesucht werden. Umgekehrt führen die Blumenbesucher, je kurzrüsseliger
sie sind, desto mehr Besuche an Blumen mit flach liegendem Honig aus, während die langrüsseligen Gäste
die tief liegenden Honigquellen bevorzugen.
Die einer bestimmten Blumenform einseitig angepaßten Insekten, wie Hummeln und Schwärmer, suchen die ihnen im Gesamtbau bequemste
Blumenform auch in Wirklichkeit vorwiegend auf. Die kurzrüsseligen Besucher bevorzugen ferner die hellen (weißen und gelben)
Blumenfarben, die langrüsseligen ziehen die uns dunkler erscheinenden Farbennüancen (Rot, Blau und Violett) vor, was in unsrer
einheimischen Blumenwelt darin ein Gegenstück findet, daß die Mehrzahl der Bienen-, Hummel- und Falterblumen dunkle und die
der Blumen mit flach geborgenem Honig helle Farben tragen.
Diese Hauptergebnisse der Untersuchungen Müllers müssen, da sie nur an einer beschränkten Anzahl der
einheimischen Blumen- und Insektenarten und aus unvollständigen Beobachtungsreihen gewonnen sind, noch einer weitern Prüfung
unterworfen werden, ehe sie Anspruch auf Allgemeingültigkeit machen dürfen. Die zunächst liegende Frage ist die, ob die
Auswahl, welche unsre einheimischen Insektenarten an einer durchaus veränderten Blumenflora treffen, nach
andern Regeln erfolgt, als sie Müller für die einheimischen Blumen festgestellt hat.
Diese Frage wurde von E. Loew durch Feststellung der an Freilandpflanzen des Berliner
[* 20] botanischen Gartens beobachteten Insektenbesuche
beantwortet, indem auch unter so veränderten Umständen, wobei den Insekten nordamerikanische, südeuropäische, sibirische
und japanische Blumenarten dargeboten wurden, trotzdem die Auswahl im allgemeinen den von Müller aufgestellten
Regeln entsprechend erfolgte. Mac Leod zeigte dann ferner, daß man durch eine etwas abgeänderte statistische Zählmethode
zu noch einwandfreiern Ergebnissen gelangen kann, als dies Müller und Loew möglich war; auch ersann er eine graphische Darstellung der
Zahlenresultate mittels Koordinaten
[* 21] und Funktionslinien, durch welche die betreffenden Zahlenverhältnisse
leichter zu übersehen sind; er zeigte unter andern: auf diese Weise unter Benutzung des Beobachtungsmaterials von Müller
und Loew, daß auch die Falterblumen vorwiegend von Schmetterlingen besucht werden, was aus den bisherigen Beobachtungen nicht
unmittelbar zu ersehen war.
Loew hat dann schließlich auch die von zahlreichen andern Beobachtern aufgezeichneten und in der
Litteratur zerstreuten Notizen über Blumenbesuche von Insekten gesammelt und an denselben unter Benutzung der Zählmethode
von Mac Leod gezeigt, daß diese in den verschiedensten Gegenden, z. B. auf dem Dovrefjeld in Norwegen
[* 22] von Lindmann, in Tirol
[* 23] von Dalla Torre etc., aufgezeichneten Beobachtungen bei richtiger Abgrenzung der Anpassungsklassen durchaus
übereinstimmende und die Blumentheorie Müllers bestätigende Ergebnisse liefern; auch stellte er zahlreiche, neuerdings
von ihm im norddeutschen Tiefland, in den deutschen und österreichischen Mittelgebirgen sowie in den Alpen aufgezeichnete
Beobachtungen über Blumenbesuche zusammen, welche in drei voneinander unabhängigen Beobachtungsreihen durchaus übereinstimmende
Re-
sultate ergaben. Die gegenseitige Abgrenzung der Anpassungsgruppen hat Loew gegen Müller insofern geändert,
als er sowohl unter den Blumen als ihren Bestäubern nur drei Hauptkategorien, nämlich
die Gruppen der allotropen (ungleich
angepaßten), hemitropen (halb einseitig angepaßten) und eutropen (ganz einseitig angepaßten) Formen unterscheidet, welche
auf Grund ihrer morphologischen und biologischen Eigenschaften ohne Rücksicht auf etwanige Deszendenzbeziehungen abgegrenzt
werden.
Nach Feststellung der thatsächlichen Grundlage der Blumentheorie werden künftig auch mehrere Nebenfragen eine präzisere
Beantwortimg erfahren können als bisher, wenn auch die blütenbiologische Statistik nur einen einzelnen Zweig der Blütenbiologie
darstellt und das immer liefer eindringende Studium der Blumeneinrichtungen selbst zur Voraussetzung hat (s. Blütenvariationen,
Bd. 17).
Vgl. E. Loew, Beobachtungen über den Blumenbesuch von Insekten an Freilandpflanzen des botanischen
Gartens in Berlin (im »Lehrbuch des königl. botanischen
Gartens«, Bd. 3 u. 4,
1884-85);