Auf epidemische, bez. endemische
Bleivergiftungen, welche von bleihaltigem Leitungswasser herrühren,
ist
man in jüngster Zeit besonders aufmerksam geworden. Eine der interessantesten dieser
Epidemien ist die 1886 in
Dessau
[* 2] aufgetretene.
Es wurden daselbst zur öffentlichen
Anzeige gebracht 92
Fälle, welche in 67
Häusern von 27 verschiedenen
Straßen vorkamen.
Der Bleigehalt des Leitunqswassers betrug bis zu 20,3mg im
Liter. Von den Leitungen pflegen nun nur die
Hausleitungen, nicht aber die in den
Straßen gelegten
Röhren
[* 3] aus
Blei
[* 4] herbestellt zu werden.
Daß gleichwohl bei der regelmäßig stattfindenden Entnahme von
Wasser aus den
Röhren im einzelnen
Fall sehr gerinne
Mengen
des in den
Körper aufgenommenen
BleisVergiftungen verursachen, hat seinen
Grund darin, daß das
Blei nicht
wie andre
Gifte aus dem
Körper wieder ausgeschieden wird. Dasselbe bleibt im Gegenteil im
Organismus zurück, häuft sich darin
an und kommt erst zur
Wirkung, wenn eine entsprechende
Menge sich angesammelt hat. Bezüglich der zumGenuß
gelangenden
Menge des
Wassers ist auch der in
Dessau beobachtete
Fall zu beachten, daß zur Bierbereitung bleihaltiges
Wasser
gebraucht sein kann. Es erkranken also auch Leute an Bleivergiftung, welche niemals
Wasser trinken.
Hauptursache des Überganges von
Blei in das
Wasser ist große Weichheit
(Armut an
Kalksalzen) und verhältnismäßig großer
Kohlensäurereichtum desselben. Die
Kohlensäure löst das
Blei auf, ist aber das
Wasser reich an
Kalk, so
bindet sie sich an diesen. Da eine völlige Beseitigung der Bleirohre für die Hausleitungen nicht wohl thunlich ist, so
bestehen die
Mittel zur Beseitigung der
Gefahr der Bleivergiftung zunächst in der Anwendung verzinnter Bleiröhren, ferner
in Zusatz von
Kalk zum
Wasser im
Reservoir, endlich in längerm Auslaufenlassen des
Wassers aus dem
Standrohrvor der Entnahme.
Wenn man eine konzentrierte
Lösung des
Salzes mit überschüssiger verdünnter
Schwefelsäure
[* 8] und etwas
Alkohol versetzt und filtriert, so dürfen einige
Tropfen des
Filtrats beimVerdampfen auf dem Platinblech
keinen Rückstand hinterlassen, welcher die Gegenwart fremder
Salze andeuten würde. Zusatz von Ferrocyankaliumlösung zu
einer Probe des
Filtrats zeigt durch Bräunung die Gegenwart von
Kupfer
[* 9] an. Eine andre Probe gibt auf Zusatz von
Oxalsäure
nach dem Übersättigen mit
Ammoniak einen weißen
Niederschlag, wenn
Kalk zugegen ist. Silbernitratlösung
zeigt durch einen weißen
NiederschlagChlorblei an. Erwärmt man eine andre Probe des
Filtrats mit einem
TropfenIndigolösung,
so tritt Entfärbung ein, falls Bleinitrat zugegen ist. Färbung mit Kaliumpermanganat bleibt einige
Minuten bestehen, wenn
nur sehr geringe
Spuren von empyreumatischen
Stoffen zugegen sind. Zur quantitativen
Untersuchung
löst man 1-2g B. in
Wasser, fällt das
Blei durch überschüssige verdünnte
Schwefelsäure,
setzt etwas
Alkohol zu, bringt das
Bleisulfat, nach einiger Zeit auf ein bei 120° getrocknetes und gewogenes
Filter, wäscht
mit verdünntem
Alkohol aus, trocknet samt
Filter bei 120° und wägt. 100 Teile
Bleisulfat entsprechen 68,3 Teilen
Blei. Bleizucker enthält
54,62 Proz.
Blei.
*,
Emil.
Statistiker, geb. zu
Magdeburg
[* 10] als Sohn eines Regierungsbeamten, studierte in
Berlin,
[* 11] wo er
für volkswirtschaftlich-statistische
Arbeiten zweimal den ersten Fakultätspreis erhielt, wurde 1864 zum Regierungsassessor
ernannt und war bis 1867 am königlich preußischen
Statistischen Bureau beschäftigt und
Hilfslehrer am statistischen
Seminar.
Hierauf an die
Regierung nach
Potsdam
[* 12] versetzt, wurde er 1869 zum Hilfsarbeiter. 1871 zum Mitglied des
Statistischen Bureaus ernannt, 1874 zum
Regierungsrat, 1881 zum
GeheimenRegierungsrat und 1888 zum
Geheimen Oberregierunasrat
befördert. 1875 Vertreter des
Direktors, Mitglied der statistischen Zentralkommission und des Zentraldirektoiums der
Vermessungen,
wurde er 1883 nach
Engels Rücktritt
Direktor des
Statistischen Bureaus.
Seit 1882 gibt Blenck sämtliche Veröffentlichungen des königlich preußischen
Statistischen Bureaus
(»Zeitschrift«, »Preußische
Statistik«, »Jahrbuch«,
»StatistischeKorrespondenz«) heraus, welche schon seit 1865 eine größere Zahl auch besonders erschienener
wissenschaftlicher
Arbeiten von ihm gebracht haben, so über die verschiedenen
»Volkszählungen«, über die »Schmalspurbahnen«,
»über die geschichtlicheEntwickelung, die gegenwärtige
Lage, und die Zukunft der
Ethnographie«
[* 13] 2c. Die
von ihm geschriebene Jubiläumsschrift »Das königlich preußische
Statistische Bureau beim
Eintritt in sein neuntes Jahrzehnt«
(Berl. 1885) wurde 1887 von
LeonCambert ins
Französische übersetzt. Blenck, welcher wiederholt größere
Reisen nach
Holland, Rußland,
Österreich
[* 14] 2c. machte, entwickelt neben seiner wissenschaftlichen auch eine ausgedehnte Vereinsthätigkeit.
Von den vom
Blitz getroffenen
Personen hat sich im allgemeinen die Hälfte im
Freien befunden und von
dieser Hälfte wieder die große
Mehrzahl unter
Bäumen. Da nun die Zahl der während eines
Gewitters im
Freien befindlichen
Personen sehr klein ist gegenüber der in Gebäuden befindlichen, so ist die relative Blitzgefahr der letztern
viel geringer als die der erstern. Die Zahl der jährlich vom
Blitz getroffenen Gebäude schwankt sehr stark, zeigt aber seit
30-40
Jahren eine so bedeutende Zunahme, daß die Durchschnittswerte der 80er Jahre eine etwa dreifach
so große Blitzgefahr wie die ersten 50er Jahre aufweisen. Im
Mittel für ganz
Deutschland
[* 15] betrug die Blitzgefahr 1874-77:
188, d. h. auf je 1 Mill. vorhandener Gebäude fielen jährlich 188 Blitzschläge. Im einzelnen
schwankt die Blitzgefahr so stark, daß dieselbe 1879-83 im
Kreis
[* 16]
Eckernförde 90, im
Kreis Süderdithmarichen 810 betrug.
Die Blitzgeflihr wird beeinflußt:
1) durch den Gesamtcharakter der Gegend. Flache Gegenden haben größere Blitzgefahr als gebirgige.
2) Durch die Terrainbeschaffenheit der unmittelbaren Umgebung. Gebäude auf erhöhtem
Terrain sowie solche in unmittelbarer
Nachbarschaft von
Flüssen und
Seen sind vorzugsweise gefährdet.
3) Durch die
Höhe der Gebäude, mit welcher die Blitzgefahr wächst.
4) Durch die örtliche
¶
mehr
Verteilung der Gebäude. Eng zusammengebaute Ortschaften vermindern die Blitzgefahr der Gesamtheit, daher die relativ geringere
Gefährdung städtischer Gebäude gegenüber ländlichen.
5) Durch die Bauart der Gebäude. Ein mit vielen Metallgegenständen versehenes Haus ist unter sonst gleichen Umständen dem
Blitzschlag mehr ausgesetzt als ein solches ohne Metall. Metälldächer, eiserne Anker
[* 18] und Träger,
[* 19] Wasserrinnen,
Gas- und Wasserleitungen wirken aber gleichzeitig als teilweiser Schutz gegen die zerstörende Kraft
[* 20] des einschlagenden Blitzes,
so daß es nicht geboten erscheint, diese Metallkonstruktionen aus Furcht, vor der Blitzgefatir einzuschränken.
6) Durch unmittelbare Nachbarschaft von blitzgefährllchen Gegenständen. Ein benachbarter Turm
[* 21] ist gefährlich, solange er
selbst keinen guten Blitzableiter besitzt. Ein benachbarter Baum gefährdet ein Haus, wenn der leitenden Verbindung
der Baumwurzeln mit der Erde elektrisch noch bessere Kommunikationen zwischen Haus und Erde gegenüberstehen. Dann erfolgt ein
Überschlag vom Baum auf das Haus. Andernfalls schützt ein Baum. Ebenso ist der Einfluß von benachbarten Telegraphen- und Telephonleitungen
teils ein schützender, teils ein gefährdender.
Ersterer überwiegt im allgemeinen bedeutend. Die dichten Telephondrahtnetze üoer den Städten schützen alle darunter liegenden
Gebäude merklich; einzelne die Drähte überragende Gebäude sind um so mehr gefährdet. Man hat mit Erfolg eine Koincidenz
zwischen der Größe der Blitzgefahr einerseits und anderseits der Bewaldung oder der Wärme
[* 22] oder dem Grundwasserstand
nachzuweisen gesucht, ein direkter Einfluß dieser Verhältnisse auf die Blitzgefahr ist aber keineswegs bewiesen.
Die Blitzgefahr ist überall weitaus am größten im Juli, auf welchen Monat etwa ein Drittel der jährlichen Gesamtzahl einschlagender
Blitze entfällt. Die meisten Blitzschläge fallen in die Stunden von 3-9 Uhr
[* 23] nachmittags, dann folgen die
Nachtstunden von 9-3 Uhr. hierauf mit beträchtlich geringerer Zahl die Mittagsstunden uon 9-3 Uhr und endlich die am wenigsten
gefährdeten Morgenstunden von 3-9 Uhr. Das Maximum liegt zwischen 3-4 Uhr nachmittags.
Bei gehöriger Ausführung eines Blitzableiters wird durch denselben ein vollständiger Schutz der Gebäude erzielt. Aber auch
ein mangelhaft angelegter Blitzableiter vermindert fast immer die Gefährlichkeit des das Gebäude
treffenden Blitzschlags durch partielle Entladung, und es ist durchaus unberechtigt, auf den notorischen Schutz des Blitzableiters
verzichten zu wollen, werl etwa noch Zweifel über die besten Konstruktionsdetails existieren. Der Blitzableiter schützt hauptsächlich
dadurch, daß er den das Gebäude treffenden Blitz unschädlich zur Erde führt; aber indem durch langsame
Ausströmung durch die Spitze ein Teil der Elektrizität
[* 24] schon vor dem Schlag zur Ausgleichung gelangt, vermindert er auch die
Gewalt der Entladung.
Die Auffangstangen eines Blitzableiters müssen die höchsten Teile des Gebäudes überragen und in der Weise beherrschen,
daß der kürzeste Weg von den WolkenMm Gebäude stets zuerst auf den Blitzableiter zuführt. Die Luftleitung soll
eine Verbindung zwischen Auffangstangen und Erdleitung darstellen, welche an Kürze und guter Leitungsfähigkeit jedem andern
Weg durch das Haus überlegen ist. Die Erdleitung muß mit den großen Leitermassen des Erdbodens in möglichst inniger, großflächiger
und überhaupt möglichst widerstandsloser leitender Verbindung stehen. Diesen Anforderungen sucht das
Gay-LussacscheSystem durch wenige, aber sehr hohe Auffangstangen und entsprechend wenige, aber starke Leitungen zu einer oder
wenigen
möglichst großflächigen Erdplatten zu entsprechen, während das Melsenssche System möglichste Vervielfältigung
der einzelnen Teile erstrebt. Die Auffangstangen werden durch kurze, besenförmige Spitzenbüschel ersetzt,
die Luftleitung führt in vielfachen dünnern Strängen möglichst an allen Seiten des Gebäudes nach unten, und die Verbindung
mit dem Erdreich wird durch Verästelung der Erdleitungen an allen Seiten des Hauses oder durch mehrfachen Anschluß an das
Netz der Gas- und Wasserröhren erreicht.
Das letztere System ist besonders da empfehlenswert, wo die Beschaffenheit des Terrains eine vollkommene
Erreichung des Grundwassers unmöglich macht. Von wesentlichstem Belang ist die Ermittelung der sogen.
Anziehungs- oder Entladungsstelle im Erdreich, d. h. derjenigen Stelle, wohin voraussichtlich die Blitzentladung gehen wird.
In erster Linie kommen in Betracht stehende oder fließende Gewässer, Gas- und Wasserröhren, eiserne Pumpen,
[* 25] soweit
sie nicht in zementierte Bassins reichen, Terrain mit reichlichem Jaucheabfluß.
Gewässer und Röhrensysteme sind unter allen Umständen mit der Hauptleitung zu verbinden. Der metallische Anschluß der
Gas- und Wasserröhren an die Blitzableiter ist unbedingt notwendig, da das im Erdboden weitverzweigte Röhrensystem
fast immer und gleichgültig, ob dasselbe mit dem Blitzableiter verbunden ist oder nicht, weit
energischer den Blitzan sich zieht als ein noch so guter Blitzableiter. Auch das Röhrensystem selbst wird durch den Anschluß an den
Blitzableiter geschützt, während bei unterlassenem Anschluß der für Gebäude, Personen und Röhren gefährliche gewaltsame Überschlag
vom Blitzableiter auf die Röhren provoziert.
Eine einzige Erdleitung genügt in der Regel nur dann, wenn dieselbe mit verschwindend kleinem Widerstand
zu einer Entladungsstelle erster Masse geführt werden kann, und wenn gleiche zeitig das Gebäude nicht übermäßig seitlich
ausgedehnt ist. Man sagt, daß ein Punkt in dem ein-, zwei-, dreifachen Schutzkreis einer Spitze liege, wenn sein seitlicher
Abstand von derselben kleiner als der ein-, zwei-, dreifache Höhenunterschied ist. Die höchsten Ecken
eines Gebäudes sollen noch im ein- oder mindestens noch im einhalbfachen Schutzraum, die höchsten Dachkanten im zweifachen,
die Punkte der höchstgelegenen Dachflächen noch im dreifachen Schutzkreis einer Spitze liegen.
Für tiefer gelegene Punkte, können diese Schutzkreise etwas erweitert werden. Mit den Luftleitungen
sind auch Regenrinnen, Metalldächer, eiserne Treppen
[* 26] etc. in Verbindung zu bringen. Ist das Gebäude früher schon einmal
vom Blitz getroffen, so sind die damals getroffenen Stellen vorzugsweise zu decken. Als Material des Blitzableiters wählt man
Kupfer oder Eisen,
[* 27] die gleichzeitige Verwendung beider Metalle ist möglichst zu vermeiden. Jedenfalls sind
die Vereinigungsstellen verschiedene; Metalle vor dem Zutritt von Feuchtigkeit zu schützen.
Die Eisenleitung muß doppelt so stark sein wie die Kupferleitung. Über den Wert der gut leitenden Phosphorbronze liegen genügende
Erfahrungen noch nicht vor. Die Erdleitung endet mit einer Platte, für welche eine Größe von 1 qm genügt,
wenn sie im Wasser liegt. Die Auffangstange versieht man mit einer kupfernen vergoldeten Spitze, welche auch wohl in eine feine
Platinnadel endet, damit die Spitze nicht durch Oxydation abgestumpft werde. Daß eine solche Spitze güllstig wirkt, ist sicher,
aber ebenso sicher macht das Fehlen einer scharfen Spitze den Blitzableiter nicht untauglich, die stärksten Blitzschläge
unschädlich zur Erde abzuführen. Eisen ist bei Erd- und Luftleitungen gut zu verzinken. AlleVerbindungen der
¶