(Gschichte). In anbetracht der Bemühungen
Frankreichs und
Chinas, unter ihren Einfluß zu bringen, beschloß
England 1885 einzuschreiten. Der König Thibau hatte
England schon lange durch Beeinträchtigung des britischen
HandelsGrund
zu
Beschwerden gegeben, die aber nicht beachtet wurden. Die indische
Regierung verlangte nun Aufhebung eiliger
Anordnungen des
Königs, bis ein britischer Regierungskommissar die
Beschwerden untersucht und über sie entschieden habe,
und drohte
im Fall der
Ablehnung mit
Krieg.
Gleichzeitig sammelte
General Prendergast ein meist aus indischen
Truppen bestehendes
Korps von 11,000 Mann mit fünf
Batterien
und einem Belagerunqspark bei
Rangun.
[* 2] Thibau lehnte auf Antrieb seiner jungen, ehrgeizigen Gemahlin das
britische
Ultimatum ab, und sofort nach dem Eintreffen dieser Antwort in
Kalkutta,
[* 3] erbielt
General Prendergast Befehl,
seine
Truppen auf der bereit gehaltenen
Flottille einzuschiffen und den
Irawadi aufwärts zu fahren. Bereits 14. Nov. erreichte
Prendergast Thayetmyo an der birmanischen
Grenze, durchbrach 16. Nov. die Stromsperre bei Tsenbungwas und
nahm die Stadt ein, eroberte nach kurzer Beschießung 17. Nov. die
Forts bei Minhla und besetzte 24. Nov. ohne
Widerstand Myengyan.
In
Ava26. Nov. angekommen, rüstete er sich zum
Angriff auf die Hauptstadt
Mandalai, als ihm eine
Barke Thibaus entgegenfuhr, welche
die Bitte des
Königs um einen
Waffenstillstand zur
Einleitung von Friedensverhandlungen überbrachte.
Doch behaupteten sich die britischen
Truppen imBesitz der Hauptplätze
(Mandalai ging allerdings 29. April in
Flammen auf), und nachdem sie Verstärkungen erhalten hatten, unterdrückten sie unter
Führung des
GeneralsRoberts die
Aufrührer,
unter denen die Daloits sich am tapfersten und unternehmungslustigsten zeigten. Mit
China
[* 4] wurde über die Festsetzung der
Grenze ein
Vertrag geschlossen, welcher den
BesitzBirmas den Engländern sicherte.
Vgl. Geary, Burma after
the conquest (Lond. 1886).
Ring, merkwürdige Färbung des
Himmels, welche Anfang
September 1883 in der
Nähe der
Sonne
[* 6] von
Bishop in
Honolulu
[* 7] beobachtet und nach ihm benannt wurde. Dieselbe bestand darin, daß bei ganz wolkenlosem
Himmel
[* 8] und dunstfreier
Luft die
Sonne
von einem braunroten
Ring mit verwaschenen Rändern umgeben schien; bei bewölktem
Himmelwar in den Wolkenlücken
ein blaßroter Schimmer bemerkbar. Der
Durchmesser des innern
Raums betrug ungefähr 21°, der äußere
Ring maß 45" 30'. Die
Form
des
Ringes war nicht genau kreisrund, sondern oval, und seine
Lage um die
Sonne anscheinend nicht immer dieselbe in verschiedenen
Höhen der
Sonne über dem
Horizont.
[* 9] Die innerhalb des
Ringes befindliche
Fläche hatte ein bläulichweißes
Aussehen.
In den äquatorialen Gebieten war die Trübung des Sonnenlichts so stark, daß man unbelästigt mit bloßem
Auge
[* 10] hineinsehen konnte. Die Reinheit der
Luft in größerer
Erhebung über dem Meeresniveau verstärkte die Sichtbarkeit in hohem
Maß.
Ihre größte
Intensität erreichte die Färbung im
Frühling 1884 und war mit abnehmender
Stärke
[* 11] bis zum
Juni 1886 sichtbar. Von den wechselnden meteorologischen Zuständen, welche in den untern
Schichten der
Luft sich gleichzeitig
mit der Ringerscheinung abspielten, war das
Phänomen völlig unabhängig; da ferner das erste Auftreten des
Ringes und die
Entwickelung der Farbenerscheinung bis zum Erlöschen zeitlich und örtlich mit den außergewöhnlichen
Dämmerungserscheinungen des
Jahrs 1883 zusammenfällt, welche dem
Ausbruch des
VulkansKrakatau in der
Sundastraße 26. und folgten,
so ist für beide optische
Phänomene dieselbe
Ursache anzunehmen, nämlich eine
Beugung des
[* 12] Sonnenlichts an den bis in große
Höhe geschleuderten außerordentlich feinen
Aschen- und Staubteilchen des
Krakatau. S.
Dämmerung (Bd. 17).
Otto,
Fürst, deutscher
Reichskanzler. Die für
Bismarcks 70.
Geburtstag gesammelte »Bismarckspende«
ergab die hohe
Summe von 2,700,000 Mk., von welcher 1½ Mill. zum Ankauf des Familiengutes
Schönhausen verwendet, 1,200.000
Mk. dem
Fürsten zur freien
Verfügung für önentliche
Zwecke übergeben wurden, worauf er eine »Schönbausenstiftung«
zur Unterstützung junger deutscher
Männer, welche sich dem Lehrfach an höhern Lehranstalten widmen, gründete.
Mit dem im
Oktober 1884 gewählten
Reichstag, in welchem die aus Ultramontanen,
Deutschfreisinnigen,
Elsässern,
Polen und Sozialdemokraten
zusammengesetzte
Opposition die Mehrheit besaß, hatte Bismarck die heftigsten
Kämpfe über die Kolonialpolitik,
die Dampfersubvention u.a. zu bestehen; das Branntweinmonopol wurde abgelehnt, und wegen der
Ausweisungen der
Polen aus den
östlichen
Provinzen sprach der
Reichstag einen
Tadel gegen die Reichsregierung aus, welchen Bismarck mit der
Vorlage über
deutsche Ansiedelungen in den ehemals polnischen
Provinzen beantwortete.
Für die neue Militärvorlage, welche eine
Erhöhung des Friedensstandes um 41,000 Mann aus sieben Jahre verlangte, hielt
Bismarck im
Reichstag eine seiner glänzendsten
Reden, und als die Mehrheit das
Septennat ablehnte, verkündete er 14. Jan. die
Auflösung des
Reichstags. Die
Neuwahlen 21. Febr 1887 verschafften ihm die gewünschte konservativ-nationalliberale
Mehrheit, welche das
Septennat und die neue
Branntweinsteuer genehmigte und auch 1888 eine erhebliche
Summe zur Verstärkung
[* 13] der deutschen Wehrkraft bewilligte: bei dieser Gelegenheit hielt Bismarck im
Reichstag eine äußerst wirksame
Rede, in
welcher er das berühmte
Wort gebrauchte: »Wir
Deutschen fürchten Gott, aber sonst nichts auf der
Welt«.
KaiserFriedrich III. behielt in seiner amtlichen
Stellung bei und erkannte seine
Verdienste mit beredten
Worten an. Dennoch hatte
er unter seiner
Regierung einen schwierigen
Stand, da sich alle möglichen Bismarck feindlichen Einflüsse an den
Kaiser herandrängten
und das politische
SystemBismarcks zu ändern oder ganz zu
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