1830 zu Upsala, war Schüler von Berzelius, promovierte 1833, habilitierte sich 1834 als Dozent der Chemie in Upsala und studierte
bis 1837 Medizin; 1839 wurde er Adjunkt der Chemie und Pharmazie am mediko-chirurgischen Institut zu Stockholm, 1845 Professor der
Pharmakologie, 1847 Professor in Lund. Er lehrte bis 1862 Chemie und Mineralogie, dann medizinische und physiologische
Chemie, wurde 1864 zum Generaldirektor des Medizinalamtes in Stockholm ernannt und trat 1883 in den Ruhestand. 1867 bis 1873 war
er Mitglied der Ersten Kammer. Er arbeitete besonders über Mineralchemie und schrieb: »Oorganisk kemi« (3. Aufl. 1870);
»In
pharmacopoeam suecanam et militarem commentarius medico-practicus« (4. Aufl.
1869).
Seine populären Werke: »Lärobok i naturläran« und »Läsebok
i naturläran« fanden auch in norwegischer, dänischer, finnischer und deutscher Sprache eine außerordentliche Verbreitung.
3) Theodor von, Geschichtschreiber, veröffentlichte noch »Reiseerinnerungen
aus Spanien« (Berl. 1886). Er starb zu Kunersdorf in Schlesien.
* 4) Wilhelm, Geschichtsforscher, geb. zu Meuselwitz in Sachsen-Altenburg, studierte, nachdem er Elementarlehrer gewesen
war, 1859-62 in Berlin Philologie und Geschichte, wurde Lehrer am Luisenstädtischen Gymnasium daselbst, 1867 Oberlehrer
und 1879 Professor. Er schrieb: »Matteo di Giovenazzo« (Leipz. 1868);
»Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Lothar von Supplinburg«
(das. 1879);
»Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Konrad III.« (das. 1883, 2 Tle.);
auch gab er R. Köpkes kleine Schriften heraus
(Berl. 1872).
*, Ernst, Geschichtsforscher, geb. zu Hamburg von jüdischen Eltern, studierte in Berlin, Heidelberg,
Straßburg und Göttingen Geschichte, trat zum Christentum über, habilitierte sich 1875 in Göttingen und ward 1883 als außerordentlicher
Professor nach Greifswald berufen, wo er 1889 zum ordentlichen Professor der Geschichte ernannt wurde. Er
schrieb: »Zur Geschichte des Wormser Konkordats« (Straßb. 1876);
»Geschichtsforschung und Geschichtsphilosophie« (Götting.
1880);
»Lehrbuch der historischen Methode« (Leipz. 1889).
Im Auftrag der Historischen Kommission zu München bearbeitete Bernheim die
Reichstagsakten unter König Ruprecht (1882-88, 3 Bde.), für welche er auch eine Studienreise
nach den österreichischen und oberitalienischen Archiven unternahm.
[* ] Verfälschungen des Bernsteins, der in kleinen Fragmenten in den Handel kommt, sind nicht selten. Der Bernstein unterscheidet
sich von den weichern
billigen Harzen durch seine Geruchlosigkeit und die dem Fingernagel widerstehende
Härte. Kopal ist nahezu ebenso hart wie Bernstein. Auf einer heißen Platte aber gibt Bernstein scharf aromatische, wie Gewürznelken riechende
Dämpfe, während Kopaldämpfe medikamentös bitter, an Kopaivabalsam erinnernd riechen. Von Glasimitationen unterscheidet
sich Bernstein dadurch, daß er von einer Messingstecknadel geritzt wird, Glas nicht. In einer Lösung von 28 g trocknem
Speisesalz in 250 g Wasser sinkt Glas zu Boden, während und Kopal in der Mitte schweben.
Ein klares Spaltungsstück von Steinsalz wird durch eine scharfe Kopalkante nicht geritzt, während eine scharfe Bernsteinkante
eine wenn auch nur mit der Lupe sichtbare Furche reißt. Geringere Kopalsorten schmelzen bei 180-230°, B.
erst bei 287°. Letzterer brennt daher an der Kerzenflamme, ohne abzuträufeln, während dies bei Kopal erfolgt. Auch sind
diese Kopalvarietäten in Schwefelkohlenstoff oder Äther merkbar löslich, Bernstein nicht. Falsifikate aus ordinären Harzen schmelzen
oder erweichen in kochendem Wasser.
Während Bernstein, namentlich der weiße, undurchsichtige, unter dem Mikroskop zahlreiche, der gelbe, durchsichtige
seltenere und kleinere Poren zeigt, sind dieselben in dem in heißem Öl erweichten und dann geformten Bernstein verschwunden, wogegen
dieser unzählige fischschuppenartige feine Sprünge besitzt. Das aus Bernsteinabfällen mit heißem Schwefelkohlenstoff und
Äther dargestellte Ambroid zerfällt, wenn man es längere Zeit in Äther legt. Um zu prüfen, ob größere
Bernsteinstücke wirklich aus einem Stück bestehen oder aus mehreren kleinen zusammengesetzt sind, legt man sie in kochendes
Wasser, welches gekittete Stücke trennt.
[Geschichtliches.]
Die Ausgrabungen der neuern Zeit haben aus prähistorischen Gräbern, z. B. denjenigen von Hallstatt, der
ältesten Eisenzeit aus Italien und aus vorhomerischen Gräbern Griechenlands, so zahlreiche Stücke zu Schmuckgegenständen
verarbeiteten Bernsteins ans Licht gefördert, daß die Frage nach der Herkunft desselben zu einer brennenden geworden war.
In den der Vorgeschichte Griechenlands ungehörigen Königsgräbern von Mykenä fand Schliemann allein mehr als 1000 Bernsteinperlen
der verschiedensten Größen, und ebenso sind die prähistorischen Museen Italiens sehr reich an derartigen Funden.
Da man nun das Alter der Gräber von Mykenä noch über die Zeit der sogen, dorischen Wanderung (um 1100 v. Chr.)
ansetzt, so würde man hier die sichern Spuren ältester Handelsbeziehungen zwischen Griechen und nordischen Völkern vor
sich haben, wenn der Nachweis geführt werden könnte, daß es sich dabei um Ostseebernstein handelt.
Früher hat man auch bei der Erwähnung der Bernsteinsagen seitens des Homer und andrer sehr alter Dichter keinen Zweifel daran
gehegt, daß es sich so verhalte, und der französische Herodotforscher Larcher trug kein Bedenken, anzunehmen, daß der
sagenberühmte Eridanosstrom, aus dem der Bernstein gefischt werden sollte, die Nadaune bei Danzig wäre, während
Hasse wohl richtiger den Eridanos auf die Ostsee bezogen hatte. Man nahm an, daß die Phöniker ihre Seefahrten bis zu den nordischen
Meeren ausgedehnt und von dort Zinn und Bernstein geholt hätten. Nachdem die letztere Annahme im besondern durch Müllenhoff erschüttert
worden war, begann indessen die Meinung, daß an nähern Orten gegrabener Bernstein das Material für diese prähistorischen
Schmucksachen hergegeben habe, die Oberhand zu gewinnen, und im besondern bemühte sich Capellini, zu beweisen, daß
mehr
der Bernstein der etruskischen Nekropolen aus Funden der italienischen Molasse (Bologna) stamme. Nun ist es allerdings richtig, daß
Bernstein nicht bloß an den germanischen Seeküsten, sondern auch an vielen Orten Mittel- und Südeuropas, ja selbst in Nordafrika
und Syrien gelegentlich gefunden wird, wenn auch alle diese Fundorte an Ergiebigkeit gegen die Ostseeküsten
für den Handel kaum in Betracht kommen.
Inzwischen fand Helm, daß die fossilen Harze südlicher Fundorte vom Ostseebernstein wesentlich verschieden sind, und daß
der Bernstein von Mykenä und der prähistorischen Gräber Italiens thatsächlich mit Ostseebernstein identisch ist. Schon vor längerer
Zeit hatte er gezeigt, daß die Bernsteinsorten südlicher Herkunft bei der trocknen Destillation höchstens
Spuren von Bernsteinsäure liefern, von der man 4-7 Proz. aus Ostseebernstein erhält. Die Benrnsteinsorten
des Südens liefern statt dessen Ameisensäure und sind vielleicht als das Harz eines ganz verschiedenen Baumes zu betrachten.
Von allen untersuchten Proben aus südlichen Fundstätten ergab nur der rumänische Bernstein eine
annähernde Menge Bernsteinsäure; doch kommt gerade diese Sorte für Schmucksachen am wenigsten in Betracht, da sie an Farbe,
Härte und Polierfähigkeit dem Ostseebernstein erheblich nachsteht. Es scheint demnach kaum mehr einem Zweifel zu unterliegen,
daß die vorhomerischen Griechen sowohl als die vorgeschichtlichen Etrusker ihren Bernsteinbedarf von den Ostseeküsten bezogen
haben, und Krause hat dargelegt, daß diese Thatsache auch den ältern griechischen Schriftstellern und selbst noch dem Herodot
wohl bekannt war, und daß erst Äschylos, Sophokles und Euripides durch ihre poetischen Behandlungen der Sage vom Sturz des Phaethon
in den Eridanos die alte Tradition verwirrten und zu der später allgemein angenommenen Meinung verleiteten,
unter dem Bernsteinfluß Eridanos sei der Po zu verstehen. Noch später verschwand dann bei den Alten alle und jede sichere
Kunde von dem Bernsteinland im Norden, so daß es durch Pytheas, Plinius und Tacitus wieder völlig neu entdeckt werden mußte.
Die Frage, ob der Bernstein der Ostseeküsten auf dem Wasser- oder Landweg nach dem Süden gelangt sei, dürfte
zu gunsten der letztern Verkehrsweise entschieden werden, wenn auch einzelne bis zur Ostsee gedrungene Fahrten der Phöniker
kaum zu bestreiten sein möchten. Oppert hat unlängst eine Inschrift des Königs Assurnasirpal von Assyrien (883-860 v. Chr.)
veröffentlicht, in der gesagt wird, daß seine Leute bis zu dem Meer vorgedrungen seien, woselbst der
Nordstern im Zenith steht, und dort eine Substanz aus dem Wasser gefischt hätten, welche fast wie Kupfer aussähe.
Man kann für wahrscheinlich halten, daß damit Bernstein gemeint war und unter »seinen
Leuten« die von ihm unterworfenen Phöniker zu verstehen wären, die wenn auch nicht regelmäßig,
so doch gelegentlich so weite Seereisen gemacht zu haben scheinen. Sicherlich aber gelangte der meiste Ostseebernstein auf
dem Weg eines von Land zu Land gehenden Zwischenhandels an der Oder und Weichsel südwärts bis zur Donau und dann einerseits
nach dem Po, anderseits direkt nach Griechenland, wie dies unter anderm baltische Münzfunde darthun, die
bis zum 6. Jahrh. v. Chr. zurückreichen und die höchst wahrscheinlich noch weiter zurückreichen würden, wenn man schon
früher in Griechenland oder Italien gemünztes Geld gehabt hätte. In noch ältern Zeiten wurde der Bernstein höchst wahrscheinlich
gegen Bronze- und Eisenwaren eingetauscht, und hier haben wir vermutlich den Ursprung der ältesten etrurischen
und griechischen Geräte im
Norden zu suchen. Noch in den Tagen des Plinius kam der nordische Bernstein auf diesem Weg über Carnuntum bis zu den Po-Mündungen;
die Küstenplätze des Adriatischen Meers bildeten die Hauptstapelplätze für den Handel mit dem leicht zu
bearbeitenden Schmuckstoff, und da nun Bernsteinbalsketten schon damals, genau so wie heute, in dem Ruf standen, die Drüsenanschwellungen
des Halses zu verhüten, der Kropf aber an den Südabhängen der Alpen seit jeher heimisch war, so trugen die Landleute an den
Po-Ufern allgemein Bernsteinketten, und dies, sagt Plinius, sei die Ursache gewesen, daß man im Altertum
den Po für den Eridanos hielt, aus dem der Bernstein gefischt wurde.
Dieser Nachweis des außerordentlich hohen Alters der Handelsbeziehungen zwischen Mittelmeer- und Ostseevölkern ist an sich
schon außerordentlich wichtig, wird aber noch merkwürdiger durch den Import nordischer Sagen nach Griechenland, der sich am
leichtesten durch denselben erklärt. Krause hat es wahrscheinlich gemacht, daß die zu Homers Zeiten beinahe
schon vergessenen, also uralten Mythenkreise von Orion und Meleager, die von den Griechen in nächste Verbindung mit dem Bernsteinmythus
gebracht wurden, nur zwei verschiedene Formen des nordischen Mythus von Odin und seiner Eberjagd sind, und wie
die Meleagersage wahrscheinlich aus einem Mißverständnis der nordischen Julfeier entstanden ist, bei der Feuerbrände gelöscht
und als Lebenssymbole bis zum nächsten Julfest aufgehoben wurden.
Außerdem findet sich das Feuerbrandmotiv in viel organischerer Verbindung in der nordischen Nornagestsage als in dem griechischen
Meleagermythus. Wenn es nun in der griechischen Sage heißt, die Schwestern des Phaethon oder Meleager hätten
Bernstein geweint, oder wenn Orion dargestellt wurde, wie er den Bernsteinfluß (Eridanos) durchwatet, so deutet das alles auf den
nordischen Ursprung dieser und so vieler andrer Homerischer Sagen, wie namentlich auch der Odyssee, in der sogar von den hellen,
nur wenige Stunden dauernden Sommernächten Skandinaviens die Rede ist. - Zur Litteratur: Tesdorpf, Gewinnung,
Verarbeitung und Handel des Bernsteins in Preußen (Jena 1887).