Küste, wo Beriberi herrscht, aufgehalten haben, von der
Krankheit ergriffen und zuweilen lange, nachdem das
Schiff
[* 2] die
Küste wieder
verlassen hat.
De Lacerda in
Brasilien
[* 3] publizierte 1887 eine
Schrift, in welcher er nachwies, daß die
Ursache der in einer im
Blut vorkommenden
Mikrobe zu suchen sei, und Pekelhäring und
Winkler, welche von der niederländischen
Regierung nach ihren ostindischen
Kolonien abgesandt worden waren, haben dieselbe
Mikrobe aufgefunden. Durch
Isolierung der Kranken
und
Desinfektion
[* 4] will
man in Atjeh sehr günstige
Resultate erhalten haben.
Vgl. Pekelhäring und
Winkler,
Recherches sur la nature
et la cause du Beriberi
(Haag
[* 5] 1889).
[* 8] Durch die rege Bauthätigkeit der letzten Jahre sind neue
Straßen, besonders im
S. und
SW. der Stadt, entstanden; so hat sich ein besonderer Stadtteil in der Gegend des Joachimsthalschen
Gymnasiums gebildet. Im
Innern der Stadt ist die durch Niederlegung älterer Bauten entstandene
KaiserWilhelm-Straße bis zur Münzstraße weitergeführt
und zum Teil mit prächtigen
Häusern besetzt; daneben ist die Rochstraße neu erbaut. Die zum Lustgarten
führende
KaiserWilhelm-Brücke ist im wesentlichen vollendet.
den neuen
Packhof am Lehrter Güterbahnhof
in
Moabit (von F.
Wolff und H.
Keller, 1886 eröffnet);
das Lessingtheater an der Kronprinzenbrücke (seit
1888).
Im S. der Stadt an der Hasenheide erhebt sich seit 1887 das vom Baurat
Schmieden erbaute
Elisabeth-Kinderhospital, und
am
Urban wird ein drittes städtisches
Krankenhaus
[* 11] erbaut. Die beiden städtischen Siechenanstalten (in der
Stralauer und
GitschinerStraße) sind um eine dritte (für
Männer) an der
PrenzlauerAllee vermehrt worden, welche nahezu vollendet
ist. Daneben ist ein neues
Asyl für Obdachlose, das sogen. Städtische Obdach, erbaut worden.
Um den Marktverkehr von den
freien
Plätzen zu verbannen, hat die städtische
Verwaltung seit einigen
JahrenMarkthallen
[* 12] erbaut, von denen gegenwärtig acht
dem
Verkehr übergeben sind,
darunter die gewaltige Zentralmarkthalle am
Bahnhof Alexanderplatz. Zu den
frühern Panoramen (Nationalpanorama an der Herwarthstraße und Sedanpanorama am
Bahnhof Alexanderplatz) sind neuerdings drei
andre hinzugekommen: das Nordlandpanorama an der Wilhelmstraße (mit dem von J.
^[Joseph]
Krieger und A.
Heine gemalten Kolossalgemälde
der
Lofoten), das
Panorama im Ausstellungspark
(BrandRoms unter
Nero, von
M. undG.Koch) und das
PanoramaJerusalem
[* 13] und die
Kreuzigung, von
ProfessorPiglhein u. a., am
BahnhofTiergarten. Im Ausstellungspark, in welchem 1889 die Allgemeine deutsche
Ausstellung für Unfallverhütung abgehalten wurde, ist ein feuersicheres
Theater
[* 14] und eine dem
Publikum zugängliche
Sternwarte
[* 15] der
GesellschaftUrania errichtet worden.
Der 1883 gebildete Deutsche
[* 16] Offizierverein hat sich ein großes Geschäftshaus in der Neustädtischen
Kirchstraße erbaut. In der
Nähe des
Bahnhofs Friedrichstraße sind mehrere große Gasthöfe, wie
Hotel Continental und Monopolhotel,
entstanden. Erwähnung verdienen noch mehrere durch
Baustil und
Eleganz auffallende Kolossalbauten in der
Friedrich- und der
LeipzigerStraße, deren Erdgeschosse meist von
Restaurants oder glänzenden
Läden eingenommen werden, so,
abgesehen von andern Bierpalästen der
Friedrichstadt, das
Haus derMünchener Pschorrbrauerei (mit Castans
Panoptikum) an der
Ecke der Behrenstraße; an den
Ecken der
Leipziger und
Wilhelm-, resp. Friedrichstraße haben die
NewYorker Versicherungsgesellschaften
New York und Equitable Palastbauten errichtet. Auf dem
Kreuzberg wird gegenwärtig der Viktoriapark angelegt. Von
öffentlichen
Denkmälern ist zu erwähnen das Reiterstandbild
FriedrichWilhelms IV. auf der Freitreppe
vor der Nationalgalerie
(1886 enthüllt, von
Calandrelli entworfen).
Bei einem Flächeninhalt von 63,37 qkm (1,15 QM.)
besaß Berlin nach der letzten
Volkszählung 1,315,387 Einw., was gegen 1880 eine Zunahme um 192,957
Personen ergibt.
Am wurde die
Bevölkerung
[* 17] auf 1,527,835
Seelen berechnet. Dem männlichen
Geschlecht gehörten
1885: 631,878 (48 Proz.), dem weiblichen 683,409 (52 Proz.) an. Von 1000 Einwohnern
waren 286 unter 15
Jahren, 487 (beim männlichen
Geschlecht 491, beim weiblichen 483) im
Alter von 15-40, 175 von 40-60 und 52 über 60 Jahre
alt.
Nach dem
Familienstand zählte man 773,761 Ledige (387,547 männlichen und 386,214 weiblichen
Geschlechts), 458,500 Verheiratete
(228,519 männlichen u. 229,981 weiblichen
Geschlechts), 76,971 Verwitwete (13,734 männlichen und 63,237 weiblichen
Geschlechts)
und 6055 Geschiedene (2078 männlichen und 3977 weiblichen
Geschlechts). In der
Periode 1880-85 kamen mit Einschluß der Totgebornen
230,683
Geburten (118,033 männliche, 112,650 weibliche) und 169,664 Sterbefälle (89,937 beim männlichen, 79,727 beim weiblichen
Geschlecht) vor, woraus sich ein Geburtenüberschuß von 61,019
Seelen (28,096 männliche, 32,923 weibliche) ergibt.
Obwohl im Zeitraum 1882-88 die Zahl der Eheschließungen von 20,07 auf 21,94pro Mille gestiegen ist, ist die Zahl derGeburten von 39,30 auf 34,58pro Mille gesunken, allerdings auch
die Zahl der Sterbefälle von 27,37 auf 21,57pro Mille. Erheblich größer als der Geburtenüberschuß ist der Überschuß
der Zugezogenen gegenüber den Weggezogenen, derselbe belief sich im Zeitraum 1879-88 auf zusammen 351,509
Personen, und zwar
ist er fast stetig (von 28,181 im J. 1879 auf 49,702 im J. 1888) gestiegen. Man zählte 1885: 24,719
bewohnte und 15 unbewohnte
Wohnhäuser,
[* 18]
¶
mehr
ferner waren 1180 sonst nicht zu Wohnzwecken dienende Gebäude und 820 Schiffe
[* 20] und Wagen bewohnt. Es gab 305,264 Haushaltungen,
darunter 317 Anstalten und 19,599 einzeln lebende selbständige Personen; auf ein bewohntes Gebäude kamen mehr als 11 Haushaltungen
und über 49 Bewohner. Nur 42,37 Proz. der Bevölkerung waren geborne Berliner,
[* 21] 51,93 Proz. stammten aus
andern preußischen Provinzen (aus Schlesien
[* 22] 99,783, aus Pommern
[* 23] 81,663, aus Sachsen
[* 24] 69,446 Personen), 4,34 Proz. aus andern Gebieten
des DeutschenReichs, 1,36 Proz. waren im Ausland geboren.
Anfang 1888 gab es 21,032 Grundstücke, von denen 20,343 für eine Summe von 2627 Mill. Mk. gegen Feuerschaden versichert waren;
die Versicherungssumme der Mobilien belief sich 1887 daneben auf 2130 Mill. Mk. 1888 standen von 344,941
Wohnungen im Mietswert von 221 Mill. Mk. 7531 (21,8 pro Mille) leer. Im Winter 1888/89 war die Universität zu B. von 5790, die
technische Hochschule von 873 Studierenden (außer 419 zum Hören Berechtigten) besucht. Die Zahl der Gymnasien
ist auf 16, der höhern Bürgerschulen auf 6, der höhern Töchterschulen auf 8, der öffentlichen Gemeindeschulen auf 177 gestiegen.
Ihrem Beruf nach waren nach der Zählung vom in B. unter 1000 Personen 542,9 in der Industrie, 245,6 in Handel
und Verkehr, 7,7 in Land- und Forstwirtschaft beschäftigt, 96,6 im Staats-, Gemeinde- und Kirchendienst,
38,5 im häuslichen Dienste
[* 28] thätig und 68,4 ohne Beruf. Die Zahl der Postanstalten ist bis 1888 auf 159, der Rohrpostanstalten
auf 38 vermehrt. Die Post beförderte 1887: 46½ Mill. Stadtbriefe, an Briefen, Karten, Drucksachen, Warenproben kamen 131 Mill.
an, und 187 Mill. wurden abgesandt; auf Postanweisungen wurden 224 Mill. Mk. ein- und 406 Mill. Mk. ausgezahlt.
Neu eröffnet sind Dampfstraßenbahnen nach Halensee-Hundekehle, Wilmersdorf-Schmargendorf, Friedenau-Steglitz. Neben den Dampferverbindungen
auf der Oberspree ist eine auf der Unterspree und Havel nach Potsdam
[* 29] entstanden. Der Schiffahrtsverkehr auf der Spree hatte 1888 folgende
Ausdehnung:
[* 30] es kamen an 46,307 Schiffe mit 422,954 Ton. Ladung, es gingen durch 3657 Schiffe mit 326,111 T.
Ladung, und es verließen B. 46,187 Schiffe mit 339,748 T. Ladung. Bei der städtischen Sparkasse erreichten die Einzahlungen
Ende 1887 eine Gesamtsumme von 90 Mill. Mk., die sich auf 329,444 Sparkassenbücher verteilten.
Das Berliner Pfandbriefamt hatte 1087 Grundstücke mit 56¾ Mill. Mk. beliehen. Auf dem Viehhof wurden im
Betriebsjahr 1887/88: 130,719 Rinder,
[* 31] 419,848 Schweine,
[* 32] 99,185 Kälber und 275,049 Hämmel geschlachtet. Die kommunale Armenpflege
erforderte im Etatsjahr 1887/88: 8,5 Mill. Mk.; dle Zahl der Almosengeldempfänger
ist auf 17,060, die der Pflegekinder auf 7692 gestiegen; an Waisenkindern wurden 5090 unterstützt. Das unter der Aufsicht
des Magistrats stehende Krankenkassenwesen hatte folgende Ausdehnung: es bestanden 64 Ortskrankenkassen
mit 250,229 Mitgliedern, 14 Vetriebskrankenkassen mit 22,164 Mitgliedern und 9 Innungskrankenkassen mit 7912 Mitgliedern.
Zu dem durch das Gesetz vorgeschriebenen Reservefonds (in Höhe der durchschnittlichen Jahresausgabe von 3½ Mill. Mk.) sind
schon 2⅗ Mill. Mk. angesammelt. Im Finanzjahr 1888/89 betrugen im Stadthaushaltsetat
die Einnahmen 72,788,844 Mk., die Ausgaben 64,997,566 Mk., der Überschuß 7,791,278 Mk., jedoch nach Abzug
des disponibeln Bestandes des Vorjahrs nur 401,940 Mk. An direkten Steuern wurden für die Gemeinde 32,9 Mill. Mk. (22,66 Mk.
pro Kopf), für den Staat 21,3 Mill. Mk. (14,64 Mk.
pro Kopf) erhoben.
Unter den städtischen Steuern brachte die Gemeinde-Einkommensteuer 14,9 Mill., die Mietssteuer 13,4 Mill,
die Haussteuer 4,6 Mill. Mk. Das Schulwesen erforderte bei einer Ausgabe von 15,9 Mill. Mk. 13,9 Mill.,
die Armenpflege bei einer Ausgabe von 7,3 Mill. 6,5 Mill. Mk. an Zuschüssen. Ende März 1889 betrug die städtische Schuld
163⅓ Mill. Mk., wovon für die städtischen Werke 121 Mill. verwendet sind (Kanalisation 70,6 Mill., Markthallen 16,2 Mill.,
Zentralviehhof 11,5 Mill., Wasserwerke 12,2 Mill., Gasanstalten 10,3 Mill.). Die Aktiven des Kämmereivermögens beliefen sich
im März 1888 auf 399 Mill. (davon Grundbesitz 244,6 Mill., Wert der Betriebsbestände und Vorräte 77 Mill., der
Mobilien, Bibliotheken etc. 23,4 Mill., Vermögen der Stiftungen 23,3 Mill., Kassenbestände 22,6 Mill.), die gesamten
Passiven auf 204 Mill., woraus sich ein unbelastetes Vermögen der Stadt von 195 Mill. Mk. ergibt.
Zur Litteratur: der amtliche »Bericht über die Gemeindeverwaltung der Stadt B. 1882-88« (Teil 1, Berl. 1889);