einer gründlichen Umänderung des Wahlgesetzes für die
Kammer geneigt. Die von den
Radikalen und Sozialisten geforderte Einführung
des allgemeinen
Stimmrechts hatte allerdings große Bedenken; wohl aber wäre die Neuregelung des
Wahlrechts auf
Grund einer
neu einzuführenden
Einkommensteuer möglich gewesen und hätte, ohne die Grundlagen der
Verfassung zu verändern, eine beträchtliche
Vermehrung derWähler (jetzt nur 130,000) gestattet. Statt dessen plante die ultramontane
Partei die Einführung eines
Zensus
auch für die
Provinz- und Gemeindewahlen, wodurch 60,000 bisher Wahlberechtigte ihres
Wahlrechts beraubt werden würden.
Sehr schädigte das
Ministerium sein Ansehen dadurch, daß es sich mit sozialistischen
Agitatoren im geheimen eingelassen hatte
und gewissenlose Beamte, wie
Nieter, der amtliche Aktenstücke an
PariserJournale verkauft hatte, nicht
bestrafte. Obwohl der
MinisterpräsidentBeernaert nicht leugnen konnte, dem ehemaligen klerikalen Wahlagenten Pourbaix, der
in
Mons
[* 3] als Lockspitzel verurteilt wurde, eine geheime
Audienz erteilt zu haben, und von der
Opposition aufs heftigste deshalb
angegriffen wurde, lehnte die
Kammer Ende 1889 das beantragte Tadelsvotum mit großer Mehrheit ab.
Zur Litteratur: Lemonnier, La Belgique (illustriert, Par. 1887);
Lauer,
Entwickelung des belgischen Volksschulwesens
seit 1842 (Berl. 1885);
(str. belljo),
Andres, spanisch-amerikan. Schriftsteller, geb in
Caracas, besuchte die
Universität
daselbst, war beim
Ausbruch der
Revolution (1810)
Beamter der spanischen Statthalterei von
Venezuela,
[* 17] schloß sich aber den
Aufständischen an und ging mit
Bolivar und
Lopez Mendez nach
England, um dessen Unterstützung gegen
Spanien,
[* 18] bez. gegen
Napoleon
I. zu vermitteln. Bello selbst blieb in
London,
[* 19] heiratete daselbst eine Engländerin und kehrte erst nach 19
Jahren nach
Südamerika
[* 20] zurück. In seinem neuen Wohnort,
Santiago, der Hauptstadt
Chiles, bekleidete er nacheinander verschiedene
hohe
Ämter, seit 1843 das eines
Rektors der
Universität, deren
Gründung wesentlich sein
Verdienst war. Er starb Von
Bellos zahlreichen Werken, die laut Beschluß des
Kongresses von
Chile
[* 21] auf Staatskosten herausgegeben wurden
(Santiago 1881 bis
1883, 6 Bde., mit
Biographie), verdienen besondere Hervorhebung eine spanische
Grammatik, die
Kommentare
der
Cid-Romanzen, der
Chronik des
Turpin sowie des
»Orlando« von
Bojardo, ferner die philosophische Abhandlung »Teoria del entendimiento«.
Von seinen Gedichten wird als das beste gerühmt: »La agricultura de la zona torrida«.
Seine schon 1832 veröffentlichten »Principios de derecho internacional«
wurden auch ins
Französische und Deutsche
[* 22] übersetzt. Ein ganz besonderes
Verdienst um
Chile erwarb sich
Bello durch die Ausarbeitung eines bürgerlichen
Gesetzbuchs
(Code civil), welches 1855 vom
Kongreß angenommen wurde.
Belovár-Kreutz, dessen Amtssitz die Stadt
Belovár ist, und zu
dem die Stadt
Kreutz und die
Festung
[* 24]
Ivanić gehören, wird von der Bahnlinie
Zákány-Agram durchschnitten.
Fellow am Cain'sCollege war. Seit 1885 ist erProfessor des Sanskrit am University College in London, daneben Bibliothekar am BritischenMuseum. Eine wissenschaftliche Reise nach Nepal und Nordindien 1884-85 gab ihm Gelegenheit zur Erwerbung zahlreicher Sanskrithandschriften
für das Britische Museum, auch entdeckte er mehrere wichtige alte Inschriften. Außer Abhandlungen im
»Journal of the R. Asiatic Society« etc. schrieb er namentlich: »A
catalogue of Buddhist Sanskrit Manuscripts in the University library, Cambridge« (Cambr. 1882) und »A journey
of literary and archaeological research in Nepal and Northern India« (das. 1884).