Einen
Angriff auf Bacninh, als auf der linken Seite des
RotenFlusses gelegen, bezeichnete der chinesischeGesandte
in
Paris
[* 5] als Kriegsfall. Nachdem aber das französische
Heer in
Tongking verstärkt worden war, griff
General Tillot mit 16,000
Mann und einer
Flottille von 12
Schiffen Anfang 1884 das 28,000 Mann starke chinesische
Heer an, trieb dasselbe bis Bacninh zurück
und nahm diese durch mehrere
Forts verteidigte Stadt, indem er 30 chinesische
Fahnen und 100
Geschütze
[* 6] erbeutete.
* (spr. back'āng),Olivier,
Marquis von, österreich.
Minister, geb. zu
Troppau
[* 7] aus einer französischen
Emigrantenfamilie, Sohn eines österreichischen
Majors, besuchte die Theresianische
Ritterakademie, studierte in
Wien
[* 8] die
Rechte,
trat erst in den Staatsjustiz-, dann in den Verwaltungsdienst und wurde unter
Stremayr als Präsidialsekretär
im Unterrichtsministerium angestellt. Er ging sodann in die Provinzialverwaltung über, ward Bezirkshauptmann in
Teschen,
war neun Jahre in
Bosnien
[* 9] Statthaltereirat und ward 1882
Landespräsident von
Schlesien.
[* 10] Auf Veranlassung seines Oheims, des
GrafenTaaffe, ward er zum österreichischen Handelsminister ernannt.
Die Zahl der in Baden befindlichen
Ausländer war 1885: Reichsangehörige 100,763 = 6,3 Proz., Reichsausländer
15,835 = 1 Proz. der
Bevölkerung.
[* 13] Die Zahl der Auswanderer betrug 1888: 3860. Hinsichtlich des
Geschlechts
gibt es 782,039 männliche und 819,216 weibliche Einwohner oder auf 1000 männliche 1048 weibliche. Von den Einwohnern waren
Die
Bewegung der
Bevölkerung betreffend, wurden im
Durchschnitt des Jahrzehnts 1877-86 geboren 57,177 (auf 1000 Einw.
36,4), starben 39,205 (auf 1000 Einw. 24,9),
wurden
Ehen geschlossen 10,537 (auf 1000 Einw. 6,7), aufgelöst 9427,
davon durch
Scheidung 86. Die Zahl der Wohnorte hat sich seit 1880 nicht verändert. Die Zahl der
Gemeinden ist 1582 (113 Stadt-
und 1469 Landgemeinden). Die Stadtgemeinden hatten
1885: 525,168, die Landgemeinden 1,076,087 Einw.
Der
Religion nach sind von den Einwohnern 1,004,276 (62,7 Proz.) Katholiken,
565,236 (35,3 Proz.)
Evangelische, 4525 (0,3 Proz.) andre
Christen, 27,104 (1,7 Proz.)
Juden, 114 sonstige.
Der Obstertrag belief sich 1886 auf 1,090,000 Doppelztr., an
Wein wurden 587,000
hl gewonnen. Für 1886 schätzte man den
Wert der Gesamternte auf 249 Mill. Mk. Der durchschnittliche Wert vom
Hektar betrug 284 Mk. Nach der Zählung vom waren
68,337
Pferde
[* 17] (darunter 3212 Militärpferde), 641,309
StückRindvieh, 114,857
Schafe
[* 18] (1870 noch 183,370
Stück), 406,978
Schweine
[* 19] (höchster
Stand bisher 1884: 393,244
Stück), ferner 1,935,076
StückFedervieh (darunter 1,529,050
Hühner)
[* 20] vorhanden. Von
Wald waren 1886: 95,137
HektarStaats-, 249,174
HektarGemeinde-, 19,178
HektarKörperschafts- und 177,327
Hektar
Privatwald. An nutzbaren
Mineralien
[* 21] wurden 1886 gewonnen: 6000
Ton.
Steinkohlen, 858 T. Zinkerze, 7 T. Bleierze. Die zwei Staatssalinen
Dürrheim und
Rappenau erzeugten 1887/88: 30,861 T.
Salz.
[* 22] Im Betriebsjahr 1887/88 wurden 1,484,500
hlBier
produziert (92
Lit. pro
Kopf).
Die
Länge der Landstraßen betrug Ende 1886: 10,075 km, die der schiffbaren Wasserstrecken 433,5 km, die der
Eisenbahnen 1328,81
km;
zu letztern kamen 1887 die Höllenthalbahn mit 34,95 km und die
LinieSeckach-Walldürn mit 19,30 km. Dazu befanden sich
an
Eisenbahnen benachbarter Gebiete auf badischem
Boden 155,50 km.
Vorschuß- und
Kreditvereinegab es 1885:
107, ländliche
Kreditvereine 91, öffentliche
Sparkassen 119, letztere mit 225,850 Einlegern u. einem Einlageguthaben von
183,7 Mill. Mk. Die
Finanzen des
Landes betreffend, so betragen für 1888 die
Einnahmen im
Voranschlag 47,181,946 Mk., die
Ausgaben
48,010,599 Mk., für 1889 jene 47,111,647, diese 45,895,797 Mk.
Die bedeutendsten
Posten von beiden waren 1888:
Die Einnahmen der Staatseisenbahnen und der Bodenseedampfschiffahrt belaufen sich auf 38,287,733, die Ausgaben auf 24,140,335
Mk. Die reine Eisenbahnschuld betrug 1889: 334,206,354 Mk.
Geschichte. Die 1884 beratene Verwaltungsreform umfaßte ein Gesetz über die Zusammensetzung der Kreisversammlungen, die Revision
der Städteordnung und die Einführung einer allgemeinen Einkommensteuer, worauf 1886 noch ein Gemeindesteuergesetz
folgte. Die Haltung der katholischen Volkspartei, welche, ermutigt durch die vorübergehenden Wahlerfolge, sofort die Erfüllung
aller kirchenpolitischen Forderungen stellte, hatte zur Folge, daß bei jeder neuen Wahl für den Landtag sich die Zahl der Ultramontanen
verminderte, die der Nationalliberalen vermehrte. 1885 behielten die erstern nur 14, 1887 nur 9 Stimmen,
während die Nationalliberalen 1885 auf 45, 1887 auf 52 Mitglieder in der Zweiten Kammer stiegen.
Die Kirchenbehörden, sowohl die päpstliche Kurie als das FreiburgerDomkapitel und ein Teil des badischen Klerus, zeigten sich
friedlich gesinnt, und nach dem Tode des Erzbischofs Orbin wurde der als ein gemäßigter Mann
bekannte BischofRoos von Limburg
[* 24] zum Erzbischof gewählt und von der Regierung anerkannt. Die Regierung beschloß Ende 1887, dem
katholischen Klerus etwas entgegenzukommen, indem sie 7. Dez. eine Kirchenvorlage im Landtag einbrachte, welche die als Privatanstalten
schon bestehenden Konvikte und Seminare gesetzlich anerkannte, den nie in Wirksamkeit getretenen geistlichen
Gerichtshof aufhob und in besondern Fällen die Regierung ermächtigte, auch Mitglieder solcher Orden,
[* 25] die in Baden nicht aufgenommen
sind, zur Aushilfe in der Seelsorge zuzulassen. Gegen die letztere Bestimmung sprach sich die Mehrheit der Zweiten Kammer entschieden
aus und lehnte den Artikel (Nr. 4) ab; Artikel 1 über die Konvikte und Seminare wurde mit mehreren
Kautelen gegen klerikalen Mißbrauch versehen.
Die Erste Kammer stellte Artikel 4 in der Form her, daß Ordensgeistliche in Notfällen zur Spendung von Sakramenten zugelassen
werden könnten, und um ihre Friedensliebe zu bethätigen, trat die Zweite Kammer22. Juni dieser Fassung bei
und genehmigte das ganze Gesetz. Auch bewilligte der Landtag die Erhöhung der Gehalte der Beamten und Volksschullehrer. Um denEifer der katholischen Wählerschaft, die sich bei den letzten Reichstags- und Landtagswahlen gegen die ultramontanen Klagen
und Forderungen etwas lau gezeigt hatte, anzufeuern und gemäßigte klerikale Parteiführer, wie Lender und Förderer,
welche von Versöhnung redeten, mundtot zu machen, beschloß die ultramontane Parteileitung, den deutschen Katholikentag im
September 1888 in Freiburg
[* 26] abzuhalten, worauf im November ebendaselbst die nationalliberale Landesversammlung stattfand. Bei den Neuwahlen
für die Zweite Kammer im Oktober 1889 eroberten die Ultramontanen einige wenige Sitze. Der Landtag wurde 23. Nov. vom
Staatsminister Turban eröffnet, wichtige Vorlagen ihm aber nicht gemacht.
Zur Litteratur: Platz, GeologischeSkizze des Großherzogtums Baden (Karlsr. 1886);
»Die Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden« (hrsg.
von Kraus u. a., Freiburg
1887 ff.);