Österreich-Ungarn
[* 2] nicht vergessen, wo nächst dem
DeutschenReich das Deutschtum trotz aller
Angriffe der andern
Nationen des
polyglotten Kaiserreichs noch immer weitaus am stärksten dasteht. Nach dem letzten
Zensus von 1880 zählte
man inÖsterreich
[* 3] 8,008,864, in
Ungarn
[* 4] 1,798,373, also im ganzen Kaiserreich 9,807,237 Deutsche.
[* 5] Mit Hinzurechnung dieses großen Gebiets
und der
Schweiz
[* 6] wird man unter Berücksichtigung der nach allen Gegenden der
Welt seit langen
Zeiten gerichteten deutschen Auswanderung
gewiß nicht fehlgehen, wenn man die Zahl aller
Deutschen auf der
Erde rund zu 66-67 Mill. Individuen veranschlagt, eine Zahl,
die sich auf 70½ Mill. erhöht, sobald man die
Niederdeutschen in
Holland mit seinen jetzigen und ehemaligen
Kolonien, in
Belgien
[* 7] und in
Frankreich hinzurechnet.
*,
Graf Amedeo Avogadro di Quaregna e Ceretto,
Physiker, geb. zu
Turin,
[* 10] studierte daselbst die
Rechte und
promovierte 1796. Zu französischen
Zeiten wurde er 20.
Floréal IX zum Präfektursekretär des
Departements
Eridano ernannt. Als
Autodidakt hatte er sich der
Naturwissenschaft gewidmet, 1806 wurde er Repetitor am Collegio delle provincie
in
Turin, und 1809 siedelte er als
Professor der
Physik ans
Gymnasium in
Vercelli über. 1820 wurde er zum
Professor der mathematischen
Physik an der
UniversitätTurin ernannt, und als später dieser Lehrstuhl einging, trat Avogadro als
Rat am Oberrechnungshof
in die Magistratur zurück, wurde aber durch
KarlAlbert in seinen Lehrstuhl wieder eingesetzt und blieb bis 1850 an der
Universität.
Dann trat er in den
Ruhestand und starb inTurin. Das von Avogadro aufgestellte
Gesetz (s.
Avogadrosches Gesetz,
Bd. 2) wurde epochemachend für die moderne
Chemie. Die dasselbe enthaltende
Arbeit erschien in Ostwalds
»Klassikern der exakten
Wissenschaften« (Leipz. 1890).
Vgl. Botto, Cenni biografici sulla vita e sulle opere di A.A.
(Turin 1858).
Ungemein viel Aufsehen machte sein zweiter großer
Roman »Podwódnyj kamjen« (»Die
Klippe«, 1860),
in welchem er mit recht gewagter
Tendenz das
Thema der »freien
Liebe« behandelte.
Noch weiter ging in demRoman
»Mäsh dwnch ognei« (»Zwischen
zwei
Feuern«, 1868) in derselben
Richtung, fand jetzt jedoch nicht mehr den frühern Beifall, weil inzwischen in der russischen
Gesellschaft die Strömung sich zu ändern begann. Diese beiden
Romane sind sehr bedeutsame kulturgeschichtliche
Zeugen für
die damals in der russischen
Gesellschaft gärenden sozialen
Elemente.
Die spätern Werke treten vor diesen in den
Hintergrund. Erwähnenswert sind die
Erzählung »W ssorokowých
godách« (»In den vierziger
Jahren«, 1876),
hervor, worauf er hauptsächlich das Gebiet der historischen
Tragödie und
Komödie kultivierte. Unter den
erstern ist die beste dasDrama »Kaschírsskaja Stariná« (»Im
alten
Kaschira«, 1872),
ein Repertoirestück der russischen
Bühnen, unter letztern: »Komédija o rossíjsskom dworjanínjä
Fróljä Sskobéjewjä« (»Die
Komödie vom russischen
Edelmann Frol Sskobéjew, 1869). Im ganzen hat er über 23
Dramen und
Lustspiele geschrieben. Awérkijew besitzt die
Gabe scharfer dramatischer
Charakteristik, aber nicht diejenige der dramatischen Konzentrierung
der
Handlung; auch greift er zuweilen gern zu krassen
Effekten, wie auch seine
Sprache
[* 14] manchmal schwülstig wird. Seine
Novellen,
Erzählungen und Gedichte gehen über die
Linie geübter Mittelmäßigkeit nicht hinaus. Unter seinen zahlreichen in
Zeitschriften
erschienenen litterarisch-kritischen
Arbeiten ist hauptsächlich sein
Essay über
Shakespeare (in der «Epocha« 1864) zu nennen,
den er begeistert dem russischen
Publikum erläutert, wie er denn in seinen historisch-dramatischen Werken sichtlich von
Shakespeare
beeinflußt ist. Awérkijew hält sich zumeist in
Moskau
[* 15] auf, wo er ganz litterarischen
Arbeiten lebt.
* (Aogasima), kleine
Insel im nördlichen Teil des Magelhaensarchipels im
StillenOzean, unter 32° 29' nördl.
Br. und 139° 45' östl. L. v. Gr., südlich vom
Golf von
Tokio,
[* 16] ein steil aus dem
Meer bis 425 in aufsteigender, hafenloser
Felsen, der früher als Verbannungsort von
Japan
[* 17] benutzt
wurde, gegenwärtig aber von nur 200 Japanern bewohnt wird, welche etwas
Seidenzucht treiben.