mehr
Briten festen Fuß gefaßt haben. Auf den Philippinen, namentlich auf Luzon und Palawan, reiste der Franzose Marche im Auftrag seiner Regierung von 1879 bis 1884, mit ethnographischen und anthropologischen Studien und Sammlungen beschäftigt, und neuerdings der uns schon von der Halbinsel Malakka bekannte Geolog Tenison Woods, welcher den dortigen Vulkanen besondere Aufmerksamkeit widmete.
Hauptsächlich Engländern, daneben auch, wie in Niederländisch-Indien, einigen Deutschen, verdankt man die rüstig vorschreitende Erforschung des nördlichen Borneo, dessen sämtliche Teile, North Borneo, Brunei und Sarawak, im Lauf des Jahrs 1888 unter britischen Schutz gestellt worden sind. Dort waren von 1878 bis 1883 thätig Dobree, Pretyman, Witti, Pryer, v. Donop, Davies, F. Hatton, Treacher und Dalrymple. Dann befuhr D. D. Daly 1884-85 die Flüsse [* 2] Kinabatangan (Ostküste) und Padas (Westküste) und erforschte die wirtschaftlichen (Ausbeute der Vogelnester, Tabaksbau) und ethnographischen Verhältnisse dieser Gebiete; 1885 besuchte H. Walker [* 3] die Goldfelder am Segamafluß (Ostküste), dessen Arbeiten Kapitän Beeston und Seston 1887 fortführten. 1886 durchwanderte Gouverneur Treacher in Begleitung von v. Donop und Callaghan das Gebiet zwischen der Hauptstadt Sandakan und den Goldfeldern, und 1887 bestieg Little den höchsten Berg der Kolonie, den Kinabalu.
Aus Niederländisch-Indien sind zunächst die sechsjährigen Reisen des Naturforschers Forbes (1878-83) zu nennen, welche ihn nach den Keelings- oder Kokosinseln, dem westlichen Java, dem Süden von Sumatra, Amboina, Timorlaut, Buru und Timor führten. Forbes' Hauptthätigkeit war der Botanik und dem Pflanzensammeln gewidmet, doch hat er daneben auch Zoologie, Anthropologie, Ethnographie [* 4] und Geographie der besuchten Inseln, namentlich Sumatras, gefördert.
Riedel, lange Zeit Resident von Ternate, gab eine ausführliche Schilderung der Aaruinseln und ihrer Bewohner und bereiste 1879 die südliche, niederländische Hälfte von Timor. Hauptmann D. Dietz unternahm im Juli 1883 eine militärische Expedition nach dem Tobahsee auf Sumatra und schildert die topographischen und geologischen Verhältnisse seines Südufers, während im Dezember d. I. B. Hagen [* 5] dessen Nordufer zum zweitenmal besuchte. Der lange Zeit mysteriöse See ergab sich als viel größer, als man bisher angenommen hatte; er ist nach Verbeeks Erklärung ein Einsturzkessel, und zwar ist es wahrscheinlich, daß der ganze Einsturz vom Nord- bis zum Südrand auf einmal stattfand, welche Vertiefung sich allmählich mit Wasser füllte und so den See bildete. I. Asien [* 6] van Nijn van Alkemade schilderte 1885 seine Reise auf dem Flusse Siak in Sumatra, welcher bis K ^[?]ia Tapong für kleine Dampfer fahrbar ist, sowie den Überlandweg in das Becken des obern Kamparflusses, und im selben Jahr befuhr der rheinische Missionär Hendrich den Katingan im südlichen Borneo, soweit derselbe schiffbar ist.
Auch machte Kapitän Asien. Langen 1885 eine Aufnahme der dicht bewaldeten und zum Teil vulkanischen Key-(Ke-) Inseln und veröffentlichte neuerdings Mitteilungen über ihre Natur und ihre Bewohner. Der Archipel ist neuerlich von der niederländischen Regierung an die schon lange dort etablierte Firma I. I. Langen u. Söhne in Köln [* 7] verpachtet worden. 1886 gelang es dem zu ethnologischen und zoologischen Zwecken reisenden Italiener E. Modigliano, in die Europäern bisher unzugängliche Südhälfte der Insel Nias (westlich von
Sumatra) einzudringen und die bisherigen Karten wesentlich zu berichtigen und zu ergänzen. Im nördlichen Celebes und den nördlich davon liegenden Inseln, namentlich Sangir und Talauer, reiste der englische Zoolog S. I. Hickson, über welche er, abgesehen von seinen Fachstudien, interessante ethnographische Mitteilungen machte, z. B. daß die Bewohner von Sangir keine Einteilung des Monats in Wochen kennen, sondern für jeden der 28 Tage einen besondern Namen besitzen.
Die unabhängigen Staaten des Innern von Celebes besuchte der niederländische Beamte Frantz, um Metalllager zu untersuchen. Es gelang ihm, weiter einzudringen als seine Vorgänger und von den Eingebornen Kupfer, [* 8] Zinn etc. nachgewiesen zu erhalten; ein Goldlager verrieten sie ihm indessen nicht. Aus dem Jahr 1887 ist als besonders wichtig die Vollendung der militärgeographischen Aufnahme Javas hervorzuheben; daß dadurch verfügbar werdende Personal wurde nach dem westlichen Borneo versetzt.
Auch auf der Westküste von Sumatra arbeitete eine Brigade, und ihre Arbeiten hatten guten Fortgang. Am verließ eine Expedition, bestehend aus Leutnant Meyjes, der aber bald erkrankte und durch Leutnant Planten ersetzt wurde, und dem Geologen Asien I. M. Wertheim, Amsterdam, [* 9] Mitte März Batavia, [* 10] um im Amtrag der Niederländischen Geographischen Gesellschaft und mit Unterstützung der oben erwähnten Firma Langen die Keyinseln zu erforschen. Im April richtete Wertheim dort eine meteorologische Station ein und erforschte dann bis März 1889 die einzelnen Inseln des Archipels in geologischer Hinsicht.
Eine andre Expedition, aus Professor Asien Wichmann und Professor M. Weber bestehend, ging 1888 nach Flores, um diese Insel geologisch und zoologisch zu untersuchen, während die Aufnahme derselben dem Ingenieur van den Booek übertragen wurde. Professor Weber kehrte Anfang 1889 nach Europa [* 11] zurück, während Wichmann noch seine geologischen Forschungen auf Sumbawa, Roti, Java etc. bis Mai 1889 fortsetzte. Im Sommer 1888 trat ferner der englische Naturforscher Guppy eine Reise nach Niederländisch-Indien an, um seine Studien über die Entstehung von Koralleninseln fortzusetzen.
Zuvor aber besuchte er zu diesem Zweck die kürzlich von England annektierten Christmas- und die Keelinginseln. Zum Schluß erwähnen wir die im Auftrag des Berliner [* 12] Museums für Völkerkunde ausgeführte Reise Adrian Ja cobsens und H.Kühns (1887-88), welche den kleinern und am wenigsten bekannten Inseln des Archipels, wie Saleier, Djampeia, Bonerate, Allor, Wetter, [* 13] Letti, Moa, Luang, Babar, Kei, Timorlaut, Timor, Flores, galt und ethnologische Sammlungen zum Zweck hatte. Jacobsen kehrte im September 1888 nach Europa zurück, während sein Gefährte Kühn auf den Molukken seine Sammlungen fortsetzte. Unlängst beschoß Warburg seine fast vierjährigen botanischen Reisen in den peripherischen Gebieten Ost- und Südostasiens.
Iran.
Die Erforschung Afghanistans hat im letzten Lustrum einen bedeutenden Fortschritt gemacht infolge der Feststellung der Nordgrenze des Landes gegen das von Rußland besetzte Turkmenengebiet durch eine britisch-russische Kommission, eine Arbeit, welche 1884 ihren Anfang nahm und bis 1888 hinein dauerte, eine ganze Anzahl von wissenschaftlichen Kräften beschäftigte, und deren Ergebnisse sich nicht allein auf die Grenze selbst und eine mehr oder weniger breite Zone zu beiden Seiten derselben, sondern ¶
mehr
auch auf verschiedene andre Teile Irans beziehen.
Von Indien (Quetta) aus wurden zur Teilnahme an den Arbeiten Major I. Hill, Kapitän Gore, Leutnant Talbot, der Geolog Griesbach und der Arzt Aitchinson (für Botanik) mit zahlreicher Bedeckung entsandt; sie zogen durch das nördliche Belutschistan über Lasch nach Herat und verbanden letzteres durch Triangulation [* 15] mit der großen indischen Aufnahme. Im Sommer 1885 verweilte die Kommission in der Umgebung von Herat; dann folgte die Absteckung der Grenze bis in die Nähe des Amu Darja vom November 1885 bis September 1886, worauf die Mitglieder der Expedition sich auf verschiedenen Wegen über den Hindukusch und Kabul nach Indien zurückbegaben, während Gore durch das östliche Persien [* 16] heimkehrte. Im Winter 1887/88 wurde endlich die Grenze an den bis dahin noch streitigen Punkten am Kuschk und Amu Darja festgesetzt.
Die gesamten Arbeiten der britischen Kommission, Vermessungen wie Rekognoscierungen, umfassen rund 310,000 hkm, nämlich die ganze Provinz Herat, fast das ganze afghanische Turkistan sowie große Teile des Hazaralandes und der persischen Provinz Chorasan, abgesehen von einzelnen Nebenrouten, wie diejenige der Hauptleute Maitland und Talbot Ende 1885 am Heri Rud aufwärts durch das vorher unbekannte Land der Hazara nach Bamian und weiter nach Taschkurgan, Balch und Maimana, und die Reisen des indischen Feldmessers Imam Scherif im Taimunigebiet östlich von Herat, im afghanischen Turkistan und zwischen Herat und Kandahar.
Aus all diesem Material, wird Gore die neue Karte von Afghanistan [* 17] ausbauen. 1884 führte eine kleine militärische Expedition, die von Pandschab aus unternommen wurde, zur Aufnahme der Thäler Zhob und Bori in Ostafaghanistan. Ende 1885 trat der durch seine Durchkreuzung der Mongolei bekannte Ney Elias eine Reise in die Grenzbezirke von Afghanistan und Ehina, nach Pamir, [* 18] Schugnan, Roschan, Badachschan an; da dieselbe zunächst politische Zwecke verfolgte, ist über ihre Resultate noch nichts bekannt geworden. Über die ähnliche Lockhartsche Expedition von 1886 s. oben: Ostindien. [* 19] Seit Dezember 1887 bereist der Geolog Griesbach (s. oben) auf Wunsch des Emirs Afghanistan, um dessen Mineralschätze zu studieren.
Für Persien sind zunächst die Aufnahmen des englischen Obersten C. E. Stewart in Chorasan zu nennen, welcher von 1881 dis 1884 dort von seiner Regierung stationiert war, um das Vordringen der Russen in Turkmenien zu überwachen. Seine Arbeiten reichen von Meschhed im N. bis Seistan im S. 1884 unternahm I. R. Preece im Interesse der Englisch.-indischen Telegraphengesellschaft eine Reise durch Südpersien, von Schiraz bis Dschaschk am Arabischen Meer, deren Zweck topographische Aufnahmen behufs Legung einer Telegraphenleitung war. Im selben Jahr reiste der schon öfters genannte Oberst Bell im südwestlichen Persien, 1888 und 1889 in Belutschistan und Persien. 1885 machte der Franzose Dieulafoy archäologische Ausgrabungen in den Ruinen des alten Susa, durchwanderte der indische Beamte Rees das bisher unbekannte bergige Gebiet zwischen Kazwin und Hamadan, den Distrikt Karaghan, den bald darauf auch der französische Arzt Baume besuchte, und machte Hauptmann Jennings eine kriegswissenschaftliche Reije durch den Südosten des Landes, wo er die bisher unbekannte Landschaft Saryad erforschte. In das Jahr 1886 fällt Raddes Besuch in Chorasan (s. oben: Westturkistan) und die
Rückreise Gores von der russisch-afghanischen Grenze, wobei er den Weg von Herat über Birdschend durch die Wüste Lut nach Kirman und Bender Abbas aufnahm. 1888 unternahm Asien Rodler eine geologische Reise in das Bachtijarengebirge und in das obere Thal [* 20] des Karun.
Vorderasien.
Arabien wurde von August 1883 bis April 1884 in seinem Nordwesten zu epigraphischen Zwecken von Professor I. Euting bereist, meist auf schon früher begangenen Wegen. In Hail und Nmgegend verweilte er drei Monate und entkam zuletzt einem mörderischen Überfall nur mit genauer Not. Sein früherer Begleiter, Eh. Huber, der schon 1879 80 Arabien durchwandert hatte, wurde bei Rabigh an der Küste des Roten Meers erschlagen. 1885 hielt sich der Niederländer Snouck Hurgronje etwa sieben Monate unter der Maske eines Schriftgelehrten in Mekka auf und konnte das intime Leben der Einwohner in Muße studieren, und zwar abweichend von seinen Vorgängern außer der Pilgerzeit, während welcher die Mekkaner sich geistig und körperlich in abnormem Zustand befinden.
Freiherr v. Maltzans Schilderungen tadelt er sehr. In demselben Jahr unternahm E. Glai^er seine zweite Forschungsreise (die erste fällt in den Winter 1883/84) nach Jemen, wo er topographisch arbeitete, Inschriften, Manuskripte etc. sammelte, und 1887-88 die dritte, wobei er die Umgebung von Marib, der alten Hauptstadt des Sabäerreichs, aufnahm und ausgedehnte Erkundigungen einziehen konnte. Besonders glücklich war er auch in dem Auffinden alter Inschriften; doch hat er bisher nur einzelne Bruchstücke über seine Reisen veröffentlicht.
Dasselbe Ziel hatte 1887 der französische Botaniker Alb. Deflers; er fand, daß die Flora des südarabischen Hochgebirges
im
ganzen mit der abessinischen verwandt in, aber auch viele südafrikanische Formen enthält. 1887 war Kapitän
E. Surtees in Midian, als dasselbe von den Ägyptern geräumt und von den Türken besetzt wurde. Er bestätigt das Vorkommen
von Petroleum, aber zweifelt an dem goldhaltigen Quarzes. Endlich führte Professor G. Schweinfurth von November 1888 an eine viermonatliche,
durch reiche botanische Ausbeute belohnte Reise im südlichen Jemen aus.
Sinaihalbinsel, Palästina [* 21] und Syrien. Der in England auftauchende Plan, dem Suezkanal in einer Wasserstraße quer durch Palästina eine Konkurrenz zu schaffen, hatte die Aussendung einiger Fachmänner zur Folge, um die geologischen und Höhen-verhältnisse des Wadi Araba (zwischen dem Toten Meer und dem Roten Meer) zu untersuchen. So reiste im Winter 1883/84 Oberst H. E. Colville von Suez durch die Sinaihalbinsel nach dem Wadi Araba, fand aber die eventuell zu durchstechende Wasserscheide in demselben über 200 m hoch, so daß man das Projekt fallen lassen mußte.
Geologisch untersuchte dieselben Gebiete gleichzeitig Ed. Huil, den Major Kitchener zum Zweck topographischer Aufnahmen begleitete; für die Kenntnis der geologischen Entwickelung Palästinas war diese Reise von hoher Bedeutung. Zu sprachlichen und archäologischen Studien begab sich B. Moritz Ende 1883 nach Syrien, wo er 1884 und 1885 namentlich in dem Gebiet zwischen Damaskus, Biredschik, dem Euphrat und im nördlichen Mesopotamien auch geographisch thätig war. Er empfing den Eindruck, daß Ackerbau und Industrie in ganz Syrien eines bedeutenden Aufschwungs fähig waren, sobald das Land mit Straßen, Brücken [* 22] und Eisenbahnen versehen würde. Zum Teil mit Moritz ¶