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Rheinprovinz), [* 2] 1887-88 Simonshof in Bayern, [* 3] Maria-Been (katholische Kolonie in Westfalen), [* 4] Gailsdorf in Thüringen, Alt-Latzig in Posen [* 5] und Magdeburg. [* 6] Im ganzen zählte man 1886: 15 und Anfang 1889: 21 in denen etwa 2400 Plätze zu besetzen sind. Doch reichen diese Stellen noch nicht aus, um allen, welche um Aufnahme nachsuchen, eine Unterkunft zu gewähren. Bis jetzt sind für Ankauf von Grund uud Boden allein schon einige Millionen Mark von den Vereinen für Arbeiterkolonien aufgebracht worden.
Eine weitergehende Aufgabe als die Arbeiterkolonien haben sich die »Kolonien zur Heimat« oder Heimatskolonien gesteckt. In diesen soll denjenigen, die sich in den Arbeiterkolonien als brauchbar gezeigt haben, die Möglichkeit geboten werden, sich ein eignes Heim zu gründen, in einer ihnen in der Kolonie liebgewordenen Beschäftigung sich und den Ihrigen den Lebensunterhalt zu verdienen und sich als ehrenhafte Bürger des deutschen Vaterlandes zu bewähren; es sol also eine Anstalt geschaffen werden, welche dauernd Arbeit gibt und dabei auch dauernd auf die Anstaltbewohner einen gewissen Einfluß zu üben vermag.
Eine solche Kolonie, Düring oder Friedrich Wilhelms-Dorf bei Bremerhaven (Cronemayers Heimatskolonie), wurde, nachdem früher schon mehrere derartige Versuche an verschiedenen Orten resultatlos verliefen, im J. 1886 mit zwölf Kolonisten eröffnet. Die Kolonisten sollen ein Häuschen und 4 Hektar kultiviertes Land für etwa 5000 Mk. erhalten und dies mit 3 ½ Proz. und 1 Proz. Amortisation verzinsen; Unterhalt und Lohn kosten täglich pro Person 1,72 Mk.
Einen andern Zweck als die Arbeiterkolonien, wenn auch mit denselben Hand [* 7] in Hand gehend, haben die Naturalverpflegungsanstalten. Dieselben ermöglichen den einfachen Ortswechsel für Arbeiter, welche anderweit Arbeit suchen, ohne die zum Wandern nötigen Mittel zu besitzen. Mit den bei dem Hausbeitel ^[Hausbettel?] zersplittert verabfolgten Geldgaben wird meist das Ziel einer segensreichen Unterstützung nicht erreicht. Aus diesem Grund hat man die Unterstützung vielfach zur Gemeindesache, in Sachsen [* 8] 1880 zur Aufgabe größerer Bezirke gemacht, indem die Verpflegung bestimmten Stellen überwiesen wurde. In Württemberg [* 9] wurden seit 1880 eigne Stationen für Naturalverpflegung armer Reisender von Gemeinden errichtet.
Hiermit wurden die Vorteile der organisierten Armenpflege mit geeigneter Kontrolle und wirksamer Bekämpfung des Gewohnheitsbettels erreicht. Solche Anstalten erfüllen ihren Zweck am vollständigsten, wenn sie, netzartig über das ganze Land verbreitet, miteinander in Verbindung steyen, ihre Unterstützungen nur gegen Arbeitsleistung gewähren und gleichzeitig in der Lage sind, Arbeit nachzuweisen. Sie hätten demgemäß mit den in lebendiger Verbindung zu stehen.
Solche Verpflegungsstationen bestehen in Westfalen 118 (davon 20 in Herbergen), in Hannover [* 10] 36 (14 Herbergen), Schleswig-Holstein [* 11] 32 (19), Brandenburg [* 12] 150 (27), Schlesien [* 13] 79 (20), Pommern [* 14] 77 (12), Provinz Sachsen 139 (24), Ostpreußen [* 15] 72 (3), Westpreußen 9 (4), Rheinproomz 97 (19), Posen 18 (3), Hessen-Nassau [* 16] 4, Freie Städte, Mecklenburg, [* 17] Oldenburg, [* 18] Braunschweig, [* 19] Lippe, [* 20] Waldeck [* 21] 5 Stationen (und 24 Herbergen), Thüringen und Anhalt [* 22] 91 (14), Königreich Sachsen 60 (34); von Bayern, Hessen, [* 23] Baden, [* 24] Württemberg und den Reichslanden ist nur das Bestehen von insgesamt 21 Herbergen bekannt.
Vgl. Chuchul, Zum Kampf gegen Landstreicher und Bettler (Kassel [* 25] 1881);
Stursberg, Die Vagabundenfrage (Düsseld. 1882);
Derselbe, Über Arbeiterkolonien und Naturalverpflegung der wandernden Bevölkerung [* 26] (Gotha [* 27] 1883);
Elvers, Zur Vagabundenfrage (Berl. 1883);
Huzel, Das System der kommunalen Naturalverpflegung (Stuttg. 1883);
v. Bodelschwingh, Vorschläge zur Bereinigung aller deutschen Arbeiterkolonien (2. Aufl., Bielef. 1884);
Pribyl, Das Bettelunwesen und die Arbeiterkolonien (Wien [* 28] 1884);
Schwering, Die Arbeiterkolonie Leinhausen bei Hannover (Hannov. 1884);
Berthold, Die Entwickelung der deutschen Arbeiterkolonien (Leipz. 1887);
Derselbe, Die Weiterentwickelung der deutschen Arbeiterkolonien 1886-87 (Berl. 1889);
Märker, Vagabundennot, Arbeiterkolonien und Verpflegstationen (Heilbronn [* 29] 1887);
»Protokolle der ordentlichen Versammlungen des Zentralvorstandes deutscher in den Jahren 1884, 1885 und 1886« (Berl.);
»Die Arbeiterkolonien.
Korrespondenzblatt für die Interessen der Arbeiterkolonien, zugleich Organ des Deutschen Herbergsvereins" (hrsg. vom Zentralvorstand deutscher Arbeiterkolonien, Wustrau 1885 ff.).