mehr
Fast in gleichem Grad wie unsre Kenntnisse von Patagonien wurden die vom Feuerland erweitert. Dies verdanken wir namentlich den beiden Expeditionen von Giacomo Bove (1882 und 1884) und in noch höherm Grade derjenigen von Ramon Lista (1886), der auch ins Innere vordrang und dort gute Weidegründe entdeckte. Auch mag daran erinnert werden, daß in diesen Gegenden 1882-83 zwei der wissenschaftlichen Polarexpeditionen überwinterten, nämlich eine deutsche in Punta Arenas, in der Magelhaensstraße, und eine französische in der Orangebai in der Nähe des Kap Horn.
Ähnlich wie in Patagonien im S., so sind auch im N. die Indianer aus der Chaco vertrieben worden. Es geschah dies (1884-85) durch den General Victorica. Schon vorher (1875-81) hatte L. J. Fontana dieses weite Gebiet erforscht, Crevaux hatte am Pilcomayo den Tod gefunden (1882), und Baldrich und Ybazata sowohl als Thouar, die 1883 den Pilcomayo aufwärts und abwärts (von Bolivia [* 2] aus) vordrangen, um das Schicksal ihres Vorgängers aufzuhellen, hatten mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen.
Der Oberst Feilberg von General Victoricas Expedition (1884-85) befuhr den Pilcomayo zuerst in einem Dampfer, und weiter nördlich entdeckte Kapitän F. Fernandez (1886) den untern Aguaray-Guazu. Thouar, der (1886) den obern Pilcomayo infolge seiner zahlreichen Stromschnellen für die Schiffahrt ungeeignet gefunden hatte, machte sich (1888) auf den Weg, um eine Landstraße von Paraguay nach Bolivia aufzufinden, mußte aber nach drei Versuchen seinen Plan aufgeben und entrann dem Tod mit Not.
Glücklicher in dieser Beziehung waren Z. Calvimonte und M. S. Arana, die (1889) von Santa Cruz de la Sierra durch die nördliche Chaco bis zum Puerto Pacheco am Paraguay gelangten. Endlich mag noch der Erforschung des obern Parana durch G. Bove (1883-84) gedacht sein und an die 1886 ins Leben gerufene brasilisch-argentinische Grenzkommission erinnert werden, welcher wir ohne Zweifel genauere Aufnahmen zu verdanken haben werden. In Paraguay hat H. Töppen (1883-84) einige Reisen gemacht, durch welche die von K. Johnston (1875) erzielten Resultate in einigen Punkten ergänzt werden.
In Brasilien [* 3] scheint von der Regierung nur wenig zur Förderung der Landeskunde zu geschehen. Eine bereits 1876 versprochene Karte in großem Maßstab [* 4] ist nie zur Ausgabe gelangt, und auch über eine beabsichtigte Triangulation [* 5] verlautet nichts. In der regen Provinz Rio Grande do Sul [* 6] sind durch Odebrecht, Soyaux und H. v. Ihering einige Aufnahmen gemacht worden. Weiter nördlich hat W. J. Steains (1885-86) durch eine gefahrvolle Erforschung des Rio Doce eine Lücke auf der Karte ausgefüllt. In seine Fußstapfen trat 1885 Ehrenreich.
Mehr scheint in dem ungeheuern Gebiet des Amazonas geschehen zu sein, obgleich auch hier von einer planmäßigen Thätigkeit nicht die Rede sein kann. Den Tokantins ist der eben genannte E. S. Ehrenreich von Cuyaba aus hinabgefahren (1885-86), während sein westlicher Nebenfluß, der Xingu, schon früher (1884) von K. v. d. Steinen, O. Clauß und dem Maler W. v. d. Steinen von seinen Quellen aus erforscht worden war. Den Madeira [* 7] bis zu seinen Stromschnellen hat T. O. Selfridge (1882) aufgenommen, und später sind die Stromschnellen vom Obersten R. P. Labre genauer untersucht worden.
Den
Beni, einen Nebenfluß des
Madeira, erforschte Edwin Heath (1880-81) von
La Paz aus, und seine
Aufnahme
wurde
(1882) von Oberst
Church, dem verdienstvollen Amerika
forscher, erweitert. Heath reiste den
Mamoré (obern
Madeira) aufwärts
nach seinem Ausgangspunkt zurück.
Maldonado, der 1886 den Amaru-Mayu befuhr, der früher als Nebenfluß des
Beni galt, weist
nach, daß er weit mehr
Wasser führt als jener. Am obern
Marañon hat Amerika
[* 8] Wertheman seine
Aufnahmen fortgesetzt.
Ganz neue
Entdeckungen will
Charles
Wiener (1881) zwischen dem Ucayati und
Huallaga gemacht haben, wo nach ihm eine nicht geahnte
Reihe von
Seen und
Flüssen liegen sollen. Derselbe
Wiener will auch (1880-81) zwei kürzere Wege von
Quito zum
Napo entdeckt haben.
Am
Rio Negro und den benachbarten Gebieten haben die
Aufnahmen einer brasilisch-venezuelanischen Grenzkommission
unter J. F.
Lopez de
Araujo (1880-83) gutes
Material für die
Karte geschaffen. Den wichtigsten Nebenfluß des
Rio Negro, den
Rio Branco, erforschte (1884-85) H. Amerika
Coudreau, während B.
Rodriguez zur selben Zeit einen östlichern Nebenfluß des
Amazonas,
den Iauapury, untersuchte.
Viel weniger scheint im Lauf des letzten Jahrzehnts für die Erforschung des Nachbarstroms des Amazonas, des Orinoko, geschehen zu sein. Der verdienstvolle Crevaux widmete nach mehrjährigen Reisen in Guayana (1876-79) auch dem Orinokogebiet seine Aufmerksamkeit (1880-81), indem er, vom obern Magdalenenstrom im W. kommend, die Andes überschritt und den Guaviare bis zum Hauptstrom verfolgte. Dagegen drang sein Landsmann Chaffonson (1886) in die Quellgebiete des Orinoko vor, während Conte E. Stradelli zwar ein Gleiches beabsichtigte, sich aber schließlich damit begnügte, den Orinoko und seinen bekannten Nebenfluß Atapado zu bereisen und von dort über Land an den Rio Negro zu gehen, wo er im Februar 1888 ankam.
In dem zwischen Amazonas und Orinoko liegenden Guayana hat der bereits erwähnte Coudreau (1889) den Oyapok bis zu den Quellen verfolgt und später in dem Tumuc Humac-Gebirge Aufnahmen gemacht. Den Maroni, zwischen Französisch- und Holländisch-Guayana, hat G. Brouseau (1888) geologisch untersucht. An diesem Flusse sind reiche Goldlager entdeckt worden, und die schwebenden Grenzstreitigkeiten sollen nach einem im Dezember 1888 geschlossenen Vertrag von einem Schiedsrichter entschieden werden. In Holländisch-Guayana sind einige geologische Untersuchungen von K. Martin (1885) und eine Reise in die entlegenen Gebiete der Buschneger und Indianer von ten Kate zu erwähnen, während in Britisch-Guayana die erste Ersteigung des Tafelbergs Roraima durch F. im Thurm (1884) der wichtigste zu verzeichnende Erfolg ist. Ihm folgte (1885) der verdienstvolle H. Whitely. Schließlich sei noch erwähnt, daß fast sämtliche oben erwähnten Entdeckungsreisen bereits verwertet sind in der von Habenicht für Stielers »Handatlas« bearbeiteten sechsblätterigen Karte von Südamerika, [* 9] welche 1888 in neuer Auflage erschienen ist.