werdenden Verteidigungsmaßregeln gegen blattangreifende
Insekten,
[* 2] wie die Blattschneiderameisen, direkt beobachtet. Um zu
beweisen, daß die durch die
Nektarien verursachte sehr erhebliche Zuckerausscheidung für den
Stoffwechsel der betreffenden
Pflanze in physiologischer Hinsicht nicht notwendig ist, entfernte
Schimper an
Exemplaren von
Cassia neglecta,
ViciaFaba und
Catalpa
syringaefolia auf künstliche
Weise die
Nektarien und sah trotzdem die
Blätter sowie die ganzen
Pflanzen
normal weiterwachsen; es folgt hieraus, daß die Zuckerdrüsen für den Gesamtstoffwechsel ohne Bedeutung sind.
Trotzdem haben sie offenbar als Anlockungsmittel einen sehr großen biologischen Nutzen, da sonst eine so reichliche Vergeudung
von
Zucker
[* 3] unerklärbar sein würde. Als Lockstellen unterscheiden sie sich bisweilen, z. B.
bei
Arten von
Passiflora, Triumfetta,
Cassia,
Croton,
Erythrina, durch auffallende Färbung von ihrer Umgebung; so sind sie z. B.
bei
ViciaFaba purpurfarbig, bei
Zanthoxylon- und Alchornea-Arten rot, bei Melampyrum arvense violett,an den Deckblättern von
Clerodendron fragans weiß etc. Vorzugsweise treten sie in der
Nähe der Blütenregion auf, da die
Blumen
ganz besonders des
Schutzes gegen
Fraß und Ausplünderung durch unberufene Blütengäste bedürftig erscheinen.
[* 5] (Forschungsreisen). Eine gedrängte Übersicht der seit 1880 in Amerika gemachten Entdeckungsreisen
zeigt wohl, daß »große«
Entdeckungen, wie etwa in
Afrika
[* 7] und Innerasien, dort nicht länger zu machen sind; sie beweist aber
auch, daß noch viel zu thun ist, ehe selbst unsre kartographische
Darstellung dieses Weltteils eine befriedigende
sein wird.
Im britischen
Nordamerika
[* 8] wird die genaue Forschung durch von der
Regierung reich dotierte Behörden rasch und gründlich gefördert.
Namentlich gehören hierher die
Arbeiten des Geological and
Natural History Survey unter Leitung von C. Selwyn, dem wir auch
für die eigentliche
Geographie höchst wichtige Beiträge verdanken. Die Beamten dieses
Amtes sind namentlich
auch in dem noch wenig erforschten
Westen und
Norden
[* 9] thätig. Die
Felsengebirge und
Britisch-Columbia haben seit 1874 zahlreiche
Geologen und Topographen beschäftigt, ohne daß indes die
Arbeiten zu einem
Abschluß gekommen wären. Zu nennen sind hier
namentlich der unermüdliche G. M. Dawson, sein Nachfolger R. G.
Mc Connell, Amerika
Bowman und J. B. Tyrell.
Um die Erforschung der Gegenden zwischen den besiedelten Gebieten und der
Hudsonbai hat sich namentlich
RobertBell (seit 1875)
verdient gemacht, dem besonders auch die Untersuchung der möglichen Handelsverkehrsstraßen zwischen
Manitoba und
Hudsonbai
anvertraut war, und der auch eine von den drei 1884-86 vom Marinedepartement unter Leitung von Amerika
Gordon
dorthin entsandten Expeditionen begleitete.
Unter kleinern
Arbeiten verdient die von P.
Low 1885 bewerkstelligte
Aufnahme des Mistassinisees (zwischen
Quebec und der
Hudsonbai)
hervorgehoben
zu werden. Entdeckungsreisen im eigentlichen
Sinn waren die von G. M. Dawson (1887), Ogilvie
und R. G.
Mc Connell in die Gebiete des untern
Mackenzie und des obern Jukonflusses. Ogilvie überwinterte 1887 bis 1888 am
Jukon und machte 1888 eine
Aufnahme des zwischen diesem
Fluß und dem
Mackenzie liegenden
Landes, während
Mc Connell in
FortProvidence
am
Mackenzie überwinterte und von da über den
Jukon und Tschilkut an die Westküste reiste.
Hier mag auch gleich die 1889 von den
Vereinigten Staaten
[* 10] unter J. E.
Mc Grath entsandte Expedition erwähnt werden, deren
Aufgabe es ist, die nördlich vom St.
Elias liegende internationale
Grenze festzulegen. Von größern Privatreisen in diese
Gebiete verdient nur diejenige des
Lord Lonsdale Erwähnung, der im März 1888
Winnipeg verließ, den
Mackenzie
bis zur Mündung hinabfuhr und im
Februar 1888 die
KüsteAlaskas erreichte. Eine ähnliche
Reise haben 1889 E. W.
Everest und
Graf de Sainville angetreten. Bescheidener, aber immerhin für die Landeskunde wichtig, sind die
Aufnahmen desDominion Land
Survey, unter
Kapitän E.
Deville. Diese beschränken sich selbstverständlich auf die zu besiedelnden
Gebiete.
In denVereinigten Staaten ist die Erforschung des
Landes ähnlich geordnet wie in
Kanada. Ein Geological Survey ist 1879 unter
einheitlicher Leitung ins
Leben getreten, und die seit 1867, bez. 1869 unter Leitung von F. V.Hayden,
J. W. Powell und
ClarenceKing bestehenden, sich oft einander entgegenarbeitenden Aufnahmebehörden sind mit ihm vereinigt
worden. Der erste
Direktor dieses
Amtes war
ClarenceKing, aber schon 1880 trat J. W. Powell an dessen
Stelle. Dieses
Amt erstreckt
seine Thätigkeit auf die ganze
Union und bezweckt vor allem, eine gute topographische
Karte zu schaffen,
als Grundlage für geologische und andre wissenschaftliche
Arbeiten.
Vom
Kriegsministerium werden einige bedeutende Flußaufnahmen, wie die des
Mississippi (seit 1879) und
Missouri (seit 1884),
geleitet.
GeologischeAufnahmen sind in den meisten
Staaten von Staatsgeologen vollendet worden, aber seit Schaffung einer
Zentralbehörde
scheinen dieselben meistens ihre
Arbeit eingestellt zu haben. Die schöne
Aufnahme von
Kalifornien (unter J. D.Whitney)
ist nie vollendet worden;
New York hat es nur bis zu einer
Triangulation
[* 16] gebracht, während in andern
Staaten die nötigen
Mittel
nur karg zu ähnlichen
Arbeiten bewilligt werden. Von kleinern Expeditionen verdient die von J. V. Brower nach den Mississippiquellen
geführte Erwähnung. Sie will einen vom
Itaska und Glaziersee verschiedenen Quellsee entdeckt haben.
Indes ist in
Minnesota ein
Gesetz erlassen worden, welches den Glaziersee aus der
Welt schafft und den
Itaska in seine
alten
Rechte einsetzt.
Interessant ist ebenfalls die
Reise von
FrankCushing und H. F. C. ten
Kate nach
Arizona und
Neumexiko, wo
sie die
¶
In Mexiko,
[* 18] wo schon längst eine geographische Gesellschaft manches für die Landeskunde gethan hat, ist endlich 1989 eine
Comision geografica esploradora unter Leitung von Agustin Diaz ins Leben getreten, die sich auch mit naturwissenschaftlichen
Fragen beschäftigen und im allgemeinen nach Art des ähnlichen Instituts in Kanada arbeiten wird. Von Forschungsreisen verdienen
Beachtung diejenigen von Désiré Charnay (1880-82) nach den Ruinenstätten Südmexikos, Yucatans und Guatemalas. N. F. E. ten
Kates (1883) ethnologische Forschungen in Sonora und Niederkalifornien, W. MillersReise (1888) in noch unerforschte
Teile Yucatans und F. Schwatkas Forschungen in Chihuahua (1889), wo er ungeahnte fruchtbare Ländereien entdeckt haben will.
Endlich hat F. G. Weidner (1882) eine Karte von Sonora veröffentlicht, die auf eignen Aufnahmen beruht.
In Mittelamerika hat E. Rockstroh (1878-82) einen großen Teil Guatemalas erforscht und namentlich auch
die Vulkane
[* 19] bestiegen und die alten Ruinenstätte aufgesucht, während sich O. Stolle (1878-83) mehr den ethnographischen und
wirtschaftlichen Verhältnissen zuwandte.
AuchP. Maudsley (1882) besuchte Ruinenstätten. In
Britisch-Honduras hat der Gouverneur Goldsworthy (1888) zum erstenmal die Coxcomb Mountains (Hahnenkamm) bestiegen. Dem Anfang
des Baues des Nicaraguakanals (s. d., Bd.
17) sind genauere Aufnahmen durch den Ingenieur Menocal vorangegangen. In Costarica haben sich C. Bovallius, Bischof F. Amerika Thiel (1882) u. AmerikaL. Pinart (1882-88) durch Reisen in den Süden des Landes und unter die Indianerstämme der Chiriquilagune verdient
gemacht, während H. Polakowsky unsre Kenntnis der Flora förderte.
In Chile geschieht verhältnismäßig viel für unsre Wissenschaft, und namentlich ist das von Gormaz Vidal geleitete »Annuario
hidrographico« eine Fundgrube wichtiger geographischer Nachrichten. Fast selbstverständlich richtete
sich die Thätigkeit der jüngsten Zeit auf die im N. erst neuerworbenen, an Bolivia und Peru grenzenden Gebiete. Dort war Steinmann 1883 thätig,
aber Bedeutenderes leistete die Expedition unter Amerika Bertrand (1884), welche das ganze Atacamaplateau zwischen 21 und 27°
südl. Br. durchforschte.
Ergänzt wurden diese Arbeiten durch F. Philippi (1885) und Jose Sanfelices (1886), der den Vulkan von Lincancaur
bestieg. Für die mittlern Kordilleren lieferten zwei Deutsche,
[* 23] P. Güßfeldt (1884) und der Geolog Amerika Plagemann (1886),
wichtige Beiträge. Noch weiter im S., in dem jetzt der Ansiedelung eröffneten Gebiet von Arauco, machten der ältere R. Amerika Philippi (1883) und der Geolog J. P. Sieveking einige Forschungen. Auch schickte Chile (1887) eine Expedition über
den Lifen-Paß, die nachwies, daß viele Flüsse, die dem GroßenOzean zuströmen, schon jenseit der Kordilleren entspringen.
Ebendasselbe wies R. Serrano (1884) weiter südlich (44° südl. Br.) in Bezug auf den Rio
[* 24] Palena nach.
In Argentinien herrscht eine rege wissenschaftliche Thätigkeit, und die rasch zunehmende Bevölkerung
hat gewissermaßen zur Erforschung des Landes herausgefordert, denn indem sie das Zurückdrängen der wilden Indianer nach
S. und N. hervorrief, hat sie die militärische Erschließung weiter Gebiete zu stande gebracht und friedlichen Forschern
eine Bahn eröffnet. Was das Innere des Landes betrifft, so ist namentlich die Universität von Cordova ein
Mittelpunkt wissenschaftlicher Forschung geworden. Von dort aus zogen Amerika Stelzner (1872-73), H. Brackebusch
u. a. in die Andes und legten sie auf guten Karten nieder. AuchGould, dem wir so viele Ortsbestimmungen verdanken, und Amerika v.
Seelstrang, der Herausgeber einer großen Karte der Republik (seit 1882), sind Professoren an dieser Universität.
In ähnlicher Weise wirkte Burmeister in Buenos Ayres
[* 25] und wirkt noch jetzt dort Hoskold als Vorstand einer geologischen Aufnahme.
Den Süden (Patagonien) eröffneten zuerst die militärischen Expeditionen von Roca (1879) u. Villegas (1881-83), durch welche
die Indianer bis hinter den Rio Negro zurückgedrängt wurden. In diesen weiten Gebieten haben die frühern
Forschungen von Musters (1869-70), Moreno (1875-79) Moyano (1876-79) u. Ramon Lista wesentliche Erweiterungen erfahren. Den
Ostabhang der Kordilleren konnte Oberst J.Host (1880) als Folge von Rocas Expedition erforschen. Den Rio Negro befuhr (1881)
Obligado u. (1883 bis 1884) O'Connor, dem wir genauere Aufnahmen verdanken.
Die zweite Expedition des GeneralsVillegas (1882-83) galt namentlich dem Ostabhang der Andes und seinem Saumgebiet, und die
gewonnenen Resultate sind in einer guten Karte von J. J. Rhode und Amerika Urtubey niedergelegt worden (1886). Demselben Gebiet galten
die Reisen von H. J. Fontana (1887-88) und del Castillo (1888-89), ohne daß indes endgültige Resultate
über den Verlauf der dortigen Flüsse und die Höhe der Pässe gewonnen worden wären. Die Umgebung des Golfs von San Matias
ist von Lista (1880) untersucht worden, während sich Oberst Lina de Roa (1880) und Fontana (seit 1886)
der Erforschung des RioChubut widmeten.
Weiter im S. drang der unermüdliche Moyano (1880) in das Seegebiet am obern Santa Cruz vor und ging von dort nördlich zum
Chubut, während del Castillo (1886) die Andeshänge im S. untersuchte und auch hier fand, daß die auf dem Hochland von Patagonien
entspringenden Flüsse, die Kordilleren durchbrechend, nach W. abfließen. Endlich sei noch einer unter G. Steinmann (1883)
von der Magelhaensstraße ausgehenden Expedition gedacht, die längs der Kordilleren bis 51° 40' südl. Br'. vordrang.
¶