zwei Jahre bleiben sollten; dann solle Ägypten
[* 2] für unantastbares Gebiet durch die Mächte erklärt werden, und
nur
im Fall einer innern oder äußern
Gefahr sollten
England und die
Pforte das
Recht haben, für die Dauer derselben es wieder
zu besetzen. Der
Sultan ließ sich jedoch von Rußland und
Frankreich bestimmen, diesen
Vertrag nicht zu
ratifizieren, so daß
England hinsichtlich der Besetzungsdauer völlig
freie Hand behielt. Die Zahl der
Truppen unter einem
englischen
General, 60 englischen und 447 ägyptischen
Offizieren beträgt 10,790 Mann, die der Gendarmerie, welcheBakerPascha
organisierte, 6252 Mann. Außerdem stehen 3387 Mann englischer
Truppen in Ägypten. Die
Finanzen besserten sich
so, daß 1889 eine Konvertierung und
Zinsreduktion der privilegierten
Schuld geplant wurde; doch scheiterte dieselbe daran,
daß
Frankreich seine Zustimmung von der Verpflichtung
Englands, Ägypten bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zu räumen, abhängig
machte.
Zur Litteratur: E.
Meyer, Geschichte des alten
Ägyptens (Berl. 1886 ff.);
Erman, Ägypten und ägyptisches
Leben
im
Altertum (Tüb. 1885-87, 2 Bde.);
* (Odia,Elmore), Laguneninsel in der Ralikkette des deutschen Marshallarchipels,
auf deren
Riff einige 30
Inseln liegen, zusammen 40 qkm groß mit 220 Einw. In die einen schönen
Hafen bildende
Lagune führen
mehrere
Kanäle.
* (Ailu,Eilug), Laguneninsel in der Ratakkette des deutschen Marshallarchipels, auf deren
Riffe viele kleine,
bewaldete, aber ärmliche
Inseln liegen, zusammen 6 qkm groß mit 200 Einw. Mehrere
Kanäle führen in
die
Lagune, die nur einen sichern Ankerplatz im
NO. bei Kapeniur hat.
Musa *, berühmte, nach der
Tradition von
Moses aus dem
Felsen geschlagene
Quellen, welche 18 km südsüdöstlich von
Suez, bei demEintritt in die Sinaihalbinsel, aus 15 kleinen, konischen
Hügeln entspringen und, sich dann
über die Umgebung verbreitend, eine üppige
Vegetation von
Palmen
[* 4] und Gesträuchen hervorrufen, welche einen angenehmen
Gegensatz
zu der die
Oase umgebenden
Wüste bildet.
*, portug. Besitzung an der
Sklavenküste in Westafrika, am
Golf von
Guinea, 35 qkm groß mit (1873) 4560 Einw.,
worunter einige portugiesische
Familien, Beamte eines französischen
Hauses und viele
Mulatten.
Der Hauptort,Fort
Ajuda, liegt 2 ½ km vom
Meer an einer
Lagune, der
Hafen Andra oder Alada ist wegen der vorliegenden
Sandbank schwer zu erreichen.
Ajuda bildet eine
Dependenz von
São Thomé.
Die mehrfach behauptete absolute Akklimatisationsfähigkeit des
Menschen ist durch keine
Thatsache
erwiesen. Gegenüber der
Hypothese vom einheitlichen Ursprung des Menschengeschlechts, welches sich von Einem
Punkte der
Erde über deren ganze Oberfläche verbreitet haben soll, stehen die
Erfahrungen, daß das körperliche Befinden
und noch mehr die Leistungsfähigkeit des
Menschen sich am günstigsten gestalten in demjenigen
Klima,
[* 7] in welchem das
Individuum
erzeugt oder geboren worden ist.
AlleVölkerwanderungen aus historischer Zeit betreffen nur eine sogen. kleine
Akklimatisation, d. h. eine Ansiedelung in einem
Lande, dessen
Klima dem der
Heimat der Auswanderer ähnlich ist. Anderseits haben die
Erfahrungen
bei Auswanderern in tropische Gegenden, besonders
Afrikas, gelehrt, daß der
Europäer unter günstigen Verhältnissen und
bei genügender Vorsicht zwar eine Zeitlang dort aushalten kann, daß aber von einer wirklichen Akklimatisation keine
Rede ist. Selbst für subtropische Gebiete ist der
Beweis einer vollen Akklimatisation des Nordländers noch nicht erbracht.
Akklimatisation (Akkli
* 12 Seite 17.21.
Der Deutsche
[* 8] gedeiht in
Algerien
[* 9] so gut wie irgendwo in der Olivenregion, und doch überwiegt selbst in den kühlern Gebieten
die Zahl der Todesfälle die der
Geburten bedeutend. Betrachtet man dasSchicksal der dritten
Generation
als entscheidend, so ist zu bemerken, daß es selbst in
Ägypten nicht gelang, ein paar südeuropäische
Familien von längerer
Dauer aufzufinden. Die seit 1821 in
Chile
[* 10] eingewanderten Familen sind, soweit sie sich unvermischt erhalten haben, fast sämtlich
ausgestorben. Diese
Thatsache kann erklären, warum
Vandalen,
Ost- und Westgoten so schnell zu
Grunde gingen,
nachdem sie sich in der Olivenregion angesiedelt, warum die
Langobarden nur nördlich des
Apennin dauerten, und warum von der
Normannenaristokratie in beiden
Sizilien
[* 11] nach so kurzer Zeit jede
Spur verschwunden ist. - Der Haupteinfluß, welchen das
Klima
auf den
Organismus auszuüben pflegt, wird gebildet durch die
Höhe der
Temperatur in
Verbindung mit dem
Feuchtigkeitsgehalt der
Luft.
TrockneHitze beschleunigt
Atmung und
Puls, sie regt die Hautthätigkeit zu den höchsten Leistungen
an, vermindert das
Bedürfnis nach stoffersetzenden
¶
mehr
Nahrungsmitteln, während sie gleichzeitig Durst und Gallenabsonderung erhöht. Die Muskelenergie setzt sie ebenso herab wie
die geistige Schaffensthätigkeit, steigert dagegen die empfindenden Funktionen bis zur Überempfindlichkeit und führt endlich
durch Überreizung zur Apathie. Feuchte Hitze verhindert Kohlensäure- und Wasserabgabe, erschwert das Atmen bei erhöhter Zahl
der Atemzüge, beschleunigt den Puls, vermindert den Appetit, macht träge zu jeder Arbeit und setzt die
Nervenerregbarkeit herab.
TrockneKälte macht die Atemzüge seltener und tiefer, den Herzschlag bei verminderter Häufigkeit kräftiger, sie macht die
Haut
[* 13] zusammenschrumpfen und beschränkt die Abgabe von Wärme
[* 14] und Wasser durch dieselbe. Gleichzeitig erhöht sie bei Steigerung
der sonstigen Wasserabgabe das Bedürfnis nach substantieller Nahrung, regt die Blutbildung bei verminderter
Gallenabsonderung stark an und begünstigt die volle Entfaltung der Muskelkräfte. Feuchte Kälte erleichtert zwar die Sauerstoffeinfuhr
und die Ausscheidung der Kohlensäure, wirkt aber durch Behinderung der Wasserausscheidung aus den Lungen wie durch die Haut
ungünstig auf die Herzthätigkeit. Da hierbei der Wassergehalt des Bluts unvermeidlich gesteigert wird,
werden auch die Aufnahme der Nahrungsstoffe, die Energie der Muskeln
[* 15] und des Nervenlebens ungünstig beeinflußt.
Bei Verminderung des Luftdrucks, also mit steigender Höhe, nimmt der Pulsschlag zu, wächst die Wasserausscheidung durch Haut
und Lungen, während die anderweite Wasserabgabe sich vermindert. In großen Höhen kommt es zu stärkster
Füllung der oberflächlichen Blutgefäße, selbst zur Berstung derselben, Kopfschmerz, Übelkeit, Schwere und Schläfrigkeit
treten bei fortdauernder Bewegung ein. Beim Steigen und bei freier Transpiration sinkt die Körpertemperatur, es entstehen Unbehagen
und Brustbeklemmung, während bei Nahrungsaufnahme auf kurze Zeit Linderung erfolgt. Winde
[* 16] wirken hauptsächlich Wärme entziehend,
namentlich vermehren trockne, heiße Winde die Wasserausscheidung durch die Haut und die Lungen. - Am einfachsten
liegen die Verhältnisse gegenüber dem Kälteeinfluß, bei welchem die Wärmeproduktion des Organismus vor allem in Betracht
kommt.
Individuen mit guter Verdauung und leicht beweglicher Konstitution gewöhnen sich am leichtesten an ungewohnte Kälte, viel
schwerer Kinder, Greise, schwächliche Frauen und an substantielle Nahrung nicht gewöhnte Südländer, die
ungemein leicht und nachhaltig erkranken. Eine kräftige Unterstützung erhält die Akklimatisation an kalte Klimate
durch die Möglichkeit, den Schutz durch die Kleidung sehr erheblich erhöhen zu können. Viel schwieriger gestaltet sich die
Akklimatisation an heiße Klimate.
Anfangs scheint der Einwanderer in keiner Weise belästigt zu werden, sein Aussehen und Gebaren bilden
einen auffallenden Gegensatz zu der äußern Erscheinung der schon lange an dem tropischen Wohnort weilenden Landsleute. Aber
allmählich, nach Wochen oder oder Monaten, sinken die Leistungsfähigkeit und die Kräfte, es tritt Abspannung ein, die Funktionen
der Haut und der Leber steigern sich, während Ernährung und Blutbereitung an Energie verlieren. Sehr günstig
wirkt eine zeitweise Unterbrechung der Akklimatisation, sei es durch Eintritt kühlerer Jahreszeit, durch eine Seereise oder durch Aufenthalt
an hoch gelegenen Punkten.
Tritt solche Unterbrechung nicht ein, so steigern sich die angedeuteten Störungen, und es treten wahre
Krankheitszustände ein. Unter günstigen hygienischen und individuellen Verhältnissen machen sich erheblichere Gesundheitsstörungen
wohl erst
nach mehrjährigem Aufenthalt bemerkbar, oder sie bilden Übergänge zur Gewinnung einer neuen, etwas verschobenen
Gleichgewichtslage des individuellen Gesundheitszustandes, womit die Akklimatisation erreicht ist.
Bei der Beurteilung aller dieser Vorgänge muß man die Bedeutung des klimatischen Moments als Krankheitsursache
in gemäßigten Himmelsstrichen in Betracht ziehen. Der Frühling wird wohl durch allzu schnelle Steigerung der Blutfülle,
der Sommer durch Verminderung der Eßlust, der Herbst durch relativen Blutmangel und der Winter durch große Anforderungen an
die Atmungswerkzeuge und an die Organe des Blutumlaufs kränklichen oder schadhaften Körperkonstitutionen gefährlich; indes
gibt es doch nur wenige Krankheiten, die thatsächlich als Witterungskrankheiten aufzufassen sind, und namentlich erzeugen
auch die extremsten Wetterschwankungen niemals Epidemien in der seßhaften und ihrem Klima angepaßten Bevölkerung.
[* 17]
Ist aber die Bewohnerschaft größerer oder kleinerer Bezirke noch anderweitigen gemeinsamen krankmachenden Lebensbedingungen
unterworfen, so zeigt sich die Einwirkung der Witterungsschwankung oft mit enormer Heftigkeit. So widersteht
der Soldat am Anfang des Feldzugs, solange Entbehrungen, Strapazen etc. noch nicht die Blutmischung und Zirkulation, die Widerstandsfähigkeit
der sonstigen Körperorgane verändert haben, den Schwankungen und Unbilden des Wetters vortrefflich, während selbst kleine
atmosphärische Schwankungen die Entstehung zahlreicher Krankheiten veranlassen, sobald das Gleichgewicht
[* 18] der
Ernährung wirklich gestört ist.
Dann treten auch nicht mehr leichte Katarrhe und Rheumatismen, sondern heftige Lungen- und Herzbeutelentzündungen, schwere
epidemische Dysenterien, massenhafte Typhen, tödliche Hirnhautentzündungen auf, die nach einem einzigen Nachtfrost, einem
starken Regenguß ausbrechen und eine vorher jedem Wetter
[* 19] Trotz bietende Truppe dezimieren können. Die Beurteilung der Akklimatisationsprozesse
ist noch eine sehr unsichere und hat mit dem Wechsel der pathologischen Anschauungen geschwankt. In allen
Tropenklimaten und bei jedem dort lebenden Europäer tritt aber eine Verminderung der Blutbildung mit ihren Folgen hervor,
und diese nach einem, sicher nach einigen Jahren sich zeigende Anämie ist um so ausgebildeter, je mehr positive
Schädlichkeiten (Überarbeitung, schlechte Pflege, ernste Krankheiten, besonders Ruhr) vorhanden sind.
Fahle, wachsartige Blässe, Hervortreten der Knochen,
[* 20] Verlust jeder lebhaften rosigen Färbung, allmähliches Eintrocknen des
Fettpolsters unter der Haut findet man auch bei Personen, welche gar nicht von wirklichen Krankheiten heimgesucht wurden. Während
aber diese Erscheinungen nur die Folge eines Rückganges der Blutbereitung mit gleichzeitiger Herabsetzung
des Wassergehalts im Blut und entsprechender Entlastung des Herzens und des Lungenkreislaufs sind, gibt es auch anämische
Zustände, hinter denen als Wesen der Krankheit eine wirklich fehlerhafte Blutmischung steht, die unaufhaltam zur tiefen Zerrüttung
und zum Zerfall des Körpers führt. Geht die Bildung derartiger Anämien noch mit direkten Blutverlusten
einher (wie bei der Ruhr), so tritt bald direkte Lebensgefahr ein. Hier handelt es sich aber um tropische Krankheiten und nicht
um eine um den Preis derselben gewonnene da von einer Steigerung der Widerstandsfähigkeit nordeuropäischer Einwanderer in
die Tropen gegen deren spezifische Krankheiten, in erster ReiheMalaria und Ruhr, nicht entfernt die Rede sein
kann, im Gegenteil
¶