*(spr. adáng), Emile, belg. Generalstabsoberst und Direktor des militär-kartographischen
Instituts, geb. beteiligte sich 1852-59 bei der Aufnahme seines Landes, wurde später Lehrer an der Militärschule
und starb als Oberst in Ixelles. Er war Mitbegründer und Vizepräsident der belgischen Geographischen Gesellschaft
sowie fleißiger Mitarbeiter an deren Bülletin.
Zahlreiche von König Leopold nach dem Congo gesandte
Reisende verdankten ihm ihre kartographische und astronomische Ausbildung.
Ort im deutschen Togogebiet an der Sklavenküste des Golfs von Guinea (Westafrika), etwa 40 km vom Meer, an einem
kleinen Fluß, der von den Bergen von Akposo in das Nordende des Togosees fließt, mit 7-8000 Einw.
vom Stamm der Mina, die früher westlich vom Volta wohnten, aber Ende des vorigen Jahrhunderts nach der Küste zogen, um den Bedrückungen
des Herrschers von Kumassi zu entgehen, und eine Anzahl kleiner Republiken gründeten. Über den Ort gab schon 1884 Zöller einige
Nachrichten, doch wurde derselbe erst 1885 von dem Vorsteher der apostolischen Präfektur Dahomé, Pater
Ménager, wirklich besucht.
6) ehemaliger Herzog von Nassau, hielt sich im Sommer meist in Königstem im Taunus und auf dem Schloß Hohenburg
in Bayern, im Winter meist in Wien auf; sein einziger Sohn, Erbprinz Wilhelm (geb. 22 April 1852), trat in das österreichische
Heer, ward bald Oberst und Kommandeur des 1. Husarenregiments und 1889 zum Generalmajor befördert. Gegen
den preußischen Hof verhielt sich Adolf zurückhaltend, aber nicht feindlich. Die erste Annäherung fand durch die Vermählung
seiner Tochter, Prinzessin Hilda, mit dem Erbgroßherzog von Baden statt.
Als Kaiser Wilhelm II. sich 1888 bei dem Großherzog von Baden auf der Insel Mainau aufhielt, stattete ihm
Adolf 29. Sept. daselbst einen Besuch ab, durch welchen die Versöhnung mit dem preußischen Hof und dem Stande der Dinge in Deutschland
ausgesprochen war. Dieselbe wurde vom Herzog ohne Zweifel im Hinblick auf seine Thronfolge im Großherzogtum Luxemburg gesucht,
welche durch den Gesundheitszustand des Königs Wilhelm III. der Niederlande in nahe Aussicht gestellt war.
Als nun im Frühjahr 1889 Wilhelm III. so schwer erkrankte, daß die niederländischen Generalstaaten die Einsetzung einer
Regentschaft beschlossen, und
die luxemburgische Kammer den Beschluß faßte, dem Herzog die Regentschaft des ihm dereinst zufallenden
Landes zu übertragen, nahm den Antrag an, traf in Luxemburg ein und leistete 11. April den Eid auf
die Verfassung, vom Volk mit Jubel begrüßt. Doch Wilhelm III. genas wider Erwarten, lehnte des Herzogs Anerbieten, die Regentschaft
weiterzuführen, dankend ab und übernahm 3. Mai wieder selbst die Regierung, worauf Adolf 4. Mai Luxemburg verließ.
*(lat.-griech.), nach Pasteur diejenigen niedern Organismen, welche ohne gasförmigen
oder in Wasser gelösten Sauerstoff nicht leben können, im Gegensatz zu den Anaërobien, welche nur bei völliger Abwesenheit
von freiem Sauerstoff Lebenserscheinungen zeigen.
Alexander Nikolajewitsch, russ. Altertumsforscher, geb. 1826 im
Gouvernement Woronesh, studierte in Moskau Rechtswissenschaft, war 1849-61 Beamter am Moskauer Hauptarchiv
des Auswärtigen, daneben aber vielfach litterarisch, besonders auf dem Gebiet der russischen Volksüberlieferung, thätig.
Seine Hauptwerke in dieser Richtung sind die Sammlung russischer Volksmärchen (»Naródnyja russkija
skáski«, 2. Aufl., Mosk. 1873, 4 Bde.)
und »Die poetischen Naturanschauungen der Slawen« (das. 1865-69, 3 Bde.),
eine Art slawischer Mythologie. Von seinen übrigen Schriften sind anzuführen: »Hexenmeister und Hexe« (1851);
»Die zoomorphischen Gottheiten der Slawen« (1852); »Das Leben jenseit des Grabes nach slawischen Sagen«. Er starb 1876.
[* ] Die Aufteilung der noch von keiner europäischen Macht in Besitz genommenen Länder hat in den letzten Jahren
schnelle Fortschritte gemacht. Die Grenzen der französischen und englischen Besitzungen sind nach dem
Innern zu immer weiter vorgeschoben worden, Italien hat seinen Besitzstand erweitert, Frankreich teils durch direkte Annexionen,
teils durch Abschließung von Schutzverträgen mit den Herrschern von Segu, Futa Dschallon, Samory und Bambara seine Provinz
Senegal, durch Abmachungen mit den seine Erwerbungen am Congo und Gabun begrenzenden Kolonialbesitzungen
andrer Mächte seinen dortigen Besitzstand, ebenso sein Gebiet bei Obok durch Erweiterung seiner Interessensphäre wie durch
Erwerbung der bis dahin England gehörenden Muschainseln, Heißung seiner Flagge bei Hela und Dungareta an der Somalküste,
durch Wiederbelebung seiner auf längst vergessenen Abmachungen fußenden Schutzherrschaft über Madagaskar
sowie durch Annahme derselben seitens der Eingebornen der Komoreninseln sehr bedeutend vergrößert, so daß der französische
Besitz in Afrika gegenwärtig weit über das Doppelte desjenigen vor vier Jahren beträgt. In gleicher Weise ist England vorgegangen.
Das große Betschuanenland im N. der Kapkolonie wurde 1884 Kronkolonie und 1889 Matabeleland mit Maschonaland
als britischem Einfluß unterworfen erklärt, wogegen freilich Portugal Protest einlegte; Zululand wurde der Kolonie Natal überwiesen
und die Grenzen der britischen Besitzungen am Golf von Guinea
mehr
sehr bedeutend weiter vorgeschoben. Das Uferland des Niger zu beiden Seiten aufwärts bis Sa sowie das des Binuë bis Jola wurde 1885 als
unter britischem Protektorat stehend erklärt. Dagegen zog Portugal sein Protektorat über Dahomé zurück, da die Abschaffung
der Menschenopfer nicht erreicht werden konnte, und beschränkte sich an der Sklavenküste wie zuvor auf
das Fort Ajuda. An der ostafrikanischen Küste hat England ein großes Gebiet als seiner Interessensphäre angehörig erklärt,
das nach N. zu vom Tana, im S. von einer Linie begrenzt wird, die vom Umbafluß in nordwestlicher Richtung zum Ukerewe hinzieht.
Die Vereinbarungen mit dem Sultan von Sansibar betreffs der Verwaltung der diesem Herrscher gehörigen Plätze
an der Somalküste, der Insel Manda, der Häfen Kismaju, Barawa, Merka, Makduschu und Warschekh mit ihren Gebieten, bezeichnen
den Angriff weiterer Erwerbungen im Somalland, auf welches die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft früher Ansprüche erhob.
Gesichert ist hier für Deutschland außer dem kleinen Witugebiet seit dem auch die Küste zwischen
der Nordgrenze von Witu und der Südgrenze des dem Sultan von Sansibar gehörigen Kismaju.
Indessen hat an der Somalküste auch Italien eine Besitzergreifung vollzogen, indem es den Hafenplatz Obbia mit dem dazu gehörigen
Gebiet, später auch den anstoßenden Küstenstreifen bis zur deutschen Grenze unter sein Protektorat
nahm. England besitzt aber auch weiter nördlich einige Küstenplätze, Berbera, Bulhar, Samawonak, Zeila und Suakin, während
Italien die ganze Küste von der französischen Kolonie Obok bis nördlich von Massaua mit den vorliegenden Inseln und einigen
vorgeschobenen Plätzen am Rande des abessinischen Hochlandes (Asmara, Keren) in Besitz genommen hat.
Spanien hat die ihm bereits vor Jahrhunderten gesicherten Ansprüche auf den Hafen Ifni oder Santacruz de Mar Pequena zur Geltung
gebracht und den langen Küstenstrich zwischen Kap Bojador im N. und Kap Blanco im S., ein durchaus wüstes Gebiet, das aber für
die in dieser Meeresgegend schwunghaft betriebene Fischerei wichtig ist, in Beschlag genommen, so daß
das Gebiet der einheimischen Völker immer mehr zusammenschrumpft. Als unter britischem Einfluß stehend muß ferner Ägypten
bezeichnet werden, wo britische Beamte die Finanzverwaltung in Händen haben und ein britischer General über die englischen
Streitkräfte wie über das ägyptische Militär verfügt, um das Land gegen die von S. her drohenden
Angriffe der Mahdisten zu schützen, an welche Ägypten ganz Nubien und den Sudân verlor.
Auch Emin Pascha wurde 1889 aus seiner Provinz von den Mahdisten vertrieben, nachdem er sich ohne alle Unterstützung von der
ägyptischen Regierung lange gehalten hatte. Gegenwärtig repräsentiert der ziffermäßig nachweisbare
Besitzstand der europäischen Mächte in Afrika ein Areal von 10,019,692 qkm (181,989,4 QM.), wozu noch sehr
bedeutende Gebiete kommen, welche als in der Interessensphäre der einzelnen kolonisierenden Nationen liegend betrachtet werden.
Dadurch schrumpft das Areal der unabhängigen Staaten immer mehr zusammen, wenngleich eine faktische Unabhängigkeit für die
im Innern des Kontinents wohnenden Stämme noch immer besteht und wahrscheinlich auch noch auf lange Zeit
bestehen bleiben wird. In diesem Sinn ist die nachfolgende Liste der einheimischen Staaten zu verstehen, welche ein weit größeres
Areal repräsentieren würden, wollte man alle thatsächlich unabhängigen Staaten in dieselbe aufnehmen.
1) Einheimische Staaten.
QKilom.
QMeil.
Bevölkerung
Auf 1 qkm
Ägypten
1021354
18549
6809727
6.8
Nubien und Sudân
1960000
35596
10000000
5
Tripolis und Barka
1033000
18750
1000000
1
Marokko
812300
14750
10000000
12.3
Sahara
6180426
112243
2850000
0.4
Wadai
444550
8074
2600000
6
Baghirmi
183404
3331
1500000
8.2
Bornu
148406
2695
5000000
33.8
Kanem
56660
1029
100000
1.8
Sokoto
224111
5886
12570000
34.8
Adamáua
137365
2495
↗
↗
Gando
203309
3692
5500000
27
Massina
166879
3031
4500000
27.5
Liberia
37200
6723
1068000
28.9
Abessinien
333279
6053
3000000
9
Galla- und Somalländer
1897000
34452
15500000
8.2
Uganda
123000
2235
5000000
40.6
Lundareich
345000
6265
2000000
7.7
Marutse-Mambundareich
268000
2867
900000
3.3
Südafrikanische Republik
315590
5681
470000
1.4
Oranjefluß-Republik
107439
1951
133578
1.3
2) Der Kolonialbesitz europäischer Staaten.
Algerien
667000
12113
3960400
6
Tunis
116000
2107
1500000
13
Senegal
358500
6511
1850000
5
Goldküste
24000
436
528000
22
Gabun
670000
12168
8000000
72
Obok
6000
109
22370
37
Madagaskar
591964
10751
3500000
6
Réunion
2512
46
163881
65
Ste.-Marie de Madagascar
165
3
7468
45
Nossi Bé
293
5.7
8281
28
Diego Suarez
?
?
4607
?
Mayotta
366
6.6
10551
29
Comoroinseln
1606
29
53000
33
Frankreich:
2438406
44285.3
19603951
8.9
Togogebiet
1300
24
40000
31
Camerun
30000
545
500000
16
Deutsch-Südwestafrika
1000000
18161
236000
0.2
Deutsch-Ostafrika
1100000
19997
800000
0.7
Witu und Somalküste
?
?
?
-
Deutschland:
2131300
38727
1576000
0.8
Belgien: Congostaat
2091000
37975
24000000
12
Madeira
815
14.8
132223
162
Kapverdische Inseln
3851
69.9
110926
28
Guinea
69
1.2
6518
94
São Thomé, Principe, Ajuda
1080.6
19.7
20888
137.4
Angola
809400
14600
2000000
2.5
Mosambik
991150
17990
2000000
2
Portugal:
1806365
32805.6
4270555
2.3
Kapkolonie
553295
10049
1252370
2.2
Walfischbai
1243
23
800
0.7
Pondoland
9324
169
150000
16.3
Basutoland
26655
484
128176
5
Betschuanenland
477835
8678
478000
1
Matabele- u. Maschonaland
344083
2248.9
1200000
3.5
Natal
48560
282
477100
9.8
Britisch-Zululand
21290
387
?
-
Britisch-Ostafrika
?
?
?
-
Sierra Leone
2600
47
60546
23
Gambia
179
3.2
14150
79
Goldküste
48648
883
651000
13
Lagos
2768
50
87165
31
Niger- und Binuëgebiet
?
?
?
-
St Helena
122
2.2
5200
43
Ascension
88
1.6
300
3.4
Tristan da Cunha
116
2.1
94
0.9
Mauritius
2655
48
386346
145
Neuamsterdam u. St. Paul
73
1.3
-
-
Sokotora
3579
65
10000
3
Großbritannien:
1543113
28023.9
4951247
3.2
mehr
QKilom.
QMeil.
Bevölkerung
Auf 1 qkm
Presidios in Marokko
35
0.6
12170
72
Territorium von Ifni
40
0.7
1000
25
Territorium des Rio de Oro und von Adras
700000
12713
100000
0.14
Kanarische Inseln
7273
132
311030
38.6
Guineainseln etc.
2105
38
45106
21
Spanien:
709453
12884.3
446004
0.6
Italien besitzt an der Küste von Nordostafrika die Insel Massaua mit den Nachbarinseln, auf dem Festland die Küste von Ras Kasar
(18° 2' nördl. Br.) bis zur Halbinsel Buri, die Dahlakinseln und Assab nebst einem 60 km langen Territorium von Ras Dermah im
N. bis Ras Sinthiar im S. sowie im Protektoratsverhältnis stehend die Küste zwischen der Halbinsel Buri
und der Nordgrenze von Assab, das Territorium von Rahaita südlich von Assab und das Territorium von Obbia von Warschekh bis
Ras Awad und das nördlich folgende Gebiet von Garad und Wadi Nogal bis 8° nördl. Br. Die Ausdehnung dieser Gebiete nach
dem Innern ist unbekannt. Weiteres s. in folgenden Artikeln: Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Südwestafrika, Italienisch-Ostafrika
und Kolonien (Bd. 17).
Forschungsreisen in Afrika.
In diesem Erdteil ist die Forschungsthätigkeit infolge der endlichen Verteilung desselben unter eine Anzahl europäischer
Mächte eine außerordentlich rege gewesen; die deutsche Thätigkeit, vordem ohne nationale Ziele der Erforschung Afrikas ganz
allgemein dienend, beschränkte sich nach eignem Erwerb afrikanischen Besitzes auf die Erschließung dieses engern Gebiets,
überhaupt nahmen die Forschungen der letzten Jahre einen immer mehr ausgesprochen politischen Zwecken dienenden Charakter
an, wenngleich auch einige der ausgerüsteten Expeditionen, wie mehrere der zum Entsatz Emin Paschas unternommenen, einen humanitären
Charakter hatten oder, wie die zur Ersteigung des Massivs des Kilima Ndscharo, rein wissenschaftliche Zwecke
verfolgten. Leider wurde das Forschungswerk dieser Periode gleich von vornherein im Nordosten durch den das ganze südliche
ägyptische Reich ergreifenden Aufstand des Mahdi gehemmt, in neuester Zeit verschloß auch der Aufstand der Araber an der Ostküste
längere Zeit ein großes Gebiet jedem Eindringen von Europäern.
Forschungen im Norden.
Die Landschaften des ägyptischen Sudân waren unter der Herrschaft des Chedive ein vielbesuchtes und emsig gepflegtes Forschungsgebiet
gewesen, und als der Aufstand der Mahdisten diese Provinzen ergriff, befanden sich mehrere Europäer in denselben, welche der
Kenntnis dieser Gebiete wichtige Dienste geleistet hatten und sich noch mit dessen Durchforschung beschäftigten.
Junker, Schnitzer, Casati, Lupton, Slatin wurden plötzlich von allem Verkehr mit der Außenwelt abgeschlossen und die beiden
letzten sogar in Gefangenschaft gehalten. Indes konnte Bohndorff glücklich nach Ägypten zurückkehren, dagegen fand das im
Gebiet des Blauen Nils von dem Holländer Schuver erfolgreich begonnene Forschungswerk durch den Tod dieses
Reisenden einen vorzeitigen Abschluß.
An der atlantischen Küste von Marokko hatte eine englische Gesellschaft bereits 1878 ein Gebiet bei Kap Juby, Tarfaja genannt,
von den dortigen maurischen Stämmen erworben und daselbst eine Faktorei angelegt, die aber auf Anstiften des
Sultans von Marokko
von jenen zerstört wurde. Erst 1882 vermochte die englische Regierung, nachdem inzwischen auf dem dem
Hafen vorliegenden Riff ein Fort errichtet worden war, der Gesellschaft den Besitz und den freien Handelsverkehr nach dem Innern
zu sichern.
Von Algerien wanderte als Jude verkleidet ohne Gepäck, Lasttiere und Begleitung der französische Vicomte de
Foucauld 1883-84 über den Atlas bis Südmarokko, und eine Kommission spanischer Generalstabsoffiziere nahm Vermessungen von
Tetuan aus vor. Die Reise Foucaulds muß als bahnbrechend für die Erforschung Marokkos bezeichnet werden, das von ihm später
veröffentlichte Werk ist umgestaltend und grundlegend für die Kenntnis des Landes. Premierleutnant Quedenfeld machte im
Auftrag der Berliner Akademie 1881 und 1885 zoologische Forschungen in Marokko und 1886 zwischen der Hauptstadt
Marokko und Casablanca.
Duveyrier konnte 1885 die Höhe von Fes bestimmen, wurde aber von den Bewohnern der Landschaft Er Rif an der Durchforschung ihres
Gebiets gehindert. Teisserenc de Bort ging vom Thal des Iharrar südlich von Tuggurt bis zur Oase Beressof
und erreichte von da bei Gabes das Mittelmeer. Dem Fanatismus der Tuareg fiel im Oktober 1885 ein neues Opfer in dem Leutnant Palat,
der auf seinem Weg von Algier nach Timbuktu in der Oase Tidikelt bei Ainsalah ermordet wurde. Doult, welcher von der Garnetbai
zwischen Kap Bojador und Rio Oro an der Küste landete, durchstreifte als Gefangener der Uled Delim die westliche Sahara bis zum
Dschuf, gelangte bis zum Wadi Draa und konnte endlich unter Lebensgefahr von seinen Begleitern loskommen.
Jannasch, der auf einer handelsgeographischen Expedition bei Kap Nun mit sechs Begleitern an
die Küste geworfen wurde, machte eine gefahrvolle Wanderung zum Wadi Draa, von wo er zum Wadi Nun gelangte und schließlich nach
Überstehung mannigfacher Beschwerden die Rückreise antreten konnte. Soller bereiste 1887 größere Strecken von Marokko zum
Teil im Anschluß an eine militärische Expedition des Sultans. In Algerien und Tunis machten zahlreiche
Franzosen (Lanessan, Leroy, Rivière, Fallot, Baraban, Campon, Mayet etc.) nationalökonomische Forschungen und Beobachtungen; hier
forschte auch der Deutsche Th. Fischer. Im O. führte der Italiener Robechi eine orientierende Reise in der Libyschen Wüste aus,
indem er von Alexandria nach der Oase Siwah zog, Schweinfurth und Ascherson forschten auf dem ägyptisch-arabischen
Wüstenplateau, in Mittelägypten und in der Gegend des Suezkanals; Schweinfurth machte auch eingehende Aufnahmen im Fayûm und
dem angrenzenden Depressionsgebiet.
Foucaulds Fußstapfen folgend, hat Joseph Thompson im Sommer 1888 den Atlas im Teluetpaß überschritten und das Quellgebiet
der Draatributäre erreicht, konnte aber wegen der feindseligen Haltung der Bewohner nicht weiter vordringen,
wie er auch daran verhindert wurde, den Atlas zu überschreiten, bis er sich ganz westlich wandte, wo das Gebirge zu einem
1070-1370 m hohen Plateau sich verflacht.
Forschungen im Nordwesten.
Trotz der noch immer nicht erzielten Beruhigung der Eingebornenstämme Senegambiens hat die französische Regierung unentwegt
ihre Bemühungen fortgesetzt, sich den Weg in den westlichen Sudân zu erschließen und das Übergewicht
Frankreichs in diesem weiten Gebiet zu sichern. Ein Anfang 1884 nach Bamako geschafftes zerlegbares Dampfboot wurde dort wieder
zusammengesetzt und der Niger 70 km
mehr
stromaufwärts bis Kulikoro befahren; 1887 erreichte der Marineleutnant Caron sogar Timbuktu. Ein Gesandter des Emirs von Timbuktu
erschien darauf in St.-Louis, um einen Handelsvertrag abzuschließen, und begab sich sogar nach Paris. Nachdem bereits 1884 der
Marinearzt Colin eine 15monatliche Reise beendet hatte, die ihn von Bakel nach Senudebu am Faleme führte
und dann, da ihm die Tuculeur die Weiterreise im Gebiet der Mandinka untersagten, nach den Goldminen bei Dialafara zum Bafing,
bis Kassama und von da zum Faleme, unternahm er 1888 eine neue Expedition, um im Auftrag des Ministeriums Sammlungen für die
bevorstehende Pariser Weltausstellung zu machen.
Das noch unbekannte Gebiet zwischen dem obern Casamanze und dem Gambia durchwanderte der französische
Marinekapitän Lenoir. Nachdem die spanische Regierung ihr Protektorat über die Küste der Sahara von Kap Bojador
im N. bis Kap Blanco im S. ausgesprochen hatte, wurde eine Untersuchung der Küste hinsichtlich ihrer Zugänglichkeit für Schiffe
vorgenommen, Faktoreien für Konservierung und Verpackung von Fischen wurden errichtet, und 1885 gingen
im Auftrag der Handelsgeographischen Gesellschaft zu Madrid Cervera und Quiroga vom Rio de Oro an der Westküste der Sahara bis
zur Oase Adrar.
Die Kenntnis der französischen Besitzungen am Senegal wurde noch weiter gefördert durch die wiederholt sich
notwendig machenden militärischen Operationen, erst des Obersten Frey 1885-86, dann seines Nachfolgers, des Obersten Gallieni,
1886-87 und 1887-88. Letzterer entsandte vom obern Niger Expeditionen nach dem Mellacorée und Casamanze an der Seeküste und
förderte dadurch die geographische Forschung sehr bedeutend. Zu gleicher Zeit durchquerte Kapitän Binger das Mandingoland
vom obern Niger bis zu den französischen Besitzungen an der Goldküste, von wo ihm, da man wegen seiner
Sicherheit besorgt wurde, Treich-Laplène entgegengegangen war.
Noch zu erwähnen ist die Thätigkeit der französischen Offiziere Oberdorf, Péroz, Quiquandon, Reichenberg, Tournier, Liotard
und des Dr. Tousain, welche eine Reihe glücklicher Missionen zu den Häuptlingen von Bondu, Bambuk, Dingire
und Wassulu und zu den Mauren am rechten Senegalufer ausführten. In Liberia machte Büttikofer 1886-87 neben zoologischen und
ethnographischen Untersuchungen und Sammlungen wertvolle geographische Beobachtungen; die Grenzen dieser Republik gegen die
englische Kolonie Sierra Leone bestimmte eine dazu eingesetzte Kommission.
Das Togogebiet und sein Hinterland sind das Ziel verschiedener Reisenden gewesen. Der Berichterstatter der
»Kölnischen Zeitung«, Hugo Zöller, forschte hier 1884 und stellte fest, daß die so von Engländern benannte Avonlagune, deren
Namen er in den der Togolagune umwandelte, viel zu groß bemessen war. Der katholische Missionär Pater Ménager drang 1885 bis
Adangbe vor, 1886 gelangte Pater Baudin bis Atakpame. 1887 wurde eine genaue Grenzlinie zwischen Frankreich
und Deutschland für ihre beiderseitigen sich hier berührenden Gebiete vereinbart.
Henrici machte 1887 mit dem deutschen Reichsbeamten Grade eine Expedition in das Hinterland, und 1888 wurden Wolf und François
von der deutschen Reichsregierung abgesandt, um weitere genauere Forschungen zu machen. François gelangte
von Bagida über Kpandu, Salaga, Jendi, Gambaga über den Wolta bis Surma in das Gebiet von Mosi unter 11° 28' nördl.
Br. und kehrte dann über Nantong, Salaga und Adeli nach Klein-Popo zurück.
Ende 1888 trat er eine neue Reise über Kpandu und
Krotji nach Salaga an und fand dabei, daß der von Henrici zu 3000 m bestimmte Adoklu nur 820 m hoch ist.
Wolf ging von Klein-Popo durch den östlichen Teil des Togolandes in das 20 Tagemärsche von der Küste entfernte Adeliland,
wo er auf dem Berg Adado das Fort Bismarckburg anlegte. Von hier aus machte er Vorstöße nach NO. in das
Gebiet der mohammedanischen Timu und deren Hauptstadt Fasugu, dann durch Udjuti nach Salaga und unternahm Anfang 1889 einen
kriegerischen Zug
in das südliche, reichbewässerte Kebu, um den Karawanenverkehr mit der Küste zu sichern. Henrici machte Mitte 1888 eine
Reise über das Akpossogebirge nach der Station Bismarckburg, kam bis Salaga und gründete für die Deutsche
Togogesellschaft eine Station in Moatsche.
Der kaiserliche Kommissar v. Puttkamer bereiste Anfang 1888 das französische Grenzgebiet und die Landschaft Agotime und bestätigte
das Urteil seiner Vorgänger, wonach das Hinterland von Togo sowohl für den Anbau als den Handel gute Aussichten bietet.
G. Afrika Krause war 1886 von Salaga bis nach Wagu Dugu oder Waghodogho, der Hauptstadt von Mosi, und 1887 sogar bis über Duensa
hinaus nahe dem 26.° nördl. Br. vorgedrungen, in der Hoffnung, von hier aus Timbuktu zu erreichen, konnte aber sein Vorhaben
nicht ausführen und kehrte von Wagu Dugu auf einem westlichern Weg über Sinsani Gasari und das schon 1884 von
Kirby erreichte Kuntampo nach Salaga zurück.
Wie die Deutschen, so suchten auch die Franzosen ihren Einfluß im Hinterland ihrer Besitzungen an der Sklavenküste auszudehnen.
Auf dem das französische Schutzgebiet von Porto Novo durchströmtenden Wheme machte der Franzose Foa eine
Fahrt bis 8° 9' nördl. Br. Die Engländer dehnten ihr Schutzgebiet an der Goldküste auch über die Landschaft Sahwi aus und
trieben damit einen Keil zwischen das französische Assini und das Aschantireich, auch annektierten sie den Distrikt Berikor
östlich vom Volta. Dagegen wollte Portugal den 1885 mit Dahomé abgeschlossenen Protektoratsvertrag nicht
genehmigen, da sich die Ausführung aller Protektoratsbestimmungen, namentlich die Abschaffung der Menschenopfer, nicht erzwingen
ließ. Die portugiesischen Besitzungen an der Sklavenküste beschränken sich somit wieder auf das kleine Fort Ajuda.
Durch die energische Agitation Flegels wurde die Aufmerksamkeit deutscher Kapitalisten auf das Niger-Binuëgebiet gelenkt, so
daß Anfang Dezember 1884 in Hamburg eine Deutsche Binuëgesellschaft mit einem Kapital von 50,000 Mk. gegründet
wurde. Zur Befahrung des Binuë durch einen kleinen zerlegbaren Dampfer steuerte E. Riebeck 50,000 Mk. bei. Auch die Erschließung
des Gebiets zwischen Binuë und Camerun wurde in Aussicht genommen. Der frühzeitige Tod Riebecks vereitelte leider die Ausführung
der von ihm geplanten Expedition, doch konnte G. Afrika Krause eine Aufnahme des Wasserwegs östlich von Lagos bis ins Nigergebiet
machen.
Flegel verließ mit einer vortrefflich ausgerüsteten Expedition, begleitet von vier Europäern und mit einer kleinen
Dampfbarkasse zur Befahrung der Flüsse, Hamburg, mußte aber schon von der Nigermündung zwei
seiner Begleiter nach Deutschland zurücksenden und starb nach einer aufreibenden Thätigkeit in wiederholtem Zurückfahren
zur Nigermündung Er mußte es noch erleben, daß seine Anstrengungen, das große und reiche Niger-Binuëgebiet
für Deutschland zu gewinnen, durch die
mehr
englische National African Co., welche beide Ufer des Niger und des Binuë vom Sultan von Sokoto gegen eine jährliche Subsidie erwarb,
gänzlich vereitelt wurden. Der Oldcalabarfluß wurde seit 1842 zum erstenmal wieder Ende 1884 bis an die Grenze seiner Schiffbarkeit
befahren, wobei die alten Beobachtungen Bestätigung fanden.
Westäquatorialafrika.
Das Camerungebiet erforschte 1883-84 der Pole Rogozinski mit dem Geologen Tomczek, der schon zu
Mondoleh starb, war aber, ebenso wie der Schweizer Passavant, wenig vom Glück begünstigt. Zöller bestieg den Mongo-Ma Loba
oder Götterberg, befuhr den Batanga und erweiterte die Kenntnis unsrer neuen Besitzung wesentlich. Der auf Kosten des
Reichs ausgesandte Schwarz kehrte nach einem kurzen Marsch landeinwärts sogleich wieder nach Deutschland zurück.
Johnston fuhr auf dem Wuri von Belltown bis oberhalb Ngale Nyamsi und entdeckte eine bedeutende Bergkette. Eine sehr
dankenswerte Reise um das Camerungebirge führten die am Südabhang desselben ansässigen Schweden Valdau und Knutson 1885 aus,
und im Oktober machte das deutsche Kriegsschiff Habicht eine Aufnahme des Rio del Rey. Längs des Congoflusses,
welcher die Grenze zwischen dem deutschen und dem französischen Gebiet bildet, drang Osorio 260 km ins Innere. Im Camerungebiet
selber forschten 1887 im Auftrag des Reichs die Reisenden Zintgraff und die Leutnants Kund und Tappenbeck.
Die beiden letztern hatten die Aufgabe, im südlichen Teil des Camerungebiets eine Station für wissenschaftliche Beobachtungen
anzulegen, doch wurden die Forscher von Sudânnegern angegriffen und schwer verwundet und mußten, ohne ihre Aufgabe erfüllt
zu haben, zurückweichen. Ein zweiter, Ende 1888 gemachter Vorstoß war glücklicher; es konnte eine Station zwischen
dem obern Njong und Sannaga gegründet werden, welche unter Leitung von Tappenbeck gestellt wurde, während Kund nach Europa
zurückkehrte; doch starb Tappenbeck bald darauf. Zintgraff hatte 1886 das Bakossi- oder Wapakigebirge bereist und wurde dann
von der Reichsregierung damit beauftragt, am Elefantensee mit Leutnant Zeuner eine wissenschaftliche Station zu errichten.
Von hier machte er mehrere Vorstöße nach N., die ihn Mitte 1889 bis Ibi am Binuë führten.
In dem südlicher gelegenen französischen Gebiet untersuchte Guiral im Auftrag des französischen Unterrichtsministeriums
den San Benito oder Eyo; eine sehr große und dauernde Forschungsthätigkeit entfaltete Brazzas Bruder in dem durch das Berliner
Abkommen Frankreich zugesprochenen Terrain. Crampel erforschte das Hinterland von Gabun und Ogowe bis an die
Grenze der deutschen Interessensphäre.
Im Gebiet des Congostaats begann nach seiner Abgrenzung durch die Berliner Konferenz eine rege Forschungsthätigkeit. Der Baptistenmissionär
Grenfell erforschte 1884 den großen Bogenlauf des mittlern Congo und die Mündungen seiner zahlreichen Nebenflüsse; 1885 erforschte
er mit Leutnant François die Congozuflüsse Lulongo, Lupuri, Uruki u. a. Den Kwango erforschte Leutnant Massari, so an Mechows
Werk weiter arbeitend. Die hervorragendste Leistung auf diesem Gebiet war Wißmanns Befahrung des Kassai, welche derselbe im
Auftrag des Königs der Belgier ausführte, indem er mit den Leutnants Gebrüder Müller sowie François
und Wolf Ende 1883 nach Malandsche ging, wo er Pogges Träger übernahm.
Darauf ging er zum Lulua, wo er die Station Luluaburg an der Südgrenze
des Congostaats gründete, entsandte zu kürzern Rekognoszierungen
Wolf und Müller und befuhr darauf in selbstgezimmerten Booten den Lulua abwärts bis zu seiner Mündung
in den Kassai und gelangte auf diesem in den weit bedeutendern Sankuru und sodann in den Congo, somit eine der lange schwebenden
geographischen Fragen lösend. Die Zugehörigkeit des Kassai zum Congogebiet war damit festgestellt.
Zur weitern Erforschung des Congogebiets entsandte Anfang August 1884 die Afrikanische Gesellschaft in Deutschland eine Expedition
unter Leutnant Schulze, die aber in Portugiesisch-Westafrika mit den größten Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Als Schulze
starb, teilte sich die Gesellschaft. Wolf machte einen dreimonatlichen Ausflug von San Salvador zum Kiamvo, von wo er aber,
da keine Träger zu erlangen waren, nach San Salvador zurückkehrte, das Brückner inzwischen mit Loangoleuten
verlassen hatte, um sich zum Kwango zu begeben, den er eine große Strecke nordwärts verfolgte, worauf er sich zum Stanley Pool
wandte.
Die Zugehörigkeit des Kwango zum Congo war somit erwiesen, wenn auch seine Mündung noch unbekannt blieb. Die beiden andern
Mitglieder der Expedition, Leutnants Kund und Tappenbeck, begaben sich vom Stanley Pool über Land zum mittlern
Kwango und überschritten diesen sowie, sich ostwärts wendend, eine Anzahl größerer Flüsse bis zum Lukatta, den sie eine
Strecke aufwärts verfolgten, worauf sie in Booten zum Stanley Pool zurückkehrten, den sie erreichten.
Bedeutsam für die Erforschung des ungeheuern Terrains des Congostaats ist die 1887 ausgeführte Erforschung
des Mobandschi durch die belgischen Offiziere Baert und van Gèle, welche zur Lösung der Uëllefrage führte. Grenfell forschte
in der Umgebung des Leopoldsees und am untern Kwango, Schwerin und Hakanson am Stanley Pool und am Inkissi und Mussorongo, Bore
und Fabrello setzten ihre Rekognoszierungsfahrten bis zu den Stanley Falls fort, und die amerikanische
Sanford Exploring Expedition unter Taunt untersuchte die wirtschaftlichen Verhältnisse des Congostaats.
Schon 1884 hatte der Portugiese Carvalho eine Reise zum Muata Jamvo gemacht, dessen ausgedehntes Reich dem portugiesischen Handel
in Angola die Lebensbedingungen liefert. Massari, Chavanne, Zintgraff arbeiteten am untern Congo. Lenz war im
Auftrag der Geographischen Gesellschaft zu Wien zum Congo gegangen, um, diesem folgend, zu den durch den Aufstand des Mahdi gefährdeten
Reisenden Junker, Casati und Lupton zu gelangen und diese aus ihrer gefährlichen Lage zu befreien, konnte indes diese Aufgabe
nicht lösen, ging über den Nyassa nach Quillimane und kehrte Anfang 1887 nach Europa zurück. Auch Wißmann
durchquerte Afrika abermals, indem er vom Lubilasch und Sankurru über Nyangwe zumTanganjika, dann zum Nyassa ging und über
Mosambik Sansibar erreichte.
Baumann, der mit Lenz den Congo aufwärts gegangen war, aber erkrankt zurückbleiben mußte, machte eine Aufnahme des Congolaufs
von Stanley Pool nach Stanley Falls. Delcommune unternahm 1888 Fahrten auf verschiedenen Tributären des Congo, Grenfell nahm
den Unterlauf des Kwango auf, Arnot forschte in Garengaze und Lovale, westlich vom Oberlauf des Sambesi, der Holländer van
der Kellen machte Untersuchungen im Gebiet des Cunene und Cubango. Mitte 1889 wurden die Vorarbeiten zur
Ausführung einer Eisenbahn am linken Congoufer von Matadi bis Stanley Pool beendigt. Eine
mehr
abermalige Durchquerung Afrikas in seinem südlichern Teil vollendeten 1885 die Portugiesen Capello und Ivens, indem sie von
Mossamedes auszogen und nach Durchwanderung der Quellgebiete des Congo, Sambesi, Lualaba und Luapula glücklich Mosambik erreichten.
Dagegen hatte eine von der Geographischen Gesellschaft zu Amsterdam unter Veth ausgesandte Expedition, welche von Mossamedes aus
die Kalahari bis zum Transvaal durchziehen sollte, leider einen unglücklichen Ausgang, indem Veth am Fieber starb und die Resultate
unbedeutend blieben.
Südafrika.
Im Auftrag des Bremer Handlungshauses Lüderitz schloß der Reisende Einwald mit dem neuen König der Zulu einen
Vertrag, durch welchen die Santa Lucia-Bai nebst einem Gebiet von 405 qkm angekauft wurde. Einem Ansuchen,
dies Gebiet unter deutschen Reichsschutz zu stellen, konnte indes nicht Folge gegeben werden, da England ältere Ansprüche
auf dasselbe geltend machte. Eine wichtige Reise führte Aurel Schulze aus, indem er längs des Tschobe oder Cuando nach W.
bis zum Cubango vordrang, wo Feindseligkeiten ihn zur Umkehr zwangen.
Die Einfahrt in den Limpopo wurde zum erstenmal durch einen Dampfer erzwungen. Holub, der mit einer großen Expedition
in Begleitung seiner Frau von der Kapstadt nach N. aufgebrochen war, wurde 1887 im Gebiet der Maschukulumbe beraubt und mußte
zurückkehren. Dennoch konnte er sehr reiche Sammlungen mitbringen. Schinz durchkreuzte 1885-87 das Gebiet
der deutschen Interessensphäre von S. nach N. bis zum Cunene und von dort nach O. bis zum Ngamisee und zurück zur Walfischbai.
Die Entdeckung von Erzlagern in dem deutschen Gebiet gab Anlaß zu genauern Untersuchungen des Landes (vgl. Deutsch-Südwestafrika,
Bd. 17). Paiva d'Andrada, Browne und Donnel machten Reisen in das Gasaland, Selous eine solche in das Matabeleland,
wurde aber bei demVersuch, das Gebiet der Maschukulumbe zu durchkreuzen, um Garengaze zu erreichen, überfallen und ausgeplündert.
Doch trat er im Mai 1889 eine neue Reise in das Maschonaland an, Lloyd bereiste den untern Cubango, Wookey
die Kalahari und Clarke das Basutoland.
Forschungen in Ostäquatorialafrika.
Im Auftrag der Londoner Geographischen Gesellschaft unternahm Joseph Thomson 1884 eine Reise zum Kilima Ndscharo, Kenia und Victoria Nyanza,
entdeckte dabei zwischen dem ostafrikanischen Randgebirge Mau und dem nach N. verschobenen Kenia die 4300 m hohe Lord Aberdare-Kette,
stellte fest, daß der Baringo nur ein unbedeutender Süßwassersee ist, und fand am Ostufer eine wilde
Alpenlandschaft (Ligongi, 4300 m). Am zogen die Engländer Gebrüder James mit drei andern Engländern und 60 Somalträgern
von Berbera bis nach Bavi am Webi, mußten hier aber umkehren.
Während Fischer und Thomson am Kilima Ndscharo ohne längern Aufenthalt vorbeizogen, verweilte H. H. Johnston
fast ein halbes Jahr in 3350 m Höhe, konnte aber, da seine Leute ihm nicht folgen wollten, nur bis 4940 m Höhe gelangen.
Dagegen gelangte Hans Meyer 1887 bis zu einer nur 40-50 m vom Gipfel entfernten Höhe, wo ihm eine Gletscherwand
das weitere Vordringen verbot. Ein 1888 mit Baumann gemachter Versuch, zum Gebirge zu gelangen, scheiterte an dem in Ostafrika
ausgebrochenen Aufstand, so daß die Reisenden nur mit Mühe dem Tode durch Bushiris Leute entgingen.
Indes zog Meyer 1889 aufs neue aus, diesmal mit dem Alpinisten Purtscheller, um auf anderm Weg das Ziel
zu erreichen. Die höchste Spitze des Kibo (6000 m) wurde erstiegen und Kaiser Wilhelm-Spitze getauft, ein großer Krater im
Kibo und der erste Gletscher in Afrika entdeckt. Vor Meyer hatte Graf Teleki 1887 den Kilima Ndscharo bis ca. 5000 m, dann auch
den Kenia bis zur Schneegrenze erstiegen und entdeckte darauf 1888 nördlich vom Baringosee den größern
See Basso Narok und den kleinern bittern Basso Naébor.
Eine gründliche Untersuchung des Kilwa- oder Schirwasees durch O'Neill ergab, daß dieser See gar keinen Abfluß hat und salzig
ist. Den in den Äquatorialprovinzen abgeschnittenen Forscher Junker, zugleich auch, wenn möglich, Emin,
Casati und Lupton zu befreien, gewann Junkers Bruder in Petersburg den Massaiforscher Fischer zur Ausführung einer Expedition
von Sansibar nach Lado, Emins Sitz. Fischer brach von Pangani auf, konnte aber nicht über den Victoria Nyanza vordringen
und kehrte über den Naiwaschasee und Taita zur Küste zurück.
Von Mosambik brach 10. März der Portugiese Serpa Pinto mit 350 Trägern auf, um das Gebiet im W. des Nyassa und im S. des Bangweolo
bis zum Loangwe zu durchforschen, mußte aber erkrankt zurücktreten und die Führung an Cardozo übergeben. Die ganze Reise
von Mosambik nach Ibo und von dort landeinwärts bis Blantyre und zurück an die Sambesimündung wurde durch
Triangulation festgelegt. Eine neue Reiseroute verfolgte der zum Bischof von Ostafrika neu ernannte Hannington, welcher die Küste
bei Mombasa verließ, um durch das Massailand die Ostküste des Victoria Nyanza bei Kawirondo zu erreichen und eine direktere
Verbindung zwischen der Küste und Uganda zu eröffnen, wurde aber mit seiner aus 50 Mann bestehenden
Begleitung auf Befehl des Königs Mwanga hingerichtet.
Als letztes der großen zentralafrikanischen Seenbecken erhielt 1885 auch der Tanganjika einen Dampfer, der bei Kisiki am Südufer
vom Stapel gelassen wurde. Der Dampfer gehört der Londoner Missionsgesellschaft. Nicht unwesentliche Bereicherung
erfuhr unsre Kenntnis von Ostafrika durch die Gründer und Beamten der Deutschen Ostafrikanischen Gesellschaft, welche mit einer
großen Zahl einheimischer Häuptlinge Verträge abschlossen, wodurch diese ihr Land an die deutsche Gesellschaft abtraten
(vgl. Deutsch-Ostafrika, Bd. 17). Einen höchst unglücklichen
Ausgang hatte eine unter Graf Porro von Italien ausgegangene Expedition, welche die Somal- und
Gallaländer für Italien erschließen wollte.
Porro brach mit acht Italienern in Begleitung einer indisch-britischen Bedeckung von Zeila auf, alle wurden aber schon bei Artu,
kurz vor Dschaldessa, durch den erst 1885 von den Engländern eingesetzten Sultan von Harar überfallen
und niedergemetzelt. Reichard, der 1880 unter Führung des Hauptmanns Schöler mit Kaiser und Böhm von Bagamoyo westwärts zum
Tanganjika und dann mit Böhm, der auf dieser Reise starb, die Landschaften südwestlich dieses Sees unter großen Gefahren erforscht
hatte, kehrte 1884 nach 5½jähriger Abwesenheit nach Deutschland zurück. Einen unermüdlichen Pionier für
die Ausbreitung seines Handels in Afrika verlor Frankreich in P. Soleillet, der Veranlassung zur Gründung der Kolonie
Obok gegeben hatte und über Schoa bis Kassa vorgedrungen war. In den Monaten Juni bis September untersuchte der französische
Ingenieur Angelvy die schon 1881 von J. Thomson im Auftrag des Sultans von Sansibar untersuchten Kohlenlager
am Rovuma und Bujende und
mehr
erklärte dieselben im Gegensatz zu Thomson für vorzüglich, aber der Transportkosten wegen nicht abbauwürdig. Von den Gefangenen
und Abgesperrten im Sudân vermochte Junker nach Sansibar zu gelangen. Die übrigen zu befreien, brach Stanley, der
in Aden und Sansibar Leute angeworben hatte, mit 9 Europäern, 61 Sudânesen und 620 Sansibariten,
wozu der zum Gouverneur der Stanleyfälle ernannte arabische Händler Tippu Tip noch 40 Mann stellte, von der Congomündung
auf, marschierte bis zum Stanley Pool und ging dann auf dem Wasserweg zur Aruwimimündung, die er 28. Mai erreichte.
Nachdem er ein festes Lager bei den Jambujafällen des Aruwimi errichtet, ließ er dort den Major Barttelot
mit 257 Mann und großen Vorräten zurück, marschierte den Fluß aufwärts und erreichte nach größten Beschwerden 14. Nov. den
Albert Nyanza, wo er mit Emin Pascha und Casati zusammentraf. Es wurde verabredet, daß Emin Wadelai mit seinen Getreuen verlassen
und am Nyanza Stanley erwarten solle, welcher nun den Rückmarsch antrat, um die unter Barttelot zurückgelassenen
Mannschaften heranzuziehen.
Der letztere war inzwischen nach langer, durch spätes Eintreffen der von Tippu Tip versprochenen Träger verschuldeter Verzögerung
den Aruwimi aufwärts gerückt, aber nur bis Bonalya gelangt, wo er durch einen der Träger ermordet wurde,
worauf der größte Teil der Mannschaften desertierte. Indessen gelang es Stanley, mit Hilfe Tippu Tips eine neue Expedition
zu organisieren, mit welcher er abermals zu Emin Pascha zog. Dieser aber war inzwischen von seinen eignen Leuten abgesetzt
und verhaftet worden, weil sich das Gerücht verbreitet hatte, Stanley und Emin hätten die Absicht, Emins
Volk in englische Sklaverei zu führen.
Nur Emins Beliebtheit rettete ihm das Leben. Als aber kurz darauf die Mahdisten in die Provinz einfielen und Emins schlimmste
Feinde im Kampf gegen dieselben ihr Leben gelassen hatten, wurde Emin befreit, vermochte indessen nicht, seine alte Autorität
wiederzuerlangen, und beschloß nun, sich Stanley auf dessen Rückmarsch anzuschließen. Am traten
sie vereinigt den Marsch nach der Küste an und zwar in südöstlicher Richtung. Zuerst wurde der Semliki oder Kakibbi, welcher
aus dem Muta Nzige in den Albert Nyanza abfließt, überschritten und damit die Zugehörigkeit des Muta Nzige, von
Stanley Albert Edward-See genannt, zum Nilsystem erwiesen.
Dann marschierte man dem Südufer des Victoria Nyanza zu, der, wie man fand, weit südlicher sich erstreckt, als früher angenommen
wurde, und erreichte endlich nach harten Kämpfen mit den Bewohnern der durchzogenen Landschaften 10. Nov. Mwapwa, wo eine von
Wißmann entgegengesandte Karawane mit Lebensmitteln u. a. die Wanderer empfing. In Stanleys und Emins Zug
befanden
sich noch weitere elf Europäer, unter ihnen der Italiener Casati, der in Emins Provinz eine Zufluchtsstätte gefunden hatte.
Leider betraf Emin nach seiner Ankunft in Bagamoyo ein schwerer Unfall durch einen Sturz, der ihn, sein Leben in Frage stellend,
auf das Krankenlager warf. Ebenfalls zur Unterstützung Emins und zugleich auch, um dem etwa in Bedrängnis geratenen Stanley
zu helfen, wurde Peters von Deutschland abgeschickt, nachdem der ebenfalls dazu bestimmte Wißmann von der deutschen Reichsregierung
den Auftrag erhalten hatte, die im Gebiet der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft durch die Sklavenhändler hervorgerufenen
Unruhen niederzuschlagen.
Peters begann seinen Marsch ins Innere von dem deutschen Witugebiet aus,
marschirte ^[marschierte] am linken Ufer des Tana aufwärts
und erreichte, sich ostwärts wendend, glücklich den Kenia, während auf die Zersprengung einer englischen Gesellschaft durch
Somal sich beziehende Meldungen bereits den Untergang seiner Expedition glaubhaft gemacht hatten. Die Erfolge
König Meneliks von Schoa gaben den bei ihm weilenden Traversi und Graf Antonelli Gelegenheit, den Weg von Schoa nach Harar zu
erschließen und den Ausfluß des Zuwajsees zu entdecken. Aubrys 1882 beendete geologische Reise nach den südlichen Gallaländern
gab einen Überblick über die geologische Formation des Gebiets zwischen Hawasch, Abai und Omo.
Nordostafrika. Die Inseln.
Ein Versuch des Italieners Bianchi, eine direkte Route zwischen Abessinien und der Assabbai zu erschließen und dadurch zur Hebung
der italienischen Kolonie beizutragen, wurde durch die Ermordung der ganzen Expedition zwei Tagereisen von der italienischen
Grenze vereitelt. Infolgedessen wurde Assab von Italien militärisch besetzt (vgl. Italienisch-Ostafrika,
Bd. 17). Glücklicher war der Italiener Afrika Franzoj, welcher von Schoa über Limmu, Gimma und Grena nach Ghera ging, um die Gebeine
des hier in der Gefangenschaft gestorbenen Chiarini nach Italien zu schaffen, wie dies Gagliardi mit den Überresten
Bianchis gethan hatte. Ende Dezember 1884 gingen v. Hardegger und Paulitschke über Zeila nach Harar und durchforschten
die benachbarten Galla- und Somalgebiete.
O. Baumann forschte 1886 in Fernando Po, in Madagaskar bereiste 1887 der Italiener Cortese das Stromgebiet des Betsiboka und seines
Nebenflusses, des Ipoka, der Jesuitenpater Noblet führte eine Triangulation der Provinzen Imerina und Betsileo aus,
der norwegische Missionär Nielsen-Lund durchkreuzte als erster Europäer das südliche Madagaskar und fand, daß dieser Teil
nicht eine Ebene, vielmehr ein Gebirgsland mit ansehnlichen Gipfeln ist; 1888 führte Ransome eine genaue Aufnahme des Antanambalanaflusses
im NO. der Insel aus; 1889 gingen Catat, Foucart und Le Maistre von Tananarivo aus, bestiegen den Tsiafajavona,
den höchsten Gipfel der Insel, und setzten dann getrennt ihre Forschungen nach verschiedenen Richtungen fort.