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Porzellan-, Glas-, Neusilberwaren-, Segeltuch-, Maschinen-, Kessel-, Armatur-, Draht- und Hanfseil-, Treibriemen-, Farbewaren-, Papier-, Strumpfwaren-, Portefeuille-, Handschuh-, Blechlöffel-, Kokosfaserwaren- und Lampenfabrikation, viele große Ziegeleien, eine große Dampfschneidemühle, Metallgießerei, Vigognespinnerei, Woll- u. Baumwollzeugweberei, Gerberei, Färberei, Faßfabriken, Koksanstalten, Gärtnerei, Kunsttischlerei, Bierbrauerei [* 2] etc. Der Handel, unterstützt durch eine Reichsbanknebenstelle, eine Filiale der Sächsischen Bank, die Zwickauer Bank und andre Geldinstitute sowie durch eine Börse (hauptsächlich für Kohlenaktien), ist sehr lebhaft, besonders in Getreide, [* 3] Leinen, Wolle, Steinkohlen, Ziegeln etc. Allwöchentlich finden zweimal besuchte Wochenmärkte statt. An Bildungs- und ähnlichen Anstalten hat Zwickau [* 4] ein Gymnasium mit einer für die Reformationsgeschichte wertvollen Bibliothek (20,000 Bände), ein Realgymnasium, eine Handels- und eine Bergschule, ein Waisenhaus, einen Kunstverein, eine mineralogisch-geologische Sammlung (Richterstiftung) etc. Die städtischen Behörden zählen 11 Magistratsmitglieder und 30 Stadtverordnete.
Sonst ist die Stadt Sitz einer Kreis- und einer Amtshauptmannschaft, eines Landgerichts, eines Hauptsteueramtes, einer Berginspektion und andrer Behörden. In der Umgebung sind bemerkenswert: der an der Südwestseite der Stadt gelegene Stadtpark mit dem Schwanenteich und dem Schwanenschlößchen und der Windberg mit hübscher Aussicht. Wichtige Orte im Steinkohlenrevier sind: Bockwa mit Ziegelbrennereien u. 2079 Einw., Schedewitz mit Kammgarnspinnerei, Fabrikation von Halbwollwaren und 5728, Reinsdorf mit 4953, Niederkainsdorf mit dem großen Eisenhüttenwerk Königin Marien-Hütte (Fabrikation von Bessemerstahl und Eisenbahnschienen) und 3067, Niederplanitz mit der schönsten Dorfkirche Sachsens (in welcher Gemälde von Lukas Cranach), einem Schloß mit Park und 7328, Oberplanitz mit 5211, Oberhohndorf mit Porzellanfabrik und 1426, Wilkau mit Kammgarnspinnerei, Zuckerwarenfabrikation, Bierbrauerei und 5309 und Marienthal mit Weberei [* 5] und 3696 Einw. Sämtliche Orte haben Steinkohlenbergbau. - Zum Landgerichtsbezirk Zwickau gehören die 16 Amtsgerichte zu: Eibenstock, [* 6] Glauchau, [* 7] Hartenstein, Hohenstein-Ernstthal, Johanngeorgenstadt, Kirchberg, Lichtenstein, Lößnitz, Meerane, [* 8] Schneeberg, Schwarzenberg, Waldenburg [* 9] i. S., Werdau, [* 10] Wildenfels und Zwickau. - Zwickau (fälschlich durch Cygnea, »Schwanenstadt«, erklärt) ist sorbischen Ursprungs und blühte bald empor, da es an der Handelsstraße lag, die von Sachsen [* 11] nach Böhmen [* 12] führte.
Schon um 1030 erscheint es als Stadt, gehörte ursprünglich dem Osterland, dann dem Pleißengau an und war einem Vogt unterstellt, weil es unmittelbar zum Reiche gehörte. Markgraf Heinrich der Erlauchte von Meißen [* 13] erhielt die Stadt zunächst als Unterpfand für die Mitgift bei der Verlobung seines Sohns Albrecht mit Margarete, Kaiser Friedrichs II. Tochter. Dennoch behielt Zwickau eigne Verwaltung. 1311 und 1323 ward der Pfandbesitz den Markgrafen von Meißen neu bestätigt, von Karl IV. jedoch in ein Lehen verwandelt. 1403 wurde die ganze Stadt ein Raub der Flammen.
Wieder aufgebaut, entfaltete sie sich zu immer größerer Blüte, [* 14] namentlich nach der 1470 erfolgten Entdeckung der Schneeberger Silberbergwerke. Die Reformation ward schon 1521 eingeführt, und von hier ging die Sekte der Wiedertäufer (s. d.) aus. Durch den Dreißigjährigen und Siebenjährigen Krieg wurden der Stadt tiefe Wunden geschlagen, von denen sie sich erst in neuester Zeit wieder erholt hat.
Vgl. Herzog, Chronik der Kreisstadt Zwickau (Zwick. 1839-1845, 2 Bde.);
Derselbe, Geschichte des Zwickauer Steinkohlenbaues (Dresd. 1852);
Derselbe, Geschichte des Zwickauer Gymnasiums (Zwick. 1869);
»Beschreibende Darstellung der ältern Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen«, Heft 12 (Dresd. 1889).
Die Kreishauptmannschaft Zwickau (s. Karte »Sachsen«) umfaßt 4619 qkm (83,89 QM.) mit (1885) 1,190,849 Einw. (darunter 1,170,081 Evangelische, 16,448 Katholiken und 979 Juden) und besteht aus den 10 Amtshauptmannschaften:
Qkilom. | QMeilen | Einwohner (1885) | Einw. auf 1 QKilom. | |
---|---|---|---|---|
Annaberg | 434 | 7.88 | 93032 | 215 |
Auerbach | 427 | 7.76 | 77924 | 183 |
Chemnitz (Stadt) | 15 | 0.27 | 110817 | - |
Chemnitz | 497 | 9.03 | 166450 | 335 |
Flöha | 404 | 7.34 | 77231 | 191 |
Glauchau | 316 | 5.74 | 128874 | 313 |
Marienberg | 404 | 7.34 | 59090 | 146 |
Ölsnitz | 457 | 8.30 | 53114 | 116 |
Plauen | 543 | 9.86 | 123264 | 227 |
Schwarzenberg | 511 | 9.28 | 95233 | 186 |
Zwickau | 610 | 11.08 | 205820 | 337 |
2) (Böhmisch-Zwickau) Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft Gabel, an dem Flügel Röhrsdorf-Zwickau der Böhmischen Nordbahn, hat ein Bezirksgericht, Baumwollweberei, Färberei, Bierbrauerei und (1880) 5124 Einwohner.