genug und war daher erfolglos. Die russische
Kavallerie stürmte aus der Mitte des sich öffnenden
Karrees hervor und warf
acht preußische
Bataillone auf Zorndorf zurück, während auch die
Infanterie des rechten russischen
Flügels sich vorwärts bewegte,
um die gewonnenen Erfolge zu sichern. Da stürzte sich
Seydlitz mit seiner gesamtenKavallerie auf die
russische, brachte sie zum
Weichen und zerschmetterte auch die
Infanterie des feindlichen rechten
Flügels, die über die Mietzel
floh, wohin ihr auch
Fermor folgte.
Darauf ließ der König um 2
Uhr
[* 2] nachmittags den bisher noch nicht in Thätigkeit gewesenen rechten
Flügel gegen den ebenfalls
noch unberührten linkenFlügel der
Russen vorrücken. Die russische
Kavallerie, die sich wieder gesammelt
hatte, stürzte sich auf die preußische
Infanterie und brachte 13
Bataillone zum
Weichen.
Schon schien die
Schlacht verloren,
als
Seydlitz zum zweitenmal an der
Spitze von 61
Schwadronen (8000 Mann) rechtzeitig herbeieilte, sich in die entstandene
Lücke
warf und den Feind in die
Moräste bei Quartschen zurückdrängte.
Auch das preußische
Fußvolk ging wieder vor. Es entstand nun ein wildes
Handgemenge mit
Bajonett,
Kolben und
Säbel Mann gegen
Mann, bis eine Seitenbewegung der
Preußen,
[* 3] welche die
Russen mit Umzingelung bedrohte, diese zum
Rückzug bewog, welcher bald
in verwirrte
Flucht ausartete. Doch behauptete ein Teil der
Russen eine gesicherte
Stellung auf einer Anhöhe
am Galgengrund, welche die
Preußen nicht nehmen konnten. Auch diese waren erschöpft und in Unordnung geraten und mußten
sich erst wieder sammeln, so daß die
Schlacht nicht mit der Vernichtung der
Russen endete. Erst 27. Aug. zogen sich diese
zurück. Sie hatten in der zwölfstündigen
Schlacht 18,000
Tote und Verwundete, 103
Geschütze,
[* 4] 3000 Gefangene und einen Teil
ihrer Kriegskasse, die
Preußen 10,000 Mann an
Toten und Verwundeten, 1500 Gefangene und 26
Geschütze verloren.
Friedrich selbst
schrieb den
Sieg nicht sich, sondern dem rechtzeitigen Eingreifen
Seydlitz' zu.
der
Stifter der berühmten dualistischen
Glaubenslehre der alten
Iranier, welche die Staatsreligion des alten
Perserreichs bis zu seinem
Sturz durch
Alexander d. Gr. war, in dem neupersischen
Reich der
Sassaniden (3.-7. Jahrh.
n. Chr.)
wieder als solche erneuert wurde, aber infolge derEroberung des
Landes durch die Araber und der Einführung
des
Islam von dem
BodenIrans fast völlig verschwand und sich nur bei den
Parsen (s. d.) in
Indien noch bis auf den heutigen
Tag erhalten hat.
In der Zendsprache (s.
Zend) lautender
Name Zarathuschtra, woraus die griechischen
Autoren des
Altertums Zoroaster, die
ParsenZerduscht machten. Die
Berichte der Griechen und diejenigen der
Parsen (in dem »Zerduschtnameh«) über sein
Leben sind
durchaus sagenhaft, und es läßt sich nur so viel daraus entnehmen, daß Zoroaster mit
Hilfe eines ostiranischen, wahrscheinlich
baktrischen,
KönigsHystaspes (Vistaspa, Gushtasp), der aber nicht mit dem viel spätern persischen König
Hystaspes, dem
Vater des
Dareios, verwechselt werden darf, die
Religion seines
Landes reformiert hat.
Duncker setzt ihn um das Jahr 1000
v. Chr.,
Haug sogar noch mehrere
Jahrhunderte früher. Jedenfalls hat er längere Zeit
vor derGründung des persischen
Reichs durch
Kyros gelebt, da er von den Griechen in eine graue Vorzeit hinaufgerückt
wird und die von ihm gestiftete
Religion schon zur Zeit des
Dareios in
Persien
[* 5] die herrschende war, wie die
von diesem König
herrührenden Keilinschriften beweisen (s.
Keilschrift). Die zuverlässigste
Quelle
[* 6] für unsre Kenntnis der
Lehren
[* 7] Zoroasters
ist die im
Zendavesta (s. d.) enthaltene Sammlung der
Gâthâs oder
Lieder, welche entweder von ihm selbst
oder doch von seinen
Jüngern verfaßt sind.
Hiernach ist der Gott, welcher die
Welt geschaffen hat und erhält, Ahuramazda (daraus später
Ormuzd); er wird der
Herr, der
Herrscher, der
Starke, am häufigsten aber der segenspendende und heilige
Geist genannt. Von ihm gehen aus sechs guteGeister,
die spätern Amshaspands (»Unsterbliche,
Heilige«),
Die beiden zusammen werden als die
»Zwillinge« dargestellt, welche das
Gute und
Böse erschaffen haben, und es treten den sechs
guten Geistern ebenso viele böse, von Anramainyu geschaffene gegenüber, von denen jedoch nur die
»Lüge«
und die »böse
Gesinnung« bereits in den
Gâthâs erscheinen, während die übrigen
erst einProdukt der spätern
Ausbildung der
Zoroastrischen
Lehre
[* 8] sind. In der Menschenwelt stehen sich ebenso schroff die
Frommen oder Gläubigen und die Götzendiener
gegenüber; letztere, die auch als
»Blinde und
Taube« bezeichnet werden, soll man auf jede
Weise angreifen, aus ihrem
Besitz
treiben und ums
Leben bringen.
Der
Fromme, der auf den Pfaden der
Weisheit wandelt, erlangt in diesem
LebenReichtum, Nachkommenschaft und Macht,
Gesundheit
und langes
Leben; nach dem
Tod gelangt seine
Seele über die
Brücke
[* 9] Tschinvat, an welcher das
Gericht über
Gute und
Böse abgehalten wird, in die seligen Gefilde des
Paradieses Garodemâna (später Garotman), des
»Orts der Lobgesänge«;
die
Seele des
Bösen aber gelangt an den »schlechtesten
Ort«, d. h. in die
Hölle. Und dereinst, wenn die
Welt untergeht, wird
das
Jüngste Gericht stattfinden, der böse
Geist verschwinden und eine neue, ewige
Welt entstehen.
Die Grundlagen dieser
Vorstellungen lassen sich durchgehends schon in der Urzeit nachweisen, als die
Iranier mit den stammverwandten
Indern noch ein einziges
Volk bildeten, so namentlich die
Namen der sechs guten
Geister, der
Name der
Lüge (im
ZendavestaDrudsch, in den
Wedas der
Inder Druh, das deutsche Trug) etc. Ahuramazda entspricht seinem ganzen
Wesen nach dem indischen
Varuna und ist wohl ein
Reflex des Himmelsgottes, der schon von den
Indogermanen (s. d.) verehrt wurde.
Auch der
Kampf zwischen den guten Mächten des
Lichts und den bösen der Finsternis und der Trockenheit
ist eine uralte
Vorstellung und wurde in
Iran nur potenziert, indem die letztern unter ein Oberhaupt gestellt und dieses mit
einem ähnlichen Hofstaat wie das Oberhaupt der guten
Schöpfung umgeben wurde.
AndreGottheiten oder
Dämonen des primitiven
Naturdienstes der Urzeit fanden in der spiritualistischen und von philosophischen
Tendenzen getragenen
Lehre Zoroasters keinen Platz, so: der
SonnengottMithra, der in der Urzeit der unzertrennliche Genosse des Himmelsgottes gewesen
war;
dargebracht wurde, um sich damit zu berauschen; die Fravashi oder Seelen der Abgestorbenen, deren uralter Gottesdienst sich
auch bei den Römern in dem bekannten Manenkultus noch erhalten hat; die Wolkenschlange Aschi (Ahi), welche von dem Gotte des
Lichts mit seiner Blitzwaffe gezwungen wird, das befruchtende Wasser des Regens, das sie entführt hat,
zurückzugeben. Diese und andre sinnlich-realistische Gottheiten der Urzeit machten jedoch ihre Rechte wieder geltend in dem
spätern Parsismus, wie er in den jüngern Teilen des Zendavesta und den Angaben der Griechen über die Religion der Perser vorliegt,
indem die Priesterschaft es vorteilhaft fand, dem mit den ererbten derbern Vorstellungen angefüllten
Volksgeist zu schmeicheln.
Auch Personifikationen der reinen Elemente, vor allen des Feuers, das in verschiedenen Formen verehrt wird, und des Wassers, das
sich in der später mit der vorderasiatischen Mylitta vermischten Ardvisura Anahita verkörpert, spielen in dem reichbevölkerten
Götterhimmel des spätern Parsismus eine hervorragende Rolle. Kaum minder zahlreich sind die bösen Geister,
welche Daeva, Drudsch, Pairikas (Peri) genannt und teils als Unholdinnen gedacht wurden, die mit bösen Menschen in fleischlichem
Verkehr stehen und die guten zu verführen trachten, teils als tückische Dämonen, welche Trockenheit, Mißwachs, Seuchen und
andre Plagen über die Welt verhängen.
Die ganze Weltgeschichte besteht nach der Lehre der Parsen, von der schon Plutarch unterrichtet war, in einem großen Kampf
zwischen Ahuramazda und Anramainyu, der im ganzen 12,000 Jahre dauern soll. In den ersten 3000 Jahren hat Ahuramazda die reinen
Wesen des Himmels, die Erde und die Pflanzen, in dem zweiten Cyklus von 3000 Jahren den Urmenschen und den Urstier geschaffen. Dann
ist der Einbruch des Anramainyu erfolgt, welcher den Urmenschen und den Urstier tötet und eine Periode
des Kampfes eröffnet, die ihr Ende erst mit der Geburt des Zarathustra erreicht.
Dieses Ereignis fällt in das 31. Jahr der Regierung des Königs Vîstaspa, und von da an werden wieder 3000 Jahre vergehen,
bis der Heiland Saoschjant geboren wird, welcher die bösen Geister vernichten und eine neue, unvergängliche
Welt herbeiführen wird; auch die Toten sollen dann auferstehen. Statt des einen Messias werden an andern Stellen deren drei
genannt, wodurch sich also diese Lehre von der entsprechenden des Alten Testaments unterscheidet. Dagegen stimmt die Lehre von der
Auferstehung sogar in Details mit der christlichen überein, so daß die Annahme einer Entlehnung der letztern
aus der Religion der den Hebräern benachbarten Parsen eine nicht unbedeutende Wahrscheinlichkeit für sich hat.
Die Ethik des Parsismus scheint ursprünglich von großer Reinheit gewesen zu sein, abgesehen von der allen alten Religionen
anhaftenden Intoleranz gegen Andersgläubige: Wahrhaftigkeit und Heiligkeit in Gedanken, Worten und Werken,
insbesondere auch Heilighaltung des
gegebenen Wortes, galten für die Hauptpflichten des Mazdayasna (Verehrer des Ahuramazda).
Doch stellten die Priester, Athravan (»Feuerpriester«, in PersienMagier genannt), welche früh die Vorrechte eines privilegierten
Standes erlangten, einen sehr komplizierten Kanon von Vorschriften über Reinhaltung auf, der eine Menge
der abergläubischten Vorschriften enthielt und durch die Bußen, welche von den Priestern vorgeschrieben wurden, und die ihnen
teilweise zu gute kamen, den Laienstand in Abhängigkeit von ihnen bringen mußte.
Besonders bei Geburten und Todesfällen gehen die erforderlichen Reinigungen ins Endlose. Hiermit hängt auch die eigentümliche
Art der Totenbestattung bei den Parsen zusammen, die sich noch heute erhalten hat. Da das Feuer und die
Erde als reine Elemente durch die Berührung mit Leichnamen verunreinigt würden, so dürfen dieselben weder verbrannt noch
begraben werden, sondern man setzt sie auf Türmen, die an einsamen Plätzen errichtet werden und Dakhmas heißen, den Vögeln
zum Fraß aus.
Der Kultus war einfach, ohne Bilder und Tempel;
[* 13] die üblichen Feueropfer wurden unter freiem Himmel,
[* 14] am liebsten auf Anhöhen,
von den Priestern dargebracht, die sich dabei das Gesicht
[* 15] verhüllten, um das heilige Feuer nicht mit dem unreinen Hauch ihres
Mundes zu berühren. Bei den Tieropfern wurde das Opfertier nicht verbrannt, sondern der Zweck war nur
der, geweihtes Fleisch zu erhalten. Besonderes Gewicht wurde auf das Haomaopfer gelegt, wobei die Haomapflanze in einem Mörser
gestoßen und der ausgepreßte Saft in einer Schale den Göttern dargebracht wurde, während die Priester, heilige Tamarindenzweige
emporhaltend, ein langes Gebet aus dem Zendavesta absangen.
In der spätesten Epoche des Parsismus bildeten sich mehrere Sekten, welche den Gegensatz zwischen Ormuzd und Ahriman in einer
höhern Einheit aufzulösen suchten, indem sie als die gemeinsame Quelle beider die Zeit oder das Schicksal oder das Licht
[* 16] oder
den Raum annahmen. Die bekannteste darunter ist die der Zrvaniten, deren Lehrmeinung, daß die Zeit (zrvan)
das Urprinzip der Dinge sei, im 5. Jahrh. n. Chr. unter König Yezdegerd (Jesdegerd) die Staatsreligion des neupersischen Reichs
wurde; die »unermeßliche Zeit« (zrvan akerene) wird schon im Zendavesta angerufen.
Belege für den weitreichenden Einfluß des Parsismus auch auf die Religionen benachbarter Völker liefern der
Mithrakultus, der sich über Vorderasien zur Zeit des römischen Reichs bis ins Abendland verbreitete, und die Religion des Manes
(s. d.), der Manichäismus, der im 3. Jahrh. n. Chr. aus einer Verschmelzung der Zoroastrischen mit christlichen und buddhistischen
Lehren entstand und eine Zeitlang von Italien
[* 17] bis nach Spanien
[* 18] und Südfrankreich verbreitet war.
Die Erforschung der Zoroastrischen Religion hat in den letzten Jahrzehnten besonders durch die zahlreichen ArbeitenSpiegels
und durch die Forschungen Haugs, der sich mit den Traditionen der indischen Parsen an Ort und Stelle bekannt machte, große Fortschritte
gemacht; doch bleiben bei der Lückenhaftigkeit der Überlieferung noch viele dunkle Punkte übrig, die
zu einer ganzen Reihe von gelehrten KontroversenAnlaß gegeben haben.