begleitete die Rohlfssche Expedition nach der
Libyschen Wüste 1873-74, und wesentlich durch seine geologische und paläontologische
Ausbeute und wissenschaftlichen
Beobachtungen erhielt dieselbe ihren großen Wert. Seine neuesten
Arbeiten behandeln den
Bau
und die
Klassifikation der fossilen
Schwämme
[* 2] (»Abhandlungen der bayrischen
Akademie der
Wissenschaften« 1877 u. 1878). Er schrieb:
»Paläontologische Mitteilungen aus dem
Museum des königlich bayrischen
Staats« (begonnen von A.
Oppel,
Bd. 2,
Abt. 1, 2 u. 3,
Kassel
[* 3] 1868-73, mit
Atlas);
[* 4]
(GymnotusCuv.),
Gattung aus der
Ordnung der
Edelfische und derFamilie der Zitteraale (Gymnotini),
aalähnliche
Fische
[* 9] mit schuppenloser
Haut,
[* 10] ohne Rückenflosse, sehr langer, mit dicker
Haut überzogener Afterflosse und Brustflosse,
zahlreichen feinen
Zähnen und an der
Kehle liegendem
After. Der Zitteraal
(GymnotuselectricusL.), bis 2 m lang und 20-25 kg schwer,
olivengrün, mit zwei
Reihen gelber
Flecke auf demRücken, an der Unterseite orangerot, an der Afterflosse
schieferfarbig, weiß gesäumt, mit 80
cm langer
Schwimmblase und vier sehr kräftigen elektrischen
Organen (s.
Zitterfische),
welche etwa vier Fünftel der Leibeslänge einnehmen und an den Bauchseiten des
Fisches liegen. Er findet sich in ganz Nordostbrasilien,
Guayana und
Venezuela,
[* 11] aber nur in Gewässern, welche eine
Temperatur von 26-27° besitzen, besonders in
schlammigen, schattig gelegenen
Bächen der
Llanos, streckt in jeder
Minute zweimal die Schnauze aus dem
Wasser heraus,
schluckt
Luft ein und läßt die verbrauchte
Luft durch die Kiemenspalten entweichen.
Beim Versiegen des
Wassers sucht er auszuwandern, und wo dies nicht gelingt, gräbt er im Schlamm tiefe,
runde
Löcher. Man hat beobachtet, daß sich die Zitteraale unter Umständen zu
Gesellschaften vereinigen, die ausschließlich
aus Männchen oder Weibchen bestehen. Über die
Fortpflanzung ist nichts bekannt. Er vermag willkürlich ungemein kräftige
elektrische
Schläge auszuteilen, mit denen er seine
Beute,
Fische und andre Wassertiere, lähmt. Er tötet
deren viel mehr, als er verzehrt, und verursacht dadurch eine Verödung der Gewässer, in denen er lebt.
Auf andre Zitteraale sind die
Schläge wirkungslos. Den ersten
Schlägen eines großen, stark gereizten Zitteraals kann man
sich nicht ohne
Gefahr aussetzen;
Schmerz und
Betäubung sind sehr heftig und halten bis zum andern
Tag an.
Der
Aal selbst erschöpft sich aber durch die
Schläge, welche er austeilt, und kann dann leicht gefangen werden. Das grätenreiche
Fleisch des Zitteraals ist genießbar, aber nicht das elektrische
Organ. Zu Heilzwecken haben ihn schon die Eingebornen
Südamerikas
benutzt. Man fängt ihn mit
Netzen und mindestens jetzt nicht mehr in der von
Humboldt geschilderten
Weise
durch Eintreiben von
Pferden in das
Wasser, um die
Aale sich erschöpfen zu lassen.
Vgl.
Sachs, Untersuchungen am Zitteraal (Leipz.
1881).
(elektrische Fische), die mit elektrischen
Organen ausgestatteten
Fische, nämlich: der
Zitteraal
(Gymnotus),
Zitterwels (Malapterurus) und die
Zitterrochen (Torpedinidae). Die betreffenden
Organe liegen bei den genannten
Fischen an verschiedenen
Stellen des
Körpers (beim
Aal am
Schwanz dicht unter der
Haut, beim
Wels über den ganzen
Rumpf hin, bei
den
Rochen im Vordertheil des
Rumpfes) und stimmen auch nur in dem feinern
Bau, nicht aber in den gröbern
Verhältnissen überein. Wie die neuern entwickelungsgeschichtlichen Untersuchungen lehren, entstehen sie aus
Muskeln,
[* 12] welche
sich in einer eigentümlichen
Weise umwandeln, und enthalten eine kolossale
MengeNervenfasern. Im ausgebildeten Zustand ist
beim
Zitterrochen
(Torpedo, s.
Rochen) jedes der beiden
Organe (s. Figur) aus einer großen Anzahl nebeneinander stehender Prismen
zusammengesetzt; diese wiederum bestehen aus einer
Reihe
[* 1]
^[Abb.: Fig.
Zitterroche
(Torpedo), zum Teil geöffnet. EO elektrisches
Organ, links mit den sich darin verzweigenden
Nerven,
[* 13] die von einem besondern Teil des
Gehirns (Lobus electricus, IV) ausgehen.]
¶
mehr
aufeinander geschichteter Kästchen. Zwischen je zwei Kästchen befindet sich eine bindegewebige Scheidewand, die Kästchen
selbst aber enthalten eine gallertige Substanz. Fünf starke, den Kopfnerven zugehörige Nervenstämme treten von der Bauchseite
in die elektrischen Organe ein, verzweigen sich zwischen den Prismen und bilden dann in jedem Kästchen auf der Bauchseite
desselben die sogen. elektrische Endplatte, d. h.
eine Unmenge feinster Nervenendigungen.
Hiernach wirkt jedes Prisma
[* 15] wie eine VoltascheSäule, in welcher die bindegewebigen Scheidewände als positive, die Endplatten
als negative Metallstücke, die Gallerte der Kästchen aber als feuchter Leiter fungieren; anatomisch jedoch entspricht es
einer einzigen quergestreiften Muskelfaser, in welcher die kontraktile Substanz geschwunden ist, während
die Nervenendigungen eine vergleichsweise riesige Ausdehnung
[* 16] erlangt haben. Die Quelle
[* 17] der Elektrizität
[* 18] ist in den Nerven zu
suchen, welche bekanntlich im thätigen Zustand von elektrischen Strömen durchlaufen werden.
Die frühere Annahme, daß der Zitterrochen gegen seinen eignen Schlag geschützt sei, ist irrig, denn bei jeder Entladung
des elektrischen Organs erleidet das Tier selbst eine Zuckung. Einen starken Schlag, welcher indessen auch bei den größten
Exemplaren ohne Schaden ertragen werden kann, erhält man nur bei Berührung von Bauch
[* 19] und Rücken eines noch ungereizten Tiers;
nach wiederholten Entladungen, oder wenn man nur die Rückenseite des Rochens berührt, ist die Wirkung
sehr gering.
BeimZitteraal (s. d.) und Zitterwels (s. d.) sind die Kästchen nicht vertikal, sondern horizontal,
mit den Nervenendplatten nach dem Schwanz zu angeordnet. Daß ersterer, wie es in Humboldts Reisebriefen heißt, seitens der
Indianer durch Hineintreiben von Pferden in den See unschädlich gemacht und erst dann gefangen werde, hat
sich als eine Fabel herausgestellt. Pseudoelektrische Organe nannte man früher die im Bau den elektrischen sehr ähnlichen
Organe der gewöhnlichen Rochen (Raja) und der Fischgattungen Mormyrus und Gymnarchus aus dem Nil, von denen aber neuerdings
nachgewiesen ist, daß auch sie eine wenn auch nur äußerst geringe MengeElektrizität zu liefern vermögen.
Im Schwanz von Torpedo finden sich gleichfalls diese Organe vor; in der Entstehung aus umgewandelten Muskelfasern stimmen sie
mit den elektrischen Organen überein.
Vgl. Babuchin, Übersicht der neuern Untersuchungen über die elektrischen und pseudoelektrischen
Organe (Berl. 1877);