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Freund Exner (s. d. 1) in der damaligen Studienhofkommission, später in dem k. k. Unterrichtsministerium zu Wien [* 2] für die Reform des österreichischen Gymnasialwesens im Josephinischen Sinn thätig, zog sich 1849, wegen Kränklichkeit in den Ruhestand versetzt, auf seine Besitzung bei Prag [* 3] zurück, wo er, ausschließlich mit Philosophie, seinem Lieblingsstudium, beschäftigt, starb. Seinen Lehrer Bolzano verteidigte Zimmermann gegen den Leipziger Professor Krug in der Schrift »Krug und Bolzano« (Sulzb. 1839). Außer zahlreichen, meist philosophischen Aufsätzen hat er auch dichterische Arbeiten geliefert.
5) Wilhelm, Dichter und Geschichtschreiber, geb. zu Stuttgart, [* 4] studierte in Tübingen [* 5] Theologie, lebte von 1830 bis 1840 als Privatgelehrter in Stuttgart, wurde 1840 Diakonus zu Urach, 1847 Professor an der polytechnischen Schule zu Stuttgart, aber 1850 wegen politischer Meinungen seiner Stelle enthoben. 1854 erhielt er die Pfarre in Leonbronn, 1872 die Stadtpfarrei in Owen und starb in Mergentheim. [* 6] Von ihm erschienen: »Gedichte« (Stuttg. 1832, 3. Aufl. 1854),
das Trauerspiel »Masaniello« (das. 1832);
»Geschichte Württembergs« (das. 1835-37, 2 Bde.);
»Befreiungskämpfe der Deutschen gegen Napoleon« (das. 1836, 3. Aufl. 1859);
»Prinz Eugen von Savoyen und seine Zeit« (das. 1837);
»Geschichte der Hohenstaufen« (das. 1838, 3. Aufl. 1865);
»Geschichte des großen Bauernkriegs« (das. 1840-44, 3 Bde.; 2. Aufl. 1856),
letztere Zimmermanns bestes Werk;
»Der deutsche Kaisersaal« (das. 1842, 2. Aufl. 1855);
»Die deutsche Revolution« (2. Aufl., Karlsr. 1851);
»Die englische Revolution« (2. Aufl., Darmst. 1854);
»Weltgeschichte für gebildete Frauen und Jungfrauen« (Stuttg. 1854, 2 Bde);
»Geschichte der prosaischen und poetischen deutschen Nationallitteratur« (2. Ausg., das. 1856);
»Geschichte der Poesie aller Völker« (2. Ausg., das. 1856);
»Lebensgeschichte der Kirche Jesu Christi« (das. 1857-59, 4 Bde.; 2. Aufl. 1869);
»Geschichte der Jahre 1840-60« (das. 1862);
»Illustrierte Kriegsgeschichte des Jahrs 1866« (das. 1867);
»Geschichte der Jahre 1860-71« (das. 1872);
»Deutschlands [* 7] Heldenkampf 1870-71« (das. 1872);
»Illustrierte Geschichte des deutschen Volks« (das. 1871-77, 3 Bde.).
Auch bearbeitete er die 4. Auflage von Wirths »Deutscher Geschichte« (Stuttg. 1865, 4 Bde.).
6) Johann von, Industrieller, geb. zu Papa in Ungarn, [* 8] arbeitete zuerst praktisch in der Werkstatt seines Vaters, dann in der Fabrik eines Verwandten zu Großwardein [* 9] im Bau von Turmuhren und landwirtschaftlichen Maschinen, war darauf in verschiedenen Fabriken zu Wien, München [* 10] und Chemnitz [* 11] thätig, etablierte sich 1844 mit einem Arbeitsgenossen in Chemnitz und fabrizierte feinere Maschinenteile, hauptsächlich Cylinder für Spinnmaschinen. [* 12] 1848 trennte er sich von seinem Teilhaber, und seit 1854 betrieb er speziell den Werkzeugmaschinenbau und brachte, trotz des herrschenden Vorurteils für englisches Fabrikat, sein Unternehmen zu gedeihlichem Fortgang. 1858 lieferte die Fabrik mit 150 Arbeitern 4100 Maschinen, 1870 mit 1000 Arbeitern 60,200 Maschinen, welche nach allen Ländern Europas, nach Amerika, [* 13] Afrika [* 14] und Asien [* 15] gingen.
Nach dem deutsch-französischen
Krieg wurde die
Fabrik durch
Anlage eines Zweigetablissements
(Eisengießerei
[* 16] und Werkzeugmaschinenbau
für
Holzbearbeitung)
[* 17] erweitert, das allein 250
Arbeiter beschäftigt. Zimmermann hat den deutschen, speziell den
sächsischen, Werkzeugmaschinenbau eigentlich ins
Leben gerufen und namentlich den Holzbearbe
itungsmaschinenbau zu umfangreichem
Betrieb entwickelt. Wegen der von ihm eifrig angestrebten
Förderung der
Industrie
Ungarns durch Unterstützung der
Schulen und
gewerblichen Anstalten wurde er vom
Kaiser von
Österreich
[* 18] in den erblichen Adelstand erhoben. Am ging
seine
Fabrik unter dem
Namen der
»Chemnitzer Werkzeugmaschinenfabrik« an eine
Aktiengesellschaft über, in welche Zimmermann als Generaldirektor
eintrat.
7) Robert, Ästhetiker und philosoph. Schriftsteller, Sohn von Zimmermann 4), geb. zu Prag, studierte daselbst und in Wien Philosophie, Mathematik und Naturwissenschaften, wurde 1847 Assistent an der Sternwarte. [* 19] 1849 Privatdozent der Philosophie an der Universität zu Wien, 1850 außerordentlicher Professor an der (später aufgehobenen) Universität zu Olmütz, [* 20] 1852 ordentlicher Professor der Philosophie zu Prag und lebt seit 1861 in gleicher Stellung zu Wien, wo er 1869 auch zum Mitglied der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften ernannt wurde. Zimmermann hat sich besonders durch seine erfolgreiche Bekämpfung der Hegel-Vischerschen Gehalts- und die vom Standpunkt der Herbartschen Schule, zu deren vornehmsten Vertretern er gehört, aus durchführte Begründung der Formästhetik sowie durch seine (bis dahin einzige) Geschichte der Ästhetik bekannt gemacht.
Von seinen Schriften führen wir an: »Leibniz' Monadologie« (Wien 1847);
»Leibniz und Herbart« (gekrönte Preisschrift, das. 1849);
»Das Rechtsprinzip bei Leibniz« (das. 1852);
»Philosophische Propädeutik« (das. 1852, 3. Aufl. 1867; mehrfach in fremde Sprachen übersetzt);
»Über das Tragische und die Tragödie« (das. 1856);
»Ästhetik« (das. 1858-1865, 2 Bde.; der erste enthält die Geschichte und Kritik, der zweite das System);
»Studien und Kritiken zur Philosophie und Ästhetik« (das. 1870, 2 Bde.);
»Anthroposophie im Umriß« (das. 1882), welch letzteres Buch sein System der philosophischen Wissenschaften enthält.
Außerdem veröffentlichte er zahlreiche Abhandlungen in den Druckschriften der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien.
[Maler.]
8) Klemens von, Maler, geb. zu Düsseldorf, [* 21] besuchte seit 1804 die Akademie daselbst und 1808 die zu München, wurde 1815 Direktor der Kunstschule zu Augsburg, [* 22] bereiste im folgenden Jahr Italien [* 23] und nahm seit 1825, wo er ordentlicher Professor an der Münchener Akademie wurde, an allen Schöpfungen, welche durch König Ludwig I. ins Leben gerufen wurden, thätigen Anteil. Unter anderm führte er mit Hiltensperger, Neureuther und Gassen nach Cornelius' Entwürfen innerhalb zehn Jahren die Fresken im Korridor der Alten Pinakothek aus. Von seinen übrigen Arbeiten sind die nach eigner Erfindung ausgeführten Malereien im Speisesaal des Königsbaues (Darstellungen aus den Liedern Anakreons) zu nennen. Auch hat er Ölgemälde und Porträte [* 24] gemalt. 1846 ward Zimmermann zum Direktor der königl. Zentralgalerie ernannt, welchen Posten er bis 1865 bekleidete. Er starb in München.
9) Albert, Maler, geb. zu Zittau, [* 25] wandte sich in seinem 21. Jahr als Autodidakt der Landschaftsmalerei zu und ging zu seiner Ausbildung nach Dresden [* 26] und 1831 nach München. 1857 erhielt er eine Professur in Mailand, [* 27] 1859 in Wien, woselbst er in der anregendsten Weise bis 1872 an der Akademie der bildenden Künste wirkte. Dann nahm er seinen Wohnsitz in Salzburg [* 28] und siedelte von da 1884 nach München über, wo er starb. Zimmermann war ein hervorragender Vertreter der heroisch-historischen Landschaftsmalerei. Er wählte die Motive zu seinen großartig aufgefaßten stilisierten ¶
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Landschaften mit Vorliebe aus der Gebirgsnatur, hat daneben aber auch Naturporträte bei poetischer Beleuchtung [* 30] gemalt. Seine auch durch Kraft [* 31] der malerischen Darstellung ausgezeichneten Hauptwerke sind: Gebirgslandschaft mit Wasserfall und Felsenlandschaft mit Kampf von Kentauren mit Tigern (beide in der Pinakothek zu München), Faust und Mephistopheles am Hochgericht, Obersee bei Berchtesgaden (Galerie zu Stuttgart), in den Hochalpen (Städelsches Museum zu Frankfurt), [* 32] Kampf der Kentauren mit Löwen [* 33] (Museum zu Leipzig), [* 34] der ertrunkene Hirt (Belvedere in Wien), Sonnenuntergang, Luganer See (beide in der Galerie der Akademie zu Wien), die Pflügung des Ackers (Galerie zu Dresden), Morgendämmerung am Groß-Venediger, Alpenglühen am Lago Piano in der Lombardei, Waldbrand am Hintersee, die verschüttete Alpe, Wassersturz in der Ramsau, ein Bergsturz. [* 35]
10) Max, Maler, Bruder des vorigen, geb. zu Zittau, wollte anfangs Musiker werden und widmete sich erst unter Anleitung seines Bruders Albert der Malerei. Seine Landschaften zeichnen sich durch kräftige Färbung und ernste Stimmung aus; besonders geschätzt sind seine Eichenbilder. Er hat auch schöne Waldradierungen ausgeführt. Zimmermann starb in München, seinem langjährigen Wohnort.
11) Reinhard Sebastian, Maler, geb. zu Hagenau [* 36] am Bodensee, zeigte schon als Knabe ein großes Zeichentalent, kam mit 13 Jahren nach dem Städtchen Meersburg, um Kaufmann zu werden, und 1836 zu seiner weitern Ausbildung nach Remiremont (Vogesen). Dort erwarb er sich in den Mußestunden durch Anfertigung von Miniaturporträten so viel, um kleine Reisen zu machen, auf denen seine Liebe zur Kunst sich weiter entwickelte. Erst nachdem er noch einige Jahre in Freiburg [* 37] Kommis gewesen war, konnte er 1840 nach München auf die Akademie gehen, wo sich der Tiermaler Robert Eberle seiner annahm. 1844 und 1845 brachte er wieder in Paris [* 38] zu, malte Porträte, besuchte von dort aus Belgien [* 39] und England und ließ sich 1847 in München nieder, wo er mit einem humoristischen Bilde: die heiligen drei Könige, seinen Ruf als Genremaler begründete.
Nun folgten zahlreiche Szenen von gesundem, frischem Humor, trefflicher Charakteristik und einer Technik, die sich immer mehr zu Glanz und Kraft ausbildete. Seine Hauptwerke sind: die teure Zeche, die Landleute im Schloß (1853), die Bettelmusikanten (1854), ein Liebesbrief (Galerie in Karlsruhe), [* 40] die Fischerhütte, der Schrannentag in München (1861, Museum in Köln), [* 41] Einquartierung französischer Soldaten im Schloß, die Impfstube, die Zeitungsleser, die Leihbibliothek, das unterbrochene Kartenspiel, Dachauer Bauernhochzeit, die Siegesbotschaft (1879), Klosterschule in Ottobeuern, vor der Musikprobe und die Schneiderschule im Kloster. Er schrieb: »Erinnerungen eines alten Malers« (Münch. 1884).
12) Richard, Maler, Bruder von Zimmermann 9) und 10), geb. zu Zittau, erhielt von seinem Bruder Albert den ersten Kunstunterricht und folgte diesem 1838 nach München. Hier wollte ihn Albert zum Historienmaler bilden. Doch wandte er sich der Landschaftsmalerei zu und malte seit den 40er Jahren Stimmungsbilder in der Art der französischen Meister des Paysage intime. Besonders beliebt waren seine Winterlandschaften. Seine meisten Arbeiten gingen nach Amerika; vier Bilder Zimmermanns befinden sich in der Neuen Pinakothek zu München. Er starb daselbst.
13) Ernst, Maler, Sohn von Zimmermann 11), geb. zu München, erhielt 1868 von seinem Vater den ersten Kunstunterricht, besuchte dann die Akademie und wurde daselbst zuletzt Schüler von Wilh. Diez, bei welchem er bis 1874 arbeitete. Nachdem er einige humoristische Genrebilder (alter, seine Geige flickender Mönch, 1871; Seiltänzer in einer Dorfscheune, 1874; junge Prinzessin, spazieren gehend, 1877) gemalt hatte, nahm er 1879 mit dem zwölfjährigen Christus im Tempel [* 42] einen Aufschwung zur Geschichtsmalerei mit besonderer Betonung [* 43] des koloristischen Elements, das sich teils an die Venezianer, teils an Correggio anschließt. Seine spätern, auch durch Feinheit und Liebenswürdigkeit der Charakteristik ausgezeichneten Hauptwerke sind: die Anbetung der Hirten (1883), Christus und die Fischer (1886), Christus Konsolator (1888) und die Genrebilder: Musikunterricht, die böse Gans, der Aufschneider, die Geschäftsfreunde. Er ist königlicher Professor.