aber in kleinen Portionen, füttern muß. Salz rechnet man auf ein erwachsenes Tier 3 kg im Jahr. Gewisse giftige Pflanzen, wie
Bilsenkraut, Zeitlose, Schierling, Wolfsmilch, Hundspetersilie u. dgl., kann die Ziege selbst
in ziemlichen Quantitäten vertragen. Die Ziege ist manchen Krankheiten ausgesetzt, als: Unverdaulichkeit, Trommelsucht, Drehkrankheit,
Euterverhärtung, Klauenübel, Knochengeschwülsten (namentlich an den Kopfknochen), Lungenschwindsucht
etc. Auch schwere Geburten kommen häufiger vor als bei Schafen, und die fieberhaften Krankheiten sind immer lebensgefährlich.
Die Milch der Ziege ist sehr reich an Butter, resp. Fett und Käsestoff, auch an Zucker, bei reinlicher Haltung, guter, gesunder Stallung
und richtiger Fütterung ohne Beigeschmack, sonst aber widerlich scharf und von unangenehmem Geruch. Man
macht aus derselben fette, breite »Ziegenkäse«, in Italien süße »Ricotta« aus der gesottenen Milch und dem Rahm. Das Fleisch
der jungen Tiere ist fast etwas zu zart, das älterer Ziegen nicht schlecht. Das Fell wird zu Korduan und Saffian verarbeitet,
auch zu Pergament, Beinkleidern, Handschuhen, zu Wein- und Wasserschläuchen. Die Hörner dienen zu Drechslerarbeiten.
Über das Ziegenhaar s. d.
Bartholomäus, verdienstvoller Missionär, geb. zu Pulsnitz in der Lausitz, studierte zu Halle Theologie,
folgte dann 1705 dem Ruf des Königs Friedrich IV. von Dänemark, in Indien eine Mission zu gründen, und kam 1706 in der Niederlassung
zu Trankebar an. 1714 begab er sich nach England, von wo er unter dem Schutz der Ostindischen Gesellschaft 1716 nach
Madras reiste. Später besuchte er Trankebar von neuem und starb im Februar 1719 daselbst. Von seinen Schriften sind zu erwähnen:
die »Grammatica tamulica« (Halle 1716),
»Biblia tamulica« (1723) und »Ausführliche Missionsberichte«
(das. 1710 ff.), die bis 1770 unter seinem
Namen fortgesetzt wurden.
Vgl. Germann, Ziegenbalg und Plütschau (Erlang. 1868).
kommen in bester Qualität aus Deutschland (besonders Sachsen) und Tirol in den Handel.
Demnächst sind am
geschätztesten die schweizerischen, italienischen, serbischen, russischen und norwegischen Felle, minder gut die türkischen,
afrikanischen, ostindischen und südamerikanischen.
Sie dienen hauptsächlich zur Darstellung von feinem Oberleder, Maroquin,
Saffian und Handschuhleder.
das Haar der gemeinen Ziege, der Kaschmir- und Angoraziege, die Vigognewolle und das Pakohaar. Die Kaschmirwolle,
das feine, wollige Flaumhaar der Kaschmirziege, ist weiß, grau oder bräunlich, wird den Tieren ausgerupft und nach
sorgfältigem Sortieren und Waschen mit Reisstärke auf Shawls verarbeitet. Das weiße Haar wird gefärbt, das farbige naturell
verarbeitet. Nur in ihrer Heimat produziert die Kaschmirziege dies feine Haar (etwa 2 kg im Jahr); wird die Ziege in andre Gegenden
verpflanzt, so artet es leicht aus.
Der Hauptmarkt ist Kilghet. Nach Europa kommt es fast nie anders als verarbeitet. Das persische Ziegenhaar von der
gemeinen levantischen Ziege ist rötlichweiß. Sehr nahe steht demselben die graue oder braune Wickelwolle von unbekannter
Abstammung, vielleicht aber nur eine geringere Sorte des persischen Ziegenhaars. Über die Angoraziege, welche das Kämelhaar
(Mohair) liefert, s. Ziege, S. 895; über Vigognewolle und Pakohaar s. Lama. Das Haar unsrer Hausziege dient
zu Pinseln, Bürsten, Hüten, wird auch versponnen und das Garn zu gröbern Teppichen (Tirol) verarbeitet.
1) ehemalige deutsche Grafschaft, seit dem 12. Jahrh. im Besitz eines Zweigs der Grafen von Reichenbach, ward 1437 hessisches
Lehen und fiel 1450 nach dem Aussterben der Grafen an Hessen, welches jedoch erst nach einem Prozeß mit
den Grafen von Hohenlohe 1495 die Belehnung empfing. Ziegenhain gelangte bei der Teilung Hessens an Hessen-Kassel und 1866 an Preußen,
wo es einen Kreis des preußischen Regierungsbezirks Kassel von 584 qkm (10,6 QM.) mit (1885)
33,078 Einw. bildet. Die gleichnamige Haupt- und Kreisstadt, an der Schwalm und der Linie Treysa-Leinefelde der Preußischen
Staatsbahn, 120 m ü. M., besteht aus der sogen.
Festung und der Vorstadt Weichhaus, hat eine evang. Kirche, ein altes, großes Schloß (jetzt Zuchthaus), ein Amtsgericht, Tuchschuh-
und Plüschfabrikation und (1885) 1922 meist evang. Einwohner.
Vgl. Heußner, Geschichte der Stadt und Festung Ziegenhain (Ziegenhain 1888). -
2) Dorf in Sachsen-Weimar, am Hausberg, 3 km östlich von Jena, mit einer alten Kirche, Bierbrauerei und 320 Einw.; wird von
den Jenaer Studenten viel besucht und ist namentlich bekannt wegen der sonst sehr gebräuchlichen Ziegenhainer (knotige, fleckig
gebrannte Stöcke vom Holz des Korneliuskirschbaums).
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Oppeln, Kreis Neiße, an der Freiwaldauer Biele, Knotenpunkt der Linie Deutsch-Wette-Ziegenhals
der Preußischen Staats- und Jägerndorf-Ziegenhals der Mährisch-Schlesischen Zentralbahn, 275 m ü. M.,
hat eine evangelische und eine kath. Kirche, ein kath. Schullehrerseminar, eine Präparandenanstalt, ein Amtsgericht, Cellulose-,
Wollwaren-, Zwirn- und Zündwarenfabrikation, Leinen- und Damastweberei und (1885) 6557 meist kath. Einwohner.
(Nachtschwalbe, Schwalk, Caprimulgus L.), Gattung aus der Ordnung der Segler und der Familie der Ziegenmelker (Caprimulgidae),
Vögel mit gestrecktem Leib, sehr kurzem Hals, großem, breitem Kopf, sehr kurzem, breitem, schwachem, an der
Spitze vor den Nasenlöchern herabgebogenem, am Grund von starken Borsten umgebenem Schnabel, langen, schmalen und spitzigen
Flügeln, fast gerade abgeschnittenem Schwanz, kleinen, niedrigen, schwächlichen Füßen, am Grund mit kurzer Bindehaut versehenen
Zehen und großfederigem, sehr lockerm, überaus weichem Gefieder, einsam lebende Nacht- oder Dämmerungsvögel, welche Nachtschmetterlinge
und andre in der Dämmerung fliegende Insekten verfolgen und in Erd- und Felslöchern nisten. Der Name ist
aus der ganz ungegründeten Volksmeinung entsprungen, daß diese Vogel den Ziegen und Kühen die Euter aussaugten. Der gemeine
Ziegenmelker (Nachtschatten, Brillennase, Caprimulgus europaeusL.), 26 cm lang, 55 cm breit, oberseits bräunlichgrau, sehr fein
hell und dunkel punktiert und mit sehr schmalen, schwarzen Schaftstrichen und braunen Bandflecken gezeichnet, auf dem Scheitel
mit einem, auf den Schultern
mehr
mit zwei dunkeln Längsstreifen, auf den Flügeldeckfedern mit rostgelber Querbinde, in der schwarzen, braun punktierten
Zügel- und Ohrgegend mit gelblichweißen Längsstreifen, an Kinn, Kehle und Halsseiten rostfahl mit schwärzlichen Querlinien,
welche auf der übrigen Unterseite breiter werden, auf der Brust schwarzbraun, grau bespritzt. Die Schwingen sind schwarzbraun,
rostgelb gefleckt, die Schwanzfedern bräunlichgrau, schwarz und weiß gefleckt, Auge und Fuß ist braun,
der Schnabel schwarz.
Der Ziegenmelker findet sich im größten Teil von Europa und Nordwestasien, weilt bei uns von Ende April bis September und geht im Winter
bis Südafrika. Er bewohnt Nadelwälder, sitzt am Tag meist schlafend auf dem Boden, einem Stein oder Ast,
wo man ihn seines düster gefärbten Gefieders wegen schwer bemerkt. In der Dämmerung streift er raschen, gleitenden Flugs
umher, ruht dann eine Weile und wiederholt seine Jagdzüge mehrere Male. Das Weibchen legt zwei rötlichweiße, grau und braun
gefleckte Eier (s. Tafel »Eier I«,
[* ]
Fig. 11) an einer sehr versteckten Stelle unter Gebüsch, auf einen bemoosten
Baumstrunk etc. und, wie es scheint, brüten beide Geschlechter. In Südeuropa erlegt man ihn für die Küche. Über die Familie
der Ziegenmelker s. Segler.