Angaben über Zeugungsvermögen in höherm
Alter höchst zweifelhaft sind. Die Konzeptionsfähigkeit der
Frau beginnt, entsprechend der
Menstruation,
ausnahmsweise auch in europäischen Breitengraden mit dem 11. Jahr, in den
Tropen sogar noch etwas früher, sie währt bis
zum 50. oder 52. Jahr, und wenn auch von der
Cornelia, der
Mutter der Scipionen, berichtet wird, daß sie
im 60. Lebensjahr noch einen Sohn gebar, daß die
Sara gar im 90. Jahr den
Isaak gebar, so sind doch ähnliche
Fälle in späterer
Zeit nicht mehr von glaubwürdigen Beobachtern berichtet worden.
Das preußische Zivilgesetz gestattet die
Ehe für Mannspersonen nach vollendetem 18., für Frauenspersonen
nach dem 15. Jahr. Das Zeugungsvermögen ist im allgemeinen abhängig von dem
Kräfte- u. Gesundheitszustand; dasselbe kann zeitweise durch
körperliche
Leiden
[* 2] herabgesetzt werden, es wird durch Seeleneindrücke vorübergehend beeinflußt und unterliegt wie jede
andre Organthätigkeit den
Gesetzen der
Ermüdung nach voraufgegangener Überanstrengung. Diese vorübergehenden Zustände
von
Impotenz nach geschlechtlichenExzessen werden seit
Jahren von spekulativen
Ärzten und
Laien in einer
Fülle trauriger Litteraturerzeugnisse abgehandelt, deren
Früchte nur den
Herausgebern, nicht aber den hilfesuchenden eingeschüchterten
und künstlich in Besorgnis erhaltenen Lesern zu gute kommen. Kräftige
Nahrung, ordentliche
Arbeit,
Bewegung in frischer
Luft
sind die Geheimnisse, auf denen außer ernstlicher Vermeidung neuer
Exzesse die Wiederherstellung des
Zeugungsvermögens beruht. - Für die
gerichtliche Medizin ist die Feststellung der
Impotenz von hoher Bedeutung, da nach § 696 des
preußischen allgemeinen
Landrechts »ein auch während der
Ehe erst entstandenes, gänzliches und unheilbares
Unvermögen zur
Leistung der ehelichen
PflichtScheidung begründet«.
Für den
Gerichtsarzt gilt bei der Feststellung des Zeugungsvermögens, bez.
der
Fruchtbarkeit (Geburtsfähigkeit) des
Weibes der
Grundsatz, daß innerhalb der
oben angegebenen Altersgrenzen bei gesunden
Personen Zeugungsvermögen selbstverständlich anzunehmen ist, so daß er sein
Votum für
Impotenz im
Sinn des § 696 nur abgeben wird, wenn
Defekt oder unheilbare
Leiden der
Geschlechtsorgane, namentlich derHoden und
Eierstöcke, vorliegen, welche
erfahrungsmäßig das Zeugungsvermögen ausschließen, oder wenn die
Impotenz etwa durch unheilbare
Geisteskrankheit bedingt ist.
Beim Mann
ist das Zeugungsvermögen an die
Bildung von Samenfäden gebunden; fehlen diese, so besteht
Impotenz. Angeborne
Mißbildungen der
Genitalien,
Zwitterbildungen etc. schließen
an sich das Zeugungsvermögen nicht aus, und es bedarf in solchen
Fällen eingehender
Untersuchung.
Körperverletzungen, welche das Zeugungsvermögen vernichten, sind nach dem deutschen
Strafrecht, § 224, als »schwere« zu beurteilen.
Vgl.
Casper-Liman, Handbuch der gerichtlichen
Medizin (7. Aufl., Berl. 1881).
eine Übersetzung
von »Der
NibelungenNot und
Klage« (das. 1813, 2. Aufl. 1836) sowie eine
Ausgabe dieses Gedichts im
Original
(das. 1815) und »Über Schädelbildung« (das.
1846).
Die Erfolge seiner Lehrthätigkeit und seine wissenschaftlichen
Arbeiten, von denen besonders hervorzuheben
sind: »Die Schiebersteuerungen mit besonderer Berücksichtigung der Lokomotivsteuerungen«
(Freiberg 1858; 5. Aufl., Leipz. 1888; auch in franz.
und engl. Übersetzung) und »Die Grundzüge der mechanischen
Wärmetheorie« (das. 1860, 3. Aufl. u. d. T.:
»Technische Thermodynamik«, 1887 ff.; franz.,
Par. 1869), verschafften ihm 1871 eineBerufung als
Direktor und
Professor der
Mechanik und Bergmaschinenlehre
an die
BergakademieFreiberg.
Hier führte er mit glücklichem Erfolg eine völlige Umgestaltung der
Akademie bis 1875 durch, ging jedoch bereits 1873 als
Direktor des
Polytechnikums nach
Dresden
[* 11] und vollendete dort die schon angebahnte Ausgestaltung des
Instituts zu einer vollkommenen
Hochschule. Er schrieb ferner: Ȇber das Wanken der
Lokomotiven« (Zür. 1861);
»Das Lokomotivenblasrohr.
Experimentelle und theoretische Untersuchungen über die Zugerzeugung durch Dampfstrahlen u.
über die saugende
Wirkung der Flüssigkeitsstrahlen überhaupt« (Leipz. 1863);
»Abhandlungen aus der mathematischen
Statistik«
(das. 1869).
den wolkigen Atmosphären in den reinen Äther emporragen, wo er im Licht
[* 31] und in ewiger Heiterkeit thront. An die Stelle solcher
Bergspitzen trat in den Zeiten fortgeschrittener politischer Bildung die Burg als der höchst gelegene Teil des städtischen
Gebiets, wie Kekrops
[* 32] dem Zeus auf der attischen Burg einen Altar
[* 33] errichtete und Rom
[* 34] seinen Jupiter auf dem Kapitol
verehrte. Ganz besonders war der lykäische Berg, die Kuppe des arkadischen Gebirgsknotens, von wo aus man den ganzen Peloponnes
überblickt, dem Zeuskult geweiht.
Der ätherische Zeus der Berggipfel wird auch zum Wolkensammler, der auf seinen Höhen die atmosphärische Feuchtigkeit ansammelt
und in die im Sommer schmachtenden Thäler hinabsendet, oder zum gleichfalls uralten, in Griechenland
[* 35] und
Italien
[* 36] gefeierten Witterungsgott, welcher als Regengott (bei den Römern als solcher JupiterPluvius, dagegen aber auch Serenator
und Lucetius, der den Himmel
[* 37] »Aufheiternde« und »Lichtbringende«)
zugleich Ernährer der Bäume und der Herden, des Haussegens (Zeus Herkeios) und des durch Vieh und Feld gewonnenen
Reichtums war.
Nimmt man zu diesen Zügen noch zwei andre ursprüngliche Symbole des Zeusdienstes, den Blitz und die Eiche, so hat man die altpelasgischen
Elemente der Zeusreligion. Donner und Blitz sind der ätherische Gegensatz zu der segnenden Wolke, die Instrumente des zürnenden
Gottes und die Werkzeuge
[* 38] seiner weltbeherrschenden Kraft,
[* 39] welche in den Homerischen Beiwörtern des »Hochdonnerers«,
des »Donnerfrohen«, des »Blitzschleuderers«,
besonders aber in dem italischen Götterkult mit seinen superstitiösen Zeichen (Jupiter Elicius, Fulgurator, Tonans, Fulminator)
hervortritt.
Gleich ursprünglich ist das Symbol der Eiche, des königlichen Baums, der allenthalben in Griechenland dem Zeus heilig war. In der
Theogonie Hesiods erscheint Zeus als der Gipfelpunkt der ältern Weltentwickelung, die mit abstrakten physischen
Anfängen beginnt (Okeanos, Chthon, Chaos) und zu immer konkretern Entwickelungen fortschreitet, bis zuletzt der Kronide Zeus das
Weltenzepter ergreift und mit siegreicher Hand
[* 40] die ihm feindlichen Mächte niederwirft. Erst unter ihm und durch ihn erhält
die ganze Götterwelt wie auch die sichtbare Erscheinungswelt ihre feste Norm.
Auch im Homerischen Epos ist Zeus der auf dem Olympos, in welchem man später den thessalischen Berg dieses Namens erkannte, thronende
(daher der olympische Zeus) Vater der Götter und Menschen, der oberste, stärkste und durch seine Stärke
[* 41] mächtigste Gott,
der persönliche Mittelpunkt sämtlicher Weltbewegungen. Wie er aber im Himmel König ist, König eines patriarchalisch-monarchischen
Götterstaats, so ist er auch der Gründer aller königlichen Gewalt auf Erden, der Stammvater der meisten königlichen Geschlechter
(Äakiden, Herakliden etc.). Alle diese Ideen entwickelten sich gleichzeitig mit jenen epischen Gesängen und den entsprechenden
Nationalzuständen; als Repräsentanten des griechischen Glaubens in seiner reifsten Entwickelung müssen
aber Äschylos und Pindar angesehen werden.
Bei ihnen erscheint Zeus als Herr derHerren, der Seligen Seligster, der des Flehenden sich gnädig erbarmt und, heiligen Zorns
voll, der Frevler Übermut bricht und vom Himmelsthron herabschaut auf die Sterblichen, jeden nach Gebühr
in seinen Schutz nehmend. Die Philosophie erkennt in Zeus ebenfalls den obersten Gott, den Weltbildner und Weltlenker und macht
den in der Dichtung gegebenen monotheistischen Zug
zur Hauptsache. In dieser Hinsicht ist besonders die Theologie des Pherekydes
von Syros merkwürdig, welche Zeus in der reinsten Weise
monotheistisch faßt: Zeus Anfang, Mitte und Ziel
der Weltentwickelung, ihr die Gegensätze bindender Eros
[* 42] und zuletzt persönlicher Demiurg. In Beziehung gesetzt mit dem bürgerlichen
Leben, erscheint Zeus aber als höchstes Prinzip der Ordnung, des Rechts, der gesetzlich gesicherten Menschlichkeit, und man kann
ihn als solches durch alle jene kleinen und größern Gliederungen und bindenden Formen verfolgen, von
dem einfachen Hauswesen bis zur allgemeinen Völkerverbindung sowie auch nach den verschiedenen Seiten des Rechtswesens,
des geselligen Verkehrs, des bürgerlichen Rechts (daher z. B. Zeus Horios, der schützende Gott der Grenzen auf dem Felde), des
Fremdenrechts etc. Als Vorstand der Stadt im ganzen ist er Zeus Polieus in Athen,
[* 43] Agrigent und sonst.
Als den Vorstand des Rechtswesens charakterisiert ihn insbesondere seine Verbindung mit Themis und Dike; vor allem ist der Schwerpunkt
[* 44] des Rechts, der Eid, dem Gott heilig (Zeus Horkios, vgl. Dius Fidius). Die Sicherheit des Fremdenverkehrs bewahrt er als Xenios
(der Gastfreundliche) und Hikesios (der Schutzgott der Flehenden). Im Krieg aber ist er der Anführer wider
die Feinde, der im Kampf hilft als Stator, der Sieg und Triumph schenkt als Tropäos. Er ist auch der Befreier, als welcher er
sich oft seinen Hellenen bewies, namentlich in der glorreichen Zeit der Perserkriege.
Überall behütet und bewacht er das Menschenleben, gibt Gutes und Böses, wie es ihm gefällt, auch Leiden
und Drangsal, wiewohl eigentlich sein WesenGüte und Liebe ist; er führt daher alles aufs beste hinaus, ist der allgemeine
Hort und Helfer, der Soter, dem zu Ehren man den dritten Becher
[* 45] zu trinken und am letzten Jahrestag die Soteria
zu feiern pflegte. In weiterer, politischer Beziehung ist Zeus auch Vorsteher von landschaftlichen Versammlungen und
Vereinigungen, wie besonders beim römischen Jupiter (s. d.) hervortritt; ferner Stifter und Beschützer der Agonistik (er
ist der männlich Stärkste von allen Göttern, wie er im Kampf mit den Titanen und Giganten bewiesen), der
Mantik (daher ihm die Orakel zu Dodona, das Ammonium unmittelbar angehörten), endlich der Reinigungen und Sühnungen, wie schon
im Natur-, so insbesondere auch im Menschenleben. Von ihm kommt die Sinnesverwirrung, die zur Sünde führt, aber auch die
Sühnung und sühnende Wiederherstellung der durch Verbrechen derLeidenschaft gestörten Ordnung; er ist
Bluträcher, aber auch die Zuflucht des bußfertigen Verbrechers.
Die Mythologie des Zeus ist aus vielen Überlieferungen und Lokalkulten zusammengesetzt. Nach Hesiod wird er auf der InselKreta
geboren. Rhea wird aus Furcht vor den Nachstellungen des Kronos in der Nacht von ihrer MutterGäa nach Kreta geführt, und das
neugeborne Kind in einer verborgenen Höhle versteckt. Spätere Dichter und Schriftsteller nennen vorzugsweise
das GebirgeIda (auf Kreta) und eine dortige Höhle, die idäische Höhle, als Geburtsstätte des Zeus, und allgemein galt die letztere
wenigstens als die Stätte, wo seine Jugend gepflegt worden sei.
Die NymphenIda und Adrasteia nährten ihn mit der Milch der Ziege Amaltheia, und Bienen trugen ihm Honig, Tauben
[* 46] Ambrosia zu. Die allgemeine Bedeutung der Weltkämpfe des Zeus ist die Aufeinanderfolge der Welt- und Kulturperioden, die von der
Theogonie unter dem Bild von Siegen
[* 47] dargestellt werden, welche die spätern Mächte über die frühern erringen. Der Kampf mit
den Titanen (s. d.) ist der erste; Zeus erringt sich durch ihn die Weltherrschaft.
Der mit den Giganten (s. d.), dem Typhon oder Typhoeus
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