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und daher nur in Indien sich eine größere Anzahl von Parsen erhalten hat, die dorthin aus Persien [* 2] geflüchtet waren und die ihnen noch gebliebenen Bruchstücke des Zendavesta mitgebracht hatten. Der Name Zendavesta kommt nicht vor der Zeit der Sassaniden vor und bedeutet wahrscheinlich »Gesetz« oder »heiliger Text« (Avesta, auf den altpersischen Keilinschriften Abastâ) und »Kommentar« (Zend, im Pehlewi Zand); dabei sind unter Kommentar die Glossen in Pehlewi zu verstehen, welche die Priester wegen ihrer mangelhaften Kenntnis der Zendsprache dem Original beigefügt hatten. Die einzelnen Teile des Zendavesta sind:
1) Der Yaçna (Izeschneh, »Buch der Opfer«),
in 72 Kapitel zerfallend, welche Hâ heißen und größtenteils aus langen und eintönigen Anrufungen verschiedener Gottheiten bestehen. Die Kapitel 28-53 sind dagegen der älteste und wichtigste Teil des Zendavesta; sie enthalten namentlich die fünf Gâthâs oder Lieder, welche teilweise von Zoroaster selbst herrühren und unsre Hauptquelle für die von ihm verkündigte Dogmatik und Moral bilden.
2) Der Vendidâd (von vî-daêvô-dâta, »gegen die Devs, d. h. Dämonen, gegeben«) enthält in seinen 22 »Fargards« Fragmente sehr verschiedenartigen Inhalts, die nur betreffs der überall durchgehenden Einkleidung in Dialoge zwischen Ormuzd (s. d.) oder Ahuramazda und seinem Propheten Zoroaster miteinander übereinstimmen. Der erste Fargard enthält die parsische Schöpfungssage, der zweite die Sage von Yima und dem goldenen Zeitalter, die folgenden größtenteils Vorschriften über Bußen und Sühnen, durch welche man die Folgen der verschiedenen Sünden oder Verunreinigungen, die man auf sich geladen hat, abwehren kann.
3) Der Vispered (von vîspe ratavo, »alle Herren oder Genien«) enthält in 23 Kards (Abschnitten) Gebete von ähnlicher Natur wie die im jüngern Teil des Yaçna, aber von viel geringerm Umfang. Die drei genannten Bücher zusammen bilden, in einer eigentümlichen Anordnung zusammengestellt, die zu gottesdienstlichen Zwecken viel gebrauchte Sammlung Vendidâd Sâde.
4) Die Yashts, im ganzen 24, sind Anrufungen, je an eine bestimmte Gottheit (z. B. an Tistrya, an Mithra, an die Fravashis oder Seelen der Verstorbenen) gerichtet, deren Eigenschaften ausführlich aufgezählt und beschrieben werden. Sie sind daher eine wichtige Quelle [* 3] für parsische Mythologie.
5) Die fünf Ryâyish, die Stücke Aferîn und Afrigân und einige andre kleine Stücke und Fragmente werden häufig mit den Yashts unter dem Namen Khorda Avesta (»kleinerer Avesta«) zusammengefaßt. Den Text des Vendidâd, Vispered und Yaçna nebst der Pehlewi- (Huzvârejh) Übersetzung gab Spiegel [* 4] heraus (Leipz. 1853-58, 2 Bde.), den ganzen Text des Zendavesta ohne Übersetzung Westergaard (Kopenh. 1852-1854) und Geldner (Stuttg. 1884 ff., noch unvollendet), den Text der Gâthâs Bartholomä (Halle [* 5] 1879).
Vgl. Spiegel, Avesta: die heiligen Schriften der Parsen, aus dem Grundtext übersetzt (Leipz. 1852-1863, 3 Bde.);
Harlez, Avesta, livre sacre des sectateurs de Zoroastre (franz. Übersetzung, Lütt. 1875 bis 1878, 3 Bde.);
Haug, Die Gâthâs des Zarathustra (Leipz. 1858-60, 2 Bde.);
die englische Übersetzung des Zendavesta von Darmesteter und Mills in den von Max Müller herausgegebenen »Sacred books of the East« (Oxf. 1880). -
Auch die an den Zendavesta sich anschließende, in Pehlewi und Parsi abgefaßte spätere theologische Litteratur der Parsen ist neuerdings durch gute Ausgaben und Übersetzungen zugänglich gemacht worden, so der Bundehesch (hrsg. und übersetzt von Justi, Lond. 1868; engl. Übersetzung von West, Oxf. 1879), der Minokhired oder Mainyo-î-Khard (hrsg. mit engl. Übersetzung von West, Stuttg. 1871), der Dinkard (hrsg. mit engl. Übersetzung von Peshotun Dustoor Behramju Sanjana, bis jetzt 3 Bde., Bombay [* 6] 1877-81) etc.