Der Zeisig findet sich in fast ganz
Europa
[* 2] und in Nordasien, streicht außer der Brutzeit weit umher und verläßt nur die nördlichsten
Länder im
Winter. In manchen
Jahren erscheint er im
Winter zu
Tausenden in und bei den Dörfern, wo
man in andern
Jahren kaum einzelne
sieht. Er bevorzugt die Nadelwälder bergiger Gegenden, ist hauptsächlich Baumvogel, sehr munter und
gewandt, fliegt schnell und leicht, nährt sich von Baumgesäme, jungen
Knospen
[* 3] und Blättern und während der Brutzeit von
Kerbtieren. Er nistet sehr versteckt auf
Nadelhölzern und legt 5-6 bläuliche oder blaugrünliche, gefleckte und geäderte
Eier,
[* 4] welche das Weibchen in 13
Tagen ausbrütet. Als Stubenvogel ist der Zeisig sehr beliebt.
(Tempus), eine der Reihenformen unsers Vorstellens, in welche sich der
Stoff der sinnlichen
Erfahrung bei der Auffassung
notwendigerweise gruppiert. Während das Nebeneinanderliegende sich in räumliche
Formen ordnet, ist die Zeit die Form für
die Auffassung dessen, was nacheinander geschieht.
Aristoteles nannte sie das
Maß der
Bewegungen im Weltall;
nach
Kant sind
Raum und Zeit ursprüngliche, notwendige
Formen der
Erfahrung, welche nicht durch
Abstraktion entstanden sind, auch
nicht als allgemeine
Begriffe zu denken, sondern als reine
Anschauunga priori aufzufassen sind. Die Zeit wird durch den stetigen
Übergang von drei relativen
Bestandteilen, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, gebildet; ihr Gesamtbegriff heißt
Ewigkeit
(s. d.). Zur Messung der Zeit dient die
Rotation der
Erde um ihre
Achse (vgl.
Sonnenzeit und
Tag) sowie der
Umlauf der
Erde um die
Sonne
[* 11] (vgl. Jahr). - Die
katholische Kirche nennt die
Zeiten, in welchen sie keine
Hochzeiten und lärmenden
Vergnügungen gestattet, die
geschlossene Zeit (s. d.) und teilt das
Kirchenjahr in drei heilige
Zeiten: die Weihnachtszeit,
Osterzeit und Pfingstzeit. Die erste beginnt mit dem ersten Adventsonntag und endigt mit dem letzten
Sonntag nach
Epiphania;
die zweite währt vom
Sonntag Septuagesimä bis zum HimmelfahrtstagChristi, und die dritte fängt am
Tag
nach
ChristiHimmelfahrt an und endigt mit dem letzten
Sonntag nach
Pfingsten. - Über
Physiologische Zeit s. d.
(Weltalter, Aetates), nach den Dichtern und
Philosophen der Vorzeit die verschiedenen
Stufen der
Kultur,
Sittlichkeit
und
Glückseligkeit, auf denen das Menschengeschlecht in verschiedenen
Zeiten gestanden haben
soll. Hesiod und nach ihm
Proklos nehmen deren fünf an (vgl.
Roth, Über den
Mythus von den fünf Menschengeschlechtern bei
Hesiod,
Tübing. 1860). Im goldenen oder Saturnischen Zeitalter, unter der
Regierung des
Kronos
(Saturn), lebten
die
Menschen einfach und patriarchalisch und wurden nach ihrem
Tod himmlische
Schutzgeister. Im silbernen waren die
Menschen
schon an Gestalt und
Sinn verändert, üppig und gottlos und wurden nach dem
Tode die irdischen
Genien. Im ehernen wurden
Künste
getrieben,
Kriege geführt,
Gewaltthätigkeiten geübt und unermeßliches
Elend über die
Erde gebracht;
die
Menschen aber kamen, wenn sie starben, in die
Unterwelt.
Dem heroischen, das wieder besser und stärker war als jenes, stellt der Dichter das menschliche Zeitalter, das seiner
Zeitgenossen, gegenüber, dessen Schlechtigkeit ihm den
Wunsch auspreßt, entweder früher gelebt zu haben,
oder später geboren worden zu sein. Ovid hält in seinen
»Metamorphosen« die
Vorstellung des Hesiod fest, läßt aber das
heroische Zeitalter weg und beschränkt die Zeitalter auf die Zeit bis zur Deukalionischen
Flut, worauf durch
Deukalion das neue
Geschlecht
entstand.
Aratos nimmt drei Zeitalter an: das goldene, silberne und eherne, indem bei ihm das eherne
und eiserne des Ovid zusammenfallen. Vergil unterscheidet nur zwei Zeitalter nach dem Weltregiment des
Saturnus und dem des
Jupiter,
unter jenem das bessere, glücklichere
Leben, unter diesem das immer schlimmer werdende bis auf des Dichters Zeit.
Später
bildete die Orphische
Schule diesen
Gedanken eigentümlich um, und er ging aus der
Poesie auch in die
Philosophie
über. Man sah diese Zeitalter als die Teile des großen
Weltjahrs an, das vollendet sein werde, wenn einst die
Gestirne und
Planeten
[* 12] am
Himmel
[* 13] wieder denselben
Stand einnehmen werden, worauf dann der vorige
Wechsel derSchicksale wiederkehren werde, und ließ
das erste oder goldene Zeitalter von
Kronos, das zweite von
Zeus,
[* 14] das dritte von
Poseidon
[* 15] und das letzte von
Pluton,
[* 16] nach andern von
Apollon,
[* 17] regiert werden.
Die Zeit für den
Ablauf
[* 18] des großen
Weltjahrs wurde auf 3000
Sonnenjahre berechnet, nach andern auf 7777, nach
Cicero auf 12,954
und nachHeraklit auf 18,000. Die
Sibyllinischen Bücher teilten es in zehn säkularische
Monate oder vier
Jahreszeiten,
[* 19] wo der
Frühling das goldene, der
Sommer das silberne, der
Herbst das eherne, in welches die Deukalionische
Flut
fällt, und der
Winter das eiserne Zeitalter
in sich begriff. Auch in dem Tausendjährigen
Reich der
Apokalypse und
in den heiligen
Büchern der
Inder finden wir die
Idee der Zeitalter wieder, und selbst die neuere
Philosophie hat diesen
Begriff auf
ihre
Weise zu verarbeiten gesucht. So nahm
Fichte
[* 20] fünf
Weltalter an, von welchen wir uns jetzt im dritten befinden, und
Hegel
drei, von welchen wir ebenfalls im dritten stehen sollen.
schwarzer
Ballon
[* 21] aus Korbgeflecht von etwa 1-2 m
Durchmesser, der, an einer weit sichtbaren
Stelle aufgezogen,
zu einer bestimmten, der geographischen
Länge des
Ortes entsprechenden Zeit infolge elektromagnetischer, durch eine Normaluhr
automatisch besorgter
Auslösung eines Sperrhakens an einem
Mast herabgleitet. Der
Apparat steht immer mit einerSternwarte,
[* 22] gewöhnlich auf elektrischem
Weg, in
Verbindung und dient den Seeleuten zur
Korrektur ihrer
Chronometer. Der erste Zeitball wurde 1833 auf
der
GreenwicherSternwarte angewandt, und seitdem hat sich diese Einrichtung in
England über alle bedeutenden Seeplätze verbreitet.
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In Deutschland
[* 24] trat der erste Zeitball 1875 zu Kuxhaven ins Leben, und einige weitere sind seitdem gefolgt. Der deutsche Ball besteht
aus einem mit geöltem Segeltuch überzogenen eisernen Gerippe von 1,5 m Durchmesser und gleitet an dreiStangen herab, die durch
ihn hindurchgehen. Die Auslösung erfolgt auch hier auf elektrischem Weg, aber durch Vermittelung eines
Telegraphenbeamten in Kuxhaven, welcher genau um 12 Uhr
[* 25] mittags Greenwicher Zeit den Auslösungsstrom mit Hilfe einer einfachen
Morse-Taste durch eine kurze oberirdische Leitung zum Zeitballapparat sendet.