Muße war der Poesie gewidmet. Er starb in Wien. Von seinen »Dramatischen Werken« (Stuttg.
1830-36, 4 Bde.; neue Ausg. 1860)
fanden die Trauerspiele: »Zwei Nächte zu Valladolid« (Wien 1825),
»Der Stern von Sevilla« (Stuttg. 1830) und das Schauspiel »Kerker
und Krone« (das. 1834),
dessen Gegenstand Tassos letzte Lebenstage bilden, ihrer Zeit Beifall. Eine höhere
Stelle nimmt Zedlitz als lyrisch-reflektierender und erzählender Dichter ein. Unter seinen »Gedichten«
(Stuttg. 1832, 5. Aufl. 1855) befinden sich auch die früher schon
einzeln erschienenen »Totenkränze« (das. 1827; 2. Aufl.,
Wien 1841),
die, »ein Mausoleum großer Toten«, in einem Cyklus lebensvoller Bilder in begeisterter Dichtersprache
die Idee der Unsterblichkeit, der Wandelbarkeit des irdischen Glücks gegenüber, veranschaulichen. Zedlitz macht darin zuerst den
gelungenen Versuch, die italienische Kanzone mit Erweiterung ihrer ursprünglichen Schranken in einer umfangreichern Dichtung
anzuwenden. In jener Sammlung befindet sich auch die berühmte Ballade »Die nächtliche Heerschau«, welche an Neukomm einen
originellen Tonsetzer gefunden hat. Die poetische Erzählung »Waldfräulein« (Stuttg. 1843; 4. Aufl.,
das. 1856) ist trotz romantischer Einkleidung voll Lebensfrische und Reiz; unter den spätern poetischen Erzählungen zeichnen
sich die »Altnordischen Bilder« (das. 1850) aus. Glänzenden Erfolg hatte in Österreich sein »Soldatenbüchlein« (Wien 1848; 3. Aufl.,
Stuttg. 1852),
eine Art poetischer Katechismus für die reaktionär gesinnte, bigott katholische Soldateska
des Kaiserstaats. Außerdem hat Zedlitz Byrons »Childe Harold« (Stuttg. 1836) meisterhaft übersetzt und eine Anzahl politischer
Flugschriften, z. B. über die Verhältnisse Ungarns, Galliens und des Orients, veröffentlicht und zwar im Sinn des Wiener Kabinetts,
gleich seinen halb offiziellen Aufsätzen für die Augsburger »Allgemeine Zeitung«.
Octavio Athanis, Freiherr von, Abgeordneter, geb. zu Glatz, besuchte das Gymnasium daselbst
und die Ritterakademie zu Liegnitz, studierte darauf in Heidelberg und Berlin die Rechte, trat 1860 in den Staatsverwaltungsdienst
und ward 1868 Landrat des Kreises Sagan. Da er 1866 als Leutnant im 4. Husarenregiment bei Königgrätz schwer
verwundet worden war, wurde er während des französischen Kriegs 1870/71 als Unterpräfekt von St. Quentin verwendet. 1874 ward
er als Hilfsarbeiter in das Reichskanzleramt, 1876 in das Handelsministerium berufen und 1881 Geheimer Oberregierungsrat und
vortragender Rat im Ministerium der öffentlichen Arbeiten. 1871-74 Mitglied des Reichstags und seit 1877 Mitglied
des preußischen Abgeordnetenhauses, schloß er sich der freikonservativen Partei an und beteiligte sich besonders eifrig an den
Beratungen über finanzielle Fragen.
(Seeland), die südwestlichste Provinz des Königreichs der Niederlande, an der Nordsee, 1778,60 qkm (32,3 QM.)
groß mit (1888) 200,602 Einw., von denen 73,5
Proz. der reformierten, 26 Proz. der römisch-katholischen Kirche angehören, besteht aus den durch die Mündungsarme der
Schelde gebildeten Inseln (zum Teil schon wieder mit dem Festland verbunden) Süd- und Nordbeveland, Walcheren, Wolfaartsdyk, Schouwen,
Duiveland, Tholen und St. Philippsland und dem sogen. Staatsflandern (s. Flandern).
Die Küsten sind ganz
flach und teilweise durch Dünen, vorzugsweise aber durch kostspielige Dämme geschützt. Das Land hat
einen höchst fruchtbaren Boden. Die Ackerfläche beträgt 58,6 Proz., die Obst- und Gemüsegärten 1,6, die Weiden 21,5 und
die Waldungen 1,2 Proz. des Areals. Hauptprodukte sind: Getreide (Weizen), Hülsenfrüchte, Krapp, Flachs,
Fische, Muscheln, Austern etc. Die wichtigsten Erwerbsquellen sind Ackerbau und Viehzucht; die Industrie ist, mit Ausnahme von
Krapp-, Garancin- und Kalikofabrikation, ohne wesentliche Bedeutung; außerdem werden noch Schiffbau, Brauerei, Brennerei und
Salzschlämmerei getrieben. Der transatlantische Verkehr war infolge der Versandung der Häfen seit dem 18. Jahrh. sehr zurückgegangen,
hat sich aber seit der Erweiterung des Hafens von Vlissingen und durch den Anschluß an das deutsche Eisenbahnnetz
neuerdings gehoben. Die Provinz zerfällt in die zwei Bezirke: Middelburg und Zierikzee; Hauptstadt ist Middelburg. S. Karte »Niederlande«.
- Das Land mußte zu Anfang des Mittelalters erst dem Meer abgewonnen werden, während es anderseits durch
Durchbrüche des Wassers zum Teil aus festem Land in Inseln verwandelt wurde. Es war Eigentum der Kaiser, welche bald die Grafen
von Flandern, bald die von Holland damit belehnten. Diese Grafen machten sich im 10. und 11. Jahrh. unabhängig, und Zeeland war
lange der Zankapfel zwischen beiden, bis Florens V., Graf von Holland, 1269 Beatrix, die Tochter des Grafen
Guido von Flandern, heiratete und zur Mitgift alle Rechte auf Zeeland erhielt. Seitdem blieb es mit Holland vereinigt, bildete eine
der niederländischen Provinzen und schloß sich 1579 der Utrechter Union an.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Frankfurt, Kreis Königsberg, an der Oder, hat eine evang.
Kirche, ein Amtsgericht, eine große Ziegelei, Bierbrauerei und (1885) 1892 Einw.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Templin, an der obern Havel und der Eisenbahn Templin-Löwenberg,
hat eine evang. Kirche, ein adliges Fräuleinstift in dem jetzt großenteils in Ruinen liegenden Cistercienser-Nonnenkloster,
das 1250 gegründet und 1541 säkularisiert wurde, ein Amtsgericht, eine Oberförsterei, Lederfabrikation,
Schiffbau, Mahl- und Schneidemühlen, Moorkultur, Bierbrauerei und (1885) 3317 Einw. -
Zehdenick ist wendischen Ursprungs, wird zuerst 1211 genannt und erscheint 1281 als Stadt.
(Fußzehen, Digiti pedum), bei den höhern Säugetieren (Affen und Menschen) die Endglieder
der Füße, entsprechend den Fingern der Hände; im weitern Sinn die Endglieder der Gliedmaßen bei den Wirbeltieren. Ihre Zahl
übersteigt fast nie fünf an einem Fuß, ist aber häufig geringer; die am innern Rande desselben gelegene heißt große Zehe
(hallux) und besteht gleich dem Daumen aus zwei Gliedern, während die übrigen Zehen drei haben. Eigne Muskeln
besitzen die Zehen nicht, vielmehr stammen die zu ihrer Bewegung (Beugung, Streckung etc.) dienenden Muskeln von den höher gelegenen
Abschnitten des Beins. Die sie bekleidende Haut ist entweder (beim Menschen und andern Säugetieren) am letzten Glied oben stärker
verhornt und bildet so einen Nagel (s. Nägel), oder wird rings von dicker Hornschicht, dem Huf, umgeben
(Huftiere). Zwischen den Zehen können Flughäute (Fledermäuse) oder Schwimmhäute (Schwimmvögel, Frösche etc.) ausgespannt sein.
Bei manchen Hufsäugetieren berühren einige Zehen wegen ihrer Kürze
mehr
den Boden nicht (Afterklauen, s. d.); manche Säugetiere, wie Hunde, Katzen etc., gehen auf den Zehen (Zehengänger). S. auch Fuß
und Bein.