Zahnen der Kinder - Zahnkrankheiten und Zahnpflege
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Kautschuk hergestellt; die
Klammern
[* 2] fertigt man nur aus
Gold.
[* 3] Die Kautschukplatten sind stets dicker als Metallplatten und zerbrechlicher,
geben aber viel schneller einen genauen
Schluß am
Gaumen, sind billiger und durchaus nicht gesundheitsschädlich. Während
der
Nacht sollten k. Zähne, künstliche
[* 4] nie im
Mund sein, sondern im
Wasser liegen. Am
Morgen müssen sie dann mit der
Bürste
und
Seife und
Wasser gereinigt werden. Das Herausnehmen der
Zähne in der
Nacht ist vorteilhaft für die natürlichen
Zähne und
für das
Zahnfleisch.
Das
Vorurteil gegen die Anwendung künstlicher
Zähne und
Gebisse ist nahezu verschwunden, seit die künstlichen
Zähne nicht
mehr als
Kapricen derEitelkeit angesehen werden, sondern ihren Nutzen für die regelrechte Sprachbildung
und
Verdauung klar erwiesen haben; Zahnärzte und Zahnkünstler sind andauernd bemüht, die Herstellung der künstlichen
Zähne zu vervollkommnen und den
Gebrauch auch ärmern
Klassen zu ermöglichen. S. auch
Zahnarzneikunde.
Vgl. Parreidt, Handbuch
der Zahnersatzkunde (Leipz. 1880).
derKinder
(Dentitio). Die
Entwickelung der
Zähne (s. d.), sowohl der
Milchzähne (erstes Zahnen der Kinder) als
der bleibenden
Zähne (zweites Zahnen der Kinder), an und für sich ein normaler Naturprozeß, der eigentlich ohne alle
Störung verlaufen
sollte, ist jedoch nicht selten von
Beschwerden begleitet. In der
Regel gehen dem Durchbruch der ersten
Zähne etwas
Hitze im
Zahnfleisch, reichlicher
Speichelfluß und ein wenig schmerzhafter
Reiz voraus, welcher das
Kind veranlaßt,
den
Finger und alles, was ihm in die
Hände kommt, nach dem
Mund zu führen.
Auch
Fieber
(Zahnfieber) ist zuweilen mit dem Zahnen der Kinder verbunden.
Alle genannten
Störungen und noch manche andre
kommen in der
Periode des Zahnens zur
Beobachtung, nur muß man sich hüten, dem Zahnen der Kinder einen zu großen Einfluß auf das Entstehen
derselben zuzuschreiben. Das Zahnen der Kinder selbst gibt vielmehr nur eine
Disposition der
Kinder, eine gesteigerteEmpfänglichkeit
für krankmachende äußere Schädlichkeiten, es vermindert den
Appetit, behindert die Nahrungsaufnahme selbst, macht gegen
Witterung empfindlich, aber bringt nicht
an sichDarmkatarrh,
Husten etc. hervor.
Die
Kinder müssen demnach, selbst wenn sie völlig gesund sind, in dieser Zeit vorsichtig gehalten werden, und jede wirkliche
Krankheit muß vom
Arzt behandelt werden. Nur gewisse Krampfzufälle,
Unruhe oder
Zahnfrieseln verschwinden
nach dem Durchbruch der
Zähne von selbst. Das sogen. zweite Zahnen der Kinder, der Zahnwechsel, geht ganz
allmählich und ohne
Störungen von statten. Auch der Durchbruch der sogen.
Weisheitszähne (s.
Zähne) geht bei
Personen von
kräftiger Körperbeschaffenheit in der
Regel ohne alle
Schmerzen oder sonstige krankhafte
Zufälle vorüber;
dagegen haben schwächliche Individuen, besonders weiblichen
Geschlechts, beim Durchbruch jener Spätlinge nicht selten erhebliche
Schmerzen zu ertragen, die als
Symptome einer mehr oder minder heftigen
Entzündung zu betrachten sind, aber keiner Behandlung
bedürfen.
(Gebißverstümmelung), eine den Bewohnern zivilisierter
Länder, welche auf die
Schönheit
des
Gebisses stolz sind, kaum verständliche Unsitte der Naturvölker, welche über weite Gebiete
Afrikas und
Hinterindiens
verbreitet ist. Die
Neger in Unterguinea und an der
Goldküste feilen noch gegenwärtig die
Zähne spitz, manche auch dreiteilig,
so daß die
Kiefer wie
Sägen
[* 7] mit spitzen
Zacken aussehen.
Blumenbach beobachtete schon ägyptische
Mumien
mit konisch zugefeilten
Zähnen.
Dieselbe Unsitte findet man im
Malaiischen Archipel. Bei den Reschang auf
Sumatra lassen sich beide
Geschlechter auf dem
Rücken
liegend mit kleinen
Schleifsteinen die
Zähne spitz feilen, die
Frauen des Laponglandes sogar bis auf das
Zahnfleisch wegfeilen;
an andern
Orten, z. B. aufAmboina, wird nur die
Spitze und der
Schmelz weggefeilt, damit das
Gebiß leichter
die künstliche schwarze Färbung annehme, die dort für einen
Schmuck des
Antlitzes gilt. Die Bewohner des obern
Nils schlagen
sich vier, die Batoka weiter nach S. zwei Schneidezähne aus und geben als
Grund an, sie möchten nicht aussehen
wie
Hunde.
[* 8]
Sie finden das
Gebiß der
Europäer häßlich und rufen bei ihrem Anblick: »Seht die großen
Zähne!« Bei einigen Völkern geht
das
Ausschlagen oder Zurechtfeilen der Vorderzähne der Mannbarkeitserklärung voraus (s.
Pubertät), so werden in
Kordofan
im 10.-12. Lebensjahr die vier untern Schneidezähne feierlich entfernt, auf den
Sandwichinseln gibt sich
die
Trauer über den Verlust eines nahen Verwandten durch den Verlust zweier
Zähne kund (s.
Trauerverstümmelung); die Dyak
und andre hinterindische
Stämme lassen sich die Vorderzähne durchbohren und tragen als Zierat Metallknöpfchen darin.
Vgl.
Uhle, Die ethnologische Bedeutung der malaiischen Zahnfeilung (Berl. 1887).
(Gingiva), derjenige Teil der Mundschleimhaut und der darunterliegenden
Schicht, welcher die Ränder der
Zahnfächer in den
Kiefern überzieht. Es ist wenig empfindlich, aber äußerst gefäßreich und besteht aus einer vordern
und einer hintern
Platte, welche zwischen je zwei
Zähnen durch Zwischenspangen miteinander zusammenhängen und nach Verlust
der
Zähne in ihrer ganzen
Länge verwachsen. Am Zahnfleisch kommt eine
Gruppe von
Geschwülsten vor, die mit dem
Gesamtnamen der
Epulis bezeichnet werden, im
Gegensatz zu den
Eiterungen daselbst
(Zahngeschwür,
Parulis).
Die
Epulis ist von fleischiger Derbheit, meist halbkugelig, wächst langsam und meist, ohne
Schmerzen zu verursachen, heran,
drängt dabei die
Zähne auseinander und kann nur auf dem Weg der
Operation kuriert werden. Bleibt bei
der
Operation ein Rest der Geschwulst zurück, so kann dieser später zu einer neuen Geschwulst heranwachsen. Obwohl die
Epulis den
Umfang eines Hühnereies überschreiten kann und ihrem
Bau nach zu den
Sarkomen gehört, so wirkt sie doch niemals
auf den Gesamtorganismus störend zurück, sondern behält jederzeit den
Charakter eines rein lokalen
Übels bei. Die
Epulis kommt in jedem
Lebensalter, namentlich auch bereits im Kindesalter, vor. Die
Ursachen ihrer Entstehung
sind nicht genügend aufgeklärt. Vgl. auch
Mundkrankheiten.
und
Zahnpflege. Als Zahnkrankheiten würden eigentlich nur diejenigen krankhaften
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Zustände anzusprechen sein, welche die Zähne selbst betreffen; gewöhnlich rechnet man jedoch alle diejenigen dazu, welche
die mit den Zähnen zusammenhängenden Teile, die ihre Wurzeln umgebende Haut,
[* 10] die Zahnzellen, das Zahnfleisch etc., befallen.
Die nach ihrer leider ganz allgemeinen Verbreitung sowohl als auch nach ihren schlimmen Folgen weitaus wichtigste Zahnkrankheit
ist die Zahnkaries oder Zahnfäule, das Stocken oder Hohlwerden, Anolmen (Prov.) der Zähne (caries oder erosio dentium).
In demMund wie in dem ganzen Verdauungskanal finden bei dem gesunden Menschen fortwährend Fäulnisvorgänge statt; die ganz
unvermeidlich nach dem Essen
[* 11] auf der Oberfläche der Mundhöhle
[* 12] zurückbleibenden Speisereste ebenso wie die Mundsäfte
selbst fallen einer fauligen Zersetzung anheim, die, wie in der Natur der Sache liegt, durch sorgfältige und oft wiederholte
Reinigung des Mundes wohl herabgesetzt, nie aber ganz verhindert werden kann. Unter normalen Verhältnissen werden die Zähne
vor den Wirkungen der Fäulnisprodukte geschützt durch das sogen. Schmelzoberhäutchen, eine gegen
äußere, namentlich chemische, Einwirkungen sehr resistente Substanz.
Leider sind die Zähne im gewöhnlichen Leben nur allzusehr äußern Verletzungen ausgesetzt: das Beißen auf allzu harte Gegenstände,
z. B. Nußschalen, die Einwirkung schnell wechselnder Temperaturen (kalte und warme Speisen und Getränke) bedingen leicht Risse
und Spalten in denselben;
anderseits werden dieselben defekt gemacht durch die oftmalige Berührung mit
Säuren, namentlich Pflanzensäuren, wie sie in eingeführten Speisen, Salaten, Früchten etc. vorhanden sind und bei Mundkatarrhen
krankhaft gebildet werden.
Sind einmal auf den angegebenen Wegen Defekte in dem Schmelzoberhäutchen entstanden, so ist der
von der Mundhöhle aus in die Zahnsubstanz selbst fortschreitenden Fäulnis sozusagen Thür und Thor geöffnet.
Die die Fäulnis erzeugenden und durch sie wieder in unglaublicher Anzahl erzeugten niedrigen Organismen, die sogen.
Bakterien oder Vibrionen (s. d.), dringen von der Oberfläche in das Innere des Zahns ein und zerstören, wenn auch langsam,
so doch in unaufhaltsam vorschreitender Weise die Substanz desselben. So entstehen zunächst kleine Löcher,
Grübchen mit ihren charakteristischen schwarzen, bräunlichen oder bläulichen Rändern (der mit den Fäulnisorganismen
imprägnierten, abgestorbenen Zahnsubstanz); dieselben werden immer tiefer und tiefer (die Zähne werden hohl), die Krone wird
abgebröckelt und die Pulpahöhle eröffnet.
Weiterhin fallen auch die Wurzeln dem Zerstörungsprozeß anheim, und der ganze Zahn ist unrettbar verloren. Meist
sind, sowie die nervenreiche Pulpahöhle durch die Zersetzung des Zahnbeins eröffnet ist, sehr lebhafte bohrende, stechende
und reißende Schmerzen vorhanden (s. Zahnschmerz); mitunter geht auch der ganze Zahn verloren, ohne daß jemals bedeutender
Schmerz vorhanden gewesen ist. Die Behandlung der Zahnkaries ist je nach der Ausbreitung derselben verschieden.
Ist sie nicht sehr ausgebreitet und oberflächlich, so genügt es, die ergriffene Partie abzufeilen und
das bloßgelegte Zahnbein glatt zu polieren. Ist dagegen das Zahnbein schon bis zu einer gewissen Tiefe zersetzt, so muß
zum Plombieren oder Ausfüllen des hohlen Zahns geschritten werden. Man entfernt sorgfältig alle kariösen Teile durch Ausschneiden
oder Ausfräsen und füllt dann die Höhle mit Gold, Zinn, auch mit Amalgam, Zahnzement oder Guttapercha.
Wo die Pulpa sehr reizbar ist, und bei jüngern Individuen wendet man die
zuletzt genannten Substanzen als Interimsfüllung
an und läßt erst später die definitive Füllung mit Gold oder Zinn, welche unter starkem Druck angebracht
werden muß, folgen.
Das Plombieren wird aber nicht mehr ertragen oder ist selbst schädlich, wenn die Karies bereits bis zur Pulpahöhle fortgeschritten
und die Pulpa erkrankt ist. In diesem Fall muß letztere geätzt und herausgezogen, der Wurzelkanal und die gereinigte Zahnhöhle
aber gefüllt werden. Ausgezogen wird der Zahn nur, wenn die Kunsthilfe keinen Nutzen mehr gewährt, oder
wenn die Eiterung im Zahnfach des kranken Zahns die Nachbarschaft bedroht, oder wenn die Zahnkrone der Füllung keinen Halt mehr
gibt.
Der behandelte Zahn ist schließlich stets zu füllen, um ihn gegen neue Schädlichkeiten zu schützen. Entzündet sich auch
die Wurzelhaut, so erfordert diese eine besondere Behandlung. Bei Eiterbildung werden die nächsten Knochenpartien
infiltriert, und es entsteht eine Anschwellung (Zahngeschwür), welche wegen des Druckes, den derEiter auf die Nerven
[* 13] der Wurzelhaut
und des Periosts ausübt, in der Regel sehr schmerzhaft ist. Der gebildete Eiter bricht sich endlich zunächst durch den Knochen
[* 14] und dann durch das ZahnfleischBahn, und man kann, um diesen Vorgang zu beschleunigen, auch wohl einen
Schnitt in das Zahnfleisch machen.
Findet der beschriebene Prozeß, von einem Zahn der obern Kinnlade ausgehend, am Gaumen statt, so bezeichnet man die Geschwulst
als Gaumengeschwür oder Gaumenabsceß. Hört die Eiterabsonderung mit der einmaligen Entleerung des
Zahngeschwürs nicht auf, so bleibt an der betreffenden Stelle des Zahnfleisches meist eine kleine Öffnung zurück, welche
zuweilen zuheilt, von Zeit zu Zeit aber wieder aufbricht und Eiter absondert. Dies bezeichnet man als Zahnfleischfistel.
Ungleich schlimmer ist die Zahn- oder Backenfistel, welche sich dann bildet, wenn der Eiter, statt von der
Alveole direkt in das Zahnfleisch einzudringen, seinen Weg in die Substanz des Kieferknochens nimmt und schließlich außen am
Backen hervortritt. Zahnfisteln entstehen weit häufiger am Unterkiefer als am Oberkiefer, weil der Eiter, dem Gesetz der Schwere
folgend, sich leicht senkt und der Bau des Unterkieferknochens dies begünstigt. Doch erzeugen sich auch
an kranken Zahnwurzeln des Oberkiefers nicht selten Fisteln, und es sind Fälle vorgekommen, wo eine solche durch Erguß von
Eiter in die Oberkieferhöhle und sogen. Knochenfraß der angrenzenden Kopfknochen den Tod herbeigeführt hat.
Zur Heilung der Zahnfistel ist das Herausziehen des kranken Zahns unerläßliche Vorbedingung. Ein überaus
häufiges Leiden
[* 15] an den Zähnen ist ferner die Ablagerung des sogen. Zahnsteins (fälschlich Weinstein genannt). Letzterer ist
eine mehr oder minder harte, gelb, braun oder schwarz gefärbte Kruste, welche bisweilen die ganze Zahnreihe, hauptsächlich
aber die nach den Wangen zu gebogenen Flächen der Backenzähne und die hintern Flächen der untern Schneidezähne
bedeckt und nicht nur eine widrige Entstellung der Zähne, sondern oft auch Entzündung des benachbarten Zahnfleisches, Zurückweichen
desselben, Lockerung der Zähne und Schwinden der Alveolen veranlaßt. Der Zahnstein besteht aus einem Gemisch von kohlensaurem
und phosphorsaurem Kalk, welchem Schleim und andre organische Bestandteile (Abschuppungen der Schleimhaut, des Mundes
etc.), auch zahlreiche niedere Organismen, Vibrionen etc. beigemengt sind. Je nach der Masse dieser weichern Beimengungen ist
der Zahnstein von härterer oder weicherer
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