in
Berlin
[* 2] in dem 1885 gegründeten und vom Unterrichtsministerium ressortierenden Zahnärztlichen
Institut erteilt. In
Wien
[* 3] haben Zahnärzte eine
Fachschule gegründet, welche mit der
Universität in
Verbindung steht.
Vgl. Carabelli, Systematisches
Handbuch der Zahnheilkunde (neue Ausg.,
Wien 1844, 2 Bde.);
Tomes,
Dental physiology and surgery (3. Aufl., Lond. 1887; deutsch,
Leipz. 1861);
[* 1]
(Dentes), knochenähnliche
Körper, welche in der Mundhöhle
[* 7] der
Wirbeltiere an den
Knochen
[* 8] derselben, vorzugsweise
an oder in den
Kiefern, befestigt sind und zum Festhalten oder Zerkleinern der
Nahrung dienen. Sie sind ein
Produkt der Mundschleimhaut
und zwar sowohl der
Oberhaut als auch der darunterliegenden
Schicht und stimmen bei den niedrigsten
Fischen
noch so sehr mit den in der Körperhaut steckenden Knochenschuppen überein, daß man sie als umgewandelte
Schuppen auffassen
darf.
Bei den
Fischen können sie an allen
Knochen der Mundhöhle, auch am
Zungenbein und den Kiemenbogen (Schlundzähne) vorkommen,
sind dagegen bei den höhern
Wirbeltieren fast ganz und bei den
Säugetieren ausschließlich auf die
Kiefer
beschränkt. Mit den
Knochen, denen sie angehören, stehen sie teils in sehr loser
Verbindung, so daß sie aufgerichtet und
niedergelegt werden können
(Haifische; über die
Giftzähne der
Schlangen
[* 9] s. d.), teils in fester; bei den
Säugetieren und
einigen andern
Gruppen werden sie im
Lauf ihres Wachstums von den Kieferrändern teilweise umwachsen und
so in besondere
Höhlen
(Zahnfächer oder
Alveolen) eingebettet.
Die aufgebrauchten oder ausgefallenen Zähne werden bei den drei niedrigsten
Gruppen der
Wirbeltiere fortwährend erneuert, bei
den
Säugetieren hingegen nur einmal (s. unten) oder auch gar nicht
(Wale,
[* 10]
Zahnarme etc.). Bei den
Walen (s. d.) finden sich
die
Anlagen der Zähne in den Kieferalveolen vor, gelangen aber nicht zum Durchbruch. Was die Zähne der
Säugetiere betrifft, so unterscheidet
man bei ihnen die
Krone, d. h. das frei in den
Mund hereinragende
Stück, ferner die dünnere, vom
Zahnfleisch (s. d.) bedeckte
Stelle, den
Hals, und die in der
Alveole des
Kiefers steckende
Wurzel,
[* 11]
welche ein- oder mehrfach sein kann.
Hals und
Krone schließen zusammen eine
Höhle ein, welche mittels eines feinen, durch die ganze
Wurzel verlaufenden
Kanals an der
Spitze der letztern ausmündet. In dieser
Höhle liegt die Zahnpulpa (Zahnkeim), ein weicher, aus
Bindegewebe zusammengesetzter
Körper, zu welchem aus dem
Kiefer her durch den Wurzelkanal
Gefäße und
Nerven
[* 12] eindringen. Jeder
Zahn ist
aus drei
Substanzen gebildet:
1) Der
Schmelz
(Email,
[* 1]
Fig. C), d. h. die äußere, sehr harte und feste
Rinde der
Krone, ist auf den Kauflächen am dicksten
und hört am
Hals mit scharf gezeichnetem
Rand plötzlich auf. Er besteht aus prismatischen, etwas geschlängelten,
äußerst feinen und soliden
Fasern, die ohne Zwischensubstanz nebeneinander liegen, und verdankt seine große
Härte denselben
Kalksalzen, welche auch die Knochensubstanz bilden; nur ist das
Verhältnis derselben zu der organischen
Substanz hier ein ganz
andres. Die besten englischen
Feilen werden auf dem
Schmelz bald stumpf.
2) Das Zahnbein (Dentin,
[* 1]
Fig. D), welches den
Körper des
Zahns bildet, besteht aus sehr feinen Röhrchen,
welche in einer strukturlosen, sehr harten Grundmasse von der chemischen
Zusammensetzung der Knochensubstanz verlaufen. Sie
beginnen mit offenen Mündungen in der
Zahnhöhle und im Wurzelkanal, sind sanft wellenförmig gebogen und gegen die Oberfläche
zu vielfach gabelförmig geteilt.
In denSchmelz gehen sie nicht über, wohl aber bisweilen in die
Rinde
der
Zahnwurzel. In diese
Kanäle sendet die
PulpaAusläufer der ihre Oberfläche bedeckenden
Zellen; auch will man darin Nervengebilde
erkannt haben, womit die
Empfindlichkeit des Zahnbeins übereinstimmt. Löst man mit verdünnter
Salzsäure die mineralischen
Bestandteile des Zahnbeins auf, so bleibt die organische
Substanz als Zahnknorpel zurück. Die Oberfläche der
Wurzeln der bleibenden
Zähne umgibt
3) die Wurzelrinde
(Zement), die an den
Milchzähnen fehlt und aus Knochensubstanz besteht. An der Wurzelspitze ist sie am
massigsten; nach dem Zahnhals zu verjüngt sie sich zu einer äußerst dünnen
Schicht, die auch noch
den
Schmelz bedeckt.
BeimMenschen (s. Tafel
»Skelett
[* 13] des
Menschen II«) beträgt die Zahl der bleibenden Zähne 32. Man teilt sie
in
Schneide-,
Eck-,
Backen- und Mahlzähne. Die 8 Schneidezähne
(Mittelzähne) haben meißelartig zugeschärfte
Kronen,
[* 14] eine
konvexe Vorder- und eine konkave Hinterfläche. Die 4 Eckzähne, auf jeder Seite einer, haben konisch
zugespitzte
Kronen; die starken, einfachen, zapfenförmigen
Wurzeln zeichnen sich besonders an den Eckzähnen des Oberkiefers
(Augenzähnen) durch ihre
Länge aus. Die 8 vordern Backenzähne, 2 auf jeder Seite, haben etwas niedrigere
Kronen als die
Eckzähne und entweder zwei
Wurzeln (gewöhnlich im Oberkiefer) oder nur eine einfache, seitlich platt
gedrückte. Die 12
hintern Backenzähne (Mahlzähne), 3 auf jeder Seite, haben im Oberkiefer gewöhnlich drei divergierende, im Unterkiefer nur
zwei Wurzeln; die Kronen der obern Mahlzähne besitzen vier, die der untern fünf Höcker. Der letzte Mahlzahn beider Kiefer
heißt seines späten, erst im 16.-25. Lebensjahr erfolgenden Durchbruchs wegen Weisheitszahn. Bei Negern kommen bisweilen,
wie auch nicht selten beim Orang-Utan, acht Mahlzähne in beiden Kiefern vor. Auch sonst treten bisweilen überzählige Zähne an der
äußern oder innern Seite der Zahnreihe auf. Die Bildung der Zähne beginnt schon gegen Ende des zweiten Monats des embryonalen
Lebens und zwar im Innern der Kiefer in besondern Säckchen, den Zahnbälgen oder Zahnsäckchen (folliculi
dentium); aber erst im sechsten oder siebenten Monat nach der Geburt brechen die innern Schneidezähne des Unterkiefers durch,
welchen bald jene des Oberkiefers (richtiger: des Zwischenkiefers, s. Schädel, S. 374) folgen.
Nach 4-6 Wochen erscheinen die äußern Schneidezähne des Unter- und Oberkiefers, im 12.-16. Lebensmonat
die ersten Backenzähne; dann folgen die Eckzähne und im 20.-30. Monat die zweiten Backenzähne. Sämtliche Zähne erscheinen
früher im Unter- als im Oberkiefer. Dieses ganze sogen. Milchgebiß besteht also aus 20 Zähnen und macht erst im 7. oder 8. Lebensjahr
den bleibenden Zähnen Platz. Ist es völlig ersetzt, so folgen auf jeder Seite noch die Backenzähne
nach; doch erscheinen die ersten bleibenden großen Backenzähne schon vor Beginn des Zahnwechsels. BeimMenschen ist die Form
der Milchzähne nur wenig von derjenigen der bleibenden Zähne verschieden, dagegen zeigt sich bei manchen Säugetieren eine große
Differenz und zwar in der Art, daß die Milchzähne einer noch lebenden Art den bleibenden einer ausgestorbenen,
die Milchzähne der letztern den bleibenden einer noch ältern Art gleichen und so für die Erforschung des Stammbaums der
Säugetiere wichtige Anhaltspunkte liefern. - Der vollkommen ausgebildete Zahn wächst zwar nicht mehr, lebt aber und unterliegt,
wie alle übrigen Gebilde des Körpers, einem Stoffwechsel.
Von der Zahnhöhle aus dringen die Nahrungssäfte in die Kanälchen des Zahnbeins ein. Im vorgerückten Alter fallen in der
Regel die Zähne aus; die alsdann wohl neu zum Vorschein kommenden sind entweder wirkliche Neubildungen oder im Kiefer stecken gebliebene
Zähne, deren Durchbruch durch ihre Nachbarn verhindert worden war und nun erst nach dem Ausfall derselben
erfolgt. Als Abnormitäten treten auf: Versetzungen der Zähne (die Eckzähne in der Mitte der Kiefer; Zähne am Gaumen, in der Nasenhöhle,
am vordern oder hintern Zahnfleisch), Verwachsung (an den Schneidezähnen im Oberkiefer), Mißbildungen.
Über die Zähne der Wirbeltiere in Bezug auf die Form, welche hier vielfach für die Systematik benutzt wird,
s. die einzelnen Gruppen sowie auch den ArtikelGebiß.
Das Backenzahngebiß ist bei ältern Pferden oft fehlerhaft; am meisten wird das Kaugeschäft beeinträchtigt, und die
Ernährung ist mangelhaft durch das kantige Gebiß (Schieferzähne), demnächst durch das wellenförmige, das Treppen- und das
Scherengebiß. Auf operativem Weg lassen sich aber diese Fehler erheblich mildern. Nicht selten erkrankt bei Pferden ein Backenzahn
durch Entzündung der Knochenhaut an der Wurzel (Periostitis alveolaris). Der Zustand erfordert stets die Extraktion des
kranken Zahns, die zwar schwierig, aber bei der Anwendung guter Instrumente in der Regel ausführbar ist.