Unter den beiden erstgenannten gibt es nur wenige wurzellose
Pflanzen, wie die sehr einfach gebaute
Lemna
arrhiza, die
RhizokarpeeSalvinia,
[* 15] die
Lykopodiacee Psilotum, unter den
Orchideen
[* 16] Epipogum Gmelini und Corallorrhiza, von Lentibulariaceen
Utricularia. Die Wurzel besitzt an der Oberfläche stets eine deutliche
Epidermis,
[* 17] in welcher jedoch keine
Spaltöffnungen vorkommen.
Das
Grundgewebe wird von einer meist mächtigen, aus Parenchymzellen bestehenden
Rinde gebildet.
Den zentralen Teil der Wurzel nimmt in der
Regel ein einziger axialer Gefäßstrang ein, dessen Gefäßteil mehrere von der Mitte
ausgehende radiale
Streifen bildet, zwischen denen ebenso viele mit ihnen abwechselnde Weichbast- oder Siebteile liegen. Die
Ausbildung der Gefäßbündelelemente beginnt in der Wurzel umgekehrt wie bei den meisten
Stengeln an der
Peripherie und schreitet von da gegen die Mitte vor. Umgeben wird der Gefäßstrang der Wurzel von einer welligwandigen
oder sklerotischen
Scheide
(Endodermis), die aus der innersten
Schicht des
Grundgewebes hervorgeht.
Zwischen der
Scheide und dem Gefäßstrang liegt ein einschichtiger, selten zweischichtiger
Ring von zartwandigenZellen,
das
Perikambium, in welchem die Seitenwurzeln durch Zellteilung angelegt werden. Die
Wurzeln holziger
Pflanzen besitzen gleich
den
Stämmen Dickenwachstum, und ihr
Holz
[* 18] zeigt im allgemeinen einen ähnlichen
Bau. Die jüngern
Wurzeln sind bei den meisten
Pflanzen dicht mit
Wurzelhaaren bekleidet. Dies sind schlauchförmige Haarbildungen der
Epidermis, welche zwischen die kleinen
Teilchen des
Bodens hineinwachsen und an vielen
Stellen mit denselben wirklich fest verwachsen sind, so daß, wenn man die
Wurzel mit der
Erde aushebt, sie mit einem Höschen von lauter kleinen Erdteilchen umhüllt ist, welche ohne
Verletzung derWurzelhaare
sich nicht entfernen lassen.
d. h. eine aus parenchymatischen Zellen bestehende kappenförmige Hülle, welche den Vegetationspunkt der Wurzel umgibt und an der
äußersten Spitze in organischem Zusammenhang mit ihm steht
[* 11]
(Fig. 1). Während der Vegetationspunkt die Fortbildung der an der
Spitze bewirkt, findet auch noch unmittelbar hinter dem Vegetationspunkt ein Längenwachstum durch Streckung statt.
Dieses der Verlängerung
[* 20] fähige Stück reicht meist nur wenige Millimeter weit von der Spitze rückwärts; der ganze ältere
Teil der Wurzel ist keines Längenwachstums mehr fähig.
Dort finden auch nur die Krümmungen der Wurzel durch Geotropismus statt. Wurzeln können an sehr verschiedenen Pflanzenteilen entstehen:
nicht bloß an vorhandenen Wurzeln können neue sich bilden, sondern auch sehr häufig an Stengelorganen
und selbst an Blättern. Der Scheitel einer neuen Wurzel bildet sich stets im Innern des Pflanzenteils (endogen), gewöhnlich
unmittelbar im Kambium
[* 21] der Gefäßbündel,
[* 22] so daß die junge Wurzel durch die Rinde hervorbricht. Bei den Phanerogamen bildet sich
am untern Ende des Keimlings die erste Wurzel; sie liegt in der Rückwärtsverlängerung des Stengels und wächst
bei der Keimung in einer diesem gerade entgegengesetzten Richtung. Dieselbe wird Hauptwurzel (radix primaria) oder, da sie
später meist am kräftigsten und in vertikal abwärts gehender Richtung sich entwickelt, Pfahlwurzel (radix palaria,
[* 11]
Fig.
2) genannt.
Alle andern nicht den embryonalen Stamm nach hinten verlängernden Wurzeln heißen Neben- oder Beiwurzeln
(Adventivwurzeln). Gewöhnlich verzweigt sich die Hauptwurzel, indem an ihrer Seite neue, dünnere Wurzeln hervortreten, welche
Seitenwurzeln (radicellae) heißen. Auch diese setzen meist die Verzweigung fort, und in jedem Grad werden dünnere Wurzeln
gebildet; die dünnsten der letzten Verzweigungsgrade nennt man Zaserwurzeln oder Wurzelfasern (fibrillae).
Die Seitenwurzeln bilden sich im Perikambium der Hauptwurzel in absteigender Folge und meist in gewisser Ordnung, indem sie
in 2, 3 oder 4 Zeilen an derselben stehen, was mit der Zahl und Verteilung der Gefäßbündel der Hauptwurzel zusammenhängt.
Bei manchen Dikotyledonen erhält sich die Pfahlwurzel als kräftigste Wurzel das ganze Leben der Pflanze hindurch;
oft nehmen aber früher oder später einzelne Nebenwurzeln eine
gleich starke oder noch kräftigere Entwickelung an, so daß
die ursprüngliche Hauptwurzel nicht mehr kenntlich ist.
Pflanzen, die ein kriechendes Rhizom bilden, verlieren bald nach der Keimung die Hauptwurzel, und das Rhizom
entwickelt nur Nebenwurzeln. Auch die Ausläufer und die durch Ausläufer vermehrten Pflanzen haben nur Nebenwurzeln. Endlich
schlägt bei den meisten Monokotyledonen die Hauptwurzel schon bei der Keimung fehl; in ihrem Umfang entwickelt sich aus den
nächst untern Knoten des Stengels ein Büschel zahlreicher, verhältnismäßig dünner Nebenwurzeln, wie z. B. an den
Zwiebeln u. am Getreide
[* 23] zu sehen ist. Solchen Pflanzen schreibt man statt der Hauptwurzel eine Faser- oder Büschelwurzel (radix
fibrosa oder fascicularis,
[* 11]
Fig. 3) zu; selbst der Stamm der Palmen
[* 24] ist ohne Hauptwurzel und nur auf diese Weise bewurzelt. In
allen diesen Fällen, wo Nebenwurzeln an Stengeln sich bilden, entstehen dieselben am häufigsten, bei
den Gräsern z. B. ausnahmslos, an den Knoten derselben; wenn die Stengel nicht senkrecht stehen, so treten die Nebenwurzeln
oft hauptsächlich aus der untern Seite derselben hervor.
Endlich können auch an beliebigen Pflanzenteilen ohne bestimmte OrdnungWurzeln entstehen, z. B. an Blättern oder Zweigen,
wenn man sie ins Feuchte bringt oder in Erde einschlägt (Blatt- und Zweigstecklinge). Die Hauptwurzel
heißt fädlich (radix filiformis), wenn sie im Verhältnis zur Länge sehr dünn ist, cylindrisch oder walzig (r. cylindrica),
wenn sie dicker, aber überall ziemlich gleich ist, spindelförmig (r. fusiformis), wenn sie nach unten allmählich dünner
wird, wie bei der Möhre, kugelig (r. globosa), wenn sie in allen Durchschnitten fast kreisrund erscheint,
wie beim Radieschen.
Auch die Nebenwurzeln sind bisweilen knollig verdickt und werden dann als Wurzelknollen oder Knollen
[* 25] (tuber) bezeichnet, wie
z. B. bei Spiraea filipendula, Ficaria ranunculoides und besonders bei vielen Orchideen, wo sie durch eigentümliche Formen sich
auszeichnen (s. Knollen, Fig. 4 u. 5). Nach der verschiedenen physiologischen
Aufgabe, welche die Wurzel im Leben der Pflanze übernimmt, unterscheiden sich die zur Stoffaufnahme aus der Erde bestimmten Bodenwurzeln
von den besonders bei tropischen