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die Tierarzneischule zu Stuttgart, [* 2] die Weinbauschule zu Weinsberg, 5 landwirtschaftliche Kreiswinterschulen, die Kunstschule zu Stuttgart, das Konservatorium für Musik daselbst, die Landeshebammenschule ebenda. - Als Anstalten und Mittel zur Beförderung der Wissenschaften und Künste sind zu erwähnen: das königliche Statistische Landesamt, der Verein für vaterländische Naturkunde zu Stuttgart mit mehreren Zweigvereinen, der Litterarische (Bibliophilen-) Verein zu Stuttgart-Tübingen, die historisch-archäologischen Vereine zu Stuttgart, Ulm, [* 3] Hall, [* 4] Heilbronn, [* 5] Tettnang-Friedrichshafen, Rottenburg, Rottweil, [* 6] der Verein für Baukunde, das Konservatorium für die vaterländischen Kunst- und Altertumsdenkmäler etc.; endlich die wissenschaftlichen und Kunstsammlungen der Hauptstadt, nämlich die öffentliche Bibliothek mit ca. 450,000 Nummern, die Münz- und Medaillen-, Kunst- und Altertümersammlung, das Naturalienkabinett mit ca. 320,000 Stück, das Museum der bildenden Künste und das Gewerbemuseum.
Land- und Forstwirtschaft. Bergbau.
Mit der Landwirtschaft, die infolge des günstigen Klimas und der Bodenbeschaffenheit in der verschiedenartigsten Gestalt betrieben wird, ist nahezu die Hälfte der ganzen Bevölkerung [* 7] beschäftigt. Ihrer Förderung dienen außer den genannten Lehranstalten: eine königliche Zentralstelle zu Stuttgart, Gau- und Bezirksvereine, Landesvereine für den Weinbau, den Gartenbau, die Bienenzucht. [* 8] Den Ackerbau hemmt teilweise die große Zerstückelung im Lande; doch nimmt seit dem Gesetz vom die Feldbereinigung betreffend, die Zahl der Gewannregulierungen und Feldweganlagen in den Gemeinden rasch zu. Nach der Aufnahme von 1883 entfallen 46,3 Proz. des Areals auf Äcker, Gärten und Weinberge, 14,7 auf Wiesen, 4,7 auf Weiden, 30,8 Proz. auf Forsten und Holzungen.
Den ergiebigsten Boden für den Getreidebau bieten Oberschwaben und der nordöstliche Teil des Jagstkreises. Bevorzugte Frucht ist der Dinkel (Spelz), nächst diesem der Hafer, [* 9] womit 1887: 184,419, resp. 136,099 Hektar angebaut waren. Roggen wird als allgemeine Brotfrucht in den nordöstlichen Teilen des Landes und im Schwarzwald gebaut. Mais ist in allen mildern Landesteilen eine bevorzugte Körnerfrucht. Von Hülsenfrüchten werden Erbsen und Linsen überall, zum Teil als Brotfrucht, gebaut; auch Ackerbohnen dienen häufig als Zusatz zum Brot. [* 10] Wickenbau ist im ganzen Land verbreitet.
Der Ertrag der wichtigsten Feldfrüchte ergab 1887 folgende Mengen: 41,892 Ton. Roggen, 37,909 T. Weizen, 199,039 T. Spelz, 106,372 T. Gerste, [* 11] 126,677 T. Hafer, 665,376 T. Kartoffeln. Sehr umfangreich ist der Anbau von Wurzel- und Knollengewächsen, Kartoffeln, Runkelrüben zur Zuckerfabrikation und zu Viehfutter, Steckrüben, weißen Rüben, Möhren, nicht unbeträchtlich der Bau der Zichorie. Überall wird Sauerkraut, d. h. Kopfkohl (der beste auf den Fildern), gepflanzt.
Auch den Handelsgewächsen ist eine große Fläche zugewiesen, obgleich der Raps- und Rübsenbau und jetzt auch, infolge der gedrückten Preise, der Hopfenbau eher in der Abnahme begriffen ist. Letzteres gilt auch vom Flachs, nur der Tabaksbau hat neuerdings etwas zugenommen (von 207 Hektar in 1885 auf 314 Hektar in 1887). Mehrere Gegenden Württembergs stehen durch Gemüsebau und Nutzgärtnerei in großem Ruf, so namentlich die Umgegend von Stuttgart, Eßlingen [* 12] (Zwiebeln), Ulm (Spargel), Heilbronn und das Remsthal bis Schorndorf.
Wiesen finden sich in großer Ausdehnung [* 13] vor (1887 wurde der Ertrag auf 1,014,047 Ton. Heu berechnet), namentlich in den Thälern und an den Ufern der zahlreichen Flüsse, [* 14] Weiden besonders in den obern Neckargegenden, auf und längs der Alb sowie in den oberländischen Oberamtsbezirken Wangen, Leutkirch und Waldsee. Der Landwirtschaft dient die Fabrikation künstlicher Dungmittel (ca. 20 Etablissements). Dieselbe wird durch eine Versuchsstation in Hohenheim kontrolliert.
Der Weinbau ist in Württemberg
[* 15] seit alten
Zeiten einheimisch und über den größten Teil des Neckarthals mit den
Thälern von
ca. 30 Nebenflüssen
desselben, das Tauberthal und seine Seitenthäler sowie die Bodenseegegend in
ca. 600 Ortschaften verbreitet.
Das vorzüglichste
Produkt wächst im Neckarthal von
Eßlingen an abwärts, im Tauberthal und in der Gegend von
Öhringen sowie
bei
Maulbronn (Elfinger).
In den 60
Jahren von 1827 bis 1886 belief sich der Weinertrag jährlich im
Durchschnitt auf 415,212
hl oder 2241
Lit. von 1
Hektar der tragbaren Weinbaufläche; der Geldwert des Naturalertrags auf 8,546,105
Mk. jährlich oder 461 Mk. vom
Hektar.
Von großer Wichtigkeit ist auch der Obstbau, welcher fast über alle Gegenden des Landes, selbst über einen Teil des Schwarzwaldes und der Alb verbreitet ist. Hauptsitze des Obstbaues sind: das mittlere und untere Neckarthal, die Gegend von Herrenberg, die Filder und die an das Neckarthal sich anschließenden Thäler der Alb. Die gewöhnlichsten Obstarten sind: Äpfel, Birnen, Zwetschen, Kirschen, Quitten, Pfirsiche und Aprikosen. In geringerer Quantität werden Nüsse und an der Schwarzwaldabdachung gegen den Rhein Kastanien gebaut. Der Ertrag an Kernobst beläuft sich durchschnittlich auf 1,100,000, an Steinobst auf ca. 200,000 Doppelzentner.
Ein höchst bedeutender Erwerbszweig ist die Viehzucht. [* 16] Man zählte im Lande 1883: 96,885 Pferde, [* 17] 904,139 Stück Rindvieh, 550,104 Schafe, [* 18] 292,206 Schweine, [* 19] 54,876 Ziegen, 25,529 Bienenstöcke, 181,947 Gänse, 121,857 Enten, [* 20] 1,660,450 Hühner. [* 21] Die Pferdezucht [* 22] erfreut sich bedeutender Unterstützung von seiten des Staats, welcher in neuerer Zeit den früher bevorzugten leichten Schlag zu verstärken bedacht ist. Es besteht ein Landesstammgestüt mit vier Gestütshöfen: Marbach und Offenhausen im Oberamt Münsingen, Güterstein und St. Johann im Oberamt Urach dazu mehrere Fohlengärten.
Die Rindviehzucht ist im Jagst- und Donaukreis am bedeutendsten. Auf den höhern Punkten des Algäus und des Schwarzwaldes, wo der Ackerbau nicht mehr lohnenden Ertrag gibt, findet reine Weidewirtschaft statt. Nach der Rindviehzucht ist die Schafzucht am bedeutendsten, welche besonders in den Bezirken auf und nächst der Alb ihren Sitz hat. Die Schweinezucht ist in der Zunahme begriffen. In der neuern Zeit hat sich die Hundezüchtung in Leonberg und Stuttgart einen Namen gemacht.
Die Bienenzucht wird durch mehrere Gauvereine gefördert. Ein eigentümlicher Erwerbszweig in der obern Donaugegend ist endlich die Schneckenzucht. Edelwild findet sich als Standwild nur in den ausgedehnten Laubholzforsten. Die Fischerei [* 23] hebt sich etwas, seit die künstliche Fischzucht durch Staatsprämien und Vereine gefördert wird. Die Waldungen erfreuen sich einer vorzüglichen Bewirtschaftung und Benutzung. 32,2 Proz. sind Staats-, 13,6 hofkammerliche und gutsherrliche, 22,3 Privat- und 31,9, Körperschaftswaldungen, von welch letztern 76 Proz. der Staatsforstverwaltung zur Bewirtschaftung übergeben sind. Nadelholz herrscht vor auf dem Schwarzwald, in Oberschwaben und dem Ellwanger, Limpurger und Welzheimer Wald, Laubholz auf der Alb und im Mittel- ¶
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und Unterland. In den Staatswaldungen nimmt das Laubholz ca. 31, das Nadelholz 59, das gemischte Holz [* 25] kaum noch 10 Proz. der Gesamtfläche ein. Außer dem Ertrag an Bau- und Nutzholz, die einen sehr wichtigen Handelsartikel bilden, und an Brennholz bieten die Waldungen nicht unbedeutende Nebennutzungen an Rinden, Besenreis, Eicheln, Bucheckern und andern Holzsamen sowie an Beeren, Kräutern etc. dar. Der Bergbau [* 26] bezweckt, mit Ausnahme von etwas Alaun [* 27] und Eisenvitriol, ausschließlich die Gewinnung von Eisenerzen und Salz [* 28] und befindet sich mit der genannten Ausnahme und abgesehen von dem Salzwerk Heilbronn in den Händen der Staatsfinanzverwaltung.
Eisenerzgruben finden sich: Thoneisenstein bei Wasseralfingen, Bohnerze zerstreut auf der Alb. Salz wird in
dem genannten Privatsalzwerk und auf vier dem Staat gehörigen Salinen erzeugt, nämlich zu Hall mit Wilhelmsglück am Kocher,
zu Friedrichshall mit Klemenshall am untern, zu Wilhelmshall und Sulz am obern Neckar. Die Versuche auf Steinkohlen sind bisher
alle fehlgeschlagen. An Salz wurden 1887/88: 180,296 Ton., darunter 38,258 T. Siedesalz, erzeugt. An Torf
besitzt Württemberg
, besonders im Donaukreis, großen Reichtum. Aus den bituminösen Schiefern im schwarzen Jura werden seit längern
Jahren Schieferöl und künstliche Steine gewonnen.
Industrie und Handel.
In der technischen Kultur hat Württemberg
seit einigen Jahrzehnten sich aus vorherrschend landwirtschaftlichen Zuständen
rasch zur Großindustrie emporgearbeitet. Für die Förderung der Gewerbe und des Handels wurde 1848 eine besondere Behörde
errichtet, die Zentralstelle für Gewerbe und Handel zu Stuttgart, welcher acht Handels- und Gewerbekammern in Stuttgart, Heilbronn,
Reutlingen,
[* 29] Ulm, Kalw, Heidenheim, Ravensburg
[* 30] und Rottweil zur Seite stehen. In neuerer Zeit sind in Gmünd
[* 31] und Spaichingen Gewerbemuseen, in Stuttgart ein Württember
gischer Kunstgewerbeverein mit Ausstellungen, Preisausschreiben,
Prämiierungen gegründet worden. In sämtlichen Gewerben, einschließlich Handel und Verkehr, waren nach der Berufszählung
vom ca. 41 Proz. der Bevölkerung beschäftigt; die Zahl der größern Gewerbebetriebe betrug: solche mit 6-10 Gehilfen
1342, mit 11-50: 1364, mit 51-200: 279, mit mehr als 200: 51. Von den Betrieben benutzten als Motor stehender
Triebwerke: Wasser 3596, Dampf
[* 32] 819, Gas oder Heißluft 187;
Lokomobilen [* 33] wurden 105 gezählt.
Die Verarbeitung der edlen Metalle ist eins der wichtigsten Gewerbe Württembergs. Die Hauptorte sind für Gold- und Silberwaren Gmünd und Stuttgart, für Silberwaren Heilbronn und Gmünd. Wichtiger noch ist aber die Verarbeitung der unedlen Metalle. Eisengußwaren liefern mehrere königliche Werke (größtes zu Wasseralfingen) und eine Anzahl Privatgießereien, eine in Stuttgart schmiedbaren Eisenguß und Stahlfaçonguß. Weltberühmt ist die Mausersche Waffenfabrik in Oberndorf.
Die Fabrikation von Messerschmiedewaren hat ihren Hauptsitz in den Städten Tuttlingen, [* 34] Heilbronn, Reutlingen; von Draht, [* 35] Stiften, Nägeln, Ketten etc. in Aalen und Umgegend, Nägeln in Freudenstadt und Tuttlingen. Große Sensenfabriken sind in Friedrichsthal und Neuenbürg. Die Fabrikation von Kupfer- und Blechwaren, lackierten und unlackierten, wird in Eßlingen, Göppingen, [* 36] Ludwigsburg, [* 37] Biberach, [* 38] Kannstatt [* 39] etc. in großem Umfang betrieben. Messingwaren liefern Ulm und seine Filiale, außerdem viele Orte Maschinen-, Feuerspritz-, Plaqué- und Messingwarenfabrikate sowie Kupferschmiedewaren.
Glockengießereien sind in Stuttgart, Biberach, Hall, Kochendorf, Reutlingen, Rottweil, Ulm. Die Bronzewarenindustrie ist bedeutend in Gmünd und Stuttgart. Gegenstände der Galvanotechnik und Plattierung liefern große Etablissements in Geislingen, Eßlingen, Gmünd, Stuttgart. Metallwebereien sind in Reutlingen, Stuttgart u. a. O. In der Maschinenfabrikation übernehmen die zum Teil großartigen Etablissements (Eßlingen, Berg, Kannstatt, Heilbronn etc.) Aufträge für stabile und lokomobile Dampfmaschinen, [* 40] Lokomotoren und mechanische Einrichtungen jeder Art. Elektrotechnische Anstalten sind in Kannstatt und Stuttgart, Telegraphenbauanstalten in Stuttgart.
Mathematische, optische und physikalische Instrumente aller Art werden hauptsächlich in Stuttgart, Ulm, Ebingen, Onstmettingen,
Heilbronn etc. gefertigt. Für chirurgische Instrumente bestehen renommierte Werkstätten in Tuttlingen,
Stuttgart und Tübingen.
[* 41] Die Uhrenfabrikation des württember
gischen Schwarzwaldes hat ihren Mittelpunkt in Schwenningen. Die
Fabrikation der sogen. amerikanischen Uhren
[* 42] blüht in Schramberg. Die Fabrikation musikalischer Instrumente nimmt einen hervorragenden
Rang ein; für Pianos, Pianinos und Harmoniums bestehen in Stuttgart gegen 30, weitere Etablissements in Heilbronn,
Kirchheim, Aalen u. a. O. Der Orgelbau wird in 14 Etablissements betrieben, wovon das bedeutendste
in Ludwigsburg einen Weltruf hat. Sonstige musikalische Instrumente liefern Stuttgart, Biberach, Heilbronn, Knittlingen, Trossingen
etc.
Das Land enthält mehr Ziegelbrennereien als, abgesehen von Bayern, [* 43] irgend ein deutsches Land; darunter zahlreiche Großbetriebe, welche auch Thonwaren [* 44] für Architektur, Wasserleitungen, Drainageröhren etc. fabrizieren. Die Töpferei ist nicht sehr entwickelt. Eine große Steingutfabrik besteht in Schramberg, welche jetzt auch geschätzte Majolikawaren fertigt. Für die Herstellung von hydraulischem Kalk (Roman- und Portland-Zement) sind mehrere sehr bedeutende Etablissements, namentlich bei Ulm, Blaubeuren, Ehingen und Kirchheim, vorhanden.
Künstliche Wetz- und Bimssteine liefert Bietigheim. Die Glasfabriken (Buhlbach, Schönmünzach, Eisenbach, Freudenstadt, Schmidtsfelden, Zuffenhausen) liefern gewöhnliches Hohlglas und Tafelglas. Die Fabrikation von chemischen Erzeugnissen blüht in zahlreichen Anstalten, deren bedeutendste sich in Heilbronn, Stuttgart und Umgebung befinden. An ersterm Ort werden hauptsächlich Vitriol, Alaun, Soda, Glaubersalz, Chlorkalk, [* 45] Salzsäure, Salpeter, Schwefelsäure, [* 46] Bleiweiß, [* 47] Weinsteinpräparate erzeugt.
Die Fabrikation von Farben und Farblacken hat ihren Sitz in Stuttgart. Fabriken von chemischen Präparaten für pharmazeutische, photographische und technische Zwecke aller Art sind in Stuttgart, Feuerbach, Böblingen, Winnenden. Einen Weltruf hat die Schießpulverfabrikation in Rottweil. Die Leistungen in der Möbeltischlerei sind besonders in der Hauptstadt, aber auch in Ulm etc. hervorragend; Parketterie hauptsächlich in Stuttgart, Eßlingen, Mergentheim, [* 48] Rothenbach, Langenargen; Fabrikation von Goldleisten und Rahmen in Stuttgart, Ulm, Ludwigsburg, Hall u. a. O. Tabletteriewaren in Holz, Bein, Elfenbein und Schnitzwaren liefern: Eßlingen, Geislingen, Göppingen, Ulm, Stuttgart etc. Die Geislinger Beinwaren, geschnitzte und Gravierarbeiten in Elfenbein, genießen eines alten Rufs. Die Fabrikation von ¶