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Hohenzollerische, aber bald wieder nach Württemberg
über und durchfließt es in nach N. gerichtetem
Laufe, von Kochendorf bis
Gundelsheim
die
Grenze gegen die großherzoglich hessische
Parzelle
Wimpfen und gegen
Baden
[* 2] bildend und hier das Land nach einem 281 km langen
Lauf verlassend. Er wird von
Rottweil
[* 3] an mit
Flößen, von
Heilbronn
[* 4] an mit
Schiffen (jetzt auch mittels Kettenschiffahrt)
befahren. Seine wichtigsten Zuflüsse sind von rechts her: die
Prim, Schlichem,
Eyach, Echaz,
Erms,
Fils,
Rems,
Murr, der
Kocher
und die
Jagst;
von links her: die Eschach, Glatt, Nagold, Glems, Enz, Zaber und der Leinbach.
Unmittelbar dem
Rhein fließen zu:
die kleinen Flüßchen
Alb,
Pfinz,
Salzach und
Kraich, dann die
Kinzig und die
Murg mit der Schönmünzach.
In den
Bodensee münden: die Rothach, die
Schussen und die
Argen. Ein Nebenfluß des
Mains ist die
Tauber, welche den nördlichsten
Teil
Württembergs auf eine
Strecke von 43 km durchfließt.
Seen und Weiher gibt es in
Menge, besonders im
S. der
Bodensee, von welchem 115 qkm Württemberg
[* 5] angehören, der
Federsee bei
Buchau im
Oberamt
Riedlingen, 250
Hektar groß, und mehrere
Weiher in Oberschwaben.
Mineralquellen zählt man über 70, teils alkalische Wässer von erhöhter Temperatur (die Schwarzwaldthermen von Liebenzell und Wildbad) und von gewöhnlicher Temperatur (an vielen Orten im Buntsandstein und dem Sand und Kiesschutt des oberschwäbischen Landes), teils Kohlensäuerlinge (Göppingen, [* 6] Jebenhausen, Überkingen, Dizenbach etc.), teils salinische Säuerlinge (Kannstatt, [* 7] Niedernau, Teinach), teils Solen (Jagstfeld, Hall, [* 8] Sulz und Rottweil), endlich Schwefelquellen (Reutlingen, [* 9] Sebastiansweiler, Boll).
Das Klima [* 10] Württembergs ist gemäßigt, infolge der bedeutenden Erhebung im S. weniger warm als im N. Das mildeste Klima haben die Gegenden am mittlern und untern Neckar und am Bodensee. Die mittlere Jahrestemperatur bewegt sich zwischen 9,8° C. in Kannstatt am Neckar und 5,9-7,5° auf der Münsinger Alb, in der Baar, auf dem Schwarzwald und im Algäu. Die letzten drei sind reicher an Niederschlag als das übrige Land. Das durchschnittliche Verhältnis der östlichen und nördlichen Winde [* 11] ist 38 von 100 der südlichen und westlichen 62 von 100. Die Zahl der jährlichen Gewitter ist 21, ihr herrschender Zug von Westen.
Areal und Bevölkerung.
Kreis | QKilom. | QMeilen | Einwohner 1885 | Auf 1 qkm |
---|---|---|---|---|
Neckarkreis | 3327 | 60.43 | 639398 | 192 |
Schwarzwaldkreis | 4773 | 86.70 | 475277 | 100 |
Jagstkreis | 5139 | 93.35 | 405085 | 79 |
Donaukreis | 6265 | 113.80 | 475425 | 76 |
Zusammen: | 19504 | 354.28 | 1995185 | 102 |
Seit der Volkszählung von 1880 betrug die jährliche Zunahme der Bevölkerung [* 12] 0,65 Proz. Die Zahl der Auswanderer belief sich 1888 auf 6445 Personen. Die am dichtesten bevölkerten Bezirke sind die vom Neckar durchflossenen von Eßlingen [* 13] bis Heilbronn, am schwächsten bevölkert die auf der Alb und im südöstlichen Oberschwaben gelegenen. Von den Städten zählten 1885: 11 über 10,000 Einw., nämlich: Stuttgart, [* 14] Ulm, [* 15] Heilbronn, Eßlingen, Kannstatt, Reutlingen, Ludwigsburg, [* 16] Gmünd, [* 17] Tübingen, [* 18] Göppingen, Ravensburg; [* 19]
weitere 16 Städte und 3 Pfarrdörfer zählten von 5085-9126 Einw. Nach dem Geschlecht zählte man 1885: 960,810 männliche und 1,034,375 weibliche Personen.
Unter 10,000 Einwohnern waren 6107 ledig, 3291 verheiratet, 589 verwitwet und 13 geschieden. 1887 fanden 12,790 Eheschließungen statt, es wurden 72,828 Personen geboren, und 48,388 starben. Unter den Gebornen waren 9,89 Proz. unehelich und 3,47 Proz. Totgeborene. Nachdem religiösen Bekenntnis zählte man 1885: 1,377,805 Protestanten, 598,223 Katholiken, 13,171 Israeliten und 5986 von andern Bekenntnissen. Die Bewohner sind größtenteils alemannisch-schwäbischen, in der kleinern Nordhälfte des Landes fränkischen Stammes.
Bildungsanstalten.
Die geistige
Kultur steht in Württemberg
von alters her auf einer hohen
Stufe. Die
Volksschulen, mit
Schulzwang vom
7.-14. Lebensjahr, und die obligatorischen
Sonntagsschulen für die
Jugend bis zum 18. Jahr, soweit dieselbe nicht die gewerblichen
und landwirtschaftlichen
Fortbildungsschulen besucht, sind Konfessionsschulen mit gemischt staatlich-kirchlicher Lokalaufsicht;
die Oberschulbehörde für die evangelischen
Schulen ist das evangelische
Konsistorium, für die katholischen der
Kirchenrat.
Öffentliche Bildungsanstalten für den Schuldienst sind: die evangelischen Schullehrerseminare zu Eßlingen, Nürtingen, Künzelsau und Nagold, die katholischen zu Gmünd und Saulgau und das evangelische Lehrerinnenseminar in Markgröningen. Für unbemittelte Waisen bestehen die Waisenhäuser in Stuttgart, Ochsenhausen und Markgröningen als öffentliche Erziehungs- und Unterrichtsanstalten. In Gmünd ist eine Taubstummen- und Blindenanstalt, und mit den Lehrerseminaren in Eßlingen, Nürtingen und Nagold sind Filialanstalten für taubstumme Zöglinge verbunden. An dem königlichen Katharinenstift in Stuttgart ist ein Seminar für höhere Lehrerinnen eingerichtet.
Schulen für gelehrte Bildung sind: die lateinischen Schulen, deren im ganzen Land 66 bestehen;
4 Lyceen (zu Ludwigsburg, Öhringen, Eßlingen, Kannstatt) und 10 Gymnasien (zu Ehingen, Ellwangen, Hall, Heilbronn, Ravensburg, Reutlingen, Rottweil, Stuttgart [2], Tübingen und Ulm).
Der gelehrten und praktischen Ausbildung dienen 2 Reallateinschulen, 3 Reallyceen und 2 Realgymnasien (Stuttgart, Ulm). Zur Vorbildung der dem evangelisch-geistlichen Stand sich widmenden Jünglinge für das Universitätsstudium sind 4 niedere theologische Seminare (zu Maulbronn, Schönthal, Blaubeuren und Urach) bestimmt; eine höhere theologische Studienanstalt ist das evangelische Seminar, das altberühmte »Stift«, zu Tübingen. Ebenso gibt es zu demselben Zweck 2 niedere katholische Konvikte (zu Ehingen und Rottweil) und ein höheres (Wilhelmsstift) zu Tübingen.
Die Landesuniversität (Eberhard Karls-Universität) daselbst wurde 1477 gestiftet und besteht jetzt aus den 4 alten Fakultäten: der evangelisch-theologischen, der juristischen, der medizinischen und der philosophischen, weiter seit 1817 der katholisch-theologischen, seit 1818 einer staatswissenschaftlichen und seit 1863 einer naturwissenschaftlichen Fakultät. Für die praktische Ausbildung der Kandidaten des katholischen Priesterstandes, welche das Universitätsstudium absolviert haben, sorgt das Priesterseminar zu Rottenburg.
Anstalten für gewerbliche Bildung sind: die polytechnische Schule, die Baugewerkschule, die Kunstgewerbeschule und die höhere Handelsschule zu Stuttgart, 13 höhere Realanstalten, 61 Realschulen, die zahlreichen gewerblichen und landwirtschaftlichen Fortbildungsschulen, Industrieschulen und Frauenarbeitsschulen, 5 Haushaltungsschulen, endlich die Webschulen in Heidenheim und Reutlingen. Öffentliche Fachschulen sind: die landwirtschaftliche Akademie zu Hohenheim, die Ackerbauschulen zu Ellwangen, Ochsenhausen, Kirchberg und Hohenheim, ¶
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die Tierarzneischule zu Stuttgart, die Weinbauschule zu Weinsberg, 5 landwirtschaftliche Kreiswinterschulen, die Kunstschule zu Stuttgart, das Konservatorium für Musik daselbst, die Landeshebammenschule ebenda. - Als Anstalten und Mittel zur Beförderung der Wissenschaften und Künste sind zu erwähnen: das königliche Statistische Landesamt, der Verein für vaterländische Naturkunde zu Stuttgart mit mehreren Zweigvereinen, der Litterarische (Bibliophilen-) Verein zu Stuttgart-Tübingen, die historisch-archäologischen Vereine zu Stuttgart, Ulm, Hall, Heilbronn, Tettnang-Friedrichshafen, Rottenburg, Rottweil, der Verein für Baukunde, das Konservatorium für die vaterländischen Kunst- und Altertumsdenkmäler etc.; endlich die wissenschaftlichen und Kunstsammlungen der Hauptstadt, nämlich die öffentliche Bibliothek mit ca. 450,000 Nummern, die Münz- und Medaillen-, Kunst- und Altertümersammlung, das Naturalienkabinett mit ca. 320,000 Stück, das Museum der bildenden Künste und das Gewerbemuseum.
Land- und Forstwirtschaft. Bergbau.
Mit der Landwirtschaft, die infolge des günstigen Klimas und der Bodenbeschaffenheit in der verschiedenartigsten Gestalt betrieben wird, ist nahezu die Hälfte der ganzen Bevölkerung beschäftigt. Ihrer Förderung dienen außer den genannten Lehranstalten: eine königliche Zentralstelle zu Stuttgart, Gau- und Bezirksvereine, Landesvereine für den Weinbau, den Gartenbau, die Bienenzucht. [* 21] Den Ackerbau hemmt teilweise die große Zerstückelung im Lande; doch nimmt seit dem Gesetz vom die Feldbereinigung betreffend, die Zahl der Gewannregulierungen und Feldweganlagen in den Gemeinden rasch zu. Nach der Aufnahme von 1883 entfallen 46,3 Proz. des Areals auf Äcker, Gärten und Weinberge, 14,7 auf Wiesen, 4,7 auf Weiden, 30,8 Proz. auf Forsten und Holzungen.
Den ergiebigsten Boden für den Getreidebau bieten Oberschwaben und der nordöstliche Teil des Jagstkreises. Bevorzugte Frucht ist der Dinkel (Spelz), nächst diesem der Hafer, [* 22] womit 1887: 184,419, resp. 136,099 Hektar angebaut waren. Roggen wird als allgemeine Brotfrucht in den nordöstlichen Teilen des Landes und im Schwarzwald gebaut. Mais ist in allen mildern Landesteilen eine bevorzugte Körnerfrucht. Von Hülsenfrüchten werden Erbsen und Linsen überall, zum Teil als Brotfrucht, gebaut; auch Ackerbohnen dienen häufig als Zusatz zum Brot. [* 23] Wickenbau ist im ganzen Land verbreitet.
Der Ertrag der wichtigsten Feldfrüchte ergab 1887 folgende Mengen: 41,892 Ton. Roggen, 37,909 T. Weizen, 199,039 T. Spelz, 106,372 T. Gerste, [* 24] 126,677 T. Hafer, 665,376 T. Kartoffeln. Sehr umfangreich ist der Anbau von Wurzel- und Knollengewächsen, Kartoffeln, Runkelrüben zur Zuckerfabrikation und zu Viehfutter, Steckrüben, weißen Rüben, Möhren, nicht unbeträchtlich der Bau der Zichorie. Überall wird Sauerkraut, d. h. Kopfkohl (der beste auf den Fildern), gepflanzt.
Auch den Handelsgewächsen ist eine große Fläche zugewiesen, obgleich der Raps- und Rübsenbau und jetzt auch, infolge der gedrückten Preise, der Hopfenbau eher in der Abnahme begriffen ist. Letzteres gilt auch vom Flachs, nur der Tabaksbau hat neuerdings etwas zugenommen (von 207 Hektar in 1885 auf 314 Hektar in 1887). Mehrere Gegenden Württembergs stehen durch Gemüsebau und Nutzgärtnerei in großem Ruf, so namentlich die Umgegend von Stuttgart, Eßlingen (Zwiebeln), Ulm (Spargel), Heilbronn und das Remsthal bis Schorndorf.
Wiesen finden sich in großer Ausdehnung [* 25] vor (1887 wurde der Ertrag auf 1,014,047 Ton. Heu berechnet), namentlich in den Thälern und an den Ufern der zahlreichen Flüsse, [* 26] Weiden besonders in den obern Neckargegenden, auf und längs der Alb sowie in den oberländischen Oberamtsbezirken Wangen, Leutkirch und Waldsee. Der Landwirtschaft dient die Fabrikation künstlicher Dungmittel (ca. 20 Etablissements). Dieselbe wird durch eine Versuchsstation in Hohenheim kontrolliert.
Der Weinbau ist in Württemberg
seit alten Zeiten einheimisch und über den größten Teil des Neckarthals mit den Thälern von ca. 30 Nebenflüssen
desselben, das Tauberthal und seine Seitenthäler sowie die Bodenseegegend in ca. 600 Ortschaften verbreitet.
Das vorzüglichste Produkt wächst im Neckarthal von Eßlingen an abwärts, im Tauberthal und in der Gegend von Öhringen sowie
bei Maulbronn (Elfinger). In den 60 Jahren von 1827 bis 1886 belief sich der Weinertrag jährlich im Durchschnitt auf 415,212
hl oder 2241 Lit. von 1 Hektar der tragbaren Weinbaufläche; der Geldwert des Naturalertrags auf 8,546,105
Mk. jährlich oder 461 Mk. vom Hektar.
Von großer Wichtigkeit ist auch der Obstbau, welcher fast über alle Gegenden des Landes, selbst über einen Teil des Schwarzwaldes und der Alb verbreitet ist. Hauptsitze des Obstbaues sind: das mittlere und untere Neckarthal, die Gegend von Herrenberg, die Filder und die an das Neckarthal sich anschließenden Thäler der Alb. Die gewöhnlichsten Obstarten sind: Äpfel, Birnen, Zwetschen, Kirschen, Quitten, Pfirsiche und Aprikosen. In geringerer Quantität werden Nüsse und an der Schwarzwaldabdachung gegen den Rhein Kastanien gebaut. Der Ertrag an Kernobst beläuft sich durchschnittlich auf 1,100,000, an Steinobst auf ca. 200,000 Doppelzentner.
Ein höchst bedeutender Erwerbszweig ist die Viehzucht. [* 27] Man zählte im Lande 1883: 96,885 Pferde, [* 28] 904,139 Stück Rindvieh, 550,104 Schafe, [* 29] 292,206 Schweine, [* 30] 54,876 Ziegen, 25,529 Bienenstöcke, 181,947 Gänse, 121,857 Enten, [* 31] 1,660,450 Hühner. [* 32] Die Pferdezucht [* 33] erfreut sich bedeutender Unterstützung von seiten des Staats, welcher in neuerer Zeit den früher bevorzugten leichten Schlag zu verstärken bedacht ist. Es besteht ein Landesstammgestüt mit vier Gestütshöfen: Marbach und Offenhausen im Oberamt Münsingen, Güterstein und St. Johann im Oberamt Urach dazu mehrere Fohlengärten.
Die Rindviehzucht ist im Jagst- und Donaukreis am bedeutendsten. Auf den höhern Punkten des Algäus und des Schwarzwaldes, wo der Ackerbau nicht mehr lohnenden Ertrag gibt, findet reine Weidewirtschaft statt. Nach der Rindviehzucht ist die Schafzucht am bedeutendsten, welche besonders in den Bezirken auf und nächst der Alb ihren Sitz hat. Die Schweinezucht ist in der Zunahme begriffen. In der neuern Zeit hat sich die Hundezüchtung in Leonberg und Stuttgart einen Namen gemacht.
Die Bienenzucht wird durch mehrere Gauvereine gefördert. Ein eigentümlicher Erwerbszweig in der obern Donaugegend ist endlich die Schneckenzucht. Edelwild findet sich als Standwild nur in den ausgedehnten Laubholzforsten. Die Fischerei [* 34] hebt sich etwas, seit die künstliche Fischzucht durch Staatsprämien und Vereine gefördert wird. Die Waldungen erfreuen sich einer vorzüglichen Bewirtschaftung und Benutzung. 32,2 Proz. sind Staats-, 13,6 hofkammerliche und gutsherrliche, 22,3 Privat- und 31,9, Körperschaftswaldungen, von welch letztern 76 Proz. der Staatsforstverwaltung zur Bewirtschaftung übergeben sind. Nadelholz herrscht vor auf dem Schwarzwald, in Oberschwaben und dem Ellwanger, Limpurger und Welzheimer Wald, Laubholz auf der Alb und im Mittel- ¶