das »Choleraregulativ« heraus. Er starb in
Leipzig.
[* 2] Wunderlich schrieb noch: »Versuch einer pathologischen
Physiologie des
Bluts« (Stuttg. 1844);
(Rete mirabile), eine eigentümliche Verzweigung von
Blutgefäßen. Wenn nämlich eine
Arterie
[* 3] oder
Vene nicht, wie in der
Regel, allmählich immer feinere
Zweige abgibt, sondern sich auf einmal in ein
Büschel von
solchen auflöst, so wird letzteres als Wundernetz bezeichnet. Man findet derartige zur Zeit noch unerklärte
Bildungen z. B. an der
Schwimmblase und dem
Auge
[* 4] vieler
Fische,
[* 5] ferner bei
Säugetieren im Bereich der Eingeweidearterien, an den
Gliedmaßen etc. Allgemein bei
Wirbeltieren sind sie in der
Niere verbreitet, wo sich die
Enden der
Arterien zu den als sogen.
Malpighische Knäuel (glomeruli Malpighii) bekannten Wundernetzen gestalten (s.
Niere).
Als
Philosoph hat er sich um die Einführung der induktiven
Methode in bisher rein philosophische
Wissenschaften
(Logik,
Ethik), insbesondere aber um die
Psychologie durch exakte Messungsversuche (z. B. der Zeit, deren ein Sinnenreiz bedarf,
um zur
Empfindung zu werden) verdient gemacht. Von seinen
Schriften sind hervorzuheben: »Lehre
[* 16] von der
Muskelbewegung« (Braunschw.
1858);
»Beiträge zur
Theorie der Sinneswahrnehmung« (Leipz. 1862);
Auch gibt er seit 1883 »Philosophische
Studien« (Leipz.) heraus, welche
Arbeiten Wundts (z. B. Ȇber
die Messung psychischer Vorgänge«) und seiner
Schüler zur experimentellen
Psychologie und
Erkenntnislehre enthalten.
Flecken im preuß. Regierungsbezirk
Minden,
[* 17]
Kreis
[* 18]
Büren, an der Alfte ^[richtig: Afte], 286 m ü. M., hat
eine kath.
Kirche, eine Oberförsterei, einen Mauersandsteinbruch und (1885) 1125 Einw.
Die fruchtbare Umgegend heißt das Sendtfeld.
Berg im württemberg.
Neckarkreis, zwischen
Neckar und Bottwar, 392 m hoch, mit schöner Aussicht. Das danach
benannte Adelsgeschlecht erlosch 1413 mit
Wolf von Wunnenstein, dem Gegner des
GrafenEberhard II. von
Württemberg.
[* 19] Den verunglückten
Überfall des letztern im
Wildbad durch
Wolf von Wunnenstein (1367) und seine allerdings erst in spätern
Chroniken
berichtete entscheidende
Teilnahme an der Döffinger
Schlacht (1388) hat
Uhland in seinen
Balladen verherrlicht. Die aus dem 9. Jahrh.
stammende
Kapelle auf dem Wunnenstein wurde 1557 abgebrochen und aus ihren Trümmern 1829 ein Wartturm eingerichtet.
Vgl.
Holder, Der
Wunnenstein in Geschichte und
Sage (4. Aufl., Stuttg. 1883).
ein
Begehren, das ungeachtet der
Gewißheit, daß das Begehrte unerreichbar sei (frommer
Wunsch), auf demselben beharrt, während die
Begierde über Erreichbarkeit oder Unerreichbarkeit des Begehrten nicht weiter reflektiert
und das
Wollen, wenn es sein
Ziel als unerreichbar erkannt hat, von demselben abläßt.
s. v. w. Zauberrute, nach dem altdeutschen
Wort wünschen, welches s. v. w. zaubern bedeutet, auch kurz
der
»Wunsch« genannt (z. B. im
Nibelungenlied, wo es heißt: »Es lag der
Wunsch darunter, von
Gold
[* 21] ein Rütelein«),
Stäben scheint sich die KlageHoseas: »MeinVolk fragt sein Holz,
[* 26] und sein Stab soll ihm wahrsagen« zu beziehen. Der Gebrauch der
Wünschelrute zur Aufsuchung verborgener Dinge entwickelte sich im Mittelalter zu einer besondern Wissenschaft namentlich einzelner Bergleute,
die man Rutengänger nannte. Man hielt einen in der Johannisnacht unter verschiedenen Ansprachen und Zeremonien
geschnittenen Gabelzweig vom Haselnußstrauch für vorzugsweise tauglich und trug ihn, gewöhnlich die Gabelenden mit beiden
Händen umschlossen, so, daß der Stiel der Gabel in die Höhe stand und sich dann nach den Orten, wo sich die gesuchten Dinge
befänden, bewegen (»schlagen«) sollte.
Alle Letztgenannten glaubten an eine besondere »elektrometrische« Kraft, welche in reizbaren (sensitiven) Personen durch Metalladern
oder unterirdisches bewegtes Wasser erregt werde und sich nicht bloß in den Bewegungen der in der Hand
[* 29] gehaltenen Holzzweige und andrer Dinge, sondern auch in körperlichen Empfindungen, ja Konvulsionen äußern sollte. Mehrere
der letzterwähnten »Metall- und Quellenspürer«, namentlich der italienische Landmann Campetti, mit welchem Amoretti und die
Physiker der MünchenerAkademie in den ersten Jahrzehnten unsers Jahrhundertsexperimentierten, benutzten statt
des Holzstabes auch den sogen. »bipolaren Cylinder«, einen zwischen Zeigefinger und Daumen gehaltenen Metallstab, und das »siderische Pendel«,
ein an einem Faden
[* 30] aufgehängtes StückKohle, Schwefelkies u. dgl., welches unter dem Einfluß
verborgener Metalle und strömenden Wassers in Schwingungen geraten sollte.
einen
davon nicht wesentlich verschiedenen »Tellurismus« und »Siderismus« sowie das »Od« (s. d.) zur Erklärung der nicht abzuleugnenden
Bewegungen genannter Instrumente zu Hilfe gerufen und eine kaum übersehbare Litteratur über diesen Gegenstand entstanden war,
gaben endlich Gilbert, Maréchaux, Erman, Pfaff u. a. diesem Aberglauben den Todesstoß, indem sie nachwiesen,
daß es sich einzig um Bewegungen handle, die durch unbewußte sogen. ideomotorische Bewegungen hervorgerufen werden, wie denn
bereits Zeidler in seinem 1700 erschienenen »Pantomysterium« nachgewiesen
hatte, daß die Rute sich alsbald bewegte, wenn der Träger
[* 34] derselben den gesuchten Gegenstand auch nur gefunden zu haben glaubte.
Chevreul (»Journal des Savants« 1854) hat diese Erklärung in neuerer Zeit durch geistreiche und umständliche
Versuche bestätigt.
Vgl. Vallemont, Physique occulte, ou traité de la baguette divinatoire (Par.
1696);
die gesamte ältere
Litteratur bei Aretin im »Neuen litterarischen Anzeiger« von 1807, S. 305-477; CarusSterne, Die Wahrsagung aus den Bewegungen
lebloser Körper unter dem Einfluß der menschlichen Hand (Weim. 1862).