bildet sich ein trockner
Schorf über den Wundrändern, unter welchem die Wunde ohne
Störung heilt
(Heilung unter dem
Schorf).
Bei großen Höhlenwunden dagegen vereinigt man die Ränder gar nicht, sondern stopft die ganze Wundhöhle mit Jodoformgaze
aus, die bei öfterm Verbinden erneuert werden muß. Ganz neuerdings läßt man dieseHöhlen sich mit
einem Blutgerinnsel füllen, welches die
Heilung günstig beeinflussen soll
(Heilung unter dem feuchten Blutschorf), doch ist
der Erfolg dieser Behandlung noch nicht allgemein anerkannt. Der früher vielgebrauchte Karbolspray wird heute gar nicht
mehr angewandt.
Die Allgemeinbehandlung eines Verwundeten besteht in kräftiger, leichtverdaulicher
Diät,
Milch,
Eiern,
Bouillon,
Wein etc.
Ein ganz geringes (sogen. aseptisches)
Fieber tritt zuweilen in den ersten
Tagen auch bei normalem Wundverlauf auf und rührt
von einer
Aufsaugung des normalen Wundsekrets in das
Blut her. Es ist bedeutungslos. Wichtig sind Vergiftungserscheinungen,
die sich nach
Aufnahme gewisser antiseptischer
Stoffe, besonders Karbol,
Sublimat und
Jodoform, einstellen.
(lat. Miraculum), nach scholastischer, auch von der protestantischen
Orthodoxie adoptierter Bestimmung ein Ereignis, welches den gewöhnlichen
Lauf der
Dinge durchkreuzt, aufhebt, suspendiert und
daher auf das außerordentliche Eingreifen einer über die
Natur erhabenen
Gottheit zurückgeführt werden muß. Von diesem
mit Hintansetzung der
Ordnung des natürlichen Geschehens sich vollziehenden, dem absoluten Wunder, unterscheidet man die aus
unsrer jeweiligen Kenntnis der
Naturgesetze nicht erklärbaren Begebenheiten als relative Wunder. Für die
ganze antike Weltbetrachtung verstand sich die Möglichkeit des Wunders durchaus von selbst, und als Wunder galt alles,
was, weil das religiöse
Gefühl erregend, auf unmittelbares Einwirken der
Gottheit zurückwies, wobei es dem gesunden religiösen
Gefühl weniger auf die Durchbrechung des Naturzusammenhangs als auf die Vergegenwärtigung des zwecksetzenden
WillensGottes ankam. So erschien dem
VolkIsrael wenigstens die eigne Geschichte und erscheint dem
Katholizismus die Geschichte
der
Kirche als wunderbar.
Der protestantische
Supernaturalismus endlich hat das Gebiet des Wunders auf den Verlauf der biblischen Geschichte, ja in
neuesten Zwittergestalten fast bloß noch auf die sogen. Heilsthatsachen,
d. h. namentlich auf die im apostolischen
Symbol namhaft gemachten Ereignisse, beschränkt,
wozu noch einige die Wunder der evangelischen
Geschichte (s.
Jesus Christus und
Evangelium) als Hauptbeweis für den übernatürlichen Ursprung des
Christentums beifügten.
Als Gegner der Wundertheorie traten
Spinoza aus philosophischen,
Hume und der englische
Deismus teilweise
auch aus historischen
Gründen auf (s.
Woolston). Im
Gegensatz dazu übernahm die theologische
Apologetik seit Mitte des vorigen
Jahrhunderts die schwierige Aufgabe der
Verteidigung des Wunders in historischer wie philosophischer Hinsicht.
Eduard, Philolog und Schulmann, geb. zu
Wittenberg,
[* 5] daselbst und in
Meißen
[* 6] gebildet, studierte seit 1818 in
Leipzig,
[* 7] ward an der Landesschule zu
Grimma
[* 8] 1823
Adjunkt, 1826
Professor, 1843
Direktor, trat 1866 in den
Ruhestand und starb daselbst Außer
Ausgaben von
Ciceros
»Oratio pro Plancio« (Leipz. 1830) und des
Sophokles (das. 1825, 1 Bd.;
sodann Gotha
[* 9] und Erf. 1831-37, 7 Bde.;
öfter einzeln wiederholt, zuletzt von
Wecklein, Leipz. 1875 ff.) sind von seinen
Schriften noch hervorzuheben: »Adversaria
in Sophoclis Philoctetem« (das. 1823),
»Emendationes in Sophoclis Trachinias«
(Grimma 1841),
lenkte er die
Aufmerksamkeit der weitesten ärztlichen
Kreise
[* 18] auf die junge
WienerSchule. 1841 gründete er mit
Roser das
»Archiv für physiologischeHeilkunde«, in welchem er für seine
neue
Richtung auch mit eignen
Arbeiten eintrat. In kurzer Zeit gewann er zahlreiche Anhänger, und die physiologische
Heilkunde
wurde das
Stichwort des medizinischen Fortschritts. 1843 begann er sein »Handbuch der
Pathologie und
Therapie« (Stuttg. 1846-54, 4 Bde.; 2. Aufl.
1855-57), welches sich besonders durch die streng naturwissenschaftliche
Methode auszeichnet. 1850 folgte
er einem
Ruf nach
Leipzig und begann hier seine Untersuchungen über den Fieberprozeß und die Körperwärme der Kranken. Durch
zahlreiche Abhandlungen und sein vielfach übersetztes Werk »Das Verhalten der
Eigenwärme in
Krankheiten« (Leipz. 1868, 2. Aufl. 1870) bewirkte er, daß
heute das
Thermometer
[* 19] als unentbehrliches Hilfsmittel der Diagnostik bei fiebernden Kranken gilt und der
Umfang und die Kenntnis der Fieberlehre in zwei Jahrzehnten eine völlige Umgestaltung erfuhren. 1866 gab er mit
Griesinger
und
Pettenkofer¶
mehr
das »Choleraregulativ« heraus. Er starb in Leipzig. Wunderlich schrieb noch: »Versuch einer pathologischen Physiologie des
Bluts« (Stuttg. 1844);