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verbündeten Heers. Von Polen ging er mit seinem König nach Dänemark, [* 2] wo er 1657 Fredericia und nach dem gegen seinen Rat unternommenen Übergang über die Belte nach Seeland (1658) Kronenborg einnahm. Dagegen gelang es ihm nicht, nachdem er aufs neue den Oberbefehl über die Flotte übernommen hatte (1659), den Entsatz Kopenhagens durch die vom Wind begünstigte holländische Flotte zu hindern. Während der Minderjährigkeit Karls XI. war er erst als Reichsadmiral und später als Reichsmarschall Mitglied der vormundschaftlichen Regierung.
Während des Dreißigjährigen Kriegs hatte er in Deutschland [* 3] ungeheure Beute gemacht, die er zu kostbaren Bauten auf seinem Gut Skokloster und in Stockholm [* 4] verwendete. In dem für Schweden [* 5] schmachvollen Kriege gegen Brandenburg [* 6] erhielt er zwar 1674 den Oberbefehl; doch war er fortwährend krank und mußte seinem jüngern Bruder, Waldemar, der am bei Fehrbellin [* 7] geschlagen wurde, die Führung des Kriegs überlassen. Er starb auf seinem Gut auf der Insel Rügen. Sein Leichnam wurde in dem Grabchor der von ihm neben dem Schloß Skokloster erbauten Kirche beigesetzt und ihm dort eine Reiterstatue errichtet.
3) Friedrich Heinrich Ernst, Graf von, preuß. Generalfeldmarschall, aus dem Geschlecht der vorigen stammend, geb. zu Stettin, [* 8] wo sein Vater Oberst eines Infanterieregiments war, trat 1796 als Junker in ein Dragonerregiment in Ostpreußen, [* 9] ward 1798 Leutnant, erwarb sich 1807 bei Heilsberg den Orden [* 10] pour le mérite, ward 1809 Rittmeister, nahm rühmlichen Anteil an den Schlachten [* 11] von 1813 und ward zum Major befördert. Zu Anfang 1814 wohnte er der Einschließung von Luxemburg, [* 12] dann den Gefechten im Februar, wobei er bei Etoges durch große Kühnheit sein Regiment vor Gefangenschaft rettete, später auch bei Laon und Sezanne bei und ward im April 1814 zum Oberstleutnant und Kommandeur des 2. westpreußischen Dragonerregiments befördert. 1815 rückte er zum Obersten auf, erhielt 1819 das 5. Kürassierregiment, 1821 das Kommando der 10. Kavalleriebrigade, leitete instruktive Kavalleriemanöver, wurde 1823 Generalmajor und 1834 Kommandeur der 13. Division in Münster, [* 13] wo er 1837 energisch die Unruhen dämpfte, welche die Wirren mit dem Erzbischof von Köln [* 14] hervorgerufen hatten. 1838 wurde er zum Generalleutnant und 1839 zum kommandierenden General des 1. Armeekorps in Königsberg [* 15] ernannt.
Mißhelligkeiten mit dem Wrangel zu freisinnigen Oberpräsidenten v. Schön hatten 1842 seine Versetzung als Kommandeur des 2. Armeekorps nach Stettin zur Folge. 1845 ward er Chef des 3. Kürassierregiments (in Königsberg), welches seinen Namen (Kürassierregiment Graf Wrangel) beibehalten hat. Im deutsch-dänischen Krieg von 1848 erhielt er den Oberbefehl über die deutschen Bundestruppen in Schleswig-Holstein. [* 16] Er siegte 23. April bei Schleswig [* 17] und drang in Jütland ein, legte aber schon 8. Sept. den Oberbefehl nieder, um den in den Marken zu übernehmen. Am 9. Nov. rückte er mit den bei Berlin [* 18] versammelten Truppen in die Hauptstadt ein, verhängte 12. Nov. den Belagerungszustand und stellte ohne Blutvergießen die Autorität der Regierung wieder her.
Zum
General der
Kavallerie ernannt, erhielt er 1849 zum Oberkommando in den
Marken noch das
Generalkommando des 3.
Armeekorps.
Im
Sommer 1852 bereiste er auf Einladung des
Kaisers von Rußland und in dessen
Gefolge die russischen
Staaten und besuchte
Konstantinopel.
[* 19] Bei Gelegenheit seines 60jährigen Dienstjubiläums ward er zum
Generalfeldmarschall ernannt
und
das
Kommando des 3.
Korps ihm abgenommen.
Beim Beginn des deutsch-dänischen
Kriegs im
Januar 1864 erhielt Wrangel das Oberkommando
über die alliierte österreichisch-preußische
Armee, trat dasselbe aber, da er seiner Aufgabe nicht gewachsen war, im
Mai an den
Prinzen
Friedrich
Karl von
Preußen
[* 20] ab. Gleichzeitig ward er in den Grafenstand erhoben. 1866 erhielt er kein
Kommando,
begleitete aber sein Kürassierregiment als Kriegsfreiwilliger nach
Böhmen.
[* 21] Er starb in
Berlin. Von seinen drei
Söhnen überlebte ihn keiner. Nur ein Enkel,
Gustav,
Graf Wrangel, geb. Legationssekretär
z. D.,
ist von der
Familie übrig. 1880 ward ihm auf dem
Leipziger
Platz in
Berlin ein Standbild errichtet.
Vgl. v. Meerheimb, Lebensbeschreibung des Grafen von Wrangel (Berl. 1877);
Maltitz, Lebensgeschichte des preuß. Feldmarschalls Grafen v. Wrangel (das. 1884);
»Geschichte der Familie v. Wrangel« (das. 1887, 2 Bde.).
4)
Ferdinand,
Baron von, Seefahrer, geb. in
Esthland,
[* 22] erhielt seine
Erziehung in dem Seekadettenkorps zu
Petersburg,
[* 23] machte unter
Golownin 1817-19 eine
Reise um die
Welt, wurde darauf Flottenleutnant und unternahm 1820 im Auftrag der
Regierung
eine selbständige Expedition in das
Nördliche
Eismeer. Er erreichte
Nishnij Kolimsk in
Ostsibirien, drang
von hier auf Hundeschlitten bis
Kap Schelagin vor, untersuchte die
Bäreninseln, gelangte im
Sommer 1821 bis zu den mittelkolimaischen
Jakuten, drang im März 1822 bis zu 72° 2' nördl.
Br. vor, ohne irgend eine
Spur von Land anzutreffen, und untersuchte während
der Sommermonate die Seeküste an der Mündung der
Kolima und das
Land der
Tschuktschen. Im
Februar 1823 unternahm
er eine neue Expedition über das
Kap Schelagin zurück nach dem
Norden,
[* 24] gelangte bis 70° 51' nördl.
Br., wo er, überzeugt
von der Unmöglichkeit einer weitern
Fahrt, umkehrte, und traf wieder in
Petersburg ein. Seine
auf dieser
Reise angestellten
»Physikalischen
Beobachtungen« wurden von
Parrot (Berl. 1827) herausgegeben, denen die ausführliche
Reisebeschreibung in russischer
Sprache
[* 25] erst viel später (Petersb. 1841, 2 Bde.)
folgte, nachdem bereits eine von G. v.
Engelhardt nach Wrangels
Journalen bearbeitete deutsche
Ausgabe (Berl. 1839, 2 Bde.)
erschienen war. 1825 unternahm Wrangel eine neue
Reise um die
Welt, von der er 1827 zurückkehrte, und wurde 1829 zum
Gouverneur von
Russisch-Amerika, dann zum
Konteradmiral ernannt, stand längere Zeit an der
Spitze der Marineverwaltung im russischen
Seeministerium und ward 1847 Vizeadmiral. 1849 übernahm er das
Amt eines
Direktors der Russisch
-Amerika
nischen
Handelskompanie
und ward 1854 zum ersten
Direktor der hydrographischen Abteilung des Marineministeriums sowie 1858 zum
Mitglied des
Staatsrats ernannt. Er starb in
Dorpat.
[* 26]
Vgl. L. v. Engelhardt, Ferd. v. Wrangel und seine Reise etc. (Leipz. 1885).