Wolseys finden zu müssen. Dieser wurde im
Oktober 1529 gestürzt und mußte seinen prächtigen
Palast zu
London,
[* 2] das spätere
Whitehall, verlassen und sich auf das Landhaus
Esher bei Hamptoncourt zurückziehen. Zwar ließ ihn der König im
Besitz der
BistümerYork und
Winchester, aber das
Parlament klagte ihn des
Mißbrauchs seiner geistlichen
Gewalt an und
verurteilte ihn zum Verlust seiner
Güter und zu ewigem Gefängnis.
Heinrich VIII. begnadigte ihn, verwies ihn aber ins Erzbistum
York, wo er zu Caywood seine
Residenz aufschlug. Im
November 1530 von neuem des
Hochverrats angeklagt, sollte er nach
London gebracht
werden, starb aber unterwegs 28. Nov. in der
AbteiLeicester.
[* 3] Wolsey liebte die
Wissenschaften und gründete aus
eignen
Mitteln mehrere Kollegien und Unterrichtsanstalten.
SeinLeben beschrieben
Cavendish (Lond. 1607, neue Aufl. 1885), Fiddes
(das. 1724),
Galt (3. Aufl., das. 1846),
Howard (das. 1824),
Martin (Oxf. 1862) und
Creighton (Lond. 1888).
Charlotte, gefeierte Schauspielerin, geb. zu
Köln,
[* 9] begann ihre Laufbahn in
Pest, spielte dann bei
reisenden
Gesellschaften und am Carltheater inWien
[* 10] und erhielt 1859 ein
Engagement am neuerbauten Viktoriatheater
in
Berlin,
[* 11] wo sie bis 1861 thätig war.
IhreDarstellung derHermione im »Wintermärchen« erregte hier das allgemeinste Aufsehen,
das auch ein sehr erfolgreiches Gastspiel auf
Engagement am
Wiener Hofburgtheater zur
Folge hatte. Sie hatte sich zwar mittlerweile
für das Thaliatheater in
Hamburg
[* 12] auf drei Jahre verpflichtet; doch gelang es ihr schon nach zwei
Jahren,
eine gütliche
Lösung des
Kontrakts zu bewirken, und die Künstlerin wurde so bereits 1862 für das Hofburgtheater in
Wien
gewonnen, zu deren größten Zierden sie seitdem im
Fach der
Heroinen und Anstandsdamen gehört. Mit allen
Mitteln zur
Verkörperung der höchsten dichterischen Aufgaben ausgerüstet, verfügt die Künstlerin über ein reiches
Repertoire, aus
dem wir nur die folgenden Meisterleistungen hervorheben: Adrienne Lecouvreur,
Phädra,
Maria Stuart, Orsina,
LadyMilford,
Messalina,
Begum Somru, Klara in
»MariaMagdalena«. Sie war vermählt mit dem
GrafenKarl O'Sullivan de
Graß (gest. 1888).
Arthur, bekannter Theaterdirektor, aus
Königsberg
[* 13] gebürtig, trat hier in den Justizdienst, aus
dem er 1844 ausschied,
um die Leitung des
Theaters seiner Vaterstadt zu übernehmen, die er bis 1876 fortführte. Er errichtete in dieser Zeit das
Wilhelmstheater in
Königsberg, verbesserte die Gagenverhältnisse, gab mit der Operngesellschaft seiner
Bühne im
Berliner
[* 14] und
Potsdamer Hoftheater (1851 und 1853) wie auch im
Friedrich Wilhelmstädtischen (1851 und 1853), im Krollschen
und Viktoriatheater (1864) zu
BerlinVorstellungen und leitete zugleich 1858-59 die Krollsche
Bühne. 1865 kaufte er
Meysels
Theater in
[* 15]
Berlin, das, zum »Woltersdorfftheater« umgewandelt, lange Zeit eine
HeimstätteBerlinerHumors war, später aber mehr und mehr sank. Woltersdorff, der unter dem
Titel:
»Theatralisches«
(Berl. 1856) auch eine historisch-kritische
Schrift verfaßt hat, starb in
Berlin.
1)
Reinhard,
Hydrotechniker, geb. 1757 im hannöv. Dorf Axstedt, ward 1785
Kondukteur bei den Wasserbauten
des
AmtesRitzebüttel, 1792-1836
Direktor der hamburgischen Wasserbauten und starb Er erwarb
sich besondere
Verdienste um die Regulierung der
Elbe durch deren Einschränkung mittels Leitdämme und durch die
Erfindung
eines sinnreichen, zur Zeit noch vielfach angewandten
Instruments zur Messung der Stromgeschwindigkeit, des Woltmannschen
Flügels.
Indem man diese Messungen an mehreren
Stellen eines Stromquerprofils von einem
Kahn aus vornimmt, deren
Resultate addiert und
durch die Zahl der
Beobachtungen dividiert, gelangt man zu der für Wasserbauten unentbehrlichen Kenntnis der mittlern Stromgeschwindigkeit.
Woltmann schrieb: »Beiträge zur hydraulischenArchitektur«
(Götting. 1791-99, 4 Bde.);
Eine
Ausgabe seiner »Sämtlichen Werke« veranstaltete seine
Witwe (Berl. 1818-21, 12 Bde.).
- Seine
GattinKaroline von Woltmann, geb. Tochter des Geheimrats und
ArztesStosch, war 1799-1804 mit dem
KriegsratKarl Müchler, dann seit 1805 mit Woltmann verheiratet und hatte vielfachen
Anteil an
dessen
Arbeiten.
¶
mehr
IhreErzählungen und Gedichte finden sich nebst denen ihres Gatten abgedruckt in »Karl und Karoline v. Woltmanns Schriften« (Berl.
1806-1807, 5 Bde.). Nach dem Tod ihres Gatten blieb sie in Prag zurück, später wendete sie sich nach Berlin, wo sie starb.
Von ihren Schriften sind hervorzuheben: »Volkssagen der Böhmen«
[* 28] (Prag 1815, 2 Bde.) und »Neue Volkssagen
der Böhmen« (Halberst. 1820, 2. Aufl. 1835);