Schon im Mai 1879 ward er von hier wieder abberufen, zum
Zivil- und Militärgouverneur von
Natal und
Transvaal ernannt und mit
der Beendigung des Zulukriegs an
StelleLordChelmsfords beauftragt. Die Gefangennahme
Cetewayos im
August und des Häuptlings
Sekokuni im
Dezember und die Reorganisation des unter mehrere Häuptlinge unter englischer
Oberhoheit verteilten
Zululandes wurde durch ihn durchgeführt. Im März 1880 kehrte er, zum
Generalquartiermeister der
Armee ernannt, nach
England
zurück; im April 1882 übernahm er das
Amt des Generaladjutanten des Kriegsdepartements. Im Juli 1882 wurde er zum
Kommandeur
der nach
Ägypten
[* 7] gesandten Expedition ernannt,
siegte 13. Sept. bei
Tell el Kebir und erhielt zur Belohnung
die Peerswürde mit dem
TitelLord Wolseley of
Cairo sowie eine
Leibrente.
Dagegen gelangen ihm der
Entsatz von
Chartum und die Rettung von
Gordon (1885) nicht. Dennoch ward er zum
Viscount erhoben. Er
schrieb außer einer
Reihe militärischer
Aufsätze in verschiedenen
Revuen (darunter neuerlich mehrere
sehr lebhaft gehaltene
Artikel gegen den
Bau eines
Tunnels unter dem
Kanal):
[* 8] »The soldier's pocketbook for field service« (1856, 5. Aufl.
1886),
»Narrative of the war with
China in
[* 9] 1860« (1862),
»The system of field manœuvres« (1872) und
den
Roman »Marley
Castle« (1877, 2 Bde.).
Die
Ausschlag gebende
Stellung, welche König
Heinrich VIII. in den
Kämpfen zwischen
KaiserKarl V. und
Franz I. von
Frankreich
einnahm, beutete Wolsey nicht minder zu seinem eignen Nutzen wie für des
Königs Machtvergrößerung aus. Er ließ sich zuerst
von
Franz I. gewinnen und gab demselben 1516 gegen ein Jahrgeld von 12,000
LivresTournai zurück. Der
Papst
ernannte ihn 1518 zum
Legaten a latere mit sehr ausgedehnten
Vollmachten und einem Jahrgeld von 7500
Dukaten. Mit Wolseys
Gewalt
stiegen aber auch sein
Stolz, seine Anmaßung und seine Prachtliebe. Er errichtete als
Legat seinen eignen
Gerichtshof, bedrückte den
Klerus, vereinigte willkürlich die reichen
BistümerDurham und
Winchester mit dem Erzbistum
York,
zog die
Abtei St.
Albans ein und riß viele andre
Pfründenan sich. Seine Einkünfte wurden dadurch fast denen der
Krone gleich,
und sein Aufwand überstieg
den der meisten
Könige.
Nachdem Wolsey lange Zeit zwischen
Franz I. und
Karl V. geschwankt hatte und von beiden Seiten mit Gunstbezeigungen
überhäuft war, entschied er sich endlich 1521 für den
Kaiser, der ihm ein reiches Jahrgeld gewährte und auf die Papstwürde
Aussichten machte; er schloß 25. Aug. und 24. Nov. mit
Karl einBündnis und erklärte
Frankreich den
Krieg.
Da aberKarl weder
Heinrichs VIII. französische Eroberungspolitik unterstützte, noch bei zweimaliger
Vakanz des päpstlichen
Stuhls
seinen Einfluß im
Konklave für Wolsey geltend machte, schloß dieser 1525
Frieden mit
Frankreich und erklärte sogar 1528 dem
Kaiser den
Krieg, der jedoch schon 1529 durch denFrieden von
Cambrai beendet wurde. Seine
Feindschaft gegen
Karl V. entzweite ihn auch mit dessen
Tante,
Heinrichs VIII. Gemahlin
Katharina von
Aragonien, und um seinen König mit einer
französischen
Prinzessin zu vermählen, suchte er dessen spanische
Ehe zu trennen. Auch
Heinrich wünschte die
Ehescheidung,
aber um sich mit
AnnaBoleyn, seiner Geliebten, zu vereinigen. Als nun der
Papst der
Scheidung Schwierigkeiten
entgegensetzte, glaubten der König und
Anna den
Grund hiervon in
Ränken¶
mehr
Wolseys finden zu müssen. Dieser wurde im Oktober 1529 gestürzt und mußte seinen prächtigen Palast zu London,
[* 12] das spätere
Whitehall, verlassen und sich auf das Landhaus Esher bei Hamptoncourt zurückziehen. Zwar ließ ihn der König im Besitz der
BistümerYork und Winchester, aber das Parlament klagte ihn des Mißbrauchs seiner geistlichen Gewalt an und
verurteilte ihn zum Verlust seiner Güter und zu ewigem Gefängnis. Heinrich VIII. begnadigte ihn, verwies ihn aber ins Erzbistum
York, wo er zu Caywood seine Residenz aufschlug. Im November 1530 von neuem des Hochverrats angeklagt, sollte er nach London gebracht
werden, starb aber unterwegs 28. Nov. in der AbteiLeicester.
[* 13] Wolsey liebte die Wissenschaften und gründete aus
eignen Mitteln mehrere Kollegien und Unterrichtsanstalten. SeinLeben beschrieben Cavendish (Lond. 1607, neue Aufl. 1885), Fiddes
(das. 1724), Galt (3. Aufl., das. 1846), Howard (das. 1824), Martin (Oxf. 1862) und Creighton (Lond. 1888).