Wolframsäureanhydrid, gibt mit
Salpetersäure oder
KalilaugeWolframsäure und verbindet sich mit
Chlor nur beim Erhitzen. Mit
Sauerstoff bildet es ein
Oxyd WO2 , blaues
Oxyd W2O5 und Wolframsäureanhydrid WO3 . Man
stellt Wolfram und
Legierungen desselben mit
Eisen
[* 2] und
Mangan im großen dar, um dieselben in der Stahlfabrikation zu
benutzen. Der Wolframstahl und das
Minargent sind die wichtigsten Wolframlegierungen.
Wolframsäureanhydrid (Wolframtrioxyd) WO3 findet sich als Wolframocker, entsteht beim Erhitzen von an der
Luft
und wird aus Wolframsäuresalzen beim
Kochen der
Lösung derselben mit
Säuren abgeschieden. Zur
Darstellung behandelt man fein
gepulverten Wolfram (das
Mineral) mit
Salzsäure, zuletzt unter Zusatz von etwas
Salpetersäure, bis
Eisen
und
Mangan möglichst entfernt sind, löst den Rückstand in
Ammoniak, verdampft die
Lösung zur
Kristallisation und glüht das
wolframsaure
Ammoniak.
Wolframhaltige
Zinnerze behandelt man im Flammofen mit Rohsoda und erhält dann beim
Auslaugen mit
Wasser eine
Lösung, welche
wolframsaures
Natron, aber nur
Spuren von zinnsaurem
Natron enthält. Das wolframsaure
Natron Na10W12O41 bildet
farblose
Kristalle mit 28
MolekülenKristallwasser, mit 2
MolekülenWasser, ist hygroskopisch, leicht löslich
in
Wasser, schmeckt bitterlich herb, reagiert alkalisch, wird durch
Wasser nicht zersetzt und schmilzt bei Rotglut.
Wolframsaurer
Baryt wird aus einem löslichen
Barytsalz durch wolframsaures
Natron gefällt, ist blendend
weiß und als
Surrogat des
Bleiweißes empfohlen worden, da es ebensogut deckt,
nicht nachdunkelt, auch durch
Schwefelwasserstoff
nicht verändert wird. Als Wolframweiß wurde auch das wolframsaure
Zinkoxyd empfohlen, welches aus einer
Lösung von
Chlorzink
und
Chlornatrium durch wolframsaures
Natron gefällt wird und besser deckt als
Zinkweiß. Wolframsaures
Chromoxyd wird aus Chromchloridlösung durch wolframsaures
Natron gefällt, ist grün und kann wie auch das wolframsaure
Kupferoxyd
zur
Darstellung von Anilinschwarz benutzt werden.
Andre Wolframsäuresalze wurden als
Malerfarben empfohlen. Schmelzt man wolframsaures
Natron mit Wolframsäureanhydrid und glüht
das
Gemenge inWasserstoff oder
Leuchtgas,
[* 9] so entsteht wolframsaures Wolframoxydnatron Na2W3O9
, ein metallglänzendes, goldgelbes kristallinisches
Pulver, welches bei Ausschluß der
Luft Glühhitze
erträgt, durch
Säuren und
Alkalien nicht angegriffen, in hoher
Temperatur aber durch
Sauerstoff und
Chlor zersetzt wird. Es
ist als
Safranbronze (Wolframbronze, Wolframgoldbronze) in den
Handel gekommen, das entsprechende violette, im
Sonnenlicht kupferglänzende
Kalisalz als
Magentabronze und eine Mischung des letztern mit blauem Wolframoxyd als Wolframviolett.
Diese
Bronzen können mit der Metallbronze nicht konkurrieren, sollen aber neuerdings zur Erzeugung verschieden gefärbter
Gläser benutzt werden. Bei Behandlung von wolframsaurem
Natron mit
Phosphorsäure entstehen die
Natronsalze zweier Phosphorwolframsäuren,
welche als sehr empfindliche Reagenzien auf
Alkaloide benutzt werden. Erhitzt man
Wolframsäure sehr mäßig
in
Wasserstoff, oder behandelt man sie mit
Salzsäure und
Zink, oder erhitzt man wolframsaures
Ammoniak bei Luftabschluß, so
entsteht blaues Wolframoxyd W2O5 , ein intensiv blaues, in
Wasser unlösliches
Pulver, welches an feuchter
Luft in
Wolframsäure übergeht.
Man benutzt es als
Mineralblau
(Wolframblau, blauer
Karmin), mit
Wolframsäure gemischt als grüne und mit
Magentabronze gemischt als violette
Farben.
Wolframsäure wurde 1781 von
Scheele im
Tungstein entdeckt, 1784 erhielten die Gebrüder
d'Elhuyar dieselbe
Säure aus dem
Wolframit und stellten auch das
Metall daraus dar. Die Wolframindustrie datiert seit den Bemühungen
von Oxland (1848), wolframsaures
Natron im großen darzustellen. Auf der
LondonerAusstellung 1862 zeigte
dieselbe eine überraschende
Entwickelung, seitdem aber haben die verschiedenen Wolframpräparate kaum an Bedeutung gewonnen.
vonEschenbach, neben
Gottfried von Straßburg und
Walther von der Vogelweide der bedeutendste
deutsche Dichter des
Mittelalters, wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrh. aus dem altadligen
Geschlecht, das von dem fränkischen
Städtchen
Eschenbach seinen
Namen führte, geboren. Über seine Lebensschicksale ist wenig bekannt. Aus mehreren Andeutungen
in seinen Gedichten geht hervor, daß er nicht der erstgeborne Sohn seines
Hauses war und dadurch der
Armut anheimfiel.
kritisch herausgegeben in LachmannsAusgabeWolframs; San Marte übersetzte sie in »Leben und Dichten Wolframs von Eschenbach«
(2. Bd., 1. Buch). In allen sprechen sich lebhaftes und starkes Gefühl und ehrenfeste Gesinnung aus. Von seinen größern Werken
ist vor allen »Parzival« (vollendet um 1210) zu nennen. WolframsQuelle
[* 12] war nach seiner eignen Aussage eine
doppelte: er kannte das uns erhaltene Gedicht des Chrétien de Troyes: »Le
[* 13] conte del graal«, außerdem aber ein andres, noch
nicht wieder aufgefundenes Werk eines Provençalen, Kyot. Wolfram von Eschenbach bezeichnet ausdrücklich Kyots Darstellung als die richtigere.
Man hat behauptet, allerdings ohne zwingenden Grund, daß dieser Kyot nur von Wolfram erdichtet sei, um
damit seine Abweichungen von Chrétien zu rechtfertigen. Seine Dichtung enthält in den zwei ersten Büchern die Vorgeschichte
des Helden, die Geschichte von ParzivalsVater Gahmuret, der, ein jüngerer Sohn des HausesAnjou, in heidnischen Landen eine Königin,
Belakane, erwirbt. Sie gebiert ihm einen Sohn, Feirefiz; er aber, vom Drang nach Abenteuern getrieben,
verläßt sie und kehrt nach Frankreich zurück, wo er in Herzeloide eine zweite Gattin findet.
Auch von dieser scheidet er und zieht aufs neue gegen die Heiden, um im Kampf mit ihnen zu fallen. Herzeloide gebiert einen
Sohn, Parzival, den sie, um ihn vor gleicher Gefahr zu schützen, in der Einöde erzieht. Allein der in
ihm schlummernde ritterliche Sinn treibt ihn in die Welt; er kommt an Artus' Hof, erwirbt die schöne Kondwiramur zur Gemahlin,
verläßt sie aber, um seine Mutter aufzusuchen. Er gelangt in die Burg des Gral, unterläßt jedoch die den
verwundeten Gralkönig Amfortas erlösende Frage. In Artus' Tafelrunde feierlich aufgenommen, erfährt er durch eine Gralbotin
seine Schuld und zieht nun aufs neue aus, den Gral zu suchen.
Durch den Einsiedler Trevrizent von seinem Zweifel an Gott bekehrt, ist er nach vielen Kämpfen, zuletzt mit seinem Freund Gawan
und seinem Halbbruder Feirefiz, endlich würdig, das Gralkönigtum zu erlangen. Einen nicht unbeträchtlichen
Teil des Gedichts nehmen die Abenteuer Gawans ein, welcher, der Typus eines höfischen Ritters, einen Gegensatz zu dem innerlich
tiefern Parzival bildet. Die auf die höchsten Fragen des Daseins, das Verhältnis des Menschen zu Gott, gerichtete Idee des Gedichts
macht dasselbe zu einem psychologischen Roman von hohem Interesse.
Ein zweites Gedicht Wolframs ist der unvollendete »Willehalm«, eine Episode aus dem LebenWilhelms des Heiligen von Orange. Seine
Quelle war das altfranzösische Heldengedicht »La bataille d'Aliscans«, welches nur einen Teil des
großen Sagencyklus von »Guillaume au court nez« umfaßt. Ulrich von dem Türlin (1253-78) glaubte den
»Willehalm« Wolframs von vornherein ergänzen zu müssen, und Ulrich von Türheim (um 1250) dichtete die letzten Thaten, die
Mönchwerdung und den TodWilhelms hinzu, beides unbedeutende Machwerke.
»Willehalm« steht hinter dem »Parzival« weit zurück, obgleich Sprache
[* 14] und Verskunst vorgeschritten erscheinen. Ungleich höher
steht wieder der nur in wenigen Bruchstücken vorliegende, von Wolfram selber nicht vollendete »Titurel«,
der nicht mit dem »JüngernTiturel« verwechselt werden darf, als dessen Verfasser Wolfram von Eschenbach früher ebenfalls galt. Den
eigentlichen Inhalt des ganzen Gedichts sollte wohl die Geschichte der Liebe Schionatulanders und Sigunes bilden, die schon
im »Parzival« als eine liebliche Episode hervortritt.
den Dichter des sogen. »JüngernTiturel«, der die Fragmente des »Titurel« zu einem großen Gedicht vervollständigte, das unter
WolframsNamen ging. Noch im 15. Jahrh. waren »Parzival« und »Titurel« gelesen und wurden bereits 1477 gedruckt. Dann für Jahrhunderte
verschollen, wurden erst in der Mitte des 18. Jahrh., namentlich durch
Bodmer und Breitinger, WolframsDichtungen wieder bekannt; doch sagte weder des erstern moderne Bearbeitung des »Parzival« (Zür.
1753) noch die des »Wilhelm von Orange« in Hexametern dem Geschmack des größern Publikums zu. Erst die neueste Zeit erhob Wolfram von Eschenbach wieder
zu der ihm gebührenden Ehrenstelle.
enthält neben schätzbarem Material viel Irrtümliches, da sie den »JüngernTiturel« noch als ein Werk Wolframs ansieht.
Ein richtigeres und tiefer greifendes Verständnis des »Parzival« eröffnete Lachmann in seiner »Auswahl
aus den hochdeutschen Dichtern des 13. Jahrhunderts« (Berl. 1820). Auch die erste kritische Ausgabe von Wolframs Werken gab
Lachmann (Berl. 1833, 4. Ausg. 1879),
eine Ausgabe des »Parzival« allein mit erklärenden Anmerkungen Bartsch (2. Aufl., Leipz.
1875-77, 3 Bde.). Neuhochdeutsche Übersetzungen besorgten San Marte (in »Leben und Dichten Wolfram von Eschenbachs«,
Magdeb. 1836-41, 2 Bde.; 3. Aufl.,
Halle
[* 16] 1886, 2 Bde., und »Wilhelm von Orange«, das. 1873) und Simrock (»Parzival und Titurel«, Stuttg. 1842, 2 Bde.; 6. Aufl.
1883).