kam in jungen
Jahren als Handlungslehrling nach
Paris,
[* 2] bezog dann aber noch, da der Kaufmannsstand seinen
Neigungen nicht zusagte,
die
Universität in
Bonn,
[* 3] um seine
Studien zu vollenden. Zugleich war er ein fleißiger Zeichner, so daß er eine »Humoristische
Rheinreise« mit selbst entworfenen
Illustrationen veröffentlichen konnte. Nach verschiedenen schriftstellerischenVersuchen
kehrte er nach
Paris zurück, um für die
Augsburger »Allgemeine
Zeitung«
Berichte über die jährliche
Kunstausstellung (den
»Salon«) zu schreiben.
Diese
Reise war für sein ganzes
Leben entscheidend. Wolff blieb in
Paris, zunächst als
Sekretär
[* 4] des ältern
Dumas, und trat dann
selbständig als französischer Journalist mit einem solchen Erfolg auf, daß seine leichten, geistreichen
Plaudereien als die eines
Vollblut-Parisers aufgenommen und geschätzt werden.
WolffsArtikel im
»Figaro«, insbesondere seine
Salonberichte wie seine Reisebriefe, erfreuen sich noch jetzt einer großen Beliebtheit. Für die
Bühne hat er immer nur
in
Gemeinschaft mit andern gearbeitet, in den
Jahren 1862 und 1863 mit H.
Rochefort: »Un homme du Sud« und
»Les mystères de l'hôtel des ventes«, dann
»Mémoires de
Réséda« (1865) mit
Rochefort und
Blum, »Les
Thugs à
Paris« (1866)
mit Grangé,
»Fin courant« und »Alouette« (1868 und 1881) mit
Gondinet;
ebenso eine
Reihe von Jahresrevuen, wie
»Paris en action«
(1879),
»Parfums deParis« (1880) mit
Raoul Toché. In Buchform erschienen von ihm noch: »Mémoires du boulevard«
(2. Aufl. 1866);
Eduard, Philolog, geb. zu Basel,
[* 6] studierte hier und in
Göttingen,
[* 7] unternahm 1854 eine
Studienreise nach
Paris, habilitierte sich 1856 in seiner Vaterstadt, wurde 1861 Gymnasialprofessor in
Winterthur, 1869 außerordentlicher, 1870 ordentlicher
Professor in Zürich,
[* 8] ging 1875 als ordentlicher
Professor nach
Erlangen
[* 9] und wirkt in gleicher
Eigenschaft seit 1880 inMünchen.
[* 10] Wölfflin hat sich besonders um die historische Erforschung des lateinischen Sprachgebrauchs verdient gemacht. Er
besorgte
Ausgaben des
Ampelius (Leipz. 1854), des sogen.
CäciliusBalbus(Basel
1854), des Polyänos (Leipz. 1860, 2. Aufl. 1886),
eine kritisch gesichtete des
Publilius Syrus (das. 1869), des
AsiniusPollio
»De bello africano« (das. 1889)
sowie eine
Ausgabe von
Buch 21-23 des
Livius (das. 1873, 3. Aufl. 1884).
EigneSchriften von ihm sind: »Livianische
Kritik und
Livianischer Sprachgebrauch«
(Winterthur 1864);
»Über die Gemination«
(das. 1882) u. a. Auch gibt er das
»Archiv für lateinische Lexikographie und
Grammatik« (Leipz. 1884 ff.) heraus, für das
über 200 Mitarbeiter in Thätigkeit gesetzt sind.
Kreisstadt im preuß. Regierungsbezirk
Kassel,
[* 28] an einem Zufluß der Erpe, 280 m ü. M., hat eine evang.
Kirche, ein
Amtsgericht und (1885) 2717 Einw. -
(Wolframit,
Scheel),
Mineral aus der
Ordnung der Wolframiate, kristallisiert in monoklinen, meist
säulenförmigen, selten lamellaren
Kristallen, bildet aber auch schalige, stängelige und großkörnige
Aggregate, ist bräunlichschwarz
mit metallähnlichem Diamantglanz oder
Fettglanz, meist undurchsichtig;
Härte 5-5,5, spez. Gew. 7,1-7,5.
Wolfram ist ein Eisenmanganwolframiat (FeMn)WO4 ^[(FeMn)WO4] mit etwa 76 Proz.
Wolframsäure. Ein nur
Mangan enthaltender
Körper ist der
Hübnerit aus
Nevada, während das reine Eisenwolframiat unbekannt ist. Als Verunreinigungen
kommen
Calcium,
Niob und
Tantal vor. Meist ist an alte granitische
Gesteine
[* 31] gebunden
(Erzgebirge,
Harz,
Cumberland,
Cornwall,
Limoges,
Ural); bei
Felsöbanya hat er sich auf
Klüften des Trachyts vorgefunden. Früher als wertloses
Material über die
Halde gestürzt,
dient das
Mineral jetzt zur
Darstellung vonWolframpräparaten und Wolframstahl.
Das
Metall kann direkt aus dem
Mineral Wolfram durch starkes Erhitzen mit
Kohle und
Digerieren der grauen porösen
Masse mit verdünnter
Salzsäure unter Luftabschluß erhalten werden. Aus Wolframsäureanhydrid durch
Kohle oder
Wasserstoff reduziert, ist es stahlgrau
bis zinnweiß, glänzend, hart, spröde, strengflüssiger als
Mangan,
Atomgewicht 183,5, spez. Gew. 19,120,
es ist an der
Luft unveränderlich, läuft beim Erhitzen blau an, verbrennt, fein verteilt, bei Rotglut zu
¶
mehr
Wolframsäureanhydrid, gibt mit Salpetersäure oder KalilaugeWolframsäure und verbindet sich mit Chlor nur beim Erhitzen. Mit
Sauerstoff bildet es ein Oxyd WO2 , blaues Oxyd W2O5 und Wolframsäureanhydrid WO3 . Man
stellt Wolfram und Legierungen desselben mit Eisen
[* 35] und Mangan im großen dar, um dieselben in der Stahlfabrikation zu
benutzen. Der Wolframstahl und das Minargent sind die wichtigsten Wolframlegierungen.
Wolframsäureanhydrid (Wolframtrioxyd) WO3 findet sich als Wolframocker, entsteht beim Erhitzen von an der Luft
und wird aus Wolframsäuresalzen beim Kochen der Lösung derselben mit Säuren abgeschieden. Zur Darstellung behandelt man fein
gepulverten Wolfram (das Mineral) mit Salzsäure, zuletzt unter Zusatz von etwas Salpetersäure, bis Eisen
und Mangan möglichst entfernt sind, löst den Rückstand in Ammoniak, verdampft die Lösung zur Kristallisation und glüht das
wolframsaure Ammoniak.
Wolframhaltige Zinnerze behandelt man im Flammofen mit Rohsoda und erhält dann beim Auslaugen mit Wasser eine Lösung, welche
wolframsaures Natron, aber nur Spuren von zinnsaurem Natron enthält. Das wolframsaure Natron Na10W12O41 bildet
farblose Kristalle mit 28 MolekülenKristallwasser, mit 2 MolekülenWasser, ist hygroskopisch, leicht löslich
in Wasser, schmeckt bitterlich herb, reagiert alkalisch, wird durch Wasser nicht zersetzt und schmilzt bei Rotglut.
Wolframsaurer Baryt wird aus einem löslichen Barytsalz durch wolframsaures Natron gefällt, ist blendend
weiß und als Surrogat des Bleiweißes empfohlen worden, da es ebensogut deckt,
nicht nachdunkelt, auch durch Schwefelwasserstoff
nicht verändert wird. Als Wolframweiß wurde auch das wolframsaure Zinkoxyd empfohlen, welches aus einer Lösung von Chlorzink
und Chlornatrium durch wolframsaures Natron gefällt wird und besser deckt als Zinkweiß. Wolframsaures
Chromoxyd wird aus Chromchloridlösung durch wolframsaures Natron gefällt, ist grün und kann wie auch das wolframsaure Kupferoxyd
zur Darstellung von Anilinschwarz benutzt werden.
Andre Wolframsäuresalze wurden als Malerfarben empfohlen. Schmelzt man wolframsaures Natron mit Wolframsäureanhydrid und glüht
das Gemenge in Wasserstoff oder Leuchtgas,
[* 42] so entsteht wolframsaures Wolframoxydnatron Na2W3O9
, ein metallglänzendes, goldgelbes kristallinisches Pulver, welches bei Ausschluß der Luft Glühhitze
erträgt, durch Säuren und Alkalien nicht angegriffen, in hoher Temperatur aber durch Sauerstoff und Chlor zersetzt wird. Es
ist als Safranbronze (Wolframbronze, Wolframgoldbronze) in den Handel gekommen, das entsprechende violette, im
Sonnenlicht kupferglänzende Kalisalz als Magentabronze und eine Mischung des letztern mit blauem Wolframoxyd als Wolframviolett.
Diese Bronzen können mit der Metallbronze nicht konkurrieren, sollen aber neuerdings zur Erzeugung verschieden gefärbter
Gläser benutzt werden. Bei Behandlung von wolframsaurem Natron mit Phosphorsäure entstehen die Natronsalze zweier Phosphorwolframsäuren,
welche als sehr empfindliche Reagenzien auf Alkaloide benutzt werden. Erhitzt man Wolframsäure sehr mäßig
in Wasserstoff, oder behandelt man sie mit Salzsäure und Zink, oder erhitzt man wolframsaures Ammoniak bei Luftabschluß, so
entsteht blaues Wolframoxyd W2O5 , ein intensiv blaues, in Wasser unlösliches Pulver, welches an feuchter
Luft in Wolframsäure übergeht.
Man benutzt es als Mineralblau (Wolframblau, blauer Karmin), mit Wolframsäure gemischt als grüne und mit
Magentabronze gemischt als violette Farben. Wolframsäure wurde 1781 von Scheele im Tungstein entdeckt, 1784 erhielten die Gebrüder
d'Elhuyar dieselbe Säure aus dem Wolframit und stellten auch das Metall daraus dar. Die Wolframindustrie datiert seit den Bemühungen
von Oxland (1848), wolframsaures Natron im großen darzustellen. Auf der LondonerAusstellung 1862 zeigte
dieselbe eine überraschende Entwickelung, seitdem aber haben die verschiedenen Wolframpräparate kaum an Bedeutung gewonnen.