mehr
mittels
Rampe oder
Treppe
[* 2] zugänglichen großen
Saal. Vor diesem Wohnhaus
[* 3] befand sich ein
Vorhof mit einem zum Empfang der
Fremden bestimmten
Pavillon. Vor dessen Eingangsthür, in deren
Sturz nächst dem
Namen des Besitzers ein gastfreundlicher
Wahlspruch eingehauen
war, befand sich ein
Portikus, mindestens ein Vordach mit zwei
Säulen,
[* 4] worüber
Fahnen wehten und eine
Reihe mit
Gittern umgebener
Bäume. Statt des
Daches hatten die
Häuser eine mit
Zinnen versehene
Terrasse, welche bei den
Reichern
mit einem auf kurzen
Säulen ruhenden leichten
Dach,
[* 5] bei den
Ärmern nur mit einem das Regenwasser nach der Mitte des Gebäudes
oder dem
Hof
[* 6] ableitenden Bretterdach versehen war.
Hier und da war ein Teil des Hauses turmartig erhöht, während Galerien, Brüstungen und Säulen bunt und phantastisch bemalt waren. Auch die ägyptischen Landhäuser waren ähnlich eingerichtet, nur von größerm Gehege umgeben, welches die Wirtschaftsgebäude und Gärten einschloß. Die letztern waren häufig mit Wasseranlagen, Gebüschen und Aussichtsterrassen geschmückt, während Zelte, Lauben und Baldachine in Höfen und Gärten zum Genuß des Schattens einluden.
Aus
Assyrien und
Persien
[* 7] sind zur Zeit nur Herrscherpaläste bekannt, welche von einer großartigen Raumanordnung, vorgeschrittenen
Bauweise und einer reichen, mehr oder minder geschmackvollen Formenausstattung
Zeugnis ablegen.
Mehr ist aus den
Berichten von
Schriftstellern und den Untersuchungen neuerer
Forscher über das griechische Wohnhaus
bekannt. Die Haupteingangsthür
desselben führte zu der schmalen
Hausflur, an welcher zu beiden Seiten untergeordnete
Räume, wie
Ställe, Thürhüterraum
etc., lagen.
Durch eine zweite
Thür gelangte
man in den oft mit einem Peristyl umgebenen
Hof, worin sich die
Wohnung der
Männer befand. Eine
Zwischenthür führte von da zu der innern zweiten Abteilung, der Frauenwohnung, in deren
Hof, jener
Thür
gegenüber, sich ein nach der Hofseite offenes, nur durch Vorhänge geschlossenes Gemach befand, woran sich zu beiden Seiten
je ein Schlafzimmer und hinten ein Arbeitszimmer anschlossen (s. den
Grundriß eines griechischen Wohnhauses
im
Artikel
»Griechenland«,
[* 8] S. 682). Dem griechischen verwandt war das etruskische Wohnhaus
, welches ursprünglich sehr eng und mit steilem, weit
vorspringendem Strohdach versehen war, dessen
Sparren gekreuzt und über die
First hinaus verlängert waren.
Die spätere Erweiterung des
Hauses führte zur
Anlage eines von Gebäuden umschlossenen, von der
Straße durch eine
Hausflur
zugänglichen
Hofs, des
Atriums, von dessen ringsum laufendem breiten Dachvorsprung das Regenwasser nach
einem inmitten des
Hofs angebrachten
Bassin lief. Dieses
Atrium bildete später den
Mittelpunkt auch des römischen Wohnhauses
,
welches wir teils aus den Schriftstellern, insbesondere Vitruvs
Beschreibung, teils aus
Ruinen kennen (vgl. Art.
»Römisches Reich«,
S. 939, und Tafel
»Baukunst
[* 9] VI«,
[* 10] Fig. 4-6).
In den
Städten nach der
Straße hin mit einer
Reihe von Werkstätten
und
Läden versehen, führte die oft in der Mitte zwischen denselben befindliche Hausthür über einen Vorplatz durch eine
zweite
Thür über einen zweiten Vorplatz nach jenem
Hof, dessen drei hintere Seiten ebenfalls von Gebäuden
umschlossen waren.
Dem Haupteingang gegenüber lag das Empfangs- und Geschäftszimmer des Hausherrn, an welches sich das Empfangs- und Wohnzimmer der Hausfrau anschloß, dessen Eingang jedoch in dem gewöhnlich mit einem Peristyl versehenen zweiten Hof lag. Dieser stand mit dem Atrium durch einen engen, an dem Herrnzimmer vorbeiführenden Gang [* 11] in Verbindung, war von den Speise-, Gesellschafts- und Schlafzimmern sowie von den nötigen Wirtschaftsräumen, als Küche und Speisekammer, umgeben und besaß meist einen besondern Ausgang nach einer Seitenstraße. In kleinern Städten hatten die Wohnhäuser [* 12] meist nur ein von dem Atrium her beleuchtetes Obergeschoß, welches die Dienerschaft bewohnte. In größern Städten, wo man zur möglichsten Verwertung teurer Bauplätze genötigt war, führte man mehrere mit Fenstern nach der Straße und dem Peristyl versehene Stockwerke für Mieter auf, welche ein eignes Treppenhaus und einen besondern Brunnen [* 13] erhielten.
Den römischen in der Anordnung der Räume sehr ähnlich sind die chinesischen Wohnhäuser, welche jedoch meist einstöckig sind. Wo zwei Stockwerke vorkommen, tritt das obere gegen das untere zurück. Die Dächer sind meist aus Bambusholz hergestellte, mit Glanzziegeln gedeckte Walmdächer, deren Gratsparren stark eingebogen und mit ebensolchen Dachtraufen verbunden sind. Die untern Enden der Gratsparren sowie die Fenster sind mit phantastischem Schnitzwerk, als: Drachen, Blumen, Glöckchen und Schnörkeln, verziert, die Höfe mit Ziegeln oder Marmor gepflastert, die Wände glatt geputzt und gemalt oder mit Porzellanplatten bekleidet.
Während die Vorderseite oft reichverzierte Kaufläden enthält, schließen sich an die Rückseite
Hallen und
Lauben sowie
der mit
Teichen, künstlich verkrüppelten
Bäumen und Felsenpartien ausgestattete
Garten
[* 14] an. Nach dem
Sturz der Römerherrschaft
war das Wohnhaus
anfangs nur geringfügigen Änderungen unterworfen, vielmehr zeigen die frühromanischen
Häuser im wesentlichen
noch die
Anordnung des römischen Wohnhauses.
Nur die Frauengemächer nebst
Zubehör reihen sich allmählich an das
Atrium,
während das Peristyl nur von Prunkzimmern umschlossen wird.
Gibt sich schon hierin ein durch das
Christentum bedingtes innigeres Familienleben kund, so wurde auch
die
Teilnahme am öffentlichen
Leben mehr Familiensache und führte zu einer Vergrößerung der
Fenster nach der
Straße, einer
Verbreiterung des Vorplatzes und selbst einer
Anordnung von Wohnzimmern in dem untern
Geschoß
[* 15] der Straßenfronte. Hierzu trug
auch die
Disposition des byzantinischen Wohnhauses
nicht unwesentlich bei, welche, anfangs auf reichere
innere und sparsame äußere
Ausstattung bedacht, später auch nach außen größern
Reichtum entfaltete. So öffnete sich
das Erdgeschoß des frühmittelalte
rlichen Wohnhauses
nach der
Straße in breiter
Halle,
[* 16] worin die
Klienten zusammenkamen, und
neben welcher sich Wirtschaftsräume, Werkstätten und Kaufläden befanden. Im
Mittelpunkt des obern
Geschosses lag ebenfalls
eine
Halle, worin sich die
Familie versammelte, und welche von Schlafzimmern und andern Familienräumen umgeben war.
Erst mit der
Entwickelung des Städtewesens bildete sich in
Deutschland
[* 17] das mittelalte
rliche Wohnhaus
(s. Tafel I,
[* 1]
Fig.
1, 2, 4, 5), heraus. Eine seitlich mit Sitzen versehene
Thür führte hierbei in eine geräumige
Halle,
zu deren Seiten sich gewöhnlich Kaufläden, bisweilen mit darüber befindlichen niedrigen Zwischengeschossen, oder andre
Geschäftslokale, selten Wohnzimmer, etwa für den Hausmeister, befanden. Von ihnen führte sowohl eine
Thür in den
Hof, um
welchen sich Werkstätten, Waschräume,
Stallungen und andre Wirtschaftsräume reihten, als auch eine meist gewundene
Treppe
in das Obergeschoß, welches nach vorn eine meist schmale, aber tiefe Prunkhalle
¶
mehr
mit Erker und Nebenzimmern, nach hinten eine Galerie, bisweilen eine lange, meist tiefe Banketthalle, Küche und Zubehör enthielt.
Miethäuser und die in den Hintergassen liegenden Wohnhäuser erhielten kleine Hausfluren und in jedem Stockwerk die gemeinschaftliche
Halle, worin die Familie wohnte, arbeitete, speiste und Besuche empfing, inmitten der erforderlichen Schlaf- und
Wirtschaftsräume. Der Stil des mittelalte
rlichen Wohnhauses
entwickelte sich aus den verschiedenen, besonders an Kirchenbauten
erkennbaren Stilrichtungen des Mittelalters und ging von den romanischen durch die Formen des Übergangsstils allmählich zu
den gotischen Formen über, welche sich nach den einzelnen Ländern und nach dem Baumaterial verschieden gestalteten.
Beispiele gotischer Wohnhäuser geben die Figuren 1, 2, 4 u. 5 der Tafel I, wovon die beiden erstern deutsch-gotische Wohnhäuser, bez. einen Backstein- u. Hausteinbau, [* 18] Fig. 4 einen französisch-gotischen Holzbau und [* 18] Fig. 5 einen italienisch-gotischen Palast in Steinbau darstellen. Die Haupteingangsthüren der steinernen Wohnhäuser dieser Periode sind meist spitzbogig überwölbt [* 18] (Fig. 1, 2 u. 5), während die Fenster teils spitzbogig [* 18] (Fig. 1 u. 5), teils gerade [* 18] (Fig. 2), überdeckt und im letztern Fall bei größern Fensteröffnungen mit steinernen Fensterkreuzen versehen sind. Die Thür- und Fensteröffnungen der hölzernen Wohnhäuser der gotischen Zeit zeigen diesem Baumaterial am meisten entsprechende gerade Überdeckung [* 18] (Fig. 4). Zur Erzielung schlanker Verhältnisse wird die Vertikalteilung bevorzugt und bei Steinbauten durch hervortretende Lisenen [* 18] (Fig. 1), bei Holzbauten durch Hervorheben der Pfosten und Ständer (Ständerhaus, [* 18] Fig. 4) erzielt.
Hierbei ist das Dach der gotischen Wohnhäuser in nordischen Ländern steil ansteigend und entweder nach vorn abgewalmt und dann durch ein kräftiges, zeitweise mit Zinnen gekröntes Hauptgesims verdeckt [* 18] (Fig. 2), oder an der Straßenseite meist durch einen Giebel abgeschlossen [* 18] (Fig. 1 u. 4), welcher in mehr oder minder lebendiger Gliederung nicht selten das Dach weit überragt [* 18] (Fig. 1). In südlichen Ländern bleibt das Dach flach und wird durch ein wagerechtes Gesims [* 19] abgeschlossen, welches bei reicherer Ausstattung oft durch einen Spitzbogenfries unterstützt und durch einen fortlaufenden verzierten Aufsatz bekrönt wird [* 18] (Fig. 5). Erker, Ecktürmchen sowie Figuren auf Kragsteinen und unter zierlichen Verdachungen [* 18] (Fig. 2) dienten dem Wohnhaus zum Schmuck, während man den vordern Teil desselben nicht selten auf überwölbte oder flach gedeckte, nach außen offene Bogenhallen, die sogen. Lauben, stützte, wodurch in einzelnen Städten, z. B. in Braunschweig [* 20] und Bern, [* 21] ein ununterbrochener, längs der Straßen hinziehender Bogengang entstand.
Die zuvor bezeichnete Anordnung des Wohnhauses erhielt sich in Deutschland fast durch das ganze Mittelalter mit nur geringer Abänderung in den Städten, während sich auf den Dörfern die Wohnhäuser der Bauern nach den einzelnen Provinzen und Stämmen sehr verschieden gestalteten. Als hervorragende Typen sind hier das westfälische oder sächsische, das slawische, das schwäbische und schweizerische sowie das mitteldeutsche Bauernhaus, [* 22] das bayrische Alpenhaus und der thüringische Bauernhof hervorzuheben, unter welchen das erstere sämtliche Wohn- und Wirtschaftsräume unter einem Dach, das letztere dieselben getrennt und um einen Hof gereiht enthielt; s. Bauernhaus. In Italien [* 23] behielt man im Anfang des Mittelalters die räumliche Anordnung teils des byzantinischen, teils des römischen Wohnhauses bei, bis im Lauf des 15. Jahrh., besonders in Oberitalien, [* 24] viele deutsche Elemente eindrangen.
Hierzu gehören die in Bologna, Verona, [* 25] Genua [* 26] etc. erbauten Bogengänge, während der von Säulenhallen umgebene, zugleich als Saal und Familienplatz dienende Hof in Unteritalien herrschend blieb. Als Mittelglied zwischen dem bürgerlichen Wohnhaus und den Burgen [* 27] sind die Paläste der Großen anzusehen. Während ähnliche Schwankungen in der Raumordnung auch das spanische Wohnhaus berührten, nahm dasselbe in England einen bestimmten Entwickelungsgang. Bis zum 12. Jahrh. hatten die ländlichen Wohnhäuser rechteckige Grundrisse und zwei Stockwerke, wovon das untere gewölbt, das obere durch eine Freitreppe zugänglich und mit dem einzigen heizbaren Raum versehen war.
Die städtischen Wohnhäuser hatten in der Mitte eine durch alle Geschosse reichende, meist gewölbte, oft auch mit Holzdecke versehene Halle und viereckige Fenster, in deren Nischen Sitze angebracht waren. Im Anfang des 13. Jahrh. wurden die Wohnhäuser oft sehr unregelmäßig gruppiert, erhielten entweder zu beiden Seiten ummauerte Höfe mit Wall und Graben sowie Freitreppen, welche zu dem mit 2-3 heizbaren Räumen versehenen Obergeschoß führten, oder unten den Eingang in das nur teilweise gewölbte Untergeschoß, während die Haupträume oben und durch eine Turmtreppe zugänglich waren.
Dieser Festungscharakter wurde im 14. Jahrh. wenigstens bei allen vor der Stadt liegenden Wohnhäusern durch den Zusatz eines Turms noch gesteigert, während noch die in den Städten liegenden Gebäude oft mehrere Einen gemeinschaftlichen Hof mit schmalem Eingang und vorgebautem Obergeschoß hatten. Im 15. Jahrh. verschwand der Festungscharakter, die große Halle erhielt ein Einfahrtsthor;
oft waren die Untergeschosse hallenartig nach der Straße geöffnet;
kleinere Besitzer begnügten sich mit einem turmartigen Bau;
Decken wurden zum Teil ganz aus Holz [* 28] hergestellt, die Wände vielfach mit Holz bekleidet oder bemalt. Im 16. Jahrh. wurde die Holzarchitektur des Innern vielfach mit Stuckverzierung vereinigt, auch solche zu den Treppengeländern und Kamindekorationen verwendet.
Die Holzhäuser, welche
schon im 14. Jahrh. vereinzelt auftraten, vorspringende Obergeschosse und durchgehende Fensterreihen
hatten, erhielten jetzt nur noch an den Ecken Vorsprünge, während sie in der Mitte glatt blieben und
eine nicht mit Feuerstelle versehene offene Halle bildeten. Erst gegen das Ende des 16. Jahrh. wurden dieselben mit Galerien
versehen, bewahrten aber noch lange ihren mittelalte
rlichen Charakter. An den deutschen Wohnhäusern des 16. und 17. Jahrh.
gewahren wir vorzugsweise diejenigen äußerlichen Veränderungen, welche mit der Rückkehr von den gotischen
Formen zu den antiken verbunden waren (s. Tafel I,
[* 18]
Fig. 3, 6, 8 u.
9) und durch die Stilformen der Früh-, Hoch- und Spätrenaissance ihren Ausdruck fanden.
Während
[* 18]
Fig. 3 einen Holzbau aus der Übergangszeit darstellt, bei welchem die obern Geschosse, um bei beschränktem Bauplatz
deren Innenraum zu vergrößern, auf Balkenköpfen und Kraghölzern vorgebaut sind, stellen die Figuren
6-9 bereits entwickelte Wohnhausbauten der Frührenaissance in Italien und der Spätrenaissance in Deutschland dar. Der in
[* 18]
Fig. 7 wiedergegebene venezianische Palast zeigt in der Verbindung von Vertikal- und Horizontalgliederung und in der gleichzeitigen
Anwendung romanischer und römischer Bauformen die Verschmelzung mittelalte
rlicher und antiker Motive.
Auch die beiden in
[* 18]
Fig. 6, 8 u. 9 dargestellten deutschen, bez.
in Stein und Holzfachwerk ausgeführten Wohnhäuser lassen
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