gefährlich wegen ihrer
Kälte als wegen ihrer
Gewalt, welche so
groß ist, daß oft
Menschen sowie ganze Viehherden umkommen,
die von ihnen im
Freien überrascht werden.
Peter Andrejewitsch,
Fürst, russ. Schriftsteller, geb. 12. Juli
(a. St.) 1792 zu
Moskau,
[* 2] erhielt eine sehr
sorgfältige
Erziehung, die er auf der
Universität zu
Moskau vollendete, und ward dann im
Finanzministerium angestellt, wo er
viele Jahre hindurch verschiedene
Stellungen bekleidete. 1855 zum
Gehilfen des
Ministers der Volksaufklärung ernannt,
blieb er in dieser
Stellung nur zwei Jahre und bekleidete fortan nur noch bei
Hof,
[* 3] wo er sehr beliebt und geachtet war, das
nominelle
Ehrenamt eines Obermundschenken. Er starb in
Petersburg.
[* 4]
Des
Fürsten Wjäsemskij litterarische Thätigkeit umfaßt eine
Periode von fast 70
Jahren, in welcher er als Dichter,
Kritiker und Litterarhistoriker unermüdlich thätig war.
ScharferGeist, lebhafte
Phantasie, meisterhafte Beherrschung der
Sprache,
[* 5] treuer, ehrenhafter
Charakter: das sind die Hauptvorzüge seines
Wesens. Er war innig befreundet mit
Puschkin und unterhielt
stets die lebhaftesten Beziehungen zu allen hervorragenden russischen Persönlichkeiten seiner Zeit, so daß seine zahlreichen,
nach seinemTod allmählich zur Veröffentlichung gelangenden
Briefe für die Geschichte seiner Zeit von
größtem Wert sind. Seine gesammelten Werke erschienen in 10
Bänden (Mosk. 1886).
Wjasma ist sehr alt und gab den
FürstenWjäsemskij ihren
Namen. Es gehörte fast das ganze 15. Jahrh. hindurch den Litauern, kam
zu Anfang des 17. Jahrh. an
Polen und wurde nach dem hier 1634 zwischen Rußland und
Polen abgeschlossenen
Frieden wieder mit Rußland vereinigt. Als die
Russen hier die für sie siegreiche
Schlacht unter
Miloradowitsch gegen
die
Franzosen schlugen, brannten viele
Fabriken und 1064
Häuser der Stadt ab.
Sümpfe sind fast allenthalben. Vom
Areal entfallen 30,7 Proz. auf
Äcker, 54,9 auf
Wald, 7 auf
Wiese und
Weide,
[* 13] 7,4 Proz. auf
Unland. Die sehr ausgedehnten
Wälder liegen namentlich in den nördlichen
Kreisen.
Bau- und
Brennholz sowie
Holzfabrikate aller Art werden in
Masse stromabwärts in die
Gouvernements der untern
Wolga geflößt; in neuester Zeit sind
jedoch die
Wälder stark gelichtet worden. Das
Klima
[* 14] ist sehr rauh und kalt; die mittlere Jahrestemperatur beträgt + 2,2°
C. (im
Winter -12,7,° im
Sommer +17,2°). Der
Winter dauert ungefähr ein halbes Jahr, er fängt im
Oktober
an und endet gegen Mitte April.
Die
Bevölkerung
[* 15] belief sich 1885 auf 2,859,004 Einw., von welchen 85 Proz.
Russen, der Rest auf
Wotjaken,
Tscheremissen,
Tataren,
Teptjären,
Baschkiren, Permjaken, Bissermjänen,
Zigeuner,
Juden,
Syrjänen,
zum kleinsten Teil auf
Polen und Deutsche
[* 16] entfällt. Die griechisch-orthodoxe
Konfession ist die vorherrschende
(93,3 Proz.); außer dieser sind vertreten Sektierer (2,2),
Heiden (0,39), Katholiken und
Lutheraner (4,11 Proz.). Die Zahl der Eheschließungen war 1885:
20,287, der Gebornen 130,455, der Gestorbenen 115,110. Die
Bevölkerung gehört zum größten Teil dem Bauernstand an, und
Wjatka wird daher auch das Bauerngouvernement genannt.
der Krone; es sind Gewehr- und Maschinenfabriken. In der Gießerei
[* 27] von Slobodsk werden jährlich gegen 5000 Kirchenglocken gegossen.
Man zählt (1881) 684 Fabriken mit 9710 Arbeitern und einem Produktionswert von 15 Mill. Rubel. Hauptsächlich besteht die
Industrie in Branntweinbrennerei und Gerberei, doch sind auch die chemische Industrie, Papierfabrikation,
[* 28] Glasindustrie und
Maschinenbau rühmlich vertreten. Vielfach verdingen sich die Bauern als Kahnzieher, als Arbeiter auf den sibirischen Goldwäschereien,
als Zimmerleute in den benachbarten Gouvernements, d. h. liegen den sogen. Wandergewerben ob. Hausindustriell wird namentlich
die Leinweberei (jährlich ca. 12-14 Mill. m Leinwand) und Verfertigung von Holzwaren (Möbeln, Wagen, hölzernen Tabakspfeifen)
betrieben; außerdem die Anfertigung von Fischernetzen, Sicheln, billigem Kupferzeug, Gurten, das Gerben,
Drechseln etc. Oft betreibt ein ganzes Dorf nur ein Gewerbe.
Vgl. »Historisch-statistisches Sammelwerk des Gouvernements Wjatka« (Wjatka
1880).
Die Hauptstadt Wjatka (früher Chlynow genannt), an der Wjatka, hat 18 Kirchen (darunter eine Kathedrale mit vielen Kostbarkeiten),
ein Mönchskloster (Uspenskoi Trifonow), welches, 1580 erbaut, früher 24,000 Leibeigne besaß, ein Nonnenkloster, ein
klassisches Gymnasium, ein Mädchengymnasium, ein Lehrerseminar, ein geistliches Seminar, eine kleine öffentliche Bibliothek, 2 öffentliche
Parke, Fabrikation von Wachs-, Stearin- und Talglichten sowie Leder, einen bedeutenden Jahrmarkt und (1886) 24,998 Einw. Wjatka ist
Bischofsitz.