[* 1] die zweite
See- und Handelsstadt des Großherzogtums
Mecklenburg-Schwerin, an der Südspitze einer durch die
InselnPoel und Lieps geschützten
Bucht der
Ostsee,
Knotenpunkt der
Linien Kleinen-Wismar und
Wismar-Rostock der Mecklenburgischen
Eisenbahn,
ist regelmäßig gebaut, hat vier
Thore und noch viele mittelalterliche Giebelhäuser. Die hervorragendsten
Gebäude sind: die Marienkirche im gotischen
Stil mit einem 80 m hohen
Turm
[* 10] aus dem 14. Jahrh.;
die Georgenkirche aus dem 14. und 15. Jahrh.,
neuerdings renoviert;
die zierliche, hohe Nikolaikirche, aus dem 15. Jahrh., ebenfalls renoviert, mit alten
Wandmalereien;
dieHeilige-Geistkirche, das
Rathaus mit gotischem Kellergewölbe, die »alte
Schule«, ein gotischer
Bau,
um 1300 aufgeführt, jetzt Altertumsmuseum, der Fürstenhof, eins der seltenern
Beispiele durchgebildeten Backsteinbaues,
im
Stil der italienischen Frührenaissance, von
HerzogJohannAlbrecht im 16. Jahrh. begonnen, neuerdings restauriert, früher
Residenz der
Herzöge, später schwedisches
Tribunal, jetzt
Amtsgericht, dasTheater,
[* 11] das neue Schlachthaus
etc. Die Zahl der Einwohner beläuft sich (1885 mit der
Garnison (2 Füsilierbat. Nr. 90) auf 15,797
Seelen, meist
Evangelische.
Die Wismut- und Wismutkobalterze werden geröstet und in den Häfen der Schmalteglasöfen unter Zuschlag von Kohle, Eisen
[* 36] und
Schlacken eingeschmolzen. Man erhält hierbei unter der Schlacke zwei scharf getrennte Schichten, von denen die obere aus
Kobaltspeise (Arsenverbindungen von Kobalt, Nickel und Eisen), die untere aus Wismut besteht. Letzteres wird abgestochen, sobald
die Speise erstarrt ist. Zur Reinigung des Rohwismuts von Eisen, Kobalt, Nickel, Blei,
[* 37] Silber, Schwefel, Arsen schmelzt man es vorsichtig
auf einer schwach geneigten Eisenplatte, wobei ein fast chemisch reines Wismut abfließt, während die
strengflüssigern Verunreinigungen zurückbleiben und Arsen sich verflüchtigt.
In denFreiburger ^[richtig wohl: Freiberger] Hütten
[* 38] werden hauptsächlich Blei- und Silbererze mit geringem Wismutgehalt verarbeitet,
welcher sich schließlich beim Abtreiben des Werkbleies im Blicksilber konzentriert. BeimFeinbrennen des letztern verwandelt
sich das Wismut in Oxyd, welches schmilzt und von der porösen Unterlage im Test, die gewöhnlich aus Mergel
besteht, aufgesogen wird. Diese Masse wird mit verdünnter Salzsäure ausgezogen, worauf man aus der geklärten Lösung das
Wismut durch starken Wasserzusatz als Oxychlorid fällt.
Das Wismut wird zuerst von Basilius Valentinus erwähnt, doch herrschte lange Zeit Verwirrung über dasselbe,
bis Pott und Bergman die Eigentümlichkeit des Metalls sicher feststellten. Man gewann es als Nebenprodukt bei der Fabrikation
der Schmalte; eine größere Bedeutung gewann es aber erst seit Entdeckung der leichtflüssigen Wismutlegierungen und der Verwendungsfähigkeit
einiger Verbindungen zu medizinischen Zwecken. Die Wismutindustrie begann daher erst vor ca. 50 Jahren und
ist erst in den beiden letzten Dezennien zu beträchtlicher Ausdehnung gelangt. Die Wismutproduktion beträgt gegenwärtig
etwa 25,000 kg, und davon entfallen auf die sächsischen Blaufarbenwerke 18,000, auf Freiberg 2500, Johanngeorgenstadt 1500,
Altenberg 500 und England (aus südamerikanischen und australischen Erzen) 2500 kg.