3) Als Eber gräbt Wischnu die ins Urmeer versunkene Erde heraus und trägt sie auf seinen Hauern an den alten Ort.
4) Als Mann-Löwe (halb Mensch, halb Löwe) erschlägt er einen Dämon.
5) Als Zwerg überlistet er den Beherrscher der Dämonen, den König Bali, indem er sich die Bitte um so
viel Land gewähren läßt, als er mit drei Schritten durchmessen könne; Wischnu dehnte sich nun riesenhaft aus und durchschritt
mit drei Schritten Erde, Luft und Himmel.
6) Als Paraçu-Râma (d. h. Râma mit der Streitaxt) rottet Wischnu das ganze Geschlecht der Kschatrijas aus und begründet so das
Übergewicht der Brahmanen.
7) Als Râma ist Wischnu der Held des Epos Râmâyana (s. d.), dessen Hauptinhalt die Thaten des inkarnierten Gottes bilden.
8) Die Krischna-Verkörperung bildet den Höhepunkt des Wischnukultus und ist am mannigfaltigsten in den Purânas behandelt.
Krischna ist eine der wildesten Schöpfungen orientalischer Einbildungskraft, aber in hohem Grad bezeichnend für die
Anschauungen der Inder. Eine ganze Reihe von Heldenthaten werden von Krischna verrichtet, unter anderm greift er auch in den
großen Kampf der Kurus und Pandus ein, welcher den Hauptinhalt des Mahâbhârata (s. d.) bildet. Krischna ist Liebling der Hirten
und Hirtenmädchen; sein Liebesidyll mit der Hirtin Râdhâ bildet den Inhalt des lyrischen Dramas »Gitagowinda«
von Dschayadewa (s. d.).
9) Für die neunte Inkarnation besteht kein allgemein anerkannter Name; unter dem Namen Buddha-Inkarnation legte ihr die Sekte
der Bauddha-Waishnavas einige Bedeutung bei. Bei den Tamulen ist aber gerade die Ausrottung des Buddhismus Zweck dieser neunten
Inkarnation.
10) Die erst in der Zukunft stattfindende Kalki-Inkarnation soll den Untergang der völlig degenerierten
Welt und den Anfang einer neuen Menschheit herbeiführen; erst nach ganz später Tradition erscheint Wischnu dabei auf einem weißen
Pferd mit einem zweischneidigen Schwert. - Waishnava nennt sich eine der größten Hindukonfessionen; sie spaltet sich in zahlreiche
Sekten, denen aber die Verehrung Wischnus als des obersten der drei großen Götter gemeinsam ist.
Vgl.
besonders Muir, Original Sanskrit texts (Bd. 4, S. 63-298).
(Wysztyniec), Stadt im russisch-poln. Gouvernement Suwalki, Kreis Wolkowyschki, nördlich am See, dicht an der
preußischen Grenze, hat (1885) 4130 Einw.
Dorf im preuß. Regierungsbezirk Gumbinnen, Kreis Ragnit, im Thal der Memel am Flüßchen
Wischwill, hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht, eine Mahl- und eine Papiermühle, einen Eisenhammer und (1885) 517 Einw.
(spr. uiskónnssin, abgekürzt Wis.), einer der Nordweststaaten der nordamerikan. Union, grenzt im N. an den
Obern See und an Michigan, gegen O. an den Michigansee, gegen S. an Illinois, gegen Westen an Minnesota und
Iowa, durch den Mississippi und St. Croix davon geschieden. Die Oberfläche ist großenteils wellenförmig; die Erhebungen steigen
von 177 m (Michigansee) bis zu 528 m (Blue Mount im SW.) an, und die mittlere Erhebung des ganzen Staats beträgt 260 m. Eigentliche
Hügel kommen nur im N. und im SW., in dem sogen. Bleirevier, vor.
Erstere fallen steil gegen den Obern See zu ab und sind dicht bewaldet; letztere erheben sich über die von Flußthälern
tief durchschnittenen Prärien, welche den Süden und einen großen Teil der Mitte des Staats einnehmen. Im N. sind dichte
Waldungen von Nadel- und Laubholz, auch ausgedehnte Sümpfe und Moore kommen vor, und der Boden eignet sich nur wenig zum
Ackerbau.
Dagegen liefert der Süden reiche Ernten, namentlich in den Rodungen und freien Stellen der Eichenwälder (oak openings).
Der Mississippi bildet 360 km weit die Westgrenze. In ihn ergießen sich der St. Croix, der Chippewa und
der Wisconsin, dessen ganzes Flußgebiet innerhalb der Grenzen des Staats liegt. In die Green Bay des Michigansees mündet der
aus dem Winnebagosee kommende Fox River. Milwaukee am Michigansee hat eine mittlere Temperatur von 7,6° C. (Januar -5,9,° Juli
+21,1°), und es fallen jährlich 680 mm Regen. Spätfröste schaden manchmal der Ernte. Wisconsin hat ein Areal
von 145,127 qkm (2635,8 QM.) und (1880)
1,315,497 Einw., neben 8847 in Stämmen lebenden Indianern, 1885 aber 1,563,423 Einw. Unter ihnen waren 1880: 184,328 Deutsche.
Die öffentlichen Schulen wurden 1886 von 332,327 Kindern besucht, und nur 5,6 Proz. der über
zehn Jahre alten Bevölkerung sind des Schreibens unkundig. An höhern Bildungsanstalten hat der Staat 8 Colleges mit 1474 Studenten.
Die Landwirtschaft beschäftigt 47 Proz., die Industrie 21 Proz. der Bevölkerung. Nur 3,709,500 Hektar waren 1880 landwirtschaftlich
benutzt. Gebaut wurden namentlich: Mais, Hafer, Weizen, Gerste, Kartoffeln, Tabak und Hopfen und neben sonstigem
Obst auch Weintrauben. An Vieh zählte man 1889: 425,068 Pferde, 7851 Maultiere und Esel, 1,246,573 Rinder, 793,146 Schafe und
989,002 Schweine.
Die Wälder liefern noch immer Holz in Menge, und auch der Fischfang (1880: 328 Boote mit 730 Mann Besatzung) ist ergiebig. Der
Bergbau befaßt sich mit Förderung von Kupfer (am Obern See, 1880: 8880 kg Reinkupfer), Blei, Zink und Eisen
(1886: 65,933 Ton. Roheisen). Die Industrie hängt fast vollständig mit der Landwirtschaft und dem Bergbau zusammen. 1880 beschäftigte
sie 57,109 Arbeiter, und man schätzte ihre Erzeugnisse auf 128 Mill. Doll., wovon 28 Mill. auf Mehl, 18½ Mill.
auf Bretter und Bauholz, fast 9 Mill. auf Leder, je 6 Mill. auf Eisen und Stahl, Fleisch und Bier, 5 Mill. auf Mannskleider, 4,4
Mill. auf Wagen, 4 Mill. auf Maschinen kamen.
Dem Handel sind die ausgedehnten Wassergrenzen sowie ein weitverzweigtes Eisenbahnnetz (1889: 7928 km) sehr förderlich. Von
Milwaukee, der Haupthandelsstadt am Michigansee, kann ein Schiff, ohne umzuladen, entweder nach Liverpool
gelangen, oder vermittelst eines Kanals den Mississippi abwärts in den Golf von Mexiko fahren. Die Handelsflotte besteht (1886)
aus 395 Schiffen von 83,025 T. Gehalt. Die gegenwärtige Verfassung stammt im wesentlichen noch aus dem Jahr 1848. Die gesetzgebende Gewalt
übt ein Senat von 33 Mitgliedern und ein Abgeordnetenhaus von 100 Mitgliedern aus.
Der Governor, andre hohe Staatsbeamte werden vom Volk auf 2 Jahre, Richter auf 2-10 Jahre und Abgeordnete auf ein Jahr gewählt.
Wahlrecht hat jeder 21 Jahre alte Bürger, welcher ein Jahr vor der Wahl im Staat gewohnt hat. Die Todesstrafe
wurde 1852 abgeschafft. Die Finanzen sind in geordnetem Zustand. Die Revenue belief sich 1887 auf 1,805,123 Doll., die Staatsschuld
auf 2,252,000 Doll. Vom Staat werden unterhalten 2 Irrenanstalten, eine Blindenanstalt, eine Taubstummenanstalt, eine Industrieschule
für Knaben, ein Zuchthaus. Hauptstadt ist Madison. - Wisconsin bildete einen Teil der 1763 von Frankreich an England
abgetretenen Gebiete und kam im Frieden von Versailles 1783 an die Union, worauf es zu dem großen Nordwestterritorium geschlagen
ward. Von 1818 bis 1836 gehörte es zum Territorium Michigan, erhielt dann eine eigne
mehr
unter der zugleich Minnesota stand, und trat 29. Mai 1848 als 29. Staat in die Union ein.
Vgl. Ritchie, Wisconsin and its resources (Philad.
1857);
T. C. Chamberlin, Geological survey of Wisconsin (Madison 1880);
Smith, History of Wisconsin (das. 1854);
Strong, History of the territory
of Wisconsin (Mad. 1885).
Hauptfluß des gleichnamigen nordamerikan. Staats, an dessen Nordgrenze er entspringt, um sich nach einem
Laufe von 960 km in den Mississippi zu entleeren. Er ist 320 km weit schiffbar und steht durch einen Kanal mit dem in den Michigansee
fließenden Fox River in Verbindung.