Beim Regierungsantritt des
GroßherzogsLeopold (1830) erhielt er die
Funktionen des
Ministers des Innern
und 1833 den
Titel eines solchen. Trotz der auch in
Baden
[* 6] sich kundgebenden Reaktionstendenzen gelang es ihm, das liberale
Verwaltungssystem aufrecht zu erhalten. Eine
Reihe wichtiger
Reformen, namentlich auch die Umgestaltung des Gemeindewesens,
war hauptsächlich sein Werk. Obwohl der liberalen
Opposition manchmal entschieden entgegentretend, genoß
er doch einer
Popularität, wie sie vor ihm kein andrer
Minister besessen. Er starb Als Schriftsteller trat Winter in
dem Erbfolgestreit mit
Bayern
[* 7] für das badische
Interesse auf in der
Schrift »Über die Ansprüche der
KroneBayerns auf Landesteile
des Großherzogtums
Baden« (Mannh. 1827). Im J. 1855 wurde ihm in
Karlsruhe
[* 8] ein Standbild errichtet.
der
Große Winterberg, der höchste Gipfel des
Gebirges,
ist 553 m
hoch und hat eine Basaltkuppe mit einem
Gasthaus und prachtvoller, weit umfassender Aussicht;
2) Stadt in der böhm. Bezirkshauptmannschaft
Prachatitz, an der Wolinka, hat ein Bezirksgericht, ein
hoch gelegenes
Schloß des
FürstenSchwarzenberg, eine große Glasfabrik mit Schleifereien und Graveurateliers, ein bedeutendes
Fabriketablissement zur Herstellung von
Gebetbüchern, Fabrikation von Zünddraht, Holzhandel und (1880) 3881 Einw.
Landelin, elsäss.
Politiker, geb. widmete sich dem
Studium der katholischen
Theologie, ward
Kaplan
zu
Bischweiler,
[* 16] dann in
Kolmar,
[* 17] hierauf
Pfarrer in
Gebweiler
[* 18] und ist jetzt Stadtpfarrer und
Kanonikus zu
Mülhausen
[* 19]
i. E. 1874 ward
er in
Thann zum Mitglied des
Reichstags gewählt, wo er sich den Protestlern anschloß und zugleich die
Interessen der katholischen
Kirche und der ultramontanen
Partei im
Reichsland eifrig vertrat. 1879 ward er im Landkreis
Mülhausen auch zum Mitglied des
elsaß-lothringischen
Landesausschusses gewählt und wußte sich hier durch parlamentarische Geschicklichkeit
und Rednertalent großen Einfluß auch auf den
Statthalter v.
Manteuffel zu verschaffen. Er schrieb: »La persécution religieuse
en Alsace pendant la grande révolution«;
1)
HansKarl von, berühmter
FeldherrFriedrichs d. Gr., geb. zu
Vanselow in Vorpommern, trat schon in seinem 16. Jahr als
Junker in das Kürassierregiment seines Oheims von ein, ging dann
zur Gardeinfanterie über und ward 1740 von
Friedrich II. zum
Major und Flügeladjutanten erhoben. Bei
Eröffnung desFeldzugs
von 1741 befehligte ein Grenadierbataillon, das demSturm auf
Glogau
[* 21] beiwohnte und in der
Schlacht bei
Mollwitz
mit Auszeichnung focht.
Während der folgenden Friedensjahre ward Winterfeldt als Generaladjutant beim König, dessen besonderes Vertrauen
er genoß, ja der ihn seinen
Freund nannte, auch häufig zu diplomatischen
Missionen verwandt. Winterfeldt war nicht
bloß liebenswürdig und fein gebildet, sondern auch ein ausgezeichneter
Soldat, tapfer, begeistert für den
Ruhm der preußischen
Armee und von scharfem strategischen
Blick. Der König zog ihn daher in militärischen
Dingen sehr oft zu
Rate. 1756 avancierte
Winterfeldt zum
Generalleutnant, und bald darauf ward er
Gouverneur von
Kolberg.
[* 24] 1757
schloß er mit dem sächsischen
Feldmarschall Rutowski
die
Kapitulation von
Pirna.
[* 25] Im folgenden
Winter deckte er die
Pässe von
Landeshut in
Schlesien.
[* 26]
»HansKarl v. Winterfeldt und der
Tag von
Moys« (anonym, Görl. 1857).
2)
Karl, Musikschriftsteller, geb. zu
Berlin, studierte in
Halle
[* 30] die
Rechte, ward 1811 Kammergerichtsassessor zu
Berlin, widmete aber seine Muße dem
Studium der
Tonkunst, namentlich der Musikgeschichte, und erweiterte seine musikalischen
Kenntnisse auf einer 1812 unternommenen
Reise nach
Italien,
[* 31] von wo er unter anderm eine wertvolle Sammlung älterer Musikwerke
heimbrachte. 1816 als Oberlandesgerichtsrat in
Breslau
[* 32] angestellt, erhielt er bald darauf die
Aufsicht über den
musikalischen Teil der dortigen Universitätsbibliothek. Im März 1832 kam er als
Geheimer Obertribunalrat nach
Berlin, wo
er für Belebung des
Geschmacks an klassischer
Musik, hauptsächlich
Kirchenmusik, mit unermüdlichem
Eifer wirkte, namentlich
nachdem er 1847 aus dem
Staatsdienst¶
mehr
geschieden war und die Tonkunst zu seiner ausschließlichen Beschäftigung gemacht hatte. Er starb Von seinen
Werken sind hervorzuheben: »Johannes Pierluigi von Palestrina« (Bresl. 1832);
»Zur Geschichte heiliger Tonkunst«
(das. 1850-52, 2 Bde.).
3) Adolf von, Schriftsteller und dramat. Dichter, geb. zu
Alt-Ruppin, wurde 1844 Offizier im 2. Kürassierregiment, das zu Pasewalk
[* 34] in Garnison lag; 1850 kam er auf
die Kriegsakademie zu Berlin, nahm aber nach Beendigung des dreijährigen Kursus seinen Abschied und widmete sich in Berlin litterarischen
Arbeiten. 1861 wurde er zum Kammerherrn ernannt. Seine »Garnisongeschichten« (3. Aufl.,
Berl. 1861) in Versen, die in frisch-humoristischer Art die Freuden und Leiden
[* 35] des Kleingarnisonlebens schilderten,
eröffneten seine litterarische Laufbahn. Es folgten: »Soldatenleid und Soldatenlust« (2. Aufl., Berl.
1857);
»Humoresken für Sofa und
Eisenbahnkoupee« (das. 1868-78, 10 Bde.);
»Humoristische Soldatennovellen« (13 Bde.)
und »Neue humoristische Soldatengeschichten« (14 Bde.).
Seinen ersten Romanen: »Geheimnisse einer kleinen Stadt« (Berl. 1863)
und »Der stille Winkel«
[* 37] (das. 1865),
ließ er bis in die neueste Zeit zahlreiche komische Romane nachfolgen. Auf dramatischem
Gebiet schrieb Winterfeldt die Lustspiele: »Der Winkelschreiber« (1868),
»Wenn Frauen weinen« (10. Aufl. 1878) u. a. Ein hübsches humoristisches
Gedicht ist »Eine ausgegrabene Reitinstruktion« (Berl.
1881, 3. Aufl. 1883). Im Auftrag des PrinzenKarl von Preußen
[* 38] verfaßte Winterfeldt die »Geschichte des ritterlichen Ordens St. Johannis
vom Spital zu Jerusalem«
[* 39] (Berl. 1859). Außerdem lieferte er auch eine Verdeutschung
von Burns' Gedichten (Berl. 1860), ausgewählter Gedichte des Schweden
[* 40] Bellman (das. 1856) und der Gedichte des KönigsKarl XV.
von Schweden (das. 1866). Er starb in Berlin.