Deputiertenkammer, wurde er
Berichterstatter des Budgetausschusses. Im
KabinettFerry ward er zum
Unterstaatssekretär
im
Finanzministerium ernannt, aber bei
GambettasEintritt in das
Kabinett entlassen. 1881 verheiratete er sich mit der einzigen
Tochter des
PräsidentenGrévy,
Alice, und erlangte 1882 die wichtige
Stellung des
Präsidenten des Budgetausschusses. Doch
ließ er sich auf Börsenspekulationen ein, die unglücklich verliefen und ihn nicht bloß sein
Vermögen kosteten, sondern
ihn auch verleiteten, seinen Einfluß bei seinem Schwiegervater und den Behörden für
Verleihung von Staatslieferungen,
Orden
[* 2] u. dgl. förmlich zu verkaufen. 1887 kam der im
großen
Stil betriebene Ordensschacher zu
Tage, undGrévy mußte,
weil er den
Mißbrauch geduldet hatte und
Wilson nicht von sich entfernte, Ende 1887 abdanken. Wilson ward verhaftet und im
Februar 1888 wegen
Betrugs zu zwei
Jahren Gefängnis
verurteilt, vom Appellhof zwar scharf getadelt, aber freigesprochen,
weil er die versprochenen und bezahlten Vorteile wirklich
verschafft hatte.
Maria, Opernsängerin, geb. zu
Wien,
[* 7] erhielt, früh verwaist, ihre
Erziehung und
auch ihre musikalische
Ausbildung im
Haus eines
HerrnTramier, trat zuerst als Pianistin in die
Öffentlichkeit, bildete sich
aber später, nachdem sie sich mit dem
IngenieurFranz Wilt verheiratet hatte, unter Leitung Gänsbachers für die
Bühne aus
und debütierte 1865 in
Graz
[* 8] als
DonnaAnna mit großem Erfolg. Nachdem sie im März 1866 in
Berlin
[* 9] und noch
in derselben
Saison zu
London
[* 10] sowie im
November in
Venedig
[* 11] mit außerordentlichem Beifall gesungen hatte, kehrte sie nach
Wien
zurück, wo sie 1867-77 als Mitglied der Hofoper, seit 1869 mit dem
Titel einer k. k. Kammersängerin,
wirkte. 1878-1880 gehörte sie dem
Leipziger Stadttheater an und lebt jetzt wieder in
Wien.
Ihre außerordentliche dramatische
Begabung befähigt sie namentlich zur
DarstellungWagnerscher
[* 12] Frauenrollen.
(spr. ŭilltön),Stadt in
Wiltshire
(England), 6 km nordwestlich von
Salisbury, mit Teppichfabrik und (1881) 1826 Einw.
Dabei Wiltonhaus, Sitz des
Grafen von
Pembroke.
(spr. ŭilltchĭr,Wilts), eine der südlichen
GrafschaftenEnglands, liegt zwischen den
GrafschaftenGloucester,
Oxford,
[* 14]
Berks,
Hampshire,
Dorset und
Somerset und umfaßt 3507 qkm (63,8 QM.) mit (1881)
258,965 Einw. Den südlichen Teil derselben nimmt die sogen.
Ebene von
Salisbury ein, ein der Kreidebildung angehöriges
Tafelland,
an dessen Rändern sich ziemlich hoheHügel erheben (Ink
Pen 297 m). Die Thalebene von Pewsey trennt diesen
südlichen Kreidebezirk von den gleichfalls der Kreidebildung angehörigen
MarlboroughDowns (295 m). Im
NW. treten
Grünstein
und die Oolithenbildung auf.
Hauptflüsse sind: der nach S. fließende
Avon von
Salisbury, der Lower
Avon (ein Zufluß des
Severn) und die obere
Themse mit ihrem Nebenfluß
Kennet.
Landwirtschaft ist Haupterwerbsquelle (1888: 42 Proz. des
Areals sind unter dem
Pflug,
[* 15] 46 Proz.
Weiden; es gab 626,132
Schafe,
[* 16] 99,733
Rinder);
[* 17] berühmt ist namentlich der
Käse.
Eisenerze werden gewonnen, und es gibt Eisenhütten,
Gießereien, Maschinenbauwerkstätten,
Woll- und Seidenweberei. Hauptstadt ist
Salisbury. Unter den Altertümern von
Wiltshire zeichnet sich
Stonehenge (s. d.) aus.
(Wiljuj, bei den
Jakuten Bilju, auch Irjus), linker Nebenfluß der
Lena in
Ostsibirien, bildet im
GouvernementIrkutsk den Abfluß des
Sees Tschinguinachu, fließt erst in östlicher, dann nordöstlicher
Richtung und mündet
nach 2000 km langem
Lauf bei Ustj Wiluisk in die
Lena. Durch eine nordsüdlich laufende Bergkette wird das
Flußgebiet des Wilui von
dem der Nischnaja
Tunguska, durch eine westöstlich laufende, das WiluischeGebirge, von dem des Olonek
geschieden.
Links fließen ihm Marcha, Tjukanj, Tjun, rechts Tschona und Dicholi zu. Von Anfang
Oktober bis Anfang Mai ist
der Wilui mit
Eis
[* 19] bedeckt, in der übrigen Zeit im Unterlauf schiffbar, überall sehr fischreich. An den
Ufern des Wilui und seiner
Nebenflüsse hat man
Kohlen undEisenerz und in
Höhlen Mammutsknochen gefunden. Am rechten
Ufer, gegenüber
der Mündung des Tjun, der
OrtWiluisk mit (1879) 387 Einw.
(Wilzi,Vulzi,Welataben), der mächtigste und streitbarste
Stamm unter den nordwestlichen
Slawen, erwarben seit
dem 7. Jahrh.
Wohnsitze zwischen
Havel und
Ostsee, Oder und
Müritzsee und zerfielen in mehrere kleinere
Völkerschaften, unter denen die
Heveller und Redarier die bedeutendsten sind. Ihr vornehmstes Heiligtum war zu
Rethra im Gebiet
der Redarier.
Karl d. Gr. unternahm 789 einen Zug
gegen die Wilzen und veranlaßte den mächtigsten
ihrer
Fürsten, Dragawitu, zur
Stellung von
Geiseln und zum Treuegelöbnis. Obgleich auch die andern
Fürsten
dem
Beispiel Dragawitus folgten, kam es doch zu keiner dauernden Unterwerfung der Wilzen. Dieselbe gelang erst
Heinrich I. 928 und
nach dem allgemeinen
Abfall der
Slawen (983) später im 12. Jahrh.
Albrecht dem
Bären von
Brandenburg.
[* 20] Das
Christentum ist unter
den Wilzen von den Bistümern
Brandenburg undHavelberg
[* 21] aus verbreitet worden.