Goethe lernte die anmutige, dichterisch wie musikalisch sehr begabte
Frau 1814 kennen, als er vorübergehend im
Hause seines
Freundes Willemer (der sogen. Gerbermühle bei
Frankfurt)
[* 2] verweilte, und fand in ihr die bestimmte persönliche
Erscheinung für das
Bild der
Suleika in seinem »Westöstlichen
Diwan«, an
dem er damals dichtete, und in welchem verschiedene
Gedichte (z. B. »An den
Westwind«) thatsächlich von ihr herrühren. Das ganze
Verhältnis ist erst neuerlich durch die Veröffentlichung
des »Briefwechsels zwischen
Goethe und
Marianne v. Willemer« (hrsg. von
Creizenach, 2. Aufl., Stuttg. 1878) allgemeiner bekannt geworden.
1) JanFrans, vläm. Philolog, Geschichtsforscher und Dichter, der
»Vater der Vlamingen« genannt, geb. zu
Bouchout unweit
Antwerpen,
[* 5] ward früh schon durch die Rederijkerkammer in
Lier zum Dichten angeregt, kam 1809 in die Schreibstube
eines
Notars zu
Antwerpen und gewann bereits 1811 den
Preis, der in
Gent
[* 6] zur Verherrlichung der
Schlacht bei
Friedland und des
TilsiterFriedens ausgeschrieben worden war. Mit seinem Gedicht »An die Belgier«
(Antwerp. 1818)
schloß er sich an die damals unpopuläre niederländische
Regierung an und fand daher in
Holland den größten
Beifall, wo er namentlich infolge seines Werkes
»Over de nederduitsche taal en letterkunde« (das. 1819-1820, 2 Bde.)
zum Mitglied des königlichen
Instituts von
Amsterdam
[* 7] und der 1826 gegründeten
Kommission der Geschichte ernannt wurde.
Nach der Lostrennung
Belgiens (1831) nach Encloo versetzt, beschäftigte er sich hier vorzugsweise mit dem niederdeutschen
Texte des
»Reineke Fuchs« (»Reinaert de
Vos«),
dessen vlämischen Ursprung er nachwies, und den er 1834 in
seiner ältesten Fassung und 1836 mit Anmerkungen veröffentlichte. Mit der Herausgabe dieses Werkes verband er wiederum
einen Aufruf an die Vlamingen, für die
Sache ihrer
Sprache
[* 8] unausgesetzt thätig zu sein, und hiervon datiert eigentlich der
Aufschwung der vlämischen Sprachbewegung. 1835 kam Willems als Einnehmer nach
Gent, wo er 1836 das »Belgische
Museum« gründete, die »Rymkronyk van Jan van Helu« (Brüss.
1836),
»Van den derden Edewaert, rymkronyk geschreven door J.
^[Jean] de Klerk van
Antwerpen«
(Gent 1840) u.
»De brabants he Yeesten«
(Brüss. 1839-43) herausgab und sich eifrig an der 1836 niedergesetzten
Kommission für vlämische
Rechtschreibung
beteiligte, aber das Erscheinen seiner Sammlung »Altvlämischer
Lieder«
(Gent 1846) nicht mehr erlebte. Er starb Sein
»Nachlaß« erschien 1856.
SeinLeben beschrieb
Snellaert
(Gent 1847).
Das
Stelldichein und die Wasserfahrt wurden 1846 durch eine
Medaille zweiter
Klasse ausgezeichnet. Auch später bewegte sich
Willems fast ausschließlich in dem sogen. Kostümgenre, zu welchem er die
Figuren zumeist dem 17. Jahrh. entlehnte.
Seine Hauptwerke sind: der Besuch, ein Verkaufslokal, die
Witwe, der Besuch
Marias von
Medici bei
Rubens, der Waffenschmied,
die
Toilette, die
Vorstellung des Zukünftigen, die Unschuld, die Brautschmückung (im
Museum zu
Brüssel),
[* 11] der
Handkuß, der
Verlobungsring. 1878 erhielt er das Kommandeurkreuz des
Ordens der
Ehrenlegion.
Stadt im preuß. Regierungsbezirk
Königsberg,
[* 12]
Kreis
[* 13]
Ortelsburg, am Omuleff, hat eine evangelische und eine
neue kath.
Kirche, ein
Amtsgericht, eine große
Wasser-, eine
Schneide- und eine Walkmühle, Dampfbäckerei
und (1885) 2510 meist evang. Einwohner.
1)
HelenMaria, engl. Schriftstellerin, geb. 1762 zu
London,
[* 27] trat bereits im 18. Jahr als Dichterin auf und
zeichnete sich namentlich im
Fach der
Erzählung aus durch: »Edwin and Elfrida« (1782) und
»Peru«
[* 28] (1784). Seit 1788 meist in
Frankreich lebend, ward sie zur Zeit der Schreckensregierung wegen ihrer
Verteidigung der
Girondisten in
ihren »Letters written in
France« (1790 u. 1792) eingekerkert, nach
RobespierresSturz aber in
Freiheit gesetzt. Sie trat nun
als politische Schriftstellerin auf, war anfangs eifrige Republikanerin, wurde dann aber eine ebenso eifrige Lobrednerin
Napoleons I., dessen Unwillen sie jedoch durch eine
Ode, in der sie die Macht ihres Vaterlandes erhoben
hatte, auf sich zog. Sie starb in
Paris. Unter ihren
Schriften sind noch zu bemerken: »Poems« (1786,
¶
mehr
2 Bde.); »Poem on
the bill for regulating the slave-trade« (1788); der Roman »Julia« (1790, 2 Bde.) und noch mehrere Serien von Briefen, wie »Letters
on the political state of France« (1795-96, 4 Bde.),
»Sketches of the state of manners and opinions in the French republic
etc.« (1801, 2 Bde.) etc.