Bogengewölben, auf dessen Plattform auf einer 31 m hohen Pyramide die aus Kupfer getriebene, 10 m hohe Nachbildung des Farnesischen
Herkules (im Volksmund der »große Christoph«) steht. Auf Treppen und Leitern steigt man bis in die Keule, in welcher fünf Personen
Platz haben. Von dem Oktogon führen 12,5 m breite, 283 m lange, von 47 zu 47 m durch Bassins unterbrochene,
auf beiden Seiten von Treppen zu je 842 Stufen begleitete Kaskaden zwischen tiefdunkeln hohen Tannenwänden nach unten.
Die Fortführung der Anlagen geschah erst nach Beendigung des Siebenjährigen Kriegs durch Landgraf Friedrich II. Er baute das
halbzerstörte Schlößchen Weißenstein wieder auf, gab den vorhandenen Anlagen mehr Ausdehnung und ließ
Eremitagen, Grotten, Tempel und Weiher überall im Wald entstehen. Auch das im chinesischen Geschmack projektierte Dörfchen Moulang
und die große, 58 m hohe Fontäne verdanken ihm ihre Entstehung. Sein Sohn Wilhelm IX. (später Kurfürst Wilhelm I.) vervollständigte
mit Hilfe der Baumeister du Ry und Jussow die Anlagen und baute nach Niederlegung des alten Lustschlosses
Weißenstein das jetzige Palais, welches seine und seiner Nachfolger Sommerresidenz wurde.
Der Steinhöfersche Wasserfall, die Teufelsbrücke und der Aquädukt mit dem großen Wasserfall, welche die Zwischenglieder der
Wasserkünste zwischen den Kaskaden und der großen Fontäne bilden, sowie die Löwenburg sind seine Schöpfungen;
die letztere, eine Ritterburg alten Stils mit allem Zubehör, birgt auch die irdischen Reste Wilhelms I. Seit jener Zeit führt
der Weißenstein den Namen Wilhelmshöhe. Ihre Vollendung erhielten die Anlagen unter Wilhelm II., welcher namentlich den »neuen
Wasserfall« mit seinen prächtigen Kaskaden anlegen ließ. Die berühmten Wasserkünste springen während
des Sommerhalbjahrs vom Himmelfahrtstag an bis zum Oktober regelmäßig jeden Mittwoch und Sonntag je eine Stunde. Das Wasser
liefert ein im Oktogon befindliches großes Sammelbassin. Nach der Kapitulation von Sedan (2. Sept. 1870) diente das Schloß dem
gefangenen Kaiser Napoleon III. bis 3. April 1871 als Aufenthaltsort. Gegenwärtig bildet einen Gutsbezirk,
hat eine elektro-hydrotherapeutische und eine Kaltwasserheilanstalt und mit der Garnison (eine Schwadron Husaren Nr. 14) 171 Einw.
Vgl. Wapler, Geschichte der Wilhelmshöhe (2. Aufl., Kassel 1870).
1) kurfürstlich hessischer Orden, 20. Aug. 1851 vom Kurfürsten Friedrich Wilhelm gestiftet, hat vier Klassen:
Großkreuze, Kommandeure erster und zweiter Klasse, Ritter und Inhaber der vierten Klasse. Das Ordenszeichen
besteht in einem goldenen, karmesinrot emaillierten Kreuz mit ovalem Mittelschild, auf dessen Avers der goldene Löwe mit der
Inschrift »Virtuti et fidelitati« und auf dessen Revers die Chiffer »W K« mit der Krone sich befindet. Der achtspitzige silberne
Strahlenstern hat das Kreuz auf sich liegen. Großkreuze und Kommandeure erster Klasse tragen diesen Stern, sonst wird der Orden
wie andre getragen; die Inhaber erhalten ein silbernes Kreuz. Das Band ist rot und weiß. Der Orden erlosch 1866. - 2) Niederländischer
Militärverdienstorden, 30. April 1815 von König Wilhelm in vier Klassen gestiftet: Großkreuzen, Kommandeuren,
Rittern erster und zweiter Klasse.
Die Dekoration besteht in einem weiß emaillierten, von der Königskrone gedeckten Kreuz mit acht Kugeln, zwischen dessen Armen
das burgundische Kreuz, aus Lorbeerzweigen, hervorragt, während auf den Armen selbst »Voor moed, beleid, trouw« (»Für
Mut, Eifer, Treue«) steht. Der Avers
des Mittelschildes zeigt ein W in Lorbeerkranz, der Revers den burgundischen
Stahl. Die Großkreuze tragen dazu den achtspitzigen Silberstern mit dem Ordenskreuzavers in der Mitte, die Kommandeure das
Kreuz am Hals und auf der Brust, die Ritter das Kreuz im Knopfloch, die zweite Klasse dasselbe von Silber. Das Band ist orange,
blau gerändert. Die dritte und vierte Klasse erhalten Erhöhung des Soldes.
1) Stadt im preuß. Regierungsbezirk Breslau, Kreis Habelschwerdt, im Glatzer Gebirge, an der Mohrau, 543 m ü. M.,
hat eine kath. Kirche und (1885) 665 Einw. -
2) (Sonst Amalienthal) Lustschloß im preuß. Regierungsbezirk Kassel, Kreis Hofgeismar, 14 km nordwestlich
von Kassel, ist im italienischen Palaststil erbaut, mit einem prächtigen Park. Hier 24. Juni 1762 Sieg der hannöverschen Armee
unter Herzog Ferdinand von Braunschweig über die Franzosen unter de Castries und Stainville. - 3) Lustschloß des Großherzogs
von Weimar, 8 km südlich von Eisenach, in einem reizenden Thal an der Elna, mit kleinem See, wurde 1699-1719
vom Herzog Wilhelm von Eisenach erbaut.
(Willibald), Heiliger, geboren um 700 in England, pilgerte 720 mit seinem Bruder Wunnibald nach Rom und dem Heiligen
Land, lebte dann auf Monte Cassino, bis ihn 739 sein Oheim Winfried (Bonifacius) nach Deutschland zog. Er
ward 22. Juli 745 (nach andern schon 741) zum ersten Bischof von Eichstätt eingesetzt, gründete viele Kirchen und Klöster und
starb 7. Juli 781 daselbst, wo er in der Kathedrale beigesetzt wurde.
Dorf in der sächs. Kreis- und Amtshauptmannschaft Zwickau, an der Mulde, Knotenpunkt der
Linien Zwickau-Schwarzenberg und Wilkau-Saupersdorf der Sächsischen Staatsbahn, hat Kammgarnspinnerei, Papierfabrikation und (1885) 5309 Einw.
Friedrich, deutscher Historiker, geb. 23. Mai 1777 zu Ratzeburg, studierte in Göttingen Theologie, dann klassische
und orientalische Philologie und Geschichte, ward 1800 Repetent der theologischen Fakultät zu Göttingen, 1803 Erzieher
des jungen Fürsten Georg Wilhelm von Schaumburg-Lippe, den er auf die Universität Leipzig begleitete, 1805 Professor der Geschichte
zu Heidelberg und 1807 daneben Direktor der Universitätsbibliothek. In dieser Eigenschaft vermittelte er 1815 in Rom die Rückgabe
eines Teils der im Dreißigjährigen Krieg von Tilly dem Papst geschenkten palatinischen Bibliothek. 1817 folgte
er dem Ruf als Oberbibliothekar und Professor an die Universität zu Berlin, wo er 1819 ordentliches Mitglied der Akademie der
Wissenschaften, deren beständiger Sekretär er seit 1829 war, dann preußischer Historiograph, Professor der Geschichte an der
Kriegsschule, Rat im Oberzensurkollegium und endlich 1830 Geheimer Regierungsrat wurde. 1826 unternahm er
eine wissenschaftliche Reise nach Italien, 1829 im Auftrag des Ministeriums nach Frankreich und England. Er starb 24. Dez. 1840. Unter
seinen Schriften, welche meist die persische Sprache, für die er 1805 die erste deutsche Grammatik und Chrestomathie herausgab,
und die Geschichte des Orients zum Gegenstand haben, ist die »Geschichte der
Kreuzzüge« (Leipz. 1807-32, 7 Bde.)
das Hauptwerk. Außerdem schrieb er: »Geschichte der Heidelberger Büchersammlungen« (Heidelb. 1817) und »Geschichte
der königlichen Bibliothek zu Berlin« (Berl. 1828)