Aschaffenburg der Hessischen Ludwigsbahn, zum Dorf Wachenbuchen gehörig, hat ein Schloß, prächtige Kurhäuser und eine erdig-muriatische
Eisenquelle, welche gegen Anämie, Menstruationsstörungen und Tuberkulose gebraucht wird. - 2) Solbad, s. Aschersleben.
Dorf im preuß. Regierungsbezirk Lüneburg, Landkreis Harburg, auf einer Elbinsel zwischen Hamburg und
Harburg, hat eine evang. Kirche, Gemüsebau, Viehzucht, Fischerei, chemische Fabriken, Schiffswerften und
(1885) 5048 Einw.
1) Dorf im württemberg. Donaukreis, Oberamt Ravensburg, wurde 1824 als Kolonie der Kornthaler Brüdergemeinde
gegründet, hat eine evang. Kirche, Bildungsanstalten für normalbefähigte und schwachsinnige sowie ein Asyl für bildungsunfähige
taubstumme Kinder, ein Töchter- und ein Knabeninstitut, eine Erziehungsanstalt für Missionärskinder,
eine Rettungsanstalt, Torfgräberei und 630 Einw. -
2) Arbeiterkolonie im preuß. Regierungsbezirk Minden, Kreis Wiedenbrück, zur Bauerschaft Sende gehörig, 1882 vom Pastor v.
Bodelschwingh gegründet und Muster der übrigen deutschen Arbeiterkolonien, hat eine evang. Kapelle und nahm 1888: 443 Kolonisten
auf, die meist mit Landwirtschaft beschäftigt wurden. Dabei ein Asyl für Trinker, eine Anstalt für Epileptische
(Bethel) und ein Institut für Blödsinnige.
Vgl. v. Bodelschwingh, Die Arbeiterkolonie Wilhelmsdorf (Bielef. 1882);
Siebold, Geschichte
und Beschreibung der Anstalten Bethel etc. (das. 1889).
[* ] Stadt im preuß. Regierungsbezirk Aurich, Kreis Wittmund, am Jadebusen (s. Jade), ganz von oldenburgischem
Gebiet umschlossen, an der Linie Oldenburg-Wilhelmshaven der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und eine
kath. Kirche, ein Gymnasium, ein Amtsgericht, ein Stationsgericht, ein Seebad und
(1885) 13,972 Einw. Wilhelmshaven ist deutscher
Kriegshafen, als solcher Garnison der 2. Matrosendivision, der 2. Werftdivision, eines Halbbataillons des Seebataillons, einer
Torpedoabteilung und der 2. Matrosen-Artillerieabteilung, hat das Kommando und die Intendantur der Marinestation
der Nordsee, die 2. Marineinspektion, ein Lazarett, ein Laboratorium, ein Observatorium, eine Signalstation, eine kaiserliche
Werft mit Trockendocks, Hellingen und großen Schwimmdocks, großartigen Maschinenbauwerkstätten, Kesselhäusern, Dampfhammerschmieden,
Gießereien etc. S. beifolgenden Plan.
Schloß mit Parkanlagen und berühmten Wasserkünsten am Ostabhang des Habichtswaldes, 4 km
westlich von Kassel und mit diesem durch eine Straßeneisenbahn verbunden, Knotenpunkt der Linien Kassel-Frankfurt a. M., Kassel-Waldkappel
und Kassel-Neudietendorf der Preußischen Staatsbahn, besteht aus einem großen, kuppelgekrönten, 69 m langen Mittelbau
mit einem von sechs ionischen Säulen getragenen Portikus, zwei 54 m langen Nebenflügeln und wurde 1787-98 unter Leitung du
Rys und Jussows erbaut.
Ehemals stand hier das in der ersten Hälfte des 12. Jahrh. gestiftete Augustinerkloster Weißenstein, welches 1527 säkularisiert
und dann als Absteigequartier bei fürstlichen Jagden benutzt wurde. Später erbaute hier Landgraf Moritz ein Lustschloß, das
jedoch im Dreißigjährigen Krieg der Zerstörung anheimfiel. Mit Benutzung der hier durch die Natur so
reichlich gebotenen Mittel ließ Landgraf Karl 1701 durch den italienischen Baumeister Guernieri die Bauten beginnen, wie sie
jetzt noch bestehen. Zuerst entstand auf der Höhe des Karlsbergs das Riesenschloß (Oktogon), ein achteckiger Bau, aus drei
übereinander gebauten, 91 m im Durchmesser haltenden
mehr
Bogengewölben, auf dessen Plattform auf einer 31 m hohen Pyramide die aus Kupfer getriebene, 10 m hohe Nachbildung des Farnesischen
Herkules (im Volksmund der »große Christoph«) steht. Auf Treppen und Leitern steigt man bis in die Keule, in welcher fünf Personen
Platz haben. Von dem Oktogon führen 12,5 m breite, 283 m lange, von 47 zu 47 m durch Bassins unterbrochene,
auf beiden Seiten von Treppen zu je 842 Stufen begleitete Kaskaden zwischen tiefdunkeln hohen Tannenwänden nach unten.
Die Fortführung der Anlagen geschah erst nach Beendigung des Siebenjährigen Kriegs durch Landgraf Friedrich II. Er baute das
halbzerstörte Schlößchen Weißenstein wieder auf, gab den vorhandenen Anlagen mehr Ausdehnung und ließ
Eremitagen, Grotten, Tempel und Weiher überall im Wald entstehen. Auch das im chinesischen Geschmack projektierte Dörfchen Moulang
und die große, 58 m hohe Fontäne verdanken ihm ihre Entstehung. Sein Sohn Wilhelm IX. (später Kurfürst Wilhelm I.) vervollständigte
mit Hilfe der Baumeister du Ry und Jussow die Anlagen und baute nach Niederlegung des alten Lustschlosses
Weißenstein das jetzige Palais, welches seine und seiner Nachfolger Sommerresidenz wurde.
Der Steinhöfersche Wasserfall, die Teufelsbrücke und der Aquädukt mit dem großen Wasserfall, welche die Zwischenglieder der
Wasserkünste zwischen den Kaskaden und der großen Fontäne bilden, sowie die Löwenburg sind seine Schöpfungen;
die letztere, eine Ritterburg alten Stils mit allem Zubehör, birgt auch die irdischen Reste Wilhelms I. Seit jener Zeit führt
der Weißenstein den Namen Wilhelmshöhe. Ihre Vollendung erhielten die Anlagen unter Wilhelm II., welcher namentlich den »neuen
Wasserfall« mit seinen prächtigen Kaskaden anlegen ließ. Die berühmten Wasserkünste springen während
des Sommerhalbjahrs vom Himmelfahrtstag an bis zum Oktober regelmäßig jeden Mittwoch und Sonntag je eine Stunde. Das Wasser
liefert ein im Oktogon befindliches großes Sammelbassin. Nach der Kapitulation von Sedan diente das Schloß dem
gefangenen Kaiser Napoleon III. bis als Aufenthaltsort. Gegenwärtig bildet einen Gutsbezirk,
hat eine elektro-hydrotherapeutische und eine Kaltwasserheilanstalt und mit der Garnison (eine Schwadron Husaren Nr. 14) 171 Einw.
Vgl. Wapler, Geschichte der Wilhelmshöhe (2. Aufl., Kassel 1870).