mehr
und seine Zeit (3. Aufl., Leipz. 1888);
(L. Hahn) [* 2] Gedenkbuch Kaiser Wilhelms I. (Berl. 1874);
Egelhaaf, Kaiser Wilhelm (3. Aufl., Stuttg. 1888);
Kugler, Kaiser Wilhelm und seine Zeit (Münch. 1888);
Adami, Das Buch von Kaiser Wilhelm (Bielef. 1888);
L. Hahn, Wilhelm, der erste Kaiser des neuen Deutschen Reichs (Berl. 1888);
L. Schneider, Aus dem Leben Kaiser Wilhelms (das. 1888, 3 Bde.);
Kohut, Goldene Worte des Kaisers Wilhelm I. (Leipz. 1888);
E. Simon, Kaiser Wilhelm und sein Reich (a. d. Franz., 2. Aufl., Jena [* 3] 1887);
Lavisse, Trois empereurs (Par. 1888);
Forbes, Kaiser (a. d. Engl., Gotha [* 4] 1888).
3) Wilhelm II.
Friedrich
Viktor
Albert,
deutscher Kaiser und König von
Preußen,
[* 5] geb. zu
Berlin,
[* 6] ältester
Sohn
des damaligen
Prinzen
Friedrich Wilhelm und der
Prinzessin
Viktoria von
Großbritannien,
[* 7] erhielt im
Hause seiner Eltern eine
sorgfältige
Erziehung, wurde
Leutnant im 1. Garderegiment und besuchte nach seiner
Konfirmation
das
Gymnasium in
Kassel,
[* 8] wo er das Abiturientenexamen machte. Hierauf lernte
er den praktischen Militärdienst beim 1. Garderegiment
in
Potsdam,
[* 9] studierte 1877-79 in
Bonn
[* 10]
Staats- und
Rechtswissenschaften und übernahm dann als
Hauptmann die
Führung einer
Kompanie
des 1. Garderegiments. 1882 wurde er als
Major zum Gardehusarenregiment versetzt und ward bald Oberst
und
Kommandeur desselben.
Gleichzeitig lernte er unter der Leitung des Oberpräsidenten Achenbach den Verwaltungsdienst bei der Potsdamer Regierung kennen. Der Prinz zeigte für alles großen Eifer und lebhaften Anteil und war trotz einer Schwäche im linken Arm, die durch eine Verletzung des Nervs bei seiner Geburt verursacht wurde, ein trefflicher Reiter und Jäger. 1888 zum Generalmajor und Kommandeur der 1. Gardeinfanteriebrigade befördert, ward er durch den Tod seines Großvaters Wilhelm I., der ihm besonderes Vertrauen schenkte, und den er als sein Vorbild verehrte, Kronprinz und nach dem frühen Hinscheiden seines Vaters 15. Juni d. J. deutscher Kaiser und König von Preußen. Er ergriff das Zepter mit kräftiger Hand, [* 11] eröffnete den deutschen Reichstag 25. Juni inmitten aller deutschen Fürsten mit einer schwungvollen Ansprache, in der er seine Friedensliebe betonte, und versprach bei der Eidesleistung im preußischen Landtag 27. Juni, gleich Friedrich II. der erste Diener des Staats zu sein.
Indem er die von Bismarck bisher angeratene Politik zu der seinigen machte und durch Pflege des Bündnisses mit Österreich [* 12] und Italien [* 13] den Frieden zu sichern bemüht war, suchte er das Vertrauen der Mächte zu seiner Politik durch Besuche bei den bedeutendsten Höfen Europas zu befestigen. Zuerst besuchte er 1888 mit einer Kriegsflotte die Höfe von Petersburg, [* 14] Stockholm [* 15] und Kopenhagen, [* 16] dann die süddeutschen Höfe, den Kaiser Franz Joseph und den König von Italien, wo er mit Enthusiasmus in Rom und [* 17] Neapel [* 18] aufgenommen wurde, 1889 nach einer Nordlandsreise England, Griechenland, [* 19] dessen Kronprinz sich im Oktober d. J. mit seiner Schwester Sophie vermählte, und Konstantinopel. [* 20]
Seinen festen Entschluß, das Gebiet des Deutschen Reichs unvermindert zu behaupten, sprach er mit Nachdruck aus und war eifrig bestrebt, Heer und Flotte in bestem Stand zu erhalten. Wilhelm ist seit vermählt mit der Prinzessin Augusta Viktoria von Schleswig-Holstein [* 21] (geb. Tochter des Herzogs Friedrich von Augustenburg;
fünf Söhne sind bereits dieser Ehe entsprossen: Kronprinz Wilhelm, geb.
Vgl. Graf Douglas, Was wir von Kaiser Wilhelm zu erwarten haben (1888).
[Baden.]
4) Wilhelm
Ludwig
August,
Markgraf von
Baden, zweiter Sohn
des
Großherzogs
Karl
Friedrich von
Baden
[* 22] aus dessen zweiter
Ehe mit
der Gräfin von
Hochberg, geb. zu
Karlsruhe,
[* 23] führte bis 1817 den
Namen
Graf von
Hochberg, trat 1805 in die
Armee ein, machte als Oberst im
Hauptquartier
Massénas den
Krieg von 1809 mit und ward 8. Nov. zum
Generalmajor ernannt. 1812 befehligte
er in Rußland die badische
Brigade. Im
Januar 1813 zum
Generalleutnant befördert, erhielt er im
August das
Kommando des neuerrichteten
badischen
Korps.
Während der Schlachttage von Leipzig [* 24] hatte er diese Stadt selbst besetzt, kapitulierte mit den Verbündeten 19. Okt., lehnte jedoch den Antrag derselben ab, sich mit ihnen zu vereinigen. 1814 leitete er mit 10,000 Mann Badensern, die das 8. deutsche Bundeskorps bildeten, die Blockaden von Straßburg, [* 25] Landau, [* 26] Pfalzburg, Lichtenberg, Lützelstein und Bitsch. Nachdem er 1815 beim Wiener Kongreß die Angelegenheiten der großherzoglich badischen Familie vertreten, befehligte er bei dem Wiederbeginn des Kriegs gegen Frankreich an der Spitze einer aus württembergischen, hessischen und badischen Truppen bestehenden Division die Blockaden von Schlettstadt [* 27] und Neubreisach sowie die Belagerung von Hüningen. Am erhielt er den Titel eines großherzoglichen Prinzen und Markgrafen von Baden. 1819 ward er Präsident der Ersten Kammer, 1825 Kommandeur des badischen Armeekorps und nahm thätigen Anteil an den öffentlichen Angelegenheiten des Landes.
Die Stürme von 1848 bewogen ihn, die Führung der Truppen niederzulegen, und wegen Kränklichkeit gab er später auch seine Stellung als Präsident der Ersten Kammer auf. Er starb Er war seit 1830 vermählt mit Elisabeth, der Tochter des verstorbenen Herzogs Ludwig von Württemberg, [* 28] die ihm vier Töchter gebar und starb.
Vgl. »Denkwürdigkeiten des Generals der Infanterie, Markgrafen Wilhelm von Baden, 1809-15« (hrsg. von Röder v. Diersburg, Karlsr. 1864).
5) Wilhelm
Ludwig
August,
Prinz von
Baden, dritter Sohn
des
Großherzogs
Leopold, geb. trat 1849 als Premierleutnant in
das preußische 1. Garderegiment zu
Fuß, ging 1856 als
Major zur Gardeartillerie über und war zuletzt
Generalmajor und
Kommandeur
der Gardeartilleriebrigade. Er schied 1863 aus preußischen
Diensten aus und vermählte sich mit der
Prinzessin
Maria von
Leuchtenberg, übernahm 1866 den Oberbefehl über die badische
Division im 8. Bundeskorps und zog sich durch seine
vorsichtige
Führung derselben heftige
Angriffe der Gegner seiner deutsch-nationalen
Gesinnung zu, welche ihm die
Schuld an dem
Mißgeschick des
Feldzugs zuschoben (vgl. »Zur Beurteilung
des Verhaltens der badischen Felddivision im
Feldzug 1866«, Darmst. 1866; dagegen:
[Schneider] »Der
Anteil der badischen Felddivision
an dem
Krieg 1866 in
Deutschland«,
[* 29] 3. Aufl.,
Lahr
[* 30] 1867), befehligte 1870 im
Kriege gegen
Frankreich die badische 1.
Brigade im
Werderschen
Korps, ward bei
Nuits schwer verwundet, gehörte als badischer
Abgeordneter 1871-1873 dem
Reichstag
(Reichspartei) an und ward zum
General der
Infanterie ernannt.
[Bayern.]
6) Wilhelm IV.,
Herzog von
Bayern, Sohn
Albrechts IV. (gest. 1508), regierte erst unter
Vormundschaft, seit 1511 selbständig,
jedoch eine
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mehr
Zeitlang gemeinschaftlich mit seinem Bruder Ludwig, über die bayrischen Lande, welche er vereinigt seinen Nachkommen hinterließ, ließ sich 1524 vom Papste durch die Abtretung der Hoheitsrechte über die bayrischen Bischöfe und der Einkünfte der kirchlichen Institute für die Sache des Katholizismus gewinnen und war einer der eifrigsten Gegner der Reformation, die er in seinem Land nicht aufkommen ließ. Er nahm auf seiten Karls V. am Schmalkaldischen Krieg teil; doch gelang es ihm nicht, die pfälzische Kurwürde an sich zu bringen. Nachdem er durch die Berufung der Jesuiten nach Ingolstadt [* 32] diese Universität zum Hort der katholischen Reaktion gemacht, starb er 1550.
[Braunschweig.]
7) Wilhelm August Ludwig Maximilian Friedrich, Herzog von Braunschweig, geb. zweiter Sohn
des 1815 bei Quatrebras
gefallenen Herzogs Friedrich Wilhelm und der Prinzessin Maria Elisabeth Wilhelmine von Baden, welche nach der Schlacht bei Auerstädt
[* 33] im Oktober 1806 mit Wilhelm und seinem ältern Bruder, Karl, nach Schweden
[* 34] und dann nach Bruchsal sich begab, wo
sie starb. Die Prinzen wurden hierauf seit 1809 unter der Aufsicht ihrer Großmutter, der verwitweten Herzogin Auguste,
einer Schwester des Königs Georg III., in England, seit 1814 nach der Rückkehr nach Braunschweig
[* 35] unter der Vormundschaft des
Königs Georg IV. von Großbritannien vom Hofrat Eigner erzogen. Wilhelm studierte 1822 in Göttingen
[* 36] und trat 1823 als
Major in ein preußisches Kürassierregiment.
Sein Bruder, der Herzog Karl von Braunschweig, trat ihm 1826 das Fürstentum Öls [* 37] in Schlesien [* 38] ab. Als dieser durch den Aufstand vertrieben worden war, übernahm Wilhelm 28. Sept. provisorisch die Regierung des Landes und, nachdem eine Familienakte des Gesamthauses Braunschweig vom Februar 1831 den Herzog Karl für absolut regierungsunfähig erklärt hatte, definitiv. Er regierte meist in ungetrübtem Einverständnis mit den Ständen und überließ die Leitung der Staatsgeschäfte mehr und mehr seinen Ministern, während er einen großen Teil des Jahrs außer Landes, namentlich in Öls, zubrachte. 1866 trat er nicht auf die Seite von Preußens [* 39] Gegnern und schloß sich dem Norddeutschen Bund an, weigerte sich aber hartnäckig, mit Preußen eine Militärkonvention zu schließen, und blieb dem preußischen Hofe fern, da dieser seinen Wunsch, den Herzog von Cumberland als seinen Erben anzuerkennen, nicht erfüllte. Wilhelm starb in Sibyllenort und ward im Dom zu Braunschweig beigesetzt. Mit ihm erlosch die ältere braunschweigische Linie der Welfen. Sein Privatvermögen vermachte er dem Herzog von Cumberland, seine Allodialgüter in Schlesien dem König von Sachsen, [* 40] während Öls an Preußen zurückfiel. Vgl. Braunschweig, S. 365.
[England.]
8) Wilhelm I., der Eroberer, König von England, Stifter der englisch-normänn. Dynastie, geb. 1027 als der natürliche
Sohn
Roberts II., des Teufels, Herzogs von der Normandie, ward 1033, als sein Vater eine Pilgerfahrt nach dem Gelobten Land antrat,
als Nachfolger im Herzogtum anerkannt und 1035 nach dem Tod Roberts Herzog. 1046 trat er selbst die Herrschaft
an und vermählte sich 1053 mit Mathilde, der Tochter Balduins V. von Flandern. In zahlreichen Fehden mit benachbarten Herren
gewann er Kriegserfahrung und Ruhm.
Schon 1051 stattete er seinem schwachen Verwandten Eduard dem Bekenner, König von England, einen Besuch in London [* 41] ab, bei welcher Gelegenheit ihm dieser Versprechungen in Bezug auf die Erbfolge in England gemacht haben soll. Als nun nach dem am erfolgten Ableben Eduards Graf Harald von Wessex von den englischen Großen auf den Thron [* 42] erhoben wurde, landete Wilhelm mit 60,000 Mann bei Hastings und lieferte hier seinem Nebenbuhler 14. Okt. eine blutige Schlacht, in der Harald mit dem Kern des angelsächsischen Adels blieb.
Nachdem Wilhelm darauf London eingenommen hatte, ließ er sich in Westminster krönen. Mit den Ländereien der Krone und der im Kampf gefallenen Angelsachsen stattete er seine normännischen Barone aus, führte eine scharfe Polizei ein, erbaute in London und den Provinzen Burgen, [* 43] schritt aber zunächst noch nicht zu einer allgemeinen Umgestaltung der Besitzverhältnisse. Dazu veranlaßten ihn erst die Versuche der Angelsachsen, die Fremdherrschaft abzuschütteln.
Einem 1067 von Wilhelm glücklich unterdrückten Aufstand im nördlichen und westlichen England folgte 1068 eine weit gefährlichere Empörung in Northumberland zu gunsten des Edgar Aetheling, eines Abkömmlings des alten Königshauses, der auch von den Königen Malcolm von Schottland und Svend Esthridson von Dänemark [* 44] unterstützt wurde. Letzterer, der ebenfalls Ansprüche auf den englischen Thron machte, schickte seinen Bruder Osbjörn und zwei seiner Söhne ab, die an der Humbermündung landeten. Wilhelm bewog indes Osbjörn durch Bestechung zum Versprechen, im nächsten Frühjahr abzuziehen, zwang den nach dem Abzug der Dänen ebenfalls in England eingefallenen Malcolm zum Rückzug und verwandelte das ganze nördliche England in eine Einöde.
Hierauf erst schritt er zur systematischen Schwächung und Zurückdrängung der angelsächsischen Adelsfamilien im ganzen Land und zur vollen Durchführung der normännischen Feudalverfassung. Auch führte er die normännisch-französische Sprache [* 45] in allen Zweigen des öffentlichen Lebens ein. Alle spätern Empörungsversuche der Angelsachsen, mit denen sich auch einzelne mißvergnügte normännische Barone verbanden, und denen einmal sogar eine Erhebung Roberts, des ältesten Sohns von Wilhelm, gegen seinen Vater zu statten kam, blieben vergebens und wurden von dem König mit blutigster Strenge unterdrückt.
Mit dem Scheitern eines von König Knut dem Heiligen von Dänemark geplanten Einfalls 1084 durfte Wilhelm seine Herrschaft als gesichert ansehen. 1086 vollendete er sein berühmtes »Domesday-book«, ein Grund- und Steuerkatasterbuch für das ganze Land, das eine vortreffliche Grundlage für die Statistik des mittelalterlichen England gewährt. Äußerst streng waren Wilhelms Jagdgesetze, die selbst das Betreten der königlichen Forsten bei den härtesten Strafen verboten; um seiner Jagdlust zu frönen, ließ Wilhelm in der Gegend von Winchester einen blühenden Landstrich im Umfang von mehr als 30 Meilen in Wald verwandeln.
Die Begünstigung der Aufstände seines Sohns Robert durch Philipp I. von Frankreich verwickelte Wilhelm in Krieg mit demselben; im August 1087 fiel
er in das französische Gebiet ein, zog sich aber in Mantes sur Seine durch einen Sturz vom Pferd
[* 46] eine Verletzung
zu und starb an deren Folgen 7. Sept. d. J. in Rouen.
[* 47] Zu Caen ward der von seinen Vasallen und Dienern verlassene und beraubte Leichnam
des Königs bestattet. Zu Falaise ward 1851 seine Statue aufgestellt. Seiner Anordnung gemäß folgte ihm in der Normandie der
älteste Sohn
, Robert, in England der zweite, Wilhelm II.; der dritte, Heinrich, erhielt die Verlassenschaft
seiner vier Jahre vorher verstorbenen Mutter.
Vgl. Freeman, History of the Norman conquest of England.
Bd. 4 und 5 (Oxf. 1876 ¶