(spr. wiltschek),JohannNepomuk,
Graf von, verdient als Förderer der
Nordpolexpeditionen, geb. ist
einer der reichsten österreichischen Edelleute, dessen große Besitzungen hauptsächlich in
Österreichisch-Schlesien und
Mähren
[* 15] gelegen sind. Nicht nur rüstete Wilczek die
Payer-Weyprechtsche Expedition, welche im
Sommer 1872
Bremerhaven verließ,
fast allein aus, sondern beteiligte sich auch insofern daran, als er mit auf dem Segelschiff
Eisbär nach
Spitzbergen und
Nowaja Semlja
vorausfuhr und dort ein
Depot für die weitersegelnde Expedition errichtete. Die Rückreise wurde von der Petschoramündung
durch Rußland größtenteils auf einem
Boot zurückgelegt. Publiziert wurde auf
Kosten des
Grafen das
»Album
photographischer Landschaftsbilder aus
Spitzbergen,
Nowaja Semlja und der Petschoramündung«
(Wien 1872). Auch um die Errichtung
ständiger meteorologischer Polarstationen machte er sich verdient. Wilczek lebt als k. k.
WirklicherGeheimer Rat und
Kämmerer in
Wien.
Als
Direktor der eidgenössischen Normaleichstätte führte er bis 1867 die
Reform der schweizerischen
Urmaße aus. 1868 wurde
er als
Direktor des physikalischen Zentralobservatoriums nach St.
Petersburg
[* 25] berufen, wo er eine vollständige Reorganisation
und Erweiterung der letztern Anstalt und des davon abhängigen meteorologischen Beobachtungsnetzes in
Rußland durchführte. Als
Abschluß dieser Reorganisation erzielte er 1876 die Begründung eines besondern meteorologisch-magnetischen
Observatoriums in
Pawlowsk als Filialobservatorium des
PetersburgerInstituts, welches den ersten
Rang unter verwandten Anstalten
dieser Art einnimmt.
Das von Wild erfundene
Polaristrobometer (optisches Saccharimeter) ist allgemein bekannt, weniger seine Polarisationsphotometer
(gewöhnliches Photometer
[* 26] und Uranophotometer). Er gab eine neue optische
Methode zur Vergleichung von
Strich- und Längenmaßen an sowie neue
Komparatoren für Längenmaße und andre Verbesserungen an
Meß- und Wägungsmethoden,
die er seit 1870 als Mitglied der Commission internationale du mètre und seit 1875 als Mitglied des durch die Meterkonvention
eingesetzten internationalen
Maß- und Gewichtskomitees zur
Reform der
Urmaße vorgeschlagen und ausgeführt
hat. Er gab die
»Annalen des physikalischen
Observatoriums für Rußland« heraus und redigierte das seit 1869 durch die
Akademie
der
Wissenschaften in
Petersburg herausgegebene
»NeueRepertorium für
Meteorologie«.
Neben seinen größern zusammenfassenden
Arbeiten über die
Luft- und
Bodentemperatur, die
Feuchtigkeits- und Bewölkungsverhältnisse
im russischen
Reich haben ihm besonders seine Verbesserungen der meteorologischen und magnetischen Beobachtungsinstrumente
und
Methoden einen
Namen gemacht. Zur
Entwickelung der
Meteorologie hat er endlich auch noch durch die
Pflege der internationalen
Beziehungen wesentlich beigetragen, indem er mit
Jelinek und
Bruhns die Einberufung internationaler meteorologischer
Kongresse
veranlaßte und als Mitglied des von diesen
Kongressen niedergesetzten permanenten internationalen
Komitees
in gleicher
Richtung thätig blieb. Als
Präsident der internationalen Polarkommission gab er deren Mitteilungen heraus.