Insel im Eingang des
Zuidersees, zur niederländ.
ProvinzNordholland gehörig, durch einen schmalen Meeresarm
vom
Festland getrennt, hat 18 km im Umkreis, besteht aus diluvialemSand und alluvialem
Klai.
Erwerbszweige
der 2475 Einw. sind
Ackerbau, Schafzucht, Wollhandel und
Fischerei.
[* 4]
AntonJoseph, belg.
Maler, geb. zu
Dinant, zeigte schon frühzeitig ein hervorragendes Zeichen- und
Nachbildungstalent, kam 1820 nach
Antwerpen,
[* 5] wo er Herreyns und van
Bree zu
Lehrern hatte, und gewann 1832 den aus
einem Reisestipendium auf fünf Jahre bestehenden römischen
Preis. In
Rom
[* 6] widmete er sich besonders dem
StudiumMichelangelos.
Ihm schwebte als künstlerisches
Ideal die
Verbindung von
Michelangelo und
Rubens vor, und dieses
Ideal suchte er schon in seinem
ersten kolossalen
Bilde, dem
Kampf der Griechen und
Trojaner um den
Leichnam des
Patroklos (1836), zu verwirklichen. 1836 in
die
Heimat zurückgekehrt, nahm er seinen
Wohnsitz in
Lüttich,
[* 7] wo er sich mit Porträtmalen ernährte und daneben ein noch
größeres Gemälde als sein erstes ausführte: die Empörung der abtrünnigen
Engel (1842), neben welchem der
Tod des heil.
Dionys (1842), ein
Triptychon mit
Christus im
Grab,
Eva und
Satan (1839) und die
Flucht nach
Ägypten
[* 8] (1848)
entstanden. 1840 erhielt er infolge eines Preisausschreibens der Stadt
Antwerpen den ersten
Preis für eine Abhandlung:
»Eloge
de
Rubens«, und 1848 ließ er sich in
Brüssel
[* 9] nieder, wo er in demselben Jahr sein Hauptwerk, den
TriumphChristi in seinen
Folgen für die Kulturentwickelung der Menschheit, vollendete.
SeinLeben fristete er nach wie vor mit der Porträtmalerei, da er sich nicht entschließen konnte, eins seiner
Bilder zu verkaufen. 1850 wurde
ihm auf Staatskosten ein großes
Atelier erbaut, welches Staatseigentum blieb und nach seinem
Tod in das
Musée Wiertz umgewandelt
wurde. Nach 1848 verwandte Wiertz mehrere Jahre auf
Erfindung und Vervollkommnung eines neuen technischen
Verfahrens, der sogen.
Peinture mate auf
Leinwand, und hiermit begann eine neue
Periode seines
Schaffens.
Von der
Religion,
Mythologie, Heroengeschichte sich abwendend, suchte er einerseits philosophische
Gedanken spekulativer, mystischer,
humanistischer und transzendentaler
Natur künstlerisch zu gestalten, anderseits Ausgeburten einer überreizten
und krankhaften
Phantasie,
Träume und
Visionen zu versinnlichen, wobei er sehr oft die
Grenzen
[* 10] der Darstellungskunst überschritt
und sich auch von Roheiten und Geschmacklosigkeiten nicht fern hielt. Seine Hauptwerke dieser
Gattung sind: der lebendig Begrabene,
Hunger,
Wahnsinn und
Verbrechen, der
Selbstmörder,
Gedanken und
Visionen des
Kopfes eines Hingerichteten, der
Leuchtturm von
Golgatha,
Christus und der
Kampf der
Parteien, die letzte
Kanone, die
Dinge der Gegenwart vor den
Menschen der Zukunft,
eine
Sekunde nachdem
Tod. Wiertz hat auch zahlreiche Genrebilder gemalt,
in welchen er zum Teil ähnlich bizarre
Stoffe behandelt
(das verbrannte
Kind, Quasimodo, die Romanleserin und der
Teufel, die junge
Hexe), zum Teil aber auch Proben
von höchster
Anmut der Formenbildung und von liebenswürdigem
Humor abgelegt hat (ein junges Mädchen bei der
Toilette, die
Erwartung, das
Geständnis, die Rosenknospe). In seinen letzten
Jahren hatte sich Wiertz auch wieder der
Skulptur zugewendet, die
er schon in früherJugend gepflegt. Er starb in
Brüssel. Seine Werke sind im
Musée Wiertz vereinigt
(vgl. »Catalogue du
Musée Wiertz«, Brüss. 1873). Seine
Schriften (»Peinture flamande«,
»Peinture mate«,
»Revue de salon« etc.)
sind gesammelt in den
»Œuvres littéraires de A. Wiertz«
(Brüssel 1869).
Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft
Zwickau,
[* 11] Amtshauptmannschaft
Annaberg,
[* 12] an der
Zschopau, hat eine evang.
Kirche,
Baumwoll- und Flachsspinnerei, Papierfabrikation,
[* 13] Garnbleicherei, Holzschleiferei, eine Ziegelei, Bierbrauerei,
[* 14] Spiritusbrennerei,
Posamentenfabrikation und (1885) 2222 meist evang. Einwohner.
Dabei das Rittergut Wiesa mit dem
Wiesenbad (s. d.).
[* 17] (hierzu der Stadtplan), Hauptstadt des gleichnamigen Regierungsbezirks der preuß.
ProvinzHessen-Nassau,
[* 18] bis 1866
Haupt- und Residenzstadt des HerzogtumsNassau, in einer an Naturschönheiten
und historischen Merkwürdigkeiten reichen sowie durch mildes
Klima
[* 19] ausgezeichneten Gegend, am Südfuß des
Taunus, 4 km vom
Rhein entfernt,
Knotenpunkt der
LinienWiesbaden-Mosbach und
Wiesbaden-Biebrich der Preußischen Staatsbahn und Wiesbaden-Niedernhausen der Hessischen
Ludwigsbahn, 117 m ü. M., ist namentlich in ihren neuern Teilen sehr regelmäßig
gebaut und besitzt eine große Anzahl prächtiger Gebäude, eleganter Landhäuser und großartiger
Hotels.
Die hervorragendsten Bauten sind: die neue evangelische
Kirche (im romanisch-gotischen
Stil, 1853-62 von
Boos erbaut), mit drei
mächtigen
Schiffen, schönen Altargemälden, trefflicher
Orgel und
Glockenspiel;
die neue Bergkirche (1877-79 nach
Plänen des
Baumeisters Otzen errichtet);
das im florentinischen Stil erbaute Regierungsgebäude;
das Theater
[* 23] (mit Schillerdenkmal auf dem Theaterplatz);
das
neue Schlachthaus;
das Justizgebäude etc. Ferner sind zu nennen: das prächtige, 121 m lange Kurhaus, das an beiden Seiten
mit stattlichen, als Bazare dienenden Säulengängen, einem von sechs ionischen Säulen
[* 24] getragenen Portikus und prachtvollen
Sälen geziert ist;
die neue, an der Hauptquelle, dem Kochbrunnen, errichtete große Trinkhalle, in der
Nähe derselben, auf dem Kranzplatz, eine schöne marmorne Hygieiagruppe von Hoffmann sowie auf dem Luisenplatz das Obeliskendenkmal, 1865 zur
Erinnerung an die nassauischen Gefallenen der Freiheitskriege errichtet.
Die ausgedehnten Parkanlagen am Kurhaus, mit einem
Teich und einer 36 m hohen Fontäne, erstrecken sich bis zur Wasserheilanstalt Dietenmühle und weiter bis
zur Burgruine Sonnenberg. Unmittelbar nördlich der Stadt erhebt sich der an seiner Südseite mit Weinbergen bedeckte, sonst
reichbewaldete Neroberg mit Restaurationsgebäude und Aussichtsturm, nach welchem seit 1888 eine Drahtseilbahn führt. Am
Abhang des Bergs steht die 1855 vollendete russisch-griechische Kapelle, welche HerzogAdolf als Grabmal für
seine 1845 verstorbene Gemahlin Elisabeth erbauen ließ. Die Zahl der Einwohner beläuft sich (1885) mit der Garnison (ein
Infanteriebat. Nr. 80 und eine Abteilung Feldartillerie Nr. 27) auf 55,454 Seelen, darunter 16,483 Katholiken und 1370 Juden.
Die Industrie der Stadt ist nicht hervorragend.
Die Bedeutung von Wiesbaden beruht auf den dortigen Mineralquellen, die jährlich von mehr als 80,000 Kurgästen besucht werden.
Die hier entspringenden Thermalquellen wurden schon von den Römern als Fontes Mattiaci (bei Plinius) oder Aquae Mattiacae (bei
Ammianus Marcellinus) benutzt, doch erwarb sich Wiesbaden als Kurort erst seit dem 16. Jahrh. einen ausgebreiteten
Ruf, der seitdem immer zugenommen hat, besonders auch, nachdem es wegen seines milden Klimas als Winteraufenthalt und behufs
der Abhaltung von Winterkuren so besucht wird, daß die Frequenz der Wintersaison derjenigen der Sommersaison kaum nachsteht.
Die zahlreichen Quellen, welche an Gehalt nur wenig und nur an Temperatur (40-69° C.) verschieden sind,
gehören zu den alkalischen Kochsalzthermen und zeichnen sich durch ihre große Ergiebigkeit wie durch Reichtum an festen
Bestandteilen (Chlornatrium überwiegend, Chlorcalcium, Chlormagnesium, Chlorkalium, kohlensaurer Kalk etc.) aus. Man zählt ihrer
im ganzen 23, von denen die bedeutendste, der Kochbrunnen (69° C.), ferner die Schützenhofquelle und
der Adlerbrunnen (64° C.) offen zu Tage treten.
Sämtliche Quellen geben zusammen 1,4 cbmWasser in der Minute. Der Kochbrunnen allein wirft täglich 45,5 Doppelztr.
Kochsalz aus, von andern Bestandteilen abgesehen, und versorgt 11 Badehäuser und täglich ca. 400 Bäder. Das Wasser der Quellen
ist meist klar, durchsichtig, nur bei einigen etwas ins Gelbliche spielend, entwickelt unaufhörlich
Luftbläschen, besitzt einen faden, laugenhaft ammoniakalischen Geruch, ähnlich dem von gelöschtem Kalk oder gekochten Eiern,
und einen faden, ungesalzener Fleischbrühe
ähnlichen Geschmack.
Das auf der Oberfläche des Wassers sich bildende schillernde Häutchen, die Thermenhaut oder Salzhaut genannt, besteht fast
bloß aus Kalkerde; der in den Kanälen, durch welche das Wasser fließt, sich absetzende rotbraune Sinter
besteht aus Eisenoxyd, kieselsaurer Thonerde, schwefelsaurem Kalk, vorzüglich aber aus kohlensaurer Kalk- und Thonerde. Außer
den Thermalquellen besitzt Wiesbaden im NW. der Stadt auch noch drei ärztlich nicht benutzte Mineralquellen von 9,4-20° C. Die Thermen
von Wiesbaden werden zum Baden
[* 25] (auch in Form von Douchen und Dampfbädern) wie zur Trinkkur benutzt und haben
sich als treffliches Heilmittel bewährt bei Katarrhen des Magens und des Verdauungskanals, ferner bei Rheumatismen, bei Hämorrhoiden
und überhaupt Unterleibsstockungen, bei Gicht (jedoch erst nach dem Verschwinden aller Entzündungssymptome), endlich bei
verschiedenen Hautkrankheiten, alten Geschwüren und Neuralgien. In Wiesbaden befindet sich auch eine gymnastische
Heilanstalt, eine Anstalt zur Heilung von Morphiumsüchtigen, berühmte Augenheilanstalten, 2 Kaltwasserheilanstalten (Nerothal
und Dietenmühle), eine Militärheilanstalt (Wilhelmsheilanstalt) etc. Ebenso wird Wiesbaden behufs
der Trauben- und Milchkur stark besucht.
Sonst ist Wiesbaden Sitz einer königlichen Regierung, eines Konsistoriums, eines königlichen Polizeipräsidiums,
eines Landratsamtes (für den Landkreis Wiesbaden), eines Landgerichts, einer Forstinspektion, eines Bergreviers, eines Steueramtes
etc. In der Umgegend sind zu nennen: die RuineSonnenberg, teilweise restauriert, mit Restauration und hübschen Spaziergängen;
weiterhin der Schäferskopf (455 m) und die
HoheWurzel
[* 27] (510 m), Berge des Taunus, mit prächtiger Aussicht, beide mit Aussichtsturm, letztere noch mit einer Schutzhütte,
errichtet vom Taunusklub;
Wiesbaden ist aus einem Kastell entstanden, das die Römer
[* 28] 11 v. Chr. am Kreuzungspunkt von drei Heerstraßen anlegten, und um welches
der heilkräftigen Quellen halber bald eine Ansiedelung erwuchs. Der Ort führte nach der Völkerschaft
der Mattiaker den NamenAquae Mattiacae. Von jenem Kastell sind 1838 auf der Höhe des sogen. Heidenbergs und der Röderstraße
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