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deutschen Kaiser. In den Türkenkriegen wurde die Stadt zum erstenmal vom 22. Sept. bis vom Sultan Soliman mit 120,000 Mann belagert, aber von 16,000 Mann Soldaten und 5000 Bürgern unter Nikolaus von Salm tapfer verteidigt, bis Soliman abzog. Graf Matthias von Thurn, von den Protestanten zu Hilfe gerufen, belagerte 1619 den Erzherzog Ferdinand in Wien, [* 2] sah sich aber genötigt, die Belagerung aufzuheben. 1640 erschienen die Schweden [* 3] vor Wien, um es durch Handstreich zu nehmen, zogen aber unverrichteter Sache wieder ab. 1679 sowie früher schon 1370, 1381, 1541 und 1564 ward die Stadt von der Pest heimgesucht.
In dem von den ungarischen Grafen Tököly veranlaßten neuen Türkenkrieg wurde Wien vom 14. Juli bis von 200,000 Türken unter Kara Mustafa belagert, aber von 13,000 Mann Soldaten und 7000 Bürgern unter Rüdiger von Starhemberg verteidigt, bis der Herzog von Lothringen mit der Reichsarmee und Johann Sobieski von Polen die Stadt entsetzten. 1704 wurden die bei der Belagerung niedergebrannten, seitdem aber wieder aufgebauten Vorstädte gegen die bis nahe an Wien streifenden ungarischen Insurgenten unter Rákóczy mit den noch erhaltenen Linien umgeben, welche im März und Juni d. J. die Vorstädte wirklich vor der Zerstörung schützten. 1718 wütete wiederum die Pest, doch milder als früher. 1722 erhob der Papst das Bistum Wien zu einem Erzbistum. Am ward Wien von französischen Truppen besetzt, die aber infolge des Preßburger Friedens wieder abzogen.
In dem neuen Krieg mit Frankreich langten die französischen Vortruppen vor an und bombardierten in der Nacht des 12. von den Vorstädten aus die innere Stadt, worauf diese 13. Mai kapitulierte. Wien war nun der Mittelpunkt der französischen Kriegsmacht bis zum zweiten Wiener Frieden (s. d.) Bei ihrem Abzug nahmen die Franzosen die vorzüglichsten Kunstgegenstände mit sich u. sprengten die Wälle vom Kärntner Thor bis zur Elendbastei. Zwar wurden dieselben wiederhergestellt; dessen ungeachtet hörte jedoch später Wien auf, Festung [* 4] zu sein, und die Werke wurden in Spaziergänge verwandelt. 1815 fand in den Mauern Wiens der berühmte Wiener Kongreß (s. d.) und 1819 ein Ministerkongreß statt. 1831 wütete zum erstenmal die Cholera auf verheerende Weise in der Kaiserstadt. Im März 1848 brachen Unruhen in Wien aus, die den Sturz Metternichs (13. Mai) und den Erlaß einer Verfassung sowie die Berufung volkstümlicher Minister zur Folge hatten. Doch kam es im Mai zu einer neuen Erhebung der Studenten (Aula) und 6. Okt. zu einer förmlichen Revolution, so daß Wien von den Truppen unter Windischgrätz förmlich erobert werden mußte (vgl. Österreich-Ungarn, [* 5] S. 517-518). Am wurde hier die für den größten Teil von Deutschland [* 6] gültige Münzkonvention geschlossen. 1858 wurde mit der Beseitigung der alten innern Befestigung der Anfang gemacht und auf dem durch die Niederlegung derselben gewonnenen Boden die großartige Ringstraße angelegt, welche die innere Stadt umgibt, und an der sich eine bedeutende Zahl neuer öffentlicher und privater Prachtgebäude erheben. Nach dem am von den Preußen [* 7] bei Königgrätz [* 8] erfochtenen Sieg rückte die Avantgarde derselben bis in die Nähe von Wien vor. 1873 fand in Wien eine Weltausstellung statt.
[Litteratur.]
Vgl. Weiß, Topographie der Stadt Wien (Wien 1876);
»Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild«, Bd. 1: Wien (das. 1886);
Waagen, Die vornehmsten Kunstdenkmäler in Wien (das. 1866-67, 2 Bde.);
Lützow, Wiener Monumentalbauten (das. 1878);
Bodenstein, Hundert Jahre Kunstgeschichte Wiens 1788-1888 (das. 1888);
die »Führer durch Wien« von Förster (20. Aufl., das. 1888), Seis (1880), Bermann (5. Aufl. 1889), Maurer (1889) und Winkler, Technischer Führer durch Wien (Wien 1874);
über das Wiener Volksleben die Schriften von Spitzer, Schlögl u. a.; Hormayr, Wien, seine Geschichte und Denkwürdigkeiten (Wien 1824, 5 Bde.);
Weiß, Geschichte der Stadt Wien (2. Aufl., das. 1882);
Bermann, Alt- und Neu-Wien, Geschichte der Kaiserstadt (das. 1880);
»Wien 1848-88, Denkschrift des Gemeinderats« (das. 1888, 2 Bde.);
Zapf, Wirtschaftsgeschichte Wiens 1848-88 (das. 1888);
Munk, Die Steuerbelastung der Reichshauptstädte Wien und Berlin [* 9] (das. 1889);
v. Renner, Wien im J. 1683 (das. 1883);
Kink, Geschichte der Universität Wien (das. 1824, 2 Bde.);
Aschbach, Geschichte der Wiener Universität (das. 1865-85, 3 Bde.);
»Geschichtsquellen der Stadt Wien« (hrsg. von Tomaschek u. Weiß, das. 1877 ff.).