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Guld.). Der Vermögensstand der Stadtgemeinde belief sich Ende 1887 auf 47,7 Mill., darunter 43,9 Mill. Guld. privatrechtliches, unbewegliches Vermögen, der Passivstand auf 53,7 Mill. Guld. Der Wert des Gemeindeguts (öffentliche Straßen, Brücken, Wasserleitungen etc.) beträgt 58,2 Mill. Guld. Die Stadt ist Residenz des kaiserlichen Hofs, Sitz des Hofstaats, der beiden Häuser des Reichsrats und (abwechselnd mit Budapest) der Delegationen für die gemeinsamen Angelegenheiten, der auswärtigen Gesandtschaften und Konsuln (darunter auch eines deutschen), der gemeinsamen und der k. k. Ministerien sowie der beiden obersten Rechnungshöfe, des obersten Gerichts- und Kassationshofs und der übrigen Zentralbehörden, des ungarischen Ministeriums am Allerhöchsten Hoflager, des niederösterreichischen Landtags sowie zahlreicher Provinzial- und Lokalbehörden, wie der niederösterreichischen Statthalterei, des Oberlandes-, Landes- und Handelsgerichts, der Finanzlandesdirektion und Finanzprokuratur, der Polizeidirektion, der Post- und Telegraphendirektion, einer Handels- und Gewerbekammer, der Forst- und Domänendirektion, der Berghauptmannschaft, des 2. Korpskommandos, des Platzkommandos, des Landesgendarmeriekommandos etc., endlich eines Erzbischofs, unter welchem die Bischöfe von St. Pölten und Linz stehen, eines Metropolitandomkapitels, erzbischöflichen Konsistoriums, apostolischen Feldvikariats, des evangelischen Oberkirchenrats, einer Superintendentur Augsburgischer und einer solchen Helvetischer Konfession sowie des Synodalrats der altkatholischen Kirche. Das Wappen von Wien (S. 600) bildet ein doppelköpfiger schwarzer Adler im goldenen Feld mit einer Krone, auf der Brust ein weißes Kreuz im roten Feld.
Umgebung.
(Hierzu »Karte der Umgebung Wiens«.)
Den schönsten Überblick über Wien gewähren der Stephansturm, der Rathausturm, das Belvedere, die Spinnerin am Kreuz, der Leopoldsberg, der Kahlenberg und der Hermannskogel (mit der Habsburgwarte). Wenige Hauptstädte erfreuen sich einer so reizenden Umgebung wie Wien. Zu den besuchtern Punkten der Umgebung gehören: Döbling, Grinzing, Heiligenstadt, Nußdorf (Zahnradbahn auf den Kahlenberg), Klosterneuburg mit dem prachtvollen Stifte der Augustiner-Chorherren, Weidling (mit Lenaus Grab), Greifenstein mit Schloßruine, Dornbach und Neuwaldegg mit dem reizenden fürstlich Schwarzenbergschen Park, dem Gallitzinberg und der Sophienalpe, das Thal der Wien, dem das k. k. Lustschloß Schönbrunn, Hietzing, St. Veit, Hütteldorf, Weidlingau und Hadersdorf mit dem Laudonschen Park (Grabmal des Feldherrn Laudon), Purkersdorf und Preßbaum angehören, das industriöse Liesing, die Thäler von Kaltenleutgeben, Breitenfurt und Laab, Perchtoldsdorf, Mödling mit der Felsenschlucht der Klause und dem Thal der Brühl, endlich in weiterer Entfernung das k. k. Lustschloß Laxenburg mit seinem riesigen Park und großen Teich, das weinreiche Gumpoldskirchen, das heilspendende Baden mit dem reizenden Helenenthal, der Badeort Vöslau, die Thäler der Triesting, Piesting und Pitten, Gloggnitz, Payerbach und Reichenau, die Eingänge zu den Alpen, der Schneeberg, die Raxalpe und der Semmering mit der kühnen Alpenbahn. Gegen NO., O. und SO. entbehrt die Umgebung der Reize des wohlkultivierten Hügellandes und des Waldes, dort herrscht das baumlose Ackerland vor (namentlich im Marchfeld, mit den berühmten Schlachtfeldern von Aspern, Eßling und Wagram). In dieser Region liegen Schwechat mit dem kolossalen Brauhaus Drehers, Kaiser-Ebersdorf (einst k. k. Jagdschloß), über der Donau Jedlersee, der weinreiche Bisamberg und das Städtchen Korneuburg. Vgl. Förster, Touristenführer in Wiens Umgebungen (6. Aufl., Wien 1889).
Geschichte.
Wien war in vorrömischer Zeit ein keltischer Ort, zuerst Vianomina, dann Vindobona genannt, welchen die Römer zur Beherrschung der Donau befestigten. Die 13. und später die 10. Legion hatten ihr Standquartier in diesem Castrum stativum, welches etwa ein Viertel der mittelalterlichen »innern« Stadt zwischen den heutigen Straßen Tiefer Graben, Graben und Rotenturmstraße umfaßte. Hier starb 180 Kaiser Marcus Aurelius. In der Zeit der Völkerwanderung wird Vindomina die Grenzstadt der Rugier und Ostgoten genannt. Auf die slawische Epoche weist sein slawischer Name Beč, dem der magyarische Bécs nachgebildet erscheint. Die jetzige Namensform Wien erscheint zuerst in den »Neuen Altaicher Annalen« unter 1030. Unter den ersten Babenbergern tritt Wien in politischer Bedeutung hinter Tuln, Mautern und Klosterneuburg zurück. Doch seit der Mitte des 12. Jahrh. entwickelt sich rasch die Geltung dieses durch seine Lage so begünstigten Ortes. Der »Hof«, das einstige römische Prätorium, ward Residenz der Babenberger. Heinrich II. Jasomirgott legte 1144 den Grundstein zur Stephanskirche, baute sich 1160 eine Burg am Hof und stiftete 1158 das Schottenkloster. Herzog Leopold VII. verlieh 1208 den flandrischen Altbürgern (Burgenses) einen Freiheitsbrief und 1221 der Stadt selbst eine Rechtsurkunde, die älteste bekannte Grundlage des Wiener Stadtrechts, und baute um 1200 eine neue Burg auf der Stelle, wo jetzt die Hofburg steht, und 1221 die Michaelskirche. Gegen Herzog Friedrich den Streitbaren empörten sich die Wiener und fanden beim Kaiser Friedrich II. Hilfe. Dieser kam selbst nach Wien, erklärte es 1237 zu einer freien Reichsstadt und gab ihm unter anderm eine lateinische Schule, dieser Grund zur Universität wurde. Zwar nahm schon 1240 der Herzog Wien durch Hunger und verlieh ihr 1244 ein neues Stadtrecht, das 1247 Kaiser Friedrich bestätigte, 1246 aber starben die Babenberger aus, und Wien ward wieder Reichsstadt. Ottokar von Böhmen gewann indessen die Stadt durch Überredung und Privilegien und erweiterte ihren Umfang ansehnlich, indem er auch den Schottenhof und die Burg zur Stadt zog. Sein Gegner Rudolf von Habsburg belagerte Wien 1276, und es kam vor der Stadt zu einem Vergleich, worin Ottokar mit den deutschen Provinzen Wien abtrat, welches nun Hauptresidenz der Habsburger wurde. 1278 verlieh König Rudolf I. der Stadt wichtige Rechte. Unter Herzog Albrecht I. 1281-96 mußte die Stadt ihren Widerstand gegen seine landesfürstliche Gewalt aufgeben. Herzog Rudolf IV. (gest. 1365) gab der Stephanskirche ihre gegenwärtige Gestalt, gründete 1365 die Universität und rief die wichtigsten städtischen Einrichtungen ins Leben. Am 17. Febr. 1448 schloß Kaiser Friedrich III. mit dem Papste das Wiener Konkordat ab, welches den Reformbestrebungen der Konzile ein Ende machte. Gegen Friedrich empörte sich die Stadt, und als er 1462 Wien belagerte, überlisteten ihn die Wiener und belagerten ihn zwei Monate lang, bis ihn Georg Podiebrad, König von Böhmen, befreite. 1480 ward Wien Sitz eines Bistums; 1484 eroberte es Matthias Corvinus, welcher daselbst seine Residenz aufschlug. Unter Ferdinand I. und seinen Nachfolgern wurde Wien die beständige Residenz der
Maßstab 1:225000.
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deutschen Kaiser. In den Türkenkriegen wurde die Stadt zum erstenmal vom 22. Sept. bis 15. Okt. 1529 vom Sultan Soliman mit 120,000 Mann belagert, aber von 16,000 Mann Soldaten und 5000 Bürgern unter Nikolaus von Salm tapfer verteidigt, bis Soliman abzog. Graf Matthias von Thurn, von den Protestanten zu Hilfe gerufen, belagerte 1619 den Erzherzog Ferdinand in Wien, sah sich aber genötigt, die Belagerung aufzuheben. 1640 erschienen die Schweden vor Wien, um es durch Handstreich zu nehmen, zogen aber unverrichteter Sache wieder ab. 1679 sowie früher schon 1370, 1381, 1541 und 1564 ward die Stadt von der Pest heimgesucht. In dem von den ungarischen Grafen Tököly veranlaßten neuen Türkenkrieg wurde Wien vom 14. Juli bis 12. Sept. 1683 von 200,000 Türken unter Kara Mustafa belagert, aber von 13,000 Mann Soldaten und 7000 Bürgern unter Rüdiger von Starhemberg verteidigt, bis der Herzog von Lothringen mit der Reichsarmee und Johann Sobieski von Polen die Stadt entsetzten. 1704 wurden die bei der Belagerung niedergebrannten, seitdem aber wieder aufgebauten Vorstädte gegen die bis nahe an Wien streifenden ungarischen Insurgenten unter Rákóczy mit den noch erhaltenen Linien umgeben, welche im März und Juni d. J. die Vorstädte wirklich vor der Zerstörung schützten. 1718 wütete wiederum die Pest, doch milder als früher. 1722 erhob der Papst das Bistum Wien zu einem Erzbistum. Am 13. Nov. 1805 ward Wien von französischen Truppen besetzt, die aber 12. Jan. 1806 infolge des Preßburger Friedens wieder abzogen. In dem neuen Krieg mit Frankreich langten die französischen Vortruppen 10. Mai 1809 vor an und bombardierten in der Nacht des 12. von den Vorstädten aus die innere Stadt, worauf diese 13. Mai kapitulierte. Wien war nun der Mittelpunkt der französischen Kriegsmacht bis zum zweiten Wiener Frieden (s. d.) 14. Okt. 1809. Bei ihrem Abzug nahmen die Franzosen die vorzüglichsten Kunstgegenstände mit sich u. sprengten die Wälle vom Kärntner Thor bis zur Elendbastei. Zwar wurden dieselben wiederhergestellt; dessen ungeachtet hörte jedoch später Wien auf, Festung zu sein, und die Werke wurden in Spaziergänge verwandelt. 1815 fand in den Mauern Wiens der berühmte Wiener Kongreß (s. d.) und 1819 ein Ministerkongreß statt. 1831 wütete zum erstenmal die Cholera auf verheerende Weise in der Kaiserstadt. Im März 1848 brachen Unruhen in Wien aus, die den Sturz Metternichs (13. Mai) und den Erlaß einer Verfassung sowie die Berufung volkstümlicher Minister zur Folge hatten. Doch kam es im Mai zu einer neuen Erhebung der Studenten (Aula) und 6. Okt. zu einer förmlichen Revolution, so daß Wien von den Truppen unter Windischgrätz förmlich erobert werden mußte (vgl. Österreich-Ungarn, S. 517-518). Am 24. Jan. 1857 wurde hier die für den größten Teil von Deutschland gültige Münzkonvention geschlossen. 1858 wurde mit der Beseitigung der alten innern Befestigung der Anfang gemacht und auf dem durch die Niederlegung derselben gewonnenen Boden die großartige Ringstraße angelegt, welche die innere Stadt umgibt, und an der sich eine bedeutende Zahl neuer öffentlicher und privater Prachtgebäude erheben. Nach dem am 3. Juli 1866 von den Preußen bei Königgrätz erfochtenen Sieg rückte die Avantgarde derselben bis in die Nähe von Wien vor. 1873 fand in Wien eine Weltausstellung statt.
[Litteratur.] Vgl. Weiß, Topographie der Stadt Wien (Wien 1876); »Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild«, Bd. 1: Wien (das. 1886); Waagen, Die vornehmsten Kunstdenkmäler in Wien (das. 1866-67, 2 Bde.); Lützow, Wiener Monumentalbauten (das. 1878); Bodenstein, Hundert Jahre Kunstgeschichte Wiens 1788-1888 (das. 1888); die »Führer durch Wien« von Förster (20. Aufl., das. 1888), Seis (1880), Bermann (5. Aufl. 1889), Maurer (1889) und Winkler, Technischer Führer durch Wien (Wien 1874); über das Wiener Volksleben die Schriften von Spitzer, Schlögl u. a.; Hormayr, Wien, seine Geschichte und Denkwürdigkeiten (Wien 1824, 5 Bde.); Weiß, Geschichte der Stadt Wien (2. Aufl., das. 1882); Bermann, Alt- und Neu-Wien, Geschichte der Kaiserstadt (das. 1880); »Wien 1848-88, Denkschrift des Gemeinderats« (das. 1888, 2 Bde.); Zapf, Wirtschaftsgeschichte Wiens 1848-88 (das. 1888); Munk, Die Steuerbelastung der Reichshauptstädte Wien und Berlin (das. 1889); v. Renner, Wien im J. 1683 (das. 1883); Kink, Geschichte der Universität Wien (das. 1824, 2 Bde.); Aschbach, Geschichte der Wiener Universität (das. 1865-85, 3 Bde.); »Geschichtsquellen der Stadt Wien« (hrsg. von Tomaschek u. Weiß, das. 1877 ff.).